Bei frostigen Außentemperaturen gastierten die Comedian Harmonists Today mit ihrem Programm „Ein neuer Frühling“ am 7. Januar 2016 in der Stadthalle Greifswald. Eingebettet in zeitgenössische Zeitungsmeldungen von Mitte der 1920er bis in die 1940er, bildeten die Gründung der „Comedian Harmonists“, deren kometenhafter Aufstieg und die durch das Auftrittsverbot der Nazis für jüdische Ensemblemitglieder veranlasste Auftrennung in zwei Gruppen — „Comedy Harmonists“ und „Meistersinger“ — den Rahmen für eine intensive Begegnung mit dem Vokalensemble.
(Foto: Comedian Harmonists Today)
„Vier Zugaben, darunter einem brillanten Medley von Ohrwürmern der Neuen Deutschen Welle“
Im IKUWO macht die Rapperin Sookee („Pro Homo“) auf ihrer Purple Velvet – International Female HipHop Tour Station, Jürgen Landt liest aus Der letzte Stock im Feuer, während am Theater gleich mehrere interessante Vorstellungen stattfinden — unter anderem das Finale der TanZZeiT 2014 — und mehrere Parties zu Zerstreuung und nächtlichem Antrieb einladen. Eine Übersicht.
„Nie gehört! Was soll das denn für ein Magazin sein?“ Das Kartenabreißweiblein taxiert uns mit misstrauischen Blicken, als wir ihr unseren selbstgebastelten Journalistenausweis entgegenstrecken. „dein.stadtmagazin, der Greifswald-Guide, der Wissen schafft! Noch nie davon gehört? Wir haben doch vorhin extra mit der Agentur telefoniert!“, entgegnen wir, verzweifelt um eine entspannt-selbstsichere Haltung bemüht. Sie lässt uns passieren, und wir machen uns auf den Weg ins Innere der Stadthalle, wo bereits hunderte von Gästen der bevorstehenden Veranstaltung harren.
IN DER HÖHLE DES LÖWEN
Reiner Calmund, so versprachen die Plakate der WVG, käme nach Greifswald. Um geschlagene zwei Stunden darüber zu referieren, ob man Fußball und Wirtschaft miteinander vergleichen könne. Seit Wochen schon verfolgte uns sein bübisch grinsendes Konterfei bei all unseren Stadtgängen.
Wir mischen uns unter die munter brabbelnde Masse im Foyer, die zwischen Sektausschank und Signiertisch wabert. Jeder einzelne von ihnen hat knapp siebenundzwanzig Euro ausgegeben für — ja, für wen eigentlich? Unser bisheriges Leben haben wir so fußballfrei wie nur irgend möglich gehalten. Vincent erinnert sich: „War im Schulunterricht mal ein Turnier angesagt, verwendete ich alle meine Bemühungen darauf, keinen Ball an den Kopf geschossen zu bekommen. Einem Amerikaner könnte ich auf einem Bierfilz wohl noch eher die Heisenbergsche Unschärferelation als die Abseitsregel erklären. Und selbst beim Tischkicker versage ich jämmerlich und war ernsthaft erstaunt, als mir jemand vor kurzem erklärte, das man mit den Stangen nicht wild herumwirbeln dürfe.“ „Gastbeitrag: Reiner Calmund und wie er die Welt sah“ weiterlesen →
Auch der NDR war gestern bei der Protestaktion gegen die NPD in Greifswald zugegen. Noch bevor die Sitzung des Kreistags Vorpommern-Greifswald begann, versammelten sich ungefähr 70 Personen in der Robert-Blum-Straße und brachten mit ihrer Präsenz und dem mitgebrachten Banner zum Ausdruck, wie wenig willkommen die Neonazis in Greifswald sind
Etwa 70 Menschen versammelten sich heute ab 14.30 Uhr vor der Stadthalle, um anlässlich der zweiten Greifswalder Kreistagssitzung zu zeigen, dass die NPD nicht willkommen ist.
Der Polizei war mit vielen Einsatzkräften vor Ort und hatte offenbar die ersten Greifswalder Kreistagssitzung im Dezember 2011 noch gut im Gedächnis. Damals attackierten Anhänger der NPD protestierende Neonazi-Gegner, die im Kreistag ein Transparent entrollten. An diesen Angriffen sollen auch die Kreistagsmitglieder Hannes Welchar, Christian Hilse und Dirk Bahlmann beteiligt gewesen sein.
