Stadtverwaltung kündigt Entführungen an — bringt eure Lieblinge in Sicherheit!

Gestern Mittag sperrten Angestellte der Firma ASA Bau den Vorplatz des Bahnhofs ab, um mit dessen Umgestaltung zu beginnen. Aus dem düsteren Willkommen, das den ankommenden Bahnreisenden dort schon seit Jahren entgegennovemberte, soll nun ein einladendes Plätzchen werden. Doch dem Beginn der Bauarbeiten stehen mehrere Dutzend abgestellter Fahrräder im Weg.

bahnhofsvorplatz in greifswald(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Die Stadtverwaltung ist darüber alles andere als begeistert. Bausenator Jörg Hochheim forderte die Eigentümerinnen der Fahrräder dazu auf, diese „umgehend, spätestens aber bis zum kommenden Dienstag, von der Baustelle zu entfernen“. Fahrräder, die sich am 7. Januar 2014 um 8 Uhr dort noch befinden, sollen zum Bauhof in der Gützkower Landstraße 70 transportiert werden, wo sie von den Eigentümern abgeholt werden können (Mo-Do 7-16 Uhr, Fr 7-13 Uhr).

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Jetzt ist es amtlich: die Straze wird gerettet!

Die gute Nachricht gleich vorneweg: die Straze ist vorerst gerettet. Gestern setzte Douglas Fernando seine Unterschrift unter den Vertrag. Die Initiative, die sich seit Jahren um den Kauf des denkmalgeschützten Gebäudes bemüht, hat damit einen essentiellen Schritt nach vorn gemacht und kann endlich loslegen!

Dabei wurde es auf dem letzten Meter noch einmal knapp, denn Fernando ließ den für Donnerstag vereinbarten Notartermin, bei dem der Verkauf eigentlich besiegelt werden sollte, platzen. Gestern, also einen Tag später, erschien er jedoch und unterschrieb. Der Kaufpreis soll zwischen 350.000 und 400.000 Euro liegen. Dieses Geld wurde über Leih- und Schenkgemeinschaften organisiert. Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes werden auf vier Millionen Euro geschätzt — dieses Geld soll ebenfalls über Leih- und Schenkgemeinschaften akquiriert werden.

In einem Artikel der Ostsee-Zeitung skizzierten Vertreterinnen der Straze-Gruppe, wie es weitergehen wird: im Januar des nächsten Jahres sollen Maßnahmen getroffen werden, um das Haus zu sichern und den weiteren Verfall aufzuhalten. Danach greift ein auf mehrere Jahre ausgelegter Sanierungsplan. Bis die Straze wieder bewohn- und bespielbar wird, wird also noch viel Zeit ins Land gehen, muss noch eine Menge Arbeit erledigt werden.

DAS ENDE EINER UNENDLICHEN GESCHICHTE 

Mit dem Verkauf des Gebäudes findet eine der langwierigsten Verhandlungen um eine Greifswalder Immobilie ihr vorläufiges Ende. Vor mehr als sechs Jahren, 2007, musste das Gebäude, das einst viele Vereine und einige Wohngemeinschaften beheimatete, leergezogen werden und wurde zum Verkauf angeboten. Im Januar 2008 wurde bekannt, dass der neue Eigentümer das Berliner Petruswerk ist.

Der Preis, den das Unternehmen für die Straze zahlte, soll zwischen 160.000 Euro und 300.000 Euro gelegen haben; die Angaben hierzu sind widersprüchlich. Wenig später stellte der ambitionierte Investor fest, dass die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes zu teuer sei und beantragte eine Abrissgenehmigung — glücklicherweise ohne Erfolg.

Indes bemühte sich eine Bürgerinitiative um den Erwerb des Gebäudes. Die Idee, das geschichtsträchtige Haus aus eigener Kraft erst zu sanieren und später zu betreiben, konkretisierte sich. Doch Douglas Fernando mauerte und brachte utopische Verkaufspreise ins Gespräch, die zum Teil mehr als das Doppelte des Preises, zu dem er das Gebäude gekauft hatte, betrugen. Irgendwann wurden die Verhandlungen ergebnislos eingestellt, bis sich schließlich auch die Stadt für einen Verkauf des Hauses an die Gruppe einsetzte.

Aus der Initiative von einst ist ein wirtschaftlicher Zusammenschluss geworden, der nun vor einer gigantischen Herausforderung steht. Doch bevor diese Aufgabe angegangen wird, darf in der nächsten Woche erstmal ausgiebig gefeiert werden. Dass in Greifswald binnen zweier Jahre mit dem IKUWO, der Brinke und der Straze gleich drei Häuser gekauft werden konnten — das ist der absolute Wahnsinn!

Realistische Hoffnung für neuen Freiraum: Straze soll nun doch an Verein verkauft werden

Ein neues Licht am Ende des Tunnels? Wie die Ostsee-Zeitung heute meldete, sei der Verkauf der Straze an den Verein Kultur- und Initiativenhaus, der sich schon lange und ausdauernd um das seit sechs Jahren leerstehende, frühere Gesellschaftshaus Zum Greif bemüht, „beschlossene Sache“. Es werde zwar noch an den rechtlichen Details gefeilt, doch sollen Grundstück und Gebäude innerhalb der nächsten Wochen ihren Besitzer wechseln.

