Bulldogs: Tieffrequenzterroristen für den Freakfloor

bulldogs

Im Musikzirkus sind Typen mit Masken grundsätzlich verdächtig. Das Duo des heutigen Abends, Bulldogs aus Berlin, fischt genau nach diesen Zuschreibungen und verbirgt sein Antlitz.

Die Cyberpunks sind Handlungsreisende in Sachen Bassgewitter: schwere Beats, drückende Brachialsounds und viel bewegte Luft. Die Dubstep-Elektro-Live-Performance bietet „tanzbare Militanz für den Freakfloor, Tieffrequenzterror für Bauch & Bein, elektroiden Krankfunk für die Freitagnacht“. Soviel Energie wird nicht jeden Abend serviert – welcome to dopeness!

Nach dem Konzert werden mit Rungsta (G-Wood massive), The Basstion und Kozy1 (beide Deafly Bassasssins) gleich drei DJs für Ansporn, Antrieb und Ausgelassenheit sorgen und bis zum Morgengrauen einen Hybrid aus Dubstep und Drum’n Bass über den Tanzflur jagen.

Fakten: 15.04. | 22 Uhr | IKUWO | 5 EUR

Vernissage: M. Kardinal „SHIMA“

SHIMA lautet der Titel der Ausstellung M. Kardinals, die heute in den privaten Wohn- und Lebensräumen – also gewissermaßen den Kardinalgemächern der Künstlerin – eröffnet wird. Damit wird eine work-in-progress-Installation präsentiert, die sowohl den Atombombenabwurf auf Hiroshima als auch den nuklearen Unfall in Fukushima thematisiert und zusammenbringt.

DIE MÄR VOM GUTEN GODZILLA

Die Schockstarre nach dem Atomunfall hat sich gelöst, die Menschen haben sich schnell an die Informationsflut gewöhnt, Fukushima ist Teil der Realität geworden und schleichend aus dem Fokus der Medien gerückt. Kardinal verknüpft die beiden atomaren Katastrophen, die in den vergangenen knapp siebzig Jahren in Japan stattfanden, mit der Godzilla-Allegorie:

Die kollektive Traumatisierung, ausgelöst durch den Atombombenabwurf auf Hiroshima – die weitläufige Insel –, wird unter anderem durch Gojira ausgedrückt. Gojira ist uns als Godzilla bekannt und gilt als Allegorie des atomaren Traumas. Aber wie mir scheint, handelt es sich dabei nur um ein militärisches atomares Trauma, denn nach 1945 wandten sich die Japaner nicht von jeglicher Form der atomaren Nutzung ab. Als gemeinsamer Konsens galt die Ablehnung der militärischen Nutzung der Atomkraft. Ihre zivile Nutzung wurde jedoch – ungeachtet der verheerenden und sichtbaren Folgen der nuklearen Nutzung und der denkbar ungünstigen, geologischen Bedingungen – gefördert. Dies war ebenfalls ein gemeinsamer Konsens – ein „guter Godzilla“ gewissermaßen, beheimatet auf der Glücksinsel: Fukushima.

ausstellung shima

Der Weg von der Wiege Gojiras zur Glücksinsel ist nicht weit und das ambivalente Verhältnis des Inselstaats zur nuklearen Nutzung bringt kein Glück, auch nicht in Fukushima. Und nun taucht Gojira aus den Tiefen in das Bewusstsein auf. Über Nacht ist die riesige zweidimensionale Echse – die japanische Verkörperung des militärischen nuklearen Traumas – in die dritte Dimension gedrungen, wo sie jetzt die bereits tief verstörte japanische Seele überschattet. Doch diese Traumatisierung wird anders sein: Diesmal erscheint nicht der Godzilla, der den Atomkrieg verkörpert. Diesmal kommt Godzilla im zivilen Gewand daher.

Die Vernissage wird von einem DJ musikalisch flankiert, über eine kleine Hausbar kann die Versorgung mit Getränken abgewickelt werden. Die Ausstellung wird in dieser Form vorerst nur am heutigen Abend zu sehen sein.

Fakten: 15.04. | 20 Uhr | Böhmke

Oberbürgermeister verbietet NPD-Demonstration in Greifswald

Wie die Stadtverwaltung heute mitteilte, hat Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) die für den 1. Mai angemeldete Demonstration des Landesverbands der NPD verboten. Eine entsprechende Verfügung soll dem Landesverband heute zugestellt werden. Zur Begründung heißt es in der Pressemitteilung:

das Motto „Unsere Heimat – unsere Arbeit! Fremdarbeiterinvasion stoppen“ verstoße gegen die öffentliche Sicherheit. Im Zusammenhang mit dem Parteiprogramm und der Präsentation auf den Internetseiten der NPD werde die Menschenwürde ausländischer Bürger auf strafbare Weise diskreditiert und die Angst der Bevölkerung vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg auf Kosten ausländischer Mitmenschen geschürt.