Bis zum Beginn der Sitzung war heute die Lage allerdings ruhig. Ein knappes Dutzend Neonazis stand provokativ vor der Stadthalle. Der aus Berlin zugezogene Neonazi Marcus G., der seit einigen Jahren in Greifswald zu studieren versucht, nutzte die Gelegenheit, um viele der Protestierenden zu fotografieren. Erst nachdem sich eine Gruppe vor ihm positionierte, ließ er relativ unbeeindruckt davon ab, ehe er sich wenig später in einträchtige Gesprächsrunde mit einigen NPD-Abgeordneten und ihren Anhängern begab, um schließlich der Sitzung beizuwohnen.
Die NPD reagierte auf die von den Grünen angemeldete Veranstaltung und mobilisierte im Vorfeld ihre Anhänger dazu, nach Greifswald zu kommen, um dort in dem Fall, dass die Polizei nicht für Ordnung sorgen möge, von ihrem „Notwehrrecht Gebrauch“ zu machen.
Als die Piratenpartei Vorpommern-Greifswald auf der sechsten Sitzung des Kreistags Vorpommern-Greifswald im April 2012 ihre Vorstellung einer transparenten Kommunalpolitik umsetzen wollte, wurde ihnen die Live-Übertragung der Sitzungen ins Internet auf Inititative des CDU-Abgeordneten Karl-Heinz Schröder (CDU) aus Benz untersagt. Für das piratische Streamteam endete damals die Offenheit der kommunalen Vertretung, bevor sie so richtig begonnen hatte.
EIN MEILENSTEIN DER BÜRGERBETEILIGUNG ERREICHT
Für die anstehende Kreistagssitzung am kommenden Montag deutet sich nun eine Neuerung an, denn seit Mittwoch existiert auf der Internetseite des Kreises die neue Rubrik Kreistag Live. Arne Reyher (Piratenpartei) teilte auf Nachfrage mit, dass es Donnerstag bereits einen Probelauf des Streams gegeben habe und dass ihm dessen Durchführung von Roland Suhr, dem Sachgebietsleiter des Kreistagsbüros, bestätigt wurde.
Mit der Realisierung des Streams sieht die Piratenpartei einen Meilenstein erreicht und freut sich darüber, dass einer der wichtigsten Punkte ihres Katalogs zur verbesserten Bürgerbeteiligung in der Kommunalpolitik Wirklichkeit werden könnte: „Wir werden wohlwollend beobachten, wie gut die Umsetzung im ersten Versuch gelingt und uns anschließend eine Meinung über den Erfolg und die finanzielle Effizienz der Maßnahme bilden.“ Falls die technische Umsetzung des Streams am Montag nicht gelingen sollte, bieten die Piraten außerdem ihre Expertise auf diesem Gebiet an.
Der Livestream wird an dieser Stelle ebenfalls eingebunden. Nach kurzer Werbeeinblendung (8 sek) sollte es losgehen. Wenn der Stream nicht funktioniert, sollte man es über die Kreistagsseite probieren.
(Abbildung: Screenshot www.kreis-vg.de)
„WIESO GEHT DAS BEI UNS NICHT SO?“
Obwohl die Pressemitteilung der Piratenpartei weitgehend im Grundton der Zufriedenheit verfasst ist, sehen die technikaffinen Politikneulinge weitere Verbesserungspotenziale, um kommunalpolitische Bürgerinnenbeteiligung zu fördern, denn der Einsatz moderner Medien allein reicht ihrer Meinung nach nicht aus. Sie fordern, dass die Kreistagssitzungen als solche für Außenstehende nachvollziehbar gemacht werden und es nicht mehr zu rasanten Abstimmungen durchnummerierter Anträge kommt.
Damit außenstehende Bürgerinnen in der Lage sind, den Sitzungen ihrer Repräsentanten zu folgen, müssen die dafür notwendigen Informationen verständlich dargestellt, frei zugänglich und einfacher, als es jetzt der Fall ist, auffindbar sein. Als Vergleich wird der Internetauftritt des Kreistags Vorpommern-Rügen genannt, wo relevante Dokumente einfacher abgerufen werden können und Termine langfristiger angekündigt werden.
Ein weiterer Punkt betrifft die Nachbereitung der Sitzungen. Nach Ansicht der Piraten ist für die Nachvollziehbarkeit politischer Entscheidungen notwendig, dass „Protokolle und Grundlagen der Diskussion zeitnah verfügbar sind“. So sei beispielsweise der Haushaltsentwurf der Verwaltung nur auf Umwegen erreichbar. In dieser Hinsicht weist das Ratsinformationssystem des Kreises noch erhebliches Verbesserungspotenzial auf, ähnlich verhält es sich mit dem auskunftsscheuen Pendant der Hansestadt Greifswald.