Fallada-Festival: Literarischer Rundumschlag zum 70.

Anlässlich des 70. Todestags des in Greifswald geborenen Schriftstellers Hans Fallada findet an diesem Wochenende das gleichnamige Literaturfestival statt.  

Bedeutende Söhne der Stadt erleben derzeit in Greifswald eine ungewohnte Renaissance. Ob sich dieses neuentdeckte Interesse nur auf einen in Groß Schoritz geborenen Heimatdichter beschränkt oder das Interesse für hiesige Autoren darüber hinausgeht, wird sich an diesem Wochenende beim Fallada-Festival zeigen. 

Fallada-Festival in Greifswald

Zehn Veranstaltungen laden zu einer Beschäftigung mit dem großartigsten Schriftsteller aus der Fleischervorstadt ein. Die meisten finden in seinem Geburtshaus in der Steinstraße — dem Falladahaus — statt. Dort ist unter anderem Achim Ditzen, Falladas Sohn, zu Gast. Er wird aus den Briefen seines Vaters lesen. Bei weiteren Lesungen kann man Hannes Rittig (Jeder stirbt für sich allein) und Jan Holten (Der Trinker) erleben. Vorträge über Fallada steuern Prof. Dr. Eckard Schumacher, Dr. Roland Ulrich (beide Universität Greifswald) und Stefan Knüppel (Fallada-Museum Carvitz) bei.  „Fallada-Festival: Literarischer Rundumschlag zum 70.“ weiterlesen

Clerks – ein Ladenhüter?

Ein Gastbeitrag von Hubertus Ass

Clerks die Ladenhueter PLakatDieser Eindruck drängte sich auf, wenn man zur zweiten Aufführung des Stücks Clerks – die Ladenhüter in den halbleeren Rubenowsaal gekommen war. Ob dies einer andauernden Publikumskrise am Theater Greifswald geschuldet oder Zeugnis der Unkenntnis von 90er-Jahre-Kultfilmen ist, soll und kann hier nicht näher beleuchtet werden.

Um es gleich vorwegzunehmen: Besetzung, Bühnenbild sowie Kostüme waren zeit- und zweckgemäß. Die schauspielerischen Leistungen waren grundsolide, aber eben auch weit entfernt von grandios oder brillant. Josefine Schönbrodt, als Veronica, verkörperte dabei ihre Rolle noch am überzeugendsten. „Clerks – ein Ladenhüter?“ weiterlesen

Herrlicher Klamauk trotz Anlaufschwierigkeiten — „Charleys Tante“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt 

Was soll man als Student aus reichem englischen Hause tun, wenn man für ein Rendezvous eine Aufsichtsperson — ja gar eine Anstandsdame — benötigt und ebenjene nicht anwesend ist? Was soll man tun, wenn die Gelegenheit für eine Verabredung nur einmal greifbar ist? Eine ebenso unterhaltsame wie skurrile Antwort auf diese Fragen liefert derzeit die Inszenierung  von Brandon Thomas‘ Bühnenklassiker Charleys Tante, welche am vergangenen Samstag in Greifswald vor nahezu ausverkauftem Haus Premiere feierte.

SKURRILE IDEE SORGT FÜR KOMIK UND KONFUSION „Herrlicher Klamauk trotz Anlaufschwierigkeiten — „Charleys Tante“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen

Gut gebrüllt, Löwe! Klaus Gehre inszeniert „Surrogates — mein zweites Ich“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Wer am Sonntag der Premiere von Klaus Gehres Inszenierung des Hollywood-Blockbusters Surrogates — mein zweites Ich am Theater Vorpommern beiwohnte, konnte erleben, dass man für spannungsgeladene, actionreiche Handlungen keinesfalls ein Feuerwerk an Spezialeffekten oder gar ein großes Budget benötigt. Ganz im Gegenteil: Gerade bei dieser Produktion zeigte sich das Reizvolle an sogenannten Low-Budget-Produktionen.

