Drum ’n‘ Bass in der Alten Bäckerei

Seit einigen Wochen darf sich über ein neues subkulturelles Kleinod in der Stadt gefreut werden. Kunstbegeisterte haben sich der Alten Bäckerei angenommen und veranstalten dort regelmäßg, zumeist an Donnerstagen, schräge Aktionen.

Alte BäckereiSo wurden dort zum Beispiel am 26. März in einer szenischen Lesung Debatten aus den Kommentaren des Greifswalder Studentenportals webMoritz nachvollzogen. Außerdem fanden kleinere Ausstellungen und eine Bewegungsperformance statt. Heute ist wieder Donnerstag und zwischen 17 und 20 Uhr wird im Rahmen der Reihe Bewegung eine improvisierte Schlagzeug-Bass-Performance des Duos Rether-Schruhl stattfinden.

Das Konzept der Veranstaltungsreihe Bewegung ist offen und bietet Raum für Ideenträgerinnen und Ideen. Wer selber zum Akteur werden möchte, sollte auf den dortigen Veranstaltungen das Gespräch mit den Beteiligten suchen. Die Alte Bäckerei befindet sich Mehringstraße / Ecke Feldstraße.

Wer nach der Veranstaltung noch nicht so genug hat, findet vielleicht im Antiqariat Rose seinen Frieden, denn dort beginnt um 20 Uhr eine kleine Vernissage.

(Bild: via Flickr dank Sommerferientag aus Greifswald)

Vier Quadratmeter Hoffnung

Es existiert ein neuer Ausstellungsraum in Greifswald, wenngleich auch in begrenzter Größe. Im Antiquariat Rose in der Steinbecker Straße gibt es seit je mehr als nur antike Bücher. Gewissermaßen steht man also dort schon in der Verpflichtung einer selbstgenerierten Tradition.

wolfgang tietzeDer Laden beherbergte zum Beispiel temporär die offenen Proben des Orchestrions Eva Blum.

Nun wird das Ladenkonzept ein weiteres Mal gedehnt und Ulrich Rose mutiert beinahe zum Galeristen, sicher nicht die schlechteste Entscheidung. Die antiquariatsinterne Galerie Vierquadratmeter wurde geboren und am 23. April findet dort eine Vernissage des 1954 in Leipzig geborenen Wolfgang Tietze statt. Der Künstler verweilte bis vor kurzem in Prag, wo er Kafkas Aphorismen grafisch umsetzte.

Inhaltlich und akustisch werden die Rezitatoren Ulrich Rose und Wolfgang Tietze an den Aphorismen, sowie Christoph Gottwald am Kontrabass, der Vernissage Leben einhauchen. Die Ausstellung wird bis zum 20 Mai zu sehen sein, die Vernissage beginnt um 20 Uhr.

Fanfilm lokaler Star Trekkies feiert Premiere

Frau Dr. Brauer aus der Anglistik muss die utopistische Science-Fiction-Serie Star Trek lieben.

Im Sommersemester 2008 gab es sogar eine Ringvorlesung zu diesem Thema und wenig später, im vergangenen Wintersemester, scharte sie eine kleine Schar Star Trekkies um sich und es wurde ein episodenhafter Fanfilm produziert, der die Serie nach Greifswald holen soll. Das ambitionierte Machwerk firmiert unter dem Titel STAR TREK: TO THE RES-Q.

Es ist aufgrund des normativen Gehalts der Serie mehr Substanz  zu erwarten, als junge Männer in blauen Anzügen, die hektisch durch die Hansestadt eilen. Mit Liebe zum Detail wurden neben den Kostümen auch ein Plakat und ein Trailer hergestellt. Das gefällt.

Einen Trailer zum Film gibt es übrigens hier zu sehen. Die Premiere findet heute Abend um 20 Uhr im Mensakino statt. Der Eintrittspreis beträgt lediglich einen Euro.

Assimilation in der Lokalredaktion

Die jungen freien Redakteure der Ostsee Zeitung produzierten in der jüngeren Vergangenheit in meinen Augen die lesenswerteren Artikel. Einer von ihnen ist Matthias J., der mich mit mehreren Reportagen begeistern konnte.

Leider scheint die Assimilation in die Lokalredaktion und die Anpassung an den vorherrschenden Wertekanon schneller abzulaufen, als ich vermutete. J. kam heute die zweifelhafte Ehre zuteil, Guten Tag, liebe Leser! zu gestalten. Es ging diesmal weder um Hundekot noch um Pedalritter Fahrradfahrer, nicht um Schandflecken oder Falschparker. Heute wurde sich wieder im publizistischen Greifswalder Lieblingsvolksport geübt: dem Graffiti-Bashing.

