Intern: Entspannte Feiertage und volle Akkus!

So, das war es dann auch fast schon wieder mit dem zurückliegenden Jahr 2012. Jetzt naht der unausweichliche Weihnachtstaumel, geprägt von wenig Bewegung, fettigem Essen und familiären Zusammenkünften.

weihnachten greifswaldDoch in Wirklichkeit – und wie wir alle wissen — gehören diese vermeintlichen Feiertage zur anstrengendsten Zeit des Jahres. In diesem Sinne wünsche ich fast allen Lesern und Leserinnen eine erholsame Zeit – mögen die Tage auf der faulen Haut nicht zu schnell verstreichen und die Akkus bis zum Anschlag aufgeladen werden!

Auf dem Fleischervorstadt-Blog wird dieser Tage noch die Greifswalder Sportskanone 2012 gekürt, ehe auch hier das Licht ausgehen wird — zumindest bis zum neuen Jahr.

Ein großes Dankeschön geht an euch Stammleser, Gastautoren und Sponsoren, denn ohne euer Interesse und eure Unterstützung würde es dieses Blog nicht geben.

Filme aus dem Greifswalder Underground — Robert Conrad die Zweite

Seit dem 30. September werden im Pommerschen Landesmuseum Fotografien des in Greifswald aufgewachsenen Architekturfotografen Robert Conrad ausgestellt. Wer Heimatkunde besucht hat, konnte einen Eindruck des katastrophalen städtebaulichen Niedergangs im Greifswald der 1980er Jahre gewinnen.

Filme aus dem Greifswalder Underground der Achtziger

greifswalder undergroundszene

Eine Nische der Ausstellung widmete sich allerdings nicht dem Verfall und der Zerstörung hiesiger Bausubstanz, sondern nahm die lokale Subkultur in den Blick und präsentierte Momentaufnahmen eines kleinen Zirkels von Filmenthusiasten, die gemeinsam drehten und im St. Spiritus ein klandestines Filmfestival durchführten.

An diese Szene wird heute Abend im Koeppenhaus erinnert, wenn Thomas Frick und Robert Conrad Filme aus dem Greifswalder Underground der 1980er Jahre präsentieren und über ihre Entstehung plaudern werden. Anschließend wird Zonic-Herausgeber Alexander Pehlemann an den Plattenspielern stehen und Musik dieser Dekade auflegen.

Fakten: 07.12. | 20 Uhr | Koeppenhaus | 5 / 3 EUR (erm.)

Führungen durch die Sonderausstellung „Heimatkunde“

In erfreulicher Regelmäßigkeit werden im Pommerschen Landesmuseum auch Führungen durch Heimatkunde angeboten. Die nächste Veranstaltung dieser Art findet am Sonntagvormittag statt. Dann kann man gemeinsam mit Burkhard Cornelius durch die Sonderausstellung gehen und zusätzliche Informationen und Perspektiven aufschnappen.

Wer in Greifswald lebt oder von hier kommt, sollte Heimatkunde unbedingt in Augenschein nehmen. Das Pommersche Landesmuseum zeigt diese Sonderausstellung bis zum 31. Januar, ihr Eintritt kostet 6 Euro. Weitere Informationen über Robert Conrad und die Ausstellung sind im Beitrag Fotoausstellung über das Sterben der Greifswalder Altstadt in den Achtzigern zu finden.

Fakten: 09.12. | 11 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 8 EUR (Eintritt + Führung)

(Fotos: Robert Conrad, keine CC-Lizenz)

Fotoausstellung über das Sterben der Greifswalder Altstadt in den Achtzigern

Im Pommerschen Landesmuseum wird morgen eine Ausstellung eröffnet, deren Besuch gerade für diejenigen lohnenswert ist, die sich für die bauliche Vergangenheit Greifswalds interessieren und bereit sind, in die bausubstanzielle Trostlosigkeit der 1980er Jahre einzutauchen.

„Das, was unterging, zumindest zweidimensional zu bewahren“

Heimatkunde zeigt Fotografien des in Greifswald geborenen Architekturfotografen Robert Conrad, der seine Eindrücke der flächendeckenden Gebäudeabrisse in der Hansestadt festhielt: „Es blieb mir nur, das, was dort unterging, mit dem Medium der Fotografie zumindest zweidimensional zu bewahren.“

Seine Fotografien zeigen beispielsweise die nördliche Altstadt, die Fleischervorstadt sowie die Gegenden um die Grimmer Straße und die Wolgaster Straße. Sie sind Zeugnisse einer Ära, die tiefe Wunden in der baulichen Substanz der historischen Greifswalder Altstadt hinterließ.

„Ein Gegenbild schaffen“

Conrad wollte mit seinen trostlosen Bildern „ein Gegenbild zu den gefeierten Neubauten schaffen und die Betrachter für die Vergangenheit und Individualität ihrer Stadt sensibilisieren“. Seine ablehnende Haltung gegenüber der staatlichen Baupolitik verhinderte seine Zulassung zum Wunschstudium Kunstgeschichte und Architektur mit dem Schwerpunkt Baugeschichte, das er erst nach der Wende aufnehmen konnte.

