Am Montag teilte die Stadtverwaltung via Pressemitteilung mit, dass auf greifswald.de ein kostenloses Pendlernetzwerk eingerichtet worden sei, von dem vor allem Berufstätige und Studierende profitieren würden. Die über das Internet arrangierte Gemeinschaftsfahrt würde Kosten sparen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Ob dieses Angebot in dieser Form erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden, denn die Attraktivität von Mitfahrzentralen wird wesentlich durch die Anzahl der Nutzenden bestimmt – wo keine Mitfahrten angeboten werden, steigt man auch nicht ein beziehungsweise schnell wieder aus. Eine eigene Mitfahrerplattform auf der Internetseite Greifswalds – die schon jetzt unübersichtlich und gestaltungsverdrossen daherkommt, statt durch schnelle Informationswege und zuverlässig arbeitende Suchfunktionen zu beeindrucken – erscheint angesichts des beschriebenen Nachfragedrucks wenig sinnvoll.
(Foto: Hartmut910 / pixelio.de)
Ratsamer ist es, hierfür auf ein vorhandenes Netzwerk zurückzugreifen. So wurde mit der Greifswalder Internetseite auch verfahren: Über einen Link auf der Startseite werden Reisewütige auf eine Unterseite geleitet, wo die Dateneingabe des Anbieters Drive2Day ins lebensbejahende Layout von greifswald.de eingebettet wurde. Dumm nur, dass dieses Portal zumindest in dieser Region kaum genutzt wird.
Drive2Day — Don’t drive away
Ein kurzer Test betätigt diesen Verdacht: Wer beispielsweise am Freitag nach Berlin fahren möchte, findet über greifswald.de beziehungsweise Drive2Day exakt ein Angebot. Für den Rückweg am Sonntag sieht es noch magerer aus. Beim Branchenprimus mitfahrgelegenheit.de gibt es für die am Wochenende vielfrequentierte Strecke dagegen immerhin 32 verschiedene Inserate, mit denen nach kostensparender Begleitung auf dem Weg nach Berlin gesucht wird. Zusätzlich wirbt dort sogar die Bahn mit zwei Einträgen um die knauserigen Kundinnen.
Die Planung ihrer Rückreise haben bis heute schon 22 Nutzer begonnen, die auf dem Portal einen Platz im Auto offerieren oder den gemeinsamen Kauf des Wochenendtickets organisieren. Das ist im Fall des Gemeinschaftstickets auch bitternötig, denn die Lizenz zur finanzierbaren Bahnfahrt ist effektiv inzwischen mehr als viermal so teuer wie bei ihrer Einführung vor sechzehn Jahren, als man mit diesem Fahrschein noch tatsächlich das ganze Wochenende auskosten durfte.
Zurück zur Greifswalder Website, wo man sich ganz offensichtlich für das falsche Portal entschieden hat. Denn auch mitfahrgelegenheit.de bietet die Möglichkeit der Einbettung in die eigene Website und binnen kurzer Zeit würde sich hier ein Angebot zurechtklicken lassen, das zwar immer noch nicht schön ist, aber zumindest überhaupt Einträge vorzuweisen hätte. Wie das aussehen könnte, ist in der Bilderstrecke oder aber auch beim Online City Guide Würzburg ansehbar.
Wer nirgendwo mehr ein Plätzchen findet, hat vielleicht noch im früheren Uni-Forum Ryckwaerts Glück und kommt irgendwo unter. Oder fast noch besser: einfach mal hierbleiben!
*Update* 08.04.2013
Vor einer guten Woche hat der Marktführer Mitfahrgelegenheit.de begonnen, Gebühren auf seine Dienstleistungen zu erheben und damit für Bewegung in der Branche gesorgt. Zahlreiche Mitglieder haben dem Portal inzwischen den Rücken gekehrt und wenden sich anderen Plattformen zu. Mehr über die neuen Gebühren und die Alternativen hier:
- Mitfahrgelegenheit.de führt Gebühren ein und macht die Rudelfahrten teurer (Fleischervorstadt-Blog, 03.04.2013)