Mit dem Verkauf, so dieser in der angekündigten Form vollzogen würde, könnte einer der bislang langwierigsten Immobilienstreits zwischen Stadtverwaltung, Investor und Bürgerinitiative endlich ein halbwegs gütliches Ende finden. 2007 wurde das Gebäude, in dem einst viele Vereine ihren Sitz hatten, leergezogen und zum Verkauf ausgeschrieben.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Den Zuschlag erhielt im Januar 2008 das Petruswerk aus Berlin. Die Angaben über den Kaufpreis sind widersprüchlich; er soll aberzwischen 160.000 Euro und 300.000 Euro gelegen haben. Nachdem der Investor — das Petruswerk — festgestellt hatte, dass Sanierung und Betrieb des denkmalgeschützten Gebäudes zu teuer seien, präsentierte es in Windeseile Neubaupläne und setzte auf Abriss.

AUF NACHSICHT VERSPEKULIERT 

Unterdessen bemühte sich eine Bürgerinitiative — aus der alsbald ein Verein erwuchs — darum, die frühere „Straze“ zu erwerben und das geschichtsträchtige Haus aus eigener Kraft erst zu sanieren und später zu betreiben. Doch das Petruswerk mauerte. Sollten die Hausretter anfangs noch den doppelten Kaufpreis an das von Douglas Fernando geführte Unternehmen überweisen, wurden die Verhandlungen irgendwann ergebnislos eingestellt.

Das Petruswerk wollte nur an die Stadt verkaufen, so dass durch die folgende Weiterveräußerung an den Verein die Grunderwerbssteuer ein weiteres Mal angefallen wäre. Die Bürgerschaft beschloss, diesen Weg nur unter der Bedingung zu gehen, dass die Straze-Gruppe zweimal für die fälligen Steuern aufkäme — die entstehenden Mehrkosten hätten sich auf einen sechsstelligen Betrag belaufen.

Schon vor einem Jahr verdichteten sich Gerüchte, dass das Petruswerk das seit 2007 leerstehende Haus nun doch verkaufen wolle, aber im Gegenzug dafür auf Nachsicht seitens der Stadtverwaltung spekuliere, um einen — wegen ausbleibender Zahlung des Kaufpreises in Schieflage geratenen — Grundstücksdeal am Hafen nicht zu gefährden. Im Februar 2013 beschloss die Bürgerschaft, diesen Kaufvertrag wegen Überschreitung der Zahlungsfrist rückabzuwickeln.

Ähnliche Schlagzeilen machte das Immobilienunternehmen zuletzt auch in Österreich. Die Straze soll wohl nun offenbar doch direkt an den Verein verkauft werden, der ein Konzept in der Tasche hat und in den Startlöchern steht. Man warte noch auf einen Brief des Petruswerks; laut Ostsee-Zeitung würde es nur nicht mehr lange dauern, bis der Verkauf über die Bühne gegangen sei.

Noch nie stand der Verein so dicht wie jetzt vor der Rettung des seit über sechs Jahren leerstehenden und vom Verfall bedrohten Gesellschaftshauses. Es bleibt noch so lange abzuwarten, bis der Verkauf rechtsgültig vollzogen wurde — erst dann darf gefeiert werden, dass die Auszeit vorüber ist und ein längst verloren geglaubter Freiraum zurückkehren wird!

Mehr zum Petruswerk und seinen Immobiliengeschäften in Greifswald: 

Einsturzgefährdeter Speicher im Museumshafen wird abgerissen

Die Tage des historischen Speichergebäudes in der Hafenstraße 33 sind nach dem Einsturz einer Dachgaube in der vergangenen Woche gezählt.

Am Dienstag begutachtete die Untere Bauordnungsbehörde das 1902 gebaute Gebäude und bewertete den Bau als einsturzgefährdet. Zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit müsse das Gebäude nun „unverzüglich beseitigt“ werden. Die Besichtigung des seit der Wende leerstehenden Kornspeichers offenbarte seinen maroden Zustand: große Bereiche des Daches und der Decken sollen bereits eingestürzt sein, die noch sichtbaren tragenden Deckenbalken seien zum großen Teil von starkem Pilzbefall betroffen. „Einsturzgefährdeter Speicher im Museumshafen wird abgerissen“ weiterlesen

Sanierung der Wiesenstraße: Bauarbeiten im letzten Abschnitt haben begonnen

Schon ein Dreivierteljahr dauern die Sanierungsarbeiten in der Wiesenstraße an. Nun ist die Hälfte der Umgestaltung, in deren Rahmen neue Schmutz- und Trinkwasserleitungen mit den entsprechenden Hausanschlussleitungen verlegt und eine Regenentwässerung installiert wurde, geschafft. Zudem wurden Gehwege und Straßenbelag saniert und neue Laternen aufgestellt.