ZUKUNFTSVISION ALS DÜSTERE VIDEO-SOUND-LIVE-PERFORMANCE

Die Bühne gleicht einem wohlorganisierten, kreativen Chaos aus Hand- und Barbiepuppen, Körperteilen, einem Löwenkopf und vielerlei anderen Utensilien nebst einer Vielzahl von Videokameras. Emsig werden letzte Teile geschraubt, wird Holz den Sicherheitsanweisungen entsprechend glattgeschliffen. Es folgen letzte Absprachen, dann gibt Ronny Winter das entscheidende Kommando: „Action!“ „Gut gebrüllt, Löwe! Klaus Gehre inszeniert „Surrogates — mein zweites Ich“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen

Danke fürs Gespräch! – Ingrid Lausunds „Bandscheibenvorfall“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Mitarbeitergespräche – für eine Vielzahl von Arbeitnehmern sind sie ein Schreckensszenario sondergleichen. Bloß nichts Falsches sagen, an der richtigen Stelle die möglichst passende Bemerkung abgeben und vor allem: immer die richtige Haltung einnehmen!

KEINE HALTUNGSSCHÄDEN PROVOZIEREN!

Ingrid Lausunds Stück Bandscheibenvorfall thematisiert eben dieses gesellschaftliche Themenfeld auf zynische, teils makabere Art und Weise, wie der Untertitel verrät: „Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden“.

Bandscheibenvorfall Theater Vorpommern „Danke fürs Gespräch! – Ingrid Lausunds „Bandscheibenvorfall“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen

Nicht völlig misslungen – „Die Zofen“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Georg Meier

Plakat Die Zofen Theater Vorpommern

Donnerstagabend, 20 Uhr, Rubenowsaal. Das Publikum sitzt sich auf zwei Tribünen gegenüber, die 46 Plätze sind nicht ausverkauft. In der Mitte eine kreisrunde Bühne, fast eine Kampfarena, an den Seiten zwei überlebensgroße Portraits einer herrschaftlichen Dame. Darunter sitzend jeweils eine Zofe, schlichtes schwarzes Kleid.

(Plakat: Theater Vorpommern)

 SEICHTES UND BELIEBIGES GEDUDEL 

Die Zofen spielen ein Spiel miteinander: Solange ist Claire, Claire ist die gnädige Frau und lässt sich also von sich selbst bedienen. Wer das nicht weiß, der ist verwirrt. Wer ist wer? Weder Programmheft noch Inszenierung helfen weiter. Susanne Kreckel und Josefine Schönbrodt sitzen sich gegenüber, jede hat ein Mikrofon. Wie eine Lesung fängt das Stück an, erst nach und nach spielen sich die beiden in die Figuren hinein.

Das Spiel der beiden sollte jetzt Fahrt aufnehmen, bis nach fast einer Stunde die gnädige Frau auftritt – so suggeriert es der Text, aber es gelingt nur streckenweise. Immer wieder hat man den Eindruck, als ob die Lust am Spiel – einem perversen Spiel voller Verbrechen, verbotener Erotik, wildem Freiheitsdrang und Mordlust – sich nicht recht einstellen will. Liegt es an den Schauspielerinnen? An der Inszenierung? An der lächerlich banalen Beschallung?

die zofen

Die Musik – seichtes und beliebiges Gedudel bis hin zu pseudogregorianischen Mönchsgesängen – hat für mich sicherlich einiges verdorben. Da hätte ich von einer Regisseurin, die sich in ihrer künstlerischen Biographie mit Aribert Reimann und Boris Blacher beschäftigt hat, deutlich mehr erwartet. Die Bühne macht es den Schauspielern auch nicht leicht: Zwei Publikumsgruppen, die beide bespielt werden wollen. Wendet man sich der einen zu, zeigt man der anderen den Rücken.

Immer wieder gelingt das Spiel aber auch. Gerade, wenn die Zofen nach einer wilden Jagd in einem Kreis von Wut und Anmaßung wie von einer fremden Macht in die Mitte der Bühne und zu unerwarteter Nähe und Zärtlichkeit gezogen werden, entstehen eindrucksvolle Momente. „Nicht völlig misslungen – „Die Zofen“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen