War Arndt gedopt?

Diese Frage stellten gestern die Greifswalder Hedonisten. Erst vorgestern wurde Arndt mit viel Energie weggebasst, jetzt erstrahlt er womöglich in einem ganz anderen Licht, denn die bunten Lustprinzipler weisen auf eine kunsthistorische Deutung der Paulskirchenversammlung hin.

Hanf in der Hand der Germania
arndt-gedoptVon den meisten Kunsthistorikern als Ölzweig bezeichnet, wird die Pflanze in der rechten Hand der Germania selten genauer kommentiert.

Die Germania ist ein Gemälde, das Philipp Veit (1793-1877) im März 1848 als Nationalallegorie geschaffen hat. Während der Frankfurter Nationalversammlung hing es in der Paulskirche vor der Orgel auf der Empore.

Das Gemälde schmückte die Paulskirche in Frankfurt während Parlamentarier aus dem ganzen Land versuchten, eine einheitliche Verfassung für das in Kleinstaaten gegliederte Deutschland auszuhandeln. Sie hing dabei vor der Orgel, genau über dem Rednerpult.

Der nicht unbedingt bierernste Artikel befindet sich auf der Seite der HI Greifswald.

Nichtwahlempfehlung #2 Markomaniacs

In dieser Woche werden an der Universität Greifswald die Sitze im Senat, in den Fakultätsräten und im StuPa neu verteilt. Profis in Sachen Hochschulpolitik geben hier und da Wahlempfehlungen ab und wollen im Dschungel der Kandidaten für Orientierung sorgen. Dem schließe ich mich dankbar an. In Ermangelung hochschulpolitischer Expertise beschränke ich mich dabei allerdings nur auf Empfehlungen, wer in meinen Augen nicht gewählt werden sollte.

Keine Burschenschafter ins Parlament!

Bei der letzten StuPa-Wahl verzichtete der Kandidat Christoph Böhm darauf, explizit auf seine Mitgliedschaft bei der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald hinzuweisen. Das erledigte der webMoritz für ihn und löste damit eine weitere Debatte um das Thema Burschenschafter in Greifswald aus. Böhm konnte schließlich durch das Ausscheiden mehrerer Jusos doch noch ins StuPa nachrücken.

marcomaniacs greifswald

Dieses Jahr gehen die Markomannen wesentlich transparenter und selbstbewußter mit ihrem korporierten Hintergrund um und die beiden Kandidaten erwähnen ausdrücklich ihr Engagement bei der Burschenschaft. Neben Christoph Böhm bewirbt sich nämlich mit Jens Boye Volquartz ein weiterer Burschenschafter bei den wählenden Studierenden um einen Sitz im StuPa.

Die Schlacht um die Sitzverteilung wird mit demokratischen Mitteln und der Waffe des Votums geführt. Um zu verhindern, dass Böhm eine weitere Legislaturperiode mitbestimmen darf und es mit Volquartz nicht noch ein weiterer Rechtsaußen in das Parlament schafft, ist es also von allerhöchster Wichtigkeit, diese Woche wählen zu gehen.

Es ist davon auszugehen, dass beide Kandidaten viele Stimmen aus dem Spektrum der Studentenverbindungen an sich binden können. Das einzige Gegenmittel wird eine hohe Wahlbeteiligung sein. Wir wollen ja schließlich nicht marko-manisch werden!

Eine ausführliche Auflistung der Wahllokale und -modalitäten findet ihr im gelungenen Artikel des webMoritz zur Superwahl-Woche.

(Fotos: Wahlbroschüre)

Pop am Wochenende: RohlexXx „Halt deine Fresse“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Um eine Woche voller politisch korrekter Fingerzeige würdig abzuschließen, werden diese Woche bei Pop am Wochenende ausnahmsweise weder Greifswalder Bands abgefeiert noch mittlerweile aufgelösten Projekten mit einer Träne im Knopfloch hinterhergeweint. Heute geht es um die düsteren Schattenseiten der Stadt.