Bausenator Jörg Hochheim (CDU) bedankt sich in einer Pressemitteilung der Stadt für die Geduld der Anwohner, die in den letzten Monaten mit „erheblichen Einschränkungen“ leben mussten. Dafür, so heißt es in der Pressemitteilung weiter, habe sich aber „die Wohnqualität erheblich verbessert. Erstmals seien beidseitig der Fahrbahn Parktaschen angelegt worden. Außerdem stünden nun jede Menge Fahrradständer zur Verfügung. Noch im Herbst sollen Bäume gepflanzt werden.“

Gestern wurden die beiden seit Oktober 2012 gesperrten Teilabschnitte von der Bleichstraße bis zur Langen Reihe und von der Gützkower Straße bis zur Pfarrer-Wachsmann-Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig begann die nächste Phase der Umgestaltung auf dem Teilstück zwischen Langer Reihe und Gützkower Straße, das seit dem 28. August für den Fahrzeugverkehr gesperrt wurde. In den kommenden Monaten werden deswegen weniger PKW-Stellplätze zur Verfügung stehen und die ohnehin angespannte Parkplatzsituation in der Fleischervorstadt wird sich vorerst eher verschärfen als entspannen.

Die Steinstraße und die Arndtstraße werden während der Bauarbeiten als Sackgassen ausgewiesen, die Zufahrt zur Arndtschule — für deren gegenüberliegende Straßenseite in dieser Zeit ein Halteverbot ausgewiesen wurde, um die Zufahrt von Rettungskräften gewährleisten zu können — und der angeschlossenen Sporthalle ist dann nur noch über die Goethestraße möglich. Die Stadtverwaltung empfiehlt Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, ihren Nachwuchs in den anliegenden Straßen abzusetzen, da das Wenden bei viel Verkehr schwierig sei.

Die Sanierung der Wiesenstraße kostet insgesamt mehr als 2 Millionen Euro und wird von Bund und Land mit 1.347.000 Euro aus Städtebaufördermitteln unterstützt. Wer mehr über das neue Gesicht der Straße nach der Sanierung erfahren will, wirft einen Blick auf die Umgestaltungspläne, die die Stadt online zur Verfügung stellt.

Verkauf oder Sanierung? Sanierungsausschuss nahm Klex und Pariser in Augenschein

Gestern Nachmittag besuchten die Mitglieder des kürzlich gegründeten, zeitweiligen Ausschusses für Investitions- und Sanierungsvorhaben die beiden Jugendhäuser Klex und Café Pariser, um sich vor Ort einen Eindruck vom baulichen Zustand und der Nutzung beider Häuser zu verschaffen.

Greifswald Jugendzentrum KLEX

Hintergrund ist ein Beschluss der Bürgerschaft (pdf, 0,1 MB), der die Erstellung einer Prioritätenliste für die städtische Bauförderung vorsieht. Beide Häuser stehen auf dieser Liste und weisen zum Teil einen erheblichen Sanierungsbedarf auf. Vor einem halben Jahr soll zudem durch einen interessierten Investor die weitere Nutzung des Jugendzentrums Klex in Frage gestellt worden sein. Das Immobilienverwaltungsamt hat im Fall des Klex vorgeschlagen, das Haus entweder zu sanieren oder zu verkaufen. Doch für eine Sanierung dürfte nicht erst seit der Kreisgebietsreform — die den finanziellen Gestaltungsraum der Stadt weiter einschränkte — das Geld fehlen.

Schlechte Aussichten also, die sich so neu leider gar nicht anfühlen — schon seit zehn Jahren gibt es Diskussionen über die Zukunft des Klex, fanden Baubegehungen statt und standen Alternativobjekte im Raum. Geschehen ist seitdem wenig und die Luft wird allmählich dünner. Steht also bald ein weiterer Freiraum vor dem Aus? Für die Greifswalder Vereins- und Kulturlandschaft wäre das eine Katastrophe! Das Studierendenfernsehen Moritz TV war gestern bei den Begehungen dabei und heftete sich an die Fersen der Mitglieder des Sanierungsausschusses. Im Klex sprachen sie auch mit Leuten, die sich in dem Jugendhaus engagieren.

Video (04:11)
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Die Entscheidung über die Prioritätenliste und die städtischen Sanierungsprogramme 2014 hat noch einen längeren Weg vor sich. Bis zum 16. September wird jetzt im Senat, im Finanz-, Wirtschafts- und Liegenschaftsausschuss, im Ausschuss für Bauwesen und Umwelt, im Hauptausschuss und schließlich in der Bürgerschaft noch darüber verhandelt. Das Klex beheimatet derzeit etwa zehn Vereine, zum Beispiel den ADFC und die angeschlossene Fahrradselbsthilfewerkstatt, den Stadtjugendring, Jugendmedien Greifswald, den QueerKompass, den Pfadfinderstamm „Enontekiö“, den Infoladen Analog, den Arbeitskreis Kritischer JuristInnen (AKJ) oder das Veranstaltungskollektiv Proton.

(Foto: SJR Greifswald)