Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
Es ist Nacht in Greifswald. Eine Gang sieht Krieg und beginnt eine Schießerei. Ein schwarzer BMW 5er rauscht um die Ecke, der dumpf-schleppende Dröhnbass des aufgerüsteten Autoradios eilt ihm voraus. Frauen auf der Rückbank bewegen sich stöhnend zum Rhythmus der Musik. Mit 100 km/h und dem Fuß auf dem Gaspedal schießt das Auto am Krankenhaus vorbei, auf dem Weg zu einem der unzähligen Clubs, in dem abgehalfterten Gangstern hin und wieder gezeigt werden muss, wer der Boss ist. Schlägereien stehe man offen gegenüber. Nach dem Clubbesuch geht es schnell nach Hause, denn dort soll noch gebumst werden – schließlich ist „banger banger time„.
Dieses Szenario ist keiner drittklassigen, actiongelandenen Ghetto-Verfilmung entnommen – Wort und Dröhnbass fabrizierte kein geringerer als King Tino, seines Zeichens Greifswalder Rapper mit Rohlexxxschem Stallgeruch, der sich des „HGWer Slangs“ bedient und mit ihm seine „Hood“ bewegt. „Pop am Wochenende: King Tino „HGW““ weiterlesen →
Es gab hier in der Vergangenheit bereits zwei Beiträge zum Thema Devotionalien mit Lokalkolorit. Darin ging es zum Beispiel um die verschiedenen Schmuckstücke aus der HGWAII-Kollektion, die auf komplizierterem Wege zu besorgenden Murder City Greifswald-Shirts oder die mit dem Dom geschmückten Wanderstabplaketten aus dem Komma 10.
Nun steht eine neue Anbieterin in den Startlöchern, denn vor wenigen Tagen eröffnete in der Mühlenstraße der kleinste Laden der Stadt mit einer Verkaufsfläche von gefühlten vier Quadratmetern. Im Federlesen & Meer werden Artikel angeboten, die durch ihren Bezug zu Greifswald natürlich erstmal sehr charmant daherkommen. Zum Verkauf steht allerhand Klimmbimm, vom Museumshafenpuzzle über den Greifenbutton bis zum Notizblock mit der Marienkirche im Hintergrund. Ob das für eine Existenzsicherung reichen wird, insbesondere nachdem die touristische Hauptsaison vorüber ist, werden die nächsten Monate zeigen.
Die Geschäftsführerin ist eine rheinische Frohnatur, die der Liebe wegen ihre Zelte abbrach und nach Greifswald umsiedelte. Redselig und unbekümmert in Fragen der Privatsphäre, hielt sie die virtuelle Welt vermittels ihres Blogs auf dem Laufenden, füllte die blogosphärischen Suchanfragen nach Stichwörtern Greifswalder Relevanz und informierte ausführlich über das Schicksal einer Fernbeziehung.
Kaum nach Greifswald gezogen, sorgten brandbeschleunigender Kohlenanzünder und ermittlungsunfreudige Polizeibeamte für ein herzliches Willkommen, eine Pressemitteilung und einen Artikel in der Ostsee-Zeitung. Ein guter Start ist ein guter Start ist ein guter Start.
Der Theaterbetrieb auf der eigens im Museumshafen gebauten Spielfläche ruhte diese Saison. Dennoch wurde das Areal an einem der schönsten Plätze Greifswalds regelmäßig Schauplatz (sub-)kulturellen Treibens; sei es beim GrIStuF, der Fête de la Musique, beim Juli im Freien oder den Werftparties.
Inzwischen ist es September geworden und die Freiluft-Saison neigt sich dem Ende, da wollen es auch Krach nochmal wissen. In letzter Zeit ist es ruhig um die dreizehnjährige Greifswalder Traditionsband geworden – sogar Gerüchte, die Kracher würden gänzlich verstummen, kursierten.
Aber von Rückzug keine Spur, höchstens ins Private – man ist Eltern geworden oder ein Stück weggezogen. Die Band zieht zufrieden Bilanz der letzten Monate, in denen „vom Winterschlaf, der von der Frühjahrsmüdigkeit abgelöst wurde, in die Sommerlethargie“ gedöst wurde.