Vor zwei Tagen veröffentlichte der Greifswalder Rapper RohlexXx das Album Zwischen Ordnung und Chaos und stellt darauf nicht nur geballte textliche Intellektualität zur Schau, sondern präsentiert zugleich das gefährliche Leben in der Gangsta-City Greifswald. Für das offizielle Video von Halt deine Fresse hat der selbsternannte Star des Greifswalder HipHop-Untergrundes auch gleich noch eine ganze Crew Gleichgesinnter hinter sich postiert, die – ihre Kaugummis im Rhythmus des faden Beats bearbeitend – neben einer gesunden Portion Furcht auch eine Menge Respekt einzuflößen vermag.

RohlexXx macht das survival of the fittest in den Ghettos der Hansestadt – gekennzeichnet von Jugendkriminalität, illegalem Waffenbesitz und Drogenkonsum – erfahrbar und veranschaulicht eindrucksvoll jene abgründige Welt, die hinter den bürgerlichen Fassaden Greifswalds steckt. Das Meisterwerk kann man zum sagenhaften Schnäppchenpreis von 5€ direkt und per Email beim gefährlichsten Musiker der Stadt bestellen.

Mütter und Väter, behütet eure Kinder!

Arndt-Debatte jetzt auch in der Süddeutschen Zeitung

Auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung erschien heute, unmittelbar vor der Urabstimmung, ein Artikel über die Debatte um den umstrittenen Namenspatron der Universität Greifswald.

Damit vergrößert sich die mediale Reichweite der Diskussion ein weiteres Mal. In den vergangenen Wochen und Monaten berichteten auch die ZEIT, Spiegel Online und das Hamburger Abendblatt über den Namensstreit.

Heute Abend lädt die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen, “HiGH” (HedonistInnen inna Greifswalder Hochschule), dazu ein, Arndt wegzubassen. Unter dem Motto Das ist nicht unser Ernst soll die festgefahrene Debatte eine Auflockerung erfahren.

Nichtwahlempfehlung #1 Alexander S. *update*

In der nächsten Woche werden an der Universität Greifswald die Sitze im Senat, in den Fakultätsräten und im StuPa neu verteilt. Profis in Sachen Hochschulpolitik geben hier und da Wahlempfehlungen ab und wollen im Dschungel der Kandidaten für Orientierung sorgen.

Dem schließe ich mich dankbar an. In Ermangelung hochschulpolitischer Expertise beschränke ich mich dabei allerdings nur auf Empfehlungen, wer in meinen Augen nicht gewählt werden sollte.

Jung, liberal und stockreaktionär

Der zwanzigjährige Alexander S. ist Student der Rechtswissenschaften und Mitglied der Liberalen Hochschulgruppe (LHG). Er ist im Vorstand des Akademischen Börsenvereins und engagiert sich bei der Turnerschaft Cimbria.

Durch einen Fehler beim Abgleichen der verschiedenen Wahllisten taucht er nicht in der von der Wahlleitung erstellten Broschüre bei den Kandidaten für den Senat auf (Man kann die Publikation, in der sich die Kandidaten und Kandidatinnen in Kurzform vorstellten, hier herunterladen und sich selbst ein Bild von den möglichen Günstlingen seines Votums machen). In einem Artikel auf dem webMoritz wird auf den Fehler explizit eingegangen:

„In einem Gespräch mit dem webMoritz äußerte er Unverständnis über das Fehlen seiner Senats-Bewerbung (als StuPa-Kandidat ist er aufgeführt) in der Info-Zeitung. Robert Herold erklärte uns hingegen, es sei ihm bekannt gewesen, dass es einen weiteren Kandidaten für den Senat gegeben hätte. Beim Versuch eines Listenabgleichs sei ihm jedoch von einer Mitarbeiterin des Uni-Wahlleiters Mike Naujok mitgeteilt worden, dass man den Namen des Kandidaten nicht heraus geben könne. Zumal habe dieser explizit betont, dass er sich nicht auf der Liste des AStAs wiederfinden wolle.