Laut J. sind 90% alle illegalen Graffiti „nicht nur häßlich, sondern […] [sorgen] regelmäßig auch für schockierte Haubewohner und leere Kassen bei denen, die es teuer beseitigen lassen müssen.

Eigentlich möchte der Redakteur auf eine Veranstaltung am kommenden Wochenende hinweisen, auf der die Mauern am Ryck eine optische Generalüberholung erfahren sollen. Und eigentlich möchte er auch darauf hinweisen, dass „Graffitikunst und illegale Schmierereien nicht gleichzusetzen sind„. Aber genau das tut er leider, denn sein Kriterium, den künstlerischen Wert der Wandmalereien zu bemessen, ist juristischer, nicht ästhetischer Natur. Schade, zumal der junge Mann doch selber Kunst studiert.

Interview mit Rudolf Petershagen *Update*

Die Rudolf-Petershagen-Allee ist allgemein bekannt, aber wer wird durch die Benennung eigentlich geehrt? Der im Januar 1945 zum Stadtkommandanten ernannte Wahlgreifswalder Rudolf Petershagen -er lebte seit 1938 in der Hansestadt- zeichnete 1945 für die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee verantwortlich.

Eine Greifswalder Delegation, der unter anderem als Parlamentäre der Rektor der Universität Prof. Dr. Carl Engel, der Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Prof. Dr. Gerhardt Katsch und der stellvertretende Stadtkommandant Oberst Dr. Max Otto Wurmbach angehörten, handelte in der Nacht vom 29. zum 30. April 1945 im brennenden Anklam die Kapitulation der Stadt aus.

in aufruhr - rudolf petershagenPetershagen befand sich anschliessend bis 1948 in russischer Kriegsgefangenschaft, wurde 1955, nach einer vierjährigen Haftsstrafe wegen Spionage, zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Die Verurteilung erfolgte übrigens vor einem amerikanischen Militärgericht. Petershagen verstarb im April 1969.

Der politisch rechte Ehrenbürger der Stadt war allerdings auch 1938 als Kompaniechef an der Besetzung der Tschechoslowakei beteiligt. Nach Kriegsende war er in Greifswald beim Aufbau der Nationaldemokratischen Partei (NDPD) beteilligt, die als politische Heimat ehemaliger Wehrmachtsoffiziere und unverdächtiger Nazis gegründet worden war. Später wurde er Kreisvorsitzender der Partei (lesenswerte Quelle: wikipedia).

Der Beitrag Zerstörung und Rettung in letzter Minute – Das Kriegsende in den Nachbarstädten Anklam und Greifswald (2005) von Deutschlandradio Kultur lässt die damaligen Ereignisse Revue passieren. Petershagens Autobiographie „Gewissen in Aufruhr.“ wurde übrigens 1961 von der DEFA verfilmt.

Das eingebundene Video ist aus dem Jahr 1963. Zu sehen sind ein paar wenige Eindrücke des damaligen Stadtbilds, unter anderem vom Marktplatz und vom Fischmarkt. Zudem gibt es ein Interview mit Petershagen und dem damals offensichtlich ebenfalls beteiligten Matusov. Das Interview fand, wie die feierliche Übergabeverhandlung Greifswalds, im Rathaus  statt.

NPD-Infostand erfolgreich behindert

Wie gestern Abend noch eilig angekündigt, trafen heute früh wenig zahlreich Anhänger der rechtsextremen NPD auf dem Fischmarkt in Greifswald ein, um einen Infostandt aufzubauen und Flyer zu verteilen.

Da sich die Polizei empfindlich verspätete, telefonierten die jungen Nationalen sehr aufgeregt und blickten  in höchstem Maße verunsichert um sich. Anlaß zur Furcht bildete offenbar die dank des kleinen Rabaukens von Weitem vernehmbare Gruppe, die gegen das Treiben der NPD protestierte. Selbstverständlich waren auch Aktivistinnen der Greifswalder Antifa vor Ort.

Nachdem die Polizei ungefähr eine halbe Stunde später eintraf, begannen die NPDler den Versuch, ihre Flyer loszuwerden. Aufmerksame Protestiererinnen machten aber nicht nur die Passanten mit kleinen Hinweisschildern auf den politischen Kontext der Werbenden aufmerksam, sie boten auch Hilfeleistungen bei der umgehenden Entsorgung des papiergewordenen rechten Unfugs.

So harrten die Nationalen drei Stunden auf dem Fischmarkt aus und ernteten reichlich Hohn. Neonazis werden in der Innenstadt keinen Fuß fassen, aber wie sieht es in Schönwalde aus? Dort werden sie heute von 14 bis 16 Uhr das gleiche Spiel nochmal probieren. Ein großes Dankeschön an alle Aktivisten und Aktivistinnen, die der NPD gezeigt haben, wie der Hase hier läuft und abschließend ein kurzes Filmchen des Spektakels.