Nachdem es in den letzten vier Wochen in der Alten Bäckerei etwas ruhiger zuging, steht dort für den heutigen Abend wieder eine Vernissage auf dem Plan.
Die Kunststudenten Linda Perthen, Ann Mann, Lars Fritzsche, Anne Deuter, Nicole Krosch und Georg Meier unterwarfen sich der Zeit und beteiligten sich an der Gemeinschaftsausstellung mit dem cineastisch anmutenden Titel 8 Stunden. Nach der Vernissage wird die Ausstellung noch bis Freitag für Interessierte geöffnet sein.
Die Alte Bäckerei befindet sich an der Ecke Feldstraße/Franz-Mehring-Straße.
Fakten:
17.02. | 19 Uhr | Alte Bäckerei (Vernissage)
18.02. | 12 – 17 Uhr | Alte Bäckerei (Ausstellung)
19.02. | 12 – 14 Uhr Alte Bäckerei (Ausstellung) Werbung
Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!
Artefakte einer lebendigeren Zeit
Heute Abend wird im IKUWO um 21 Uhr mit einer kleinen Vernissage die Ausstellung We remember Café Quarks! eröffnet werden. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden alte Liebhaberstücke, unzählige Originalplakate und -Flyer, Zeitungsartikel und Pressemitteilungen zusammengetragen, digitalisiert und neu geordnet. Entstanden ist dabei eine reichhaltige Sammlung wirklich interessanter Dokumente.
„Je mehr passierte, desto weniger schielten viele nach Berlin“
Das Haus mag seit knapp drei Monaten abgerissen sein, die Erinnerungen werden beim Anblick der Artefakte jedoch schnell wieder geweckt und sie sind sehr lebendig. Bezeichnenderweise wurde damals wie heute die Anziehungskraft des metropolen Berlins von einigen als problematisch empfunden und war trotzig-kultureller Ansporn, Greifswald in Bewegung zu halten.
Die ausgestellten Dokumente reanimieren temporär die Greifswalder Neunziger Jahre zwischen Ausländerhass, Hausbesetzungen und kulturpolitischen Freiräumen. Lofi Deluxe wird das heutige Spektakel an den Plattenspielern begleiten und musikalisch durch eine lange Nacht führen.
Vom 17. bis zum 31. Januar wird das Internationale Skizzenfestival Stralsund mit einer Werkauswahl in der Greifswalder Alten Bäckerei gastieren. Im Sommer werden unzählige Künstler und Künstlerinnen in der benachbarten Hansestadt zusammentreffen und sich ganz der Kunst hingeben. Einen Vorgeschmack mit Ergebnissen der beiden vergangenen Jahre kriegt man ab Sonntag in der Mehringstraße vor die Augen.
Diverse Arbeiten renommierter internationaler Künstler werden ebenso präsentiert wie 2008 und 2009 entstandene Kunstwerke von Studenten und anderen Skizzensympathisanten.
Eine Unmenge an Skizzen, angefertigt mit verschiedensten Techniken von der bloßen Momentaufnahme, über Aquarellmalerei, Collagen und Drucken soll den Besuchern einen leisen Vorgeschmack auf das kommende Festival geben. Alle Skizzenfestivalfreunde und Neulinge, kunst- und kulturbegeisterte Schüler, Studenten und Besucher aller Altersklasse sind eingeladen, sich anzustecken und inspirieren zu lassen, zu bewundern, zu bezweifeln und zu bestaunen und 2010 Teil von etwas ganz besonderem zu werden – dem dritten internationalen Skizzenfestival.
Heute, nach eineinhalbjähriger Schaffenspause, wird Jacqueline Duhr den aktuellen Arbeitsstand an zwei neuen Projekten, die sie während der Ateliernutzung in der Alten Bäckerei inszenierte, unter dem Titel Love me, hate me, marry me… präsentieren:
Zum einen geht es um Kitsch und Kult, Anbetung und Ablehnung, Verehrung (Liebe) und Hass. Dazu seien Sie herzlichst eingeladen eine eigene Version eines Hassobjektes oder eines Idealbildes zu „erstellen“. Das Konterfei dafür stelle Jacqueline Duhr selbst. Aktivieren Sie ihre kreativen Kräfte originell beim Verschönern oder Verunstalten. Das Mitbringen von Utensilien ist erwünscht, aber kein Muss.
Des Weiteren wird die gerade abgeschlossene Fotoserie von Bräuten im Nebel zu sehen sein. Die Bilder bewegen sich zwischen morbider (Kitsch-) Romantik und ungewisser Intensität.
Nach der Vernissage wird die Alte Bäckerei am 11. und 14. Dezember jeweils von 12 bis 15 Uhr geöffnet sein. Der Kunstraum befindet sich an der Ecke Feld-, Mehringstraße.