Sagt Adieu zum Sommer!
Für Sonntagnachmittag wird die große Sommerabschiedssause angekündigt. Der Traditionssegler Ernestine – Heimathafen Lassan und unter dem Kommando des Krach-Saxofonisten – wird dann nämlich an den Stufen des Museumshafens haltmachen, das Deck wird zur Bühne, die Ryckterassen zur eintrittsfreien Loge für das Publikum.
Das Konzert wird nicht die letzte Veranstaltung dieses Jahres werden, die im Museumshafen stattfindet – Anfang Oktober feiert die Lovis ihr Zehnjähriges und das gleich eine Woche lang. Doch zwischen Strandsommer und Kulturherbst ist die Greifswalder Lage in Sachen Amüsierbetrieb mehr oder minder angespannt und erfahrungsgemäß wird jedes Zucken, jede Regung dankbar aufgenommen.
Fakten: 05.09. | 16 Uhr | Museumshafen | kein Eintritt
Am kommenden Wochenende wird auf dem Schulhof der Krull-Schule und unter Einbeziehung der angrenzenden Sporthalle ein Stadtteilfest unter dem organisatorischen Kommando des Quartiersbüros Fleischervorstadt stattfinden. Hierzu sind alle Interessierten und natürlich ausdrücklich die Bewohner und Bewohnerinnen des Viertels eingeladen.
Gründe zum Feiern gibt es genug. Einer ist unmittelbar erfahrbar, denn aus den Töpfen des vom Quartiersbüro verwalteten Programms Soziale Stadt wurde das ascherne Fußballfeld modernisiert und der Hof gestaltet. Für den Sonnabend wird ein sehr familientaugliches Programm versprochen.
Das Vokalistentrio Nimmersatt schickt sich an, Schlager und olle Kamellen der 20er und 30er Jahre zu reanimieren, daneben treten die Trommelgruppe Chilislaps und das wirklich ausgesprochen gute Duo Beltango auf. Mit Akkordeon und Klarinette instrumentiert, spielen hier Annette Fischer und die frührere Microfish-Sängerin Karen Salewski Finnischen Tango. Außerdem wird das Orquestre Ensalada der Greifswalder Musikschule dabei sein.
Auf dem Hof der Krullschule wird ein hauptsächlich an Kinder adressiertes Angebot zu finden sein: Hüpfburg, Spielmobil, Rennschweine, Karussel, Bastelstände und der mobile Malort offerieren Zerstreuungsmöglichkeiten. Auch das Internationale Frauencafé ist vor Ort. Kulinaria werden ebenso versprochen. Um 14 Uhr kann schließlich die Anmeldung für das Spaßfußballturnier erfolgen.
Mit von der Partie ist auch das Greifswalder Kinderwagenkulturkombinat, das sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten regelmäßig mit Filmvorführungen im öffentlichen Raum beliebt machte. Gezeigt wird vermutlich der französische Film Mein Leben in Rosarot (FSK 6), der das Thema Intersexualität berührt.
Wer zwischen Studium und Hartz4 noch eine mehr oder minder profitable Zwischenphase in seiner Erwerbsbiographie unterbringen möchte, sollte vielleicht in Erwägung ziehen, sich um die ausgeschriebene Stelle im Uni-Laden zu bewerben.
Für mindestens ein Jahr wird hier ein studentischer Mitarbeiter beziehungsweise eine studentische Mitarbeiterin gesucht – Geschlecht egal, Hauptsache immatrikuliert.
Der Aufgabenbereich umfasst neben dem Verkauf von Merchandisingartikeln der Universität und der Information von Studieninteressierten und Touristen über die Universität auch die Mitwirkung bei der Produktplanung und -entwicklung, bei Verkaufsförderungsmaßnahmen sowie bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben.
Von den Bewerberinnen wird, abgesehen von den üblichen Dingen wie positiver Einstellung gegenüber Kunden, Planungs- und Organisationsvermögen sowie der Lust am Arbeiten, nichts außergewöhnliches erwartet. Kaufmännisches Grundwissen sei erwünscht, aber nicht zwingend notwendig.
