Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #4

Den Pfingstfeiertagen folgt die Projektwoche der Universität, die viele Studierende zum Anlass für eigene, ortsferne Unternehmungen nutzen dürften. Wer hier bleibt, soll nicht versauern und darf sich zum Beispiel auf die französische Ska-Legende Skarface, auf ein punkrockiges Sorglospaket im Klex oder auf einen Ausflug im Zeichen der Kunst(handwerks)schau Kunst Offen freuen.

SKARFACE – LEGENDARY SKA FROM PARIS

Die seit 1991 bestehende französische Ska-Band Skarface kehrt nach Greifswald zurück. Damals, vor ungefähr zwölf Jahren, traten die Offbeat-Urgesteine bei einem der letzten Konzerte im ehemaligen AJZ/Café Quarks auf.  Inzwischen verweist die Band auf ein breites  Portfolio von Veröffentlichungen: 11 Alben wurden aufgenommen und auf vielen Kompilationen ist man vertreten.

skarface

Die in der Skinhead-Kultur verwurzelte Band hat mittlerweile die Welt abgemessen, war sogar mehrmals in Japan auf Tour und surft seit fast zwei Jahrzehnten auf der dritten Ska-Welle. „Egal welcher Generation und ob nun Skinhead, Mod, Punk oder subkulturell Ungebundener: vor dem Lebensfreude und Unity-Spirit versprühenden Skarface-Ska sind alle gleich – aufgehoben in einer verschwitzt verzückten Partycrowd!“

Davor und danach wird Midnaid Devil Silvio für bewegungserzwingende Plattenunterhaltung sorgen. Kids, get united!

http://www.youtube.com/watch?v=N9TSH8yzDtg

Fakten: 10.06. | 22 Uhr | IKUWO | 10 EUR

THIS IS NOT A DJ-TEAM!

this is not a dj-teamIndie-Parties sind in der letzten Zeit rar geworden, weswegen der für heute angekündigte Abend im Geokeller fast schon ein bisschen retrospektiv anmutet.

Mit dieser Party verabschiedet sich auch eine DJane, die ihre Zelte in Greifswald abbricht und weiterzieht.

This is not a DJ-Team!

Fakten: 10.06. | 22 Uhr | Geokeller | 1,50 EUR

PUNKROCKGEMURMEL: SPIT OUT YOUR ANGER

tesla cessnaIm KLEX steht der Sonnabend ganz im Zeichen der Punkerkultur. Ab 18 Uhr wird dort ein Flohmarkt stattfinden, auf dem neben Terrors altem Nietengürtel und Hexes Lieblingspatches hoffentlich jeder erdenkliche Klimmbimm angeboten wird, der irgendwie mit der Szene assoziiert werden kann.

Anschließend geht es im Konzertsaal mit den Stumbling Pins aus Schleswig-Holstein, den regional angesiedelten Casual Bastards und der Greifswalder Punkhoffnung Tesla Cessna, die als terrortorialen Bezugspunkt die Dänische Wieck angeben, weiter.

Zur vorfreudigen Hörprobe sei Tesla Cessnas Peace and Anarchy empfohlen!

TeslaCessna

Fakten: 11.06. | ab 18 Uhr | KLEX | 5 EUR

KUNST OFFEN: FAHRTEN INS WEISS-BLAUE

Wie jedes zu Pfingsten findet auch 2011 das flächendeckende Kunst Offen statt, inzwischen zum 17. Mal. Unzählige Künstler und Kunsthandwerkerinnen öffnen über das Wochenende ihre Ateliers, Galerien und Werkstätten und laden zu einem Besuch ein.

kunst offenWichtigstes Utensil für entsprechende Fahrten ins weiß-blaue mit dem Auto oder Radl ist dabei eine Karte, auf der alle Veranstaltungsorte von Kunst Offen verzeichnet sind.

Fleischervorstädter sollten unbedingt mal im efeubewachsenen Haus in der Gützkower Straße vorbeigucken. Dort wird Cindy Schmid aka swinx eigene Arbeiten ausstellen und zum letzten Mal die internationale Mailart-Ausstellung Who I am, die vor Wochen im Falladahaus aufgebaut war, zeigen. Ihr Garten ist Sonnabend bis Montag geöffnet.

Alte Bäckerei: „Das erste, was bei mir hing, war die Haut unter meinen Augen“

Nur einen Tag nach Eröffnung der Insomnale feiern am heutigen Frühabend zwei Studentinnen des hiesigen Kunstinstituts bereits die nächste Vernissage.

harnisch - das erste was hingIn der Alten Bäckerei präsentieren Franziska Harnisch und Mandy Witt, deren künstlerisches Schaffen sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht oft parallel geschieht, erstmals ihre Arbeiten zusammen. Der Ausstellungstitel Das erste, was bei mir hing, war die Haut unter meinen Auge beschreibt die malerisch-grafische Auseinandersetzung mit Farbe und Zeichnung auf kleinem Format.

Nach der Vernissage ist die Ausstellung vom 11. bis zum 16. Juni jeweils von 15-18 Uhr geöffnet.

