Es ist noch lange nicht vorbei: Extra-Studenten-Vorstellung von Yann & Beatrix

Soll das nun die aber wirklich letzte Aufführung des Stückes Yann & Beatrix werden? Das Ende des von Lukas Goldbach inszenierten Stückes wurde seit dem vergangenen Jahr schon mehrmals angekündigt, doch auch heute Abend werden Katja Klemt und Jan Holten nochmal in ihren Rollen zu erleben sein, und zwar in einer „Extra-Studenten-Vorstellung“.

yann & beatrixSie sind die einzigen beiden Darstellenden im Schauspiel von Carole Fréchette, das zuletzt in der Brasserie Hermann aufgeführt wurden und eine Zweierbeziehung verhandelt.

„Es war einmal eine Frau voll Sehnsucht, aber statt Gefühl bloß eine einsame Wüste im Innern. Ein Aushang „Suche einen Mann, der imstande ist, mich zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In dieser Reihenfolge. HOHE BELOHNUNG.“

Und ein Mann, der an nichts mehr glaubt, als an die Zwanzigerscheine, die er als Prämienjäger verdient. Er stellt sich der Prüfung, welche sich zu der Suche nach dem Moment entwickelt, da wirkliche, wahre Liebe entsteht. Es beginnt ein Kampf zwischen Anziehung und Abneigung, Faszination und Verführung, Liebe und Hass. Und inmitten dieses unwirklichen Glücksspiels entsteht fast unmerklich etwas Wahres, Zartes, Echtes, das vielleicht die Angst vor der Liebe überwinden kann. Fast wie im Märchen.“

Der Regionalsender Greifswald TV hat einen kurzen Beitrag dazu mit Aufnahmen aus dem Stück veröffentlicht, aber das ersetzt natürlich nicht den Besuch in den neuen heiligen Hallen des Studententheaters, sondern kann nur Appetit auf mehr machen.

Fakten: 20.06. | 20 Uhr | Stuthe (Mehring-Str. 48) | 4 / 6 EUR (erm.)

Intendantenwechsel: Wenn die Angst in das Theater zieht

Mit Kritik am Greifswalder Theater wird selten gespart: es sei provinziell, die schauspielerischen Leistungen seien selten vorzeigbar und die Inszenierungen einfach nicht radikal genug. Einige dieser — zumeist zugezogenen — Theaterkritiker haben das Schauspielhaus sogar schon von innen gesehen. Doch wer dachte, dass die Zustände am Theater zementiert seien, kann sich derzeit eines Besseren belehren lassen. Vor zwei Wochen sorgte die Meldung, dass der neue Intendant Dirk Löschner einen Großteil des Ensembles austauschen würde, für helle Aufregung und wilde Spekulationen.

„GEHEN SIE DOCH NACH STENDAL, DA IST JETZT EIN PLATZ FREI!“ (PETER MULTHAUF)

Möglich wird diese Frischzellenkur dadurch, dass die Arbeitsverträge der Schauspielerinnen branchenüblich befristet sind und auf Intervention Löschners hin nicht verlängert werden sollen. Nichtverlängerungen lassen sich aus künstlerischen Gründen oder wegen eines Intendantenwechsels aussprechen, wobei der durch den Wechsel des Intendanten bedingte Verlust des Arbeitsplatzes keine negativen Auswirkungen auf die Vita der betroffenen Schauspieler entfalte, wie Löschner bei der gestrigen Sitzung des Kulturausschusses versicherte.

dirk löschner(Foto: 17vier)

Ausschussmitglied Peter Multhauf (DIE LINKE) wollte das nicht glauben und meinte, dass mit Löschners Erscheinen „die Angst im Theater eingezogen“ sei. Soziale Härten will der designierte Intendant bei seinen Personalentscheidungen zwar berücksichtigt haben, jedoch seien Löschners Einschätzung zufolge dadurch bei niemandem „nicht zu handlende“ Nöte entstanden. Multhauf  dachte laut darüber nach, wie Löschner die Einzelgespräche mit den Nichtverlängerten kommentiert haben könnte: „Gehen Sie doch nach Stendal, da ist jetzt ein Platz frei!