Nach Absprache umfasse die Arbeitszeit mindestens 15 Wochenstunden. Der universitätsinterne Stundenlohn für studentische Hilfskräfte beträgt derzeit 8,28 Euro.
Das ausgeschriebene Arbeitsverhältnis beginnt am 01. Oktober, die Bewerbung mitsamt Lebenslauf und Foto muss bis zum 10. September an die E-Mailadresse des Uniladens gesendet werden. Die Vorstellungsgespräche werden voraussichtlich vom 13. bis zum 17.09. vonstattengehen.
Die Ostsee-Zeitung ließ heute einmal wieder eine dpa-Durchhalteparole im Netz verlauten, die sicher auch Eingang in die morgige Printausgabe finden wird. Der abschwungs- und wirtschaftskrisengebeutelten Seele ist es Balsam – wir sind jetzt nämlich nicht nur Fahrradhauptstadt sondern außerdem die kreativste (kreisfreie) Stadt Mecklenburg-Vorpommerns!
Greifswald kreativste Stadt in MV
Gewonnen hat diese bahnbrechende Erkenntnis das rheinländische Beratungsunternehmen agiplan. Genau genommen wird die Stadt Greifswald weder in der Pressemitteilung des Unternehmens noch in der veröffentlichten Studie auch nur erwähnt. Kein Wunder, denn unter die besten Zwanzig kam die Hansestadt in keiner der durch die drei Indizes Technologie, Talente und Toleranz bestimmten Disziplinen.
Aufbauend auf den Arbeiten des US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Richard Florida sind demnach die wesentlichen Elemente der Wettbewerbsfähigkeit einer Region Technologiekompetenz und die Ausstattung mit Talenten, aber „erst ein tolerantes Milieu, das dem Einzelnen ermöglicht, seine Individualität mitunter abseits des Mainstreams auszuleben, sowie ein internationales Flair, führen dazu, dass eine Stadt ein urbanes Klima entwickelt, das kreative Menschen anzieht.“
Ein lebendiger Eindruck dieser toleranten Atmosphäre ist wahlweise und in regelmäßigen Abständen in den Leserbriefen der Lokalzeitung und in den Pressemitteilungen der Greifswalder CDU-Fraktion erhaschbar.
Die von Florida sogenannte Kreative Klasse umfasst dabei nicht allein die kultur- und kreativwirtschaftlichen Erwerbstätigen, sondern alle kreativen Tätigkeiten im weitesten Sinn, also zum Beispiel auch Zahn- und Vermessungstechniker, Krankenversicherungsfachleute, Unternehmensberater, Rechtsvollstrecker, Polizeibedienstete, Krankengymnasten und Diätassistenten. Langsam wird die Schwemme der Kreativen nachvollziehbar.
Technologie und Talente ausblendend, soll an dieser Stelle insbesondere auf den Toleranz-Index etwas ausführlicher eingegangen werden. Er setzt sich gleichgewichtet aus dem – mit Daten der Künstlersozialkasse errechneten – Bohemian-Index (KSKler/Erwerbstätige) und einem Integrationsindex, welcher aus dem Ausländeranteil der Bevölkerung und den Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien bei der Europawahl 2009 abgeleitet wurde, zusammen.
In den kreisfreien Städten wurde der Toleranzindex unter Einbezug eines Gay Index erneut berechnet. Dieser fließt zwar gleichberechtigt in die Rechnung ein, hat aber jenseits der geographischen Verteilung männlicher Homosexueller, die im sozialen Netzwerk GayRomeo angemeldet sind, keinerlei Aussagekraft.
Homohölle statt Gay-Community
All die Dinge, die nach Ansicht Floridas die Kreative Klasse zum Herzug beziehungsweise zum Hierbleiben bewegen könnten, sind in Greifswald mehr recht als schlecht – und dabei doch eher verkümmert als kümmerlich – ausgebildet. Die Kreativen wählen laut Florida ihren Wohnort: „Greifswald ist in MV Hauptstadt der „Kreativen Klasse““ weiterlesen →
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