Fakten: 10.12. | 17 Uhr | Alte Bäckerei (Vernissage) Werbung
Als sich gestern Abend nach einem kurzen Moment des Wartens die Tür der Volksbank öffnete und den Unpünktlichen schließlich doch noch Eintritt zu den ausgestellten Werken von Enrico Pense und Katja Anke gewährt wurde, lag irgendwie Banküberfall in der Luft.
Die Malereien schafften es in die belle étage des Kreditinstitutes und so wandelten die Kunstinteressierten durch die Geschäftsflure der Bank. Eine Tür mit der Aufschrift Tresorraum hätte nur zu gut in die Szenerie gepasst und deswegen wohl kaum Chancen gehabt, für Überraschung zu sorgen.
In Anknüpfung an die auch von der Volksbank geförderte Kompilation klein stadt GROSS war die Maxime am Buffet naheliegend: Schampus gibt’s woanders und diesem Thema folgend wurden Wein und Häppchen serviert.
Laudator Nico Schruhl setzte sich einfühlsam mit den Werken und dem Ansinnen der beiden Künstler auseinander und erklärte die Langsamkeit zum Verständnisprinzip der jungen Kunst. Entschleunigung par excellence!
In Auszügen soll die Laudatio an dieser Stelle wiedergegeben werden:
„Jeder kennt das wohltuende Gefühl, auf das Weiß einer unberührten Schneelandschaft zu schauen. Morgens vor die Haustür zu treten und – endlich befreit von der Ablenkung durch urbanen Architekturwahnsinn – wieder ganz auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Irgendwie scheint dann alles stiller und langsamer vonstatten zu gehen. Und das, wo sie doch der Todfeind dieser Leistungsgesellschaft ist, die Langsamkeit. Die Langsamkeit ist auch schon wieder so eine Freiheit und ist gewiss auch ein Schlüssel zum Verständnis der Malereien von Katja Anke und Enrico Pense.
Wenn eine mit weißer Spachtelmasse und Gips übertünchte Leinwand gerade noch die Worte „Hasten.bis.Schluss.“ erkennen lässt und anstatt eines Signums Spuren von Gewalt und Destruktion trägt, dann zeugt das nicht nur von einer ganz unversöhnlichen, leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen, sondern deutet auch gleichzeitig eine Sehnsucht nach ebendieser Langsamkeit an. Das ist kompromisslos und radikal.
Katja Anke sagt, dass ihr das Material, mit dem sie arbeitet sehr wichtig sei und dass sie Vergnügen gerade darin findet, dieses Material, diese Substanz zu verletzen. Das ist nur konsequent, denn im Unterschied zu Wochenarbeitszeiten, Geschwindigkeiten und Guthaben auf dem Konto, lässt sich Zerstörung nicht berechnen und so ist sie bei aller Perfektion, die uns umgibt, vielleicht die einzige Möglichkeit der Freiheit des eigenen Geistes, ohne Zugeständnisse Ausdruck zu verleihen. Und wie ist das mit Enricos Malereien?
Da stehen winzig kleine Handwerker vor verzerrt riesenhaften Hintergründen, die mit ihren gigantischen Ausmaßen zunächst gar nicht so hintergründig wirken. Ja, so unverhältnismäßig sind hier die Proportionen von Figuren und Kulisse, dass man augenblicklich Mitleid mit den kleinen Persönchen bekommt, die mit ihren viel zu kleinen Werkzeugen irgendwie verloren und hilflos wirken. Doch hält dieser Eindruck nur kurz an. Denn bei eingehender Betrachtung fällt auf, dass in den Bildern nicht nur das Große mit dem Kleinen kontrastiert, sondern auch das Grobe und Rohe der Wände mit dem Zarten der dargestellten Personen.
Mit seinem Gespür für das Feine und einer zärtlichen Detailverliebtheit lenkt Enrico den Fokus auf seine Charaktere und lässt erahnen, wie sehr diese ihm am Herzen liegen. Plötzlich wirken die grotesken Wände und Flächen nicht mehr erdrückend, sondern scheinen vielmehr mit ihrer zurückhaltenden Eintönigkeit, dem Individuum Platz einzuräumen zu wollen. Platz , der den Blick freigibt auf das eigene „Ich“. Das „Ich“ – dieser Kosmos, in dem sich phantastische Welten verdichten, Welten, in denen Menschen auf Spinnenbeinstelzen mehr fliegen als gehen, in denen Kreise und Farben und Formen alles und Leistung, Hast und Schnelllebigkeit nichts bedeuten. Kurz: es wird der Blick auf einen Kosmos gerichtet, in dem jeder Mensch so frei ist, wie nirgendwo sonst.
Die Malereien können bis zum 08. Januar innerhalb der Öffnungszeiten der Volksbank begutachtet werden. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen.
Am 20.11.09 wird Astrid Brünner ihre Magisterarbeit Mimikry. Ein bildnerischer Dialog mit dem Selbst und dem Gegenüber in der Alten Bäckerei präsentieren.
Die Vernissage wird um 19 Uhr stattfinden.
Zu besichtigen ist die Ausstellung anschließend täglich bis zum 25. November von 14 bis 18 Uhr.