Trotzdem soll am geplanten „Demokratiefest“ genauso festgehalten werden wie am gemeinsamen Demonstrationszug, für den unter anderem auch die Universität wirbt und der am Tag der Arbeit vom Rubenowplatz ins Ostseeviertel führen wird.

kein ort für neonazis greifswald

Diese Entscheidung ist weise, denn trotz des lobenswerten Verbotes durch den Oberbürgermeister ist damit zu rechnen, dass die NPD alles daran setzen wird, den geplanten Aufmarsch mit juristischen Mitteln durchzusetzen. Die Chancen dafür, dass die Nazis sich vor Gericht durchsetzen und am Ende doch in Greifswald demonstrieren dürfen, stehen dabei leider gar nicht schlecht.

Danke für die Unterstützung, Axel! Wann kommt der nächste Müll?

Die der Atomkraft wohlgesonnene Greifswalder CDU-Fraktion zu den noch immer sichtbaren Spuren des Widerstands gegen die beiden Castor-Transporte, die im vergangenen Vierteljahr durch Greifswald in das nahegelegene ZwischenLager der Energiewerke Nord bei Lubmin rollten: „Seit den Castor-Demonstrationen ist die Stadt mit Aufklebern übersät die gegen den Castortransport aufrufen. An Abfalltonnen, Straßenlaternen und Straßenschildern sind gelbe Aufkleber mit dem Symbol der Anti-Atom Bewegung aufgebracht.“

„Ich rufe die Grünen dazu auf, für die Entsorgung zu sorgen, damit wir wieder eine saubere und schöne Stadt haben“

hochschild axel cdu hgw

In die dazugehörige Pressemitteilung wurden auch ein paar Zeilen des CDU-Bürgerschaftsfraktionsvorsitzenden und stellvertretenden CDU-Kreisverbandsvorsitzenden Axel Hochschild geflochten. Der Malermeister, frisch wiedergewählte Vizepräsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz und Obermeister der Maler- und Lackierer Innung Greifswald – all dies in Personalunion – brüskiert sich ungewohnt unterrierhaft über den noch sichtbaren Widerstand gegen die Atompolitik:

„Wir freuen uns, dass die Menschen von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen. Was uns allerdings stört ist, dass nach einer solchen Demonstration das Stadtbild unseres schönen Greifswalds mit diesen unzähligen und schwer zu beseitigenden Aufklebern verunstaltet wird […]. Es kann doch nicht angehen, dass die Bürger Greifswalds, welche überwiegend auch gar nicht an den Demonstrationen teilgenommen haben, nun dafür bezahlen sollen, dass der zurückgelassene Schmutz und Unrat beseitigt wird. Wer die Verunstaltungen mit zu verantworten hat, soll diese auch beseitigen! Ich rufe die Grünen und Frau Berger als Mitorganisatorin dazu auf, für die Entsorgung der zahlreichen Aufkleber in der Stadt zu sorgen, damit wir wieder eine saubere und schöne Stadt haben!“

Castor Aufkleber

Machen wir gemeinsam Frühjahrsputz!“

Indes sendet der Literaturverein pom-lit positive Signale an den Malermeister und verspricht eine eigene Säuberungsaktion, wenn sich der CDU-Mann erfolgreich des Atommüllproblems annimmt: „Einverstanden, Herr Hochschild! Sie beseitigen die strahlenden Abfälle, die ohne mein Mittun und Wollen durch Greifswald gekarrt und in der Nähe meines Badeplatzes in Lubmin deponiert wurden, und spätestens am darauffolgenden Wochenende übernehme ich persönlich die Entfernung aller Anti-Castor-Aufkleber. Machen wir gemeinsam Frühjahrsputz! Was halten Sie davon?“ Klingt doch nach einem vernünftigen Vorschlag!

Alte Bäckerei: Zdeněk Burian „Leben in der Urzeit“

Die Alte Bäckerei geht den jungen Frühling paläontologisch an und präsentiert in einer Ausstellung Skizzen des tschechischen Zeichners Zdeněk Burian.

Mit seinen Illustrationen verewigte sich dieser im wohl verbreitetsten Saurierschinken Zdeněk Špinas: Leben in der Urzeit. Burian wird als signierender Gast angekündigt, umso spannender wird die Auflösung der Frage sein, wer an seiner statt auftreten wird, denn der vielkopierte Mähre ist vor knapp 30 Jahren verstorben.

alte bäckerei burian!

Die Ausstellung ist vom 11. bis zum 15. April täglich von 16-18 Uhr geöffnet.

Fakten: 08.04. | 17 Uhr | Alte Bäckerei