Die Ausstellung zeigt neben Verfall und Abriss auch Spuren Greifswalder Subkultur auf. So sollen neben den Baufotos auch Portraitbilder und Aufnahmen „einer Gruppe junger Greifswalder, deren trotziger Mut Mitte der 80er Jahre durch den großflächigen Zerfall ihrer Stadt katalysiert wurde“  zu sehen sein, die einen „Einblick in die alternative Szene der Bewohner der Abrisshäuser und deren damalige Aktivitäten gegen die Repressionen des DDR-Staates“ versprechen.

Robert Conrad Zerfall und Abriss

Neben den Fotografien wird außerdem der Super-8-Film Greifswald ist alle gezeigt, den Conrad zwischen 1986 und 1989 in Eigenregie drehte.

Kontextsensitives Begleitprogramm

Die Ausstellung wird von einem kurzen historischen Rückblick auf das damalige Zeitgeschehen begleitet, der auf Conrads Fotografien einstimmen soll. Darin wird versucht, die Meinung der staatstreuen Printmedien zum Thema darzustellen und die unterschiedlichen Reaktionen der Bürger Greifswalds in Vergangenheit und Gegenwart zu berücksichtigen.

Hierbei werden neben Pressefotos, Fotoserien, Zeitungs- und Zeitschriftenmaterial auch Modelle und Farbentwürfe für Fassaden zu sehen sein. Fotografien des Greifswalder Bauhistorikers und Altstadtaktivisten Torsten Rütz ergänzen die Ausstellung, die nach ihrer Eröffnung bis zum 31. Januar im Pommerschen Landesmuseum verweilen wird.

In diesem Zusammenhang sei außerdem auf eine Extraveranstaltung am kommenden Mittwoch hingewiesen. Um 12 Uhr wird der Greifswalder Museologe Mario Scarabis im Pommerschen Landesmuseum über den ausgestellten Architekturfotografen unter dem Titel Gegen das Vergessen – Der Fotograf Robert Conrad und die Altstadt von Greifswald in den 1980er Jahren referieren. Der Eintritt kostet 2,50 Euro.

Fakten: 30.09. | 11 Uhr | Pommersches Landesmuseum | frei

*Update*: Die Ausstellung wurde aufgrund des hohen Besucherzuspruchs bis zum 3. März 2013 verlängert.

(Fotos: Robert Conrad, keine CC-Lizenz)

Der Rückzugsort unten am Fluss

Früher, lange bevor der Greifswalder Stadtgraben am Wall umgestaltet und zum Vorfluter der städtischen Regenentwässerung wurde, muss hier früher ein wunderbarer Rückzugsort zum Müßiggang im Stadtzentrum exisitiert haben.

Im Hintergrund thront das heutige Jahn-Gymnasium. Die beiden kleinen Holzbrücken des sogenannten Kastanienwalls — so hieß früher der Wallabschnitt zwischen Schuhhagen und Fleischerstraße — hat es damals noch nicht gegeben.

Als am Greifswalder Museumshafen noch ein klassizistisches Stadttor stand

Im mittelalterlichen Greifswald gab es mehrere Stadttore, von denen nur eines das 20. Jahrhundert erleben durfte. Die vier großen von ihnen, das Fleischertor, das Mühlentor, das Fettentor sowie das Steinbecker Tor, prägen die Namen einzelner Stadtteile  bis heute. Sie wurden alle im Laufe des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit, Platzmangel oder Baustoffbedarf abgerissen.

1833 wurde das Steinbecker Tor in klassizistischem Stil erneut erbaut, nachdem es 1817 und 1820 in zwei Schritten abgetragen wurde. Der Koloss überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wurde dann aber 1951 aus Gründen des zunehmenden Straßenverkehrs abgerissen. Wer heute am Museumshafen steht, wird sich vermutlich nur schwer vorstellen können, dass es einmal ein Bauwerk dieser Art in Greifswald gab.

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Greifswald kann Kreisverkehr

Wo wir gestern schon beim Thema NS-Spuren in Greifswald waren: In mehreren Diskussionen über die geplante, aber leider noch immer nicht verwirklichte Diagonalquerung über die Europakreuzung wurde der Vorschlag laut, auf dem Platz der Freiheit statt dem umstrittenen Fahrradweg einen Kreisverkehr zu installieren.

Diese Ideen wurden von anderen Diskutanten alsbald mit dem von einem Augenzwinkern begleiteten Verweis abgetan, dass die Greifswalder Bevölkerung nicht in der Lage wäre, das Prinzip Kreisverkehr zu verstehen und umzusetzen. Doch dieser Einwand ist falsch, denn an diesem Ort gab es schon einmal einen Kreisverkehr.

greifswald platz der s.a.Der Platz hieß damals allerdings noch Platz der SA (1937-1945). Er wurde nach Kriegsende zunächst zum Theaterplatz umbenannt (1945) und kurz darauf zum Platz der Einheit. Seit dem letzten, 1946 durchgeführten Namenswechsel, heißt er Platz der Freiheit und trägt diesen Titel bis heute.