Fakten: 09.06. | 18 Uhr | Alte Bäckerei

Stellenausschreibung: Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Anglistik/ Amerikanistik gesucht

Am Institut für Anglistik/Amerikanistik sind ab September 2011 zwei volle Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen zu besetzen, die beide teilbar und jeweils auf zwei Jahre befristet sind. Wer sich hier erfolgreich bewirbt, darf sich auf eine aufregende Zeit zwischen akademischem Lehrbetrieb und baurechtlichen Beschränkungen gefasst machen.

ANGLOPHONE CULTURAL STUDIES & APPLIED LINGUISTICS

Die beiden ausgeschriebenen Arbeitsbereiche betreffen einerseits die Felder Modern English Linguistics und Applied Linguistics/English Language Instruction (Practical Phonetics, Practical Grammar, Intercultural Linguistics, Bilingualism and Second Language Acquisition), andererseits Anglophone Literary Studies und Anglophone Cultural Studies. Neben den 12-16 zu haltenden Lehrveranstaltungsstunden umfasst die Tätigkeit auch die Betreuung und Prüfung der Studierenden.

Für die erste Stelle werden Bewerber mit akademischem Abschluss in Anglistik / Amerikanistik und einem Schwerpunkt in englischer Sprachwissenschaft gesucht. Kenntnisse in der System-, Variations-, Sozio- und Psycholingustik werden hierbei vorausgesetzt.

Bewerberinnen auf die zweite Stelle müssen Kenntnisse in moderner Literaturtheorie und britischen sowie nord-amerikanischen und/oder postkolonialen Literaturen mitbringen. Außerdem werden Kenntnisse moderner kulturwissenschaftlicher Theorien und ihrer Anwendung auf spezifische Aspekte anglophoner Kulturen In Großbritannien, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Süd-Afrika oder Indien erwartet.

greifswald anglistik

Weitere Auskünfte zu den ausgeschriebenen Stellen erteilt Frau Prof. Dr. Amei Koll-Stobbe (kstobbe@uni-greifswald.de). Die Bewerbungsfristen enden für beide Ausschreibungen am 30. Juni. Bis dahin sind die üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Empfehlungsschreiben) und ein aussagekräftiges Lehrportfolio unter Angabe der Stellenausschreibungsnummer im Institut einzureichen.

LEHREN IN DER RUINE

Eine lesenswerte Reportage über das Gebäude der Anglistik und das demonstrative Ruinengrillen, das erst vor zwei Wochen stattfand, schrieb Marco Wagner für den webMoritz.

Bereits eineinhalb Jahre zuvor machten Studierende des Instituts mit einer mehr oder weniger spektakulären Verhüllungsaktion auf die baulichen Mängel aufmerksam. Moritz TV berichtete in Kurzform darüber:

Insomnale 2011 kurz vor der Eröffnung – Ein Streifzug in den Ameisenstaat

Nun also doch: Die Insomnale wird dieses Jahr stattfinden und ihre Eröffnung steht unmittelbar bevor. Als Mitorganisatorin Karolin Schwab Mitte März über die Probleme der größten Ausstellung junger Kunst hierzulande sprach, war es noch schlecht bestellt um die wichtigste studentische Veranstaltung dieser Art. Inzwischen hat sich einiges getan und die Insomnale 2011 wird greifbar.

Verborgene Schätze — ein begrüntes Ensemble als behagliches Heim

insomnale 2011 lageEine der größten Schwierigkeiten bei der Organisation warf damals wie so oft die Suche nach einem geeigneten Ort auf. Diese Hürde wurde mit Bravour genommen und es konnte ein wunderbares Gebäudeensemble in Bahnhofsnähe angemietet werden.

Vom industriellen Werktätigkeitscharme der Hallen, denen schon bei der Gemeinschaftsausstellung Alle in ’ner Halle, beim GrIStuF 2010 und zuletzt bei der Sammlung Fleischervorstadt eine frischzellige Kulturkur angediehen wurde, ist hier derzeit nicht mehr viel zu merken. Erst auf den zweiten Blick nimmt man die Rohre und Stromanschlüsse zwischen den Leinwänden, Farbeimern und Werkzeugen wahr und erahnt, was hier einmal stattgefunden haben mag.

Diese Gebäude sind unsichtbar und verbleiben im Abseits. Ein Kleinod, das der Kunstausstellung ein vortreffliches Heim bieten wird.

„Wir sind wie ein Ameisenstaat“

Kunststudent Lars Fritzsche baut an einem Tresen. Irgendwann findet er endlich einen Moment Ruhe, legt die Bohrmaschine zur Seite und sucht sich einen Platz. „Wie ein Ameisenstaat“ funktioniere die Organisationsgruppe inzwischen. Ein Staat ohne Königin, an deren Stelle die Idee der Insomnale schwebe, über allem. Die anderen nicken zustimmend.

insomnale to-do

Es ist ein Kommen und Gehen: Über 80 Anmeldungen sind eingegangen – etwa genauso viele wie im letzten Jahr. Bis dato haben zwar kaum die Hälfte der Exponate ihren Weg in die Hallen gefunden, dennoch herrscht rege Fluktuation.

Drei Studentinnen spannen roten Stoff auf einen selbstgebauten Holzrahmen. Hin und wieder kommt jemand in farbbefleckter Latzhose und fragt, ob inzwischen Strom gelegt sei. Es wird über Einsparpotentiale beim Firnis diskutiert und befürchtet, dass das Büffet nicht reichen könnte. Die Frage nach Verschiebungen zwischen künstlerischen Ausdrucksformen und absehbaren Trendenzen wird einhellig beantwortet: Dieses Jahr ist wohl Malerei en vogue.

Klicker, Knister, Vernissage

Ähnlich den Vorjahren ist auch die Insomnale 2011 von einem Begleitprogramm umwoben, das die Hallen im Ausstellungszeitraum vom 8. bis zum 26. Juni begehrlich und begehbar machen wird. Zur Vernissage reist einmal mehr Donkey Princess an, die hier in Greifswald erst vor drei Wochen die Vernissage Kevin Neitzels begleitete.

Wenn danach Christian Löffler, der sich im vergangenen Jahr selbst als ausstellender Künstler beteiligte, es flirren, blippsen, knistern und knacken lässt, wird der Bogen zur Finissage der vergangenen Insomnale geschlagen, ehe Steffen Kirchhoff den würdigen Abschluss des Abends bereitet.

Insomnale

Inzwischen sind die drei Kunststudentinnen mit dem Bespannen des Rahmens fertig geworden und beginnen mit einer ersten Grundierung. „Das lässt sich schon gut an“, ahmen sie augenzwinkernd ihre Dozentin nach und tragen noch mehr Farbe auf. Ein Gewitter kreist über der Stadt, es blitzt. Was  elektrisiert hier eigentlich wen? Strobohobo!

________________________________________________________

Außer dem kunstwissenschaftlichem Kolloquium und der Preisverleihung finden alle Veranstaltungen in den Hallen (Bahnhofstr. 44) statt.

  • 08.6. | 15 Uhr, Vernissage
  • 13.6. | 18 Uhr, Twisterperformance
  • 15.6. | 14 Uhr, Kunstwissenschaftliches Kolloquium / Landesmuseum
  • 18.6. | 21 Uhr | Konzert „Naked Neighbours on TV
  • 22.6. | 20 Uhr, Filmnacht
  • 23.6. | 20 Uhr, Preisverleihung / Theater, anschließend FSR Party / Bahnhofstraße 44
  • 24.6. | 21 Uhr, Multimediale Lesung
  • 26.6. | 20 Uhr, Finissage

Bollerwagen, Bier und Busenkumpels – Zum Herrentag nur das Dollste!

Eine Glosse von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierEndlich wieder Herrentag. Nachdem die ollen Blagen tags vorher mit Spielzeugmüll und Naschwerk anlässlich ihres Kindertages geehrt wurden, kann Vati heute endlich auch die Sau rauslassen. Es handelt sich hierbei natürlich nicht um ein edles Glücksschweinchen aus Marzipan, sondern um einen haarig-miefigen Krawall-Eber alleroberster Kajüte.

Ein Totentanz auf Testosteron

Auch der kleinste Stiernacken darf sich heute endlich mal behaupten. Auch die schwachen Cliquenglieder – solche, die bei der Kiezpatrouille immer in zweiter Reihe hinterher stolpern – dürfen heute mitspielen, beim Wetteifern um den Allermaskulinsten. Highlife wie in der Bier- und Kräuterbutterwerbung. Heute darf auch der größte Blödmann ein Gourmeggle sein. Draußen im Grünen mal den Sack baumeln lassen, den man sonst so ungelenk durch das eigene Blödmannleben schleift. An allen Ortsecken tobt ein munterer Totentanz auf Testosteron. Blasse Versicherungsvertreter, hemdsärmelige Sportzeitschriftenabonnenten und schmerbäuchige Leitartikelleser, sie alle verwandeln sich an diesem warmen Junitag in geistbefreite, Schnapsgürtel tragende, biervolle Bollerwagen über teerweiche Straßenkreuzungen wuchtende Alltagseskapisten.

herrentag wagen

Die maskuline Selbstbehauptung ist in diesen Tagen der Metrosexualität und zunehmenden Alltagseinflussnahme des weiblichen Geschlechts wahrlich keine leichte. Die ehemals gemütlichen Radfahrten durchs Land werden zu regelrechten Orgien des ritualisierten Mackertums hochgeschraubt. Vermännlichung durch Entmenschlichung. Gleichschaltung durch Besinnungslosigkeit. Heute sind wir alle eins.

Bratmaxen und Bohnerwachs

Am Herrentag haut man sich den Bauch mit Bier voll und den Kumpels mit der Pranke auf die Schulter. Kalle, Fiete, Bernd und Torben fahren ziellos durch die Landschaft, während ihre Gattinnen schon mal die Kaffeetafel herrichten. Den Grill schmeißen die Herren Bratmaxen natürlich selbst an. Und nimm das Gemüse von meinem Grill du Sau! Ich fress‘ nur Totgemachtes! „Bollerwagen, Bier und Busenkumpels – Zum Herrentag nur das Dollste!“ weiterlesen