S. hingegen hält das Fehlen seiner Vorstellung für “keinen Zufall”. Weiter ausführen wollte er diesen Vorwurf allerdings nicht. Zudem erwähnte er dem webMoritz gegenüber, dass er sich rechtliche Schritte aufgrund der mangelnden Chancengleichheit vorbehalte. Dass die Wahl durch solch einen Schritt für ungültig erklärt werden könnte, erscheint derweil unwahrscheinlich.“

S. räumt auf seinem Blog ein, dass er als Mitglied der LHG kein unpolitischer Mensch sei, betont aber seine Unabhängigkeit gegenüber studentischen Gremien. Einige seiner angestrebten Ziele heben sich deutlich von denen der anderen Kandidaten ab und auf sie soll noch einmal explizit hingewiesen werden, denn so reaktionär hätte ich keinen jungen Liberalen eingeschätzt.

Ausgewählte Ziele von Alexander S.:

  • Ende von ideologischen Diskussionen über Ernst Moritz Arndt
  • StuPa nicht als moralische Instanz zu studentischen Projekten
  • keine Sonderförderung für Bio-Essen, Fair-Trade-Kaffee u.a.
  • keine gesonderten Veranstaltungen für Frauen
  • Abschaffung des Gleichstellungsreferates
  • gegen Genderung von Uni-Texten
  • Ablehnung von jeglichem Extremismus an der Universität (NPD, Rote Hilfe, u.a.)

Den Wunsch nach Beendigung der Diskussion um den umstrittenen Namenspatron der Universität kann ich mit meiner eigenen Arndtverdrossenheit im Rücken gut nachvollziehen.

Die unreflektierte Gleichsetzung von der NPD und der Roten Hilfe ist man inzwischen auch schon gewohnt. An dieser Stelle empfehle ich jedem, mal in den vielzitierten Verfassungsschutzberichten nachzulesen, was dort eigentlich über die Rechtshilfeorganisation steht. Die Krönung sind jedoch S.’s Ambitionen zum Thema Gleichstellung. Eine derart genderfeindliche Einstellung, wie sie der junge Kandidat an den Tag legt, wird in der Wahlbroschüre kein zweites Mal so deutlich formuliert.

Vielleicht sollte Alexander S. einmal Notiz vom Interdiziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IZFG) nehmen? Dessen Abschaffung würde auch noch Platz im Gruselkabinett seiner Zielsetzungen finden.

*Update*

S. hat noch eine ganz andere Karriere hinter sich, die in der Wahlbroschüre leider nicht erwähnt wird. Vor drei Jahren wurde er mit nur 17 Jahren zum Schriftführer und Landesjungendbeauftragten der Leipziger Republikaner (REP). Die Partei wurde übrigens vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Die Information stammt aus der im März 2007 erschienenen Veröffentlichung GAMMA – Antifa-Newsflyer für Leipzig & Umland.

Winter in der Alten Bäckerei

Vor zwei Tagen lud die Alte Bäckerei in ihre heilige Halle in der Mehringstraße ein. Angekündigt wurde eine Performance von Sonja Grädler und ich verbreitete, einen Hinweis der Künstlerin missverstehend, am Mittwoch über Twitter die Nachricht: „Heute 16 Uhr Winter-Performance von Sonja Grädler in der Alten Bäckerei„.

Winterlich war es höchstens vor der Alten Bäckerei, denn die Tür war verschlossen und man musste mit einem Stehplatz vor dem Schaufenster vorlieb nehmen. Drinnen knüpfte Sonja Grädler an ihre Bewegungsperformance vom 2. April des vergangenen Jahres an. Damals machte sie ihre Leidenschaft für Schuhwerk zum Gegenstand ihrer Kunst und beschäftigte sich und das Publikum drei Stunden mit Anzieh- und Gehproben.

Vorgestern waren keine Schuhe im Spiel, dafür eine gehörige Menge Schuhkartons. Nachdem der Blick durch das Schaufenster anfänglich von einer Kartonwand verstellt war, wurde die papierne Mauer recht bald eingerissen und Grädler machte sich – mit einem hellen Overall bekleidet – ans Werk, jeden einzelnen Karton mit weißer Farbe zu bemalen und die fertigen Stücke neu aufzustellen. Irgendwann muss alles eins geworden sein, der weiße Raum, die Künstlerin im hellen Overall und die kreidebleichen Schuhkartons. Wunderbar.