„KLEIN ANFANGEN UND DANN MAL SCHAUEN, WAS GEHT“ (DIRK LÖSCHNER) 

Löschner, der in der Schauspielsparte einen kompletten Neuanfang plant, möchte die Altersstruktur ändern und hier in Greifswald seine eigenen Vorstellungen von Theater umsetzen, die so neu erstmal gar nicht klingen: Theater müsse sich durch gesellschaftliche Relevanz auszeichnen, soziale Themen aufgreifen, und dürfe dem Publikum nicht hinterherlaufen. Seine Antworten auf die ihm gestellten Fragen nach dem künstlerischen Konzept der Zukunft fielen unspektakulär und ausweichend aus. Überrascht wirkte keiner der Anwesenden — wirklich zufrieden war allerdings auch niemand. „Intendantenwechsel: Wenn die Angst in das Theater zieht“ weiterlesen

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #9

„Ich mag den Weg / ich mag das Ziel / den Exzess, das Selbstexil / Ich mag erschaudern / und nicht zu knapp / ich gebe jedem etwas ab /… / Ich mag die Spiegelung der Luft / und wenn die Sehnsucht nie verpufft / den Glanz des Lebens in einem Tag / Ich mag den Zweifel, der an mir nagt / wenn meine Angst mich schnell verlässt / Ich mag den Tanz, das Idiotenfest / Wenn wir irren nachts im Kreis / eine Bewegung gegen den Fleiß!“

kurze wege lange nächte

Der Hochsommer bleibt dieses Jahr aus und verdrossen oktobert sich das Wetter durch die Mitte des Kalenders. Ein Gutes hat es ja: die gemächliche Sommerpausenruhe wird geschwänzt — wer keine Sonne abgekriegt hat, braucht bekanntlich auch nicht früh ins Bett. Wo man sich stattdessen herumtreiben kann, wird hier in Kurzform empfohlen und notiert. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #9“ weiterlesen

Stalker: Zonensehnsucht und Seelenreise

Das vergangene Jahr klang für die Schauspielenden von Stuthe mit einem sehr erfolgreichen Kooperationsprojekt aus – gemeinsam mit dem Theater Vorpommern und dem Caspar-David-Friedrich-Institut wurde eine Inszenierung des russischen Kunstfilms Stalker (1979) auf die Bühne gebracht.

Regisseur Andrej Tarkowski erzählt in seinem Science-Fiction-Werk von einem als Zone betitelten, militärisch abgesperrten Gebiet, in dem sich merkwürdige Dinge ereignen sollen. In dieses Areal führt Stalker, ein Fährtenleser, der seine Ortskenntnis zur Profession entwickelte, zwei ungleiche Charaktere: Eine Wissenschaftlerin und einen Schriftsteller, die auf der Suche sind nach einem geheimen Zimmer, in dem der innigste Wunsch eines jeden Wirklichkeit werden soll. Diese Reise wird zum gefährlichen Seelentrip ins Selbst.

(Foto: Theater Vorpommern)

Die bisherigen Reaktionen auf die Umsetzung des Films waren anerkennend, positiv und regelrecht euphorisch. Die eingesetzten Gerüstkonstruktionen prägten ein ungewöhnliches Bühnenbild und fungierten gewissermaßen als Trittleiter in eine andere Dimension. Jakob Pallus resümiert im webMoritz:

plakat stalker theater

„Stalker ist kein reines Theaterstück. Vielmehr ist es ein Kunstprojekt. Als solches angekündigt, wird es tatsächlich dieser Beschreibung gerecht. Die Atmosphäre, die Tarkowski in seinem Film noch mit Hilfe von Naturaufnahmen und Wechseln in der Farbigkeit aufbaute, wird hier nun mittels Bühnenkonstruktion, Videoprojektionen und den Suchern und Wiedergängern evoziert – nicht in der gleichen Weise bildgewaltig, aber ebenso eindringlich. Beladen mit Symbolen nimmt das Stück den Zuschauer mit zum Wunschzimmer, aber auch tief in die Seelen der Akteure – und in die eigene.“ (webmoritz)

Neben mehreren Schauspielerinnen des Greifswalder Studententheaters sind in das Stück auch die hauptamtlichen Darsteller Lukas Goldbach, Hannes Rittig, Katja Klemt und Christian Holm vom Theater Vorpommern involviert.

Stalker wird an den ersten drei Märztagen im Rubenowsaal der Stadthalle aufgeführt. Am 21. und 22. März finden Vorstellungen in Stralsund statt. Karten lassen sich unter anderem über das Online-System des Theaters beziehen.

Brasserie Hermann und der ballspielende Mensch gehen in die Verlängerung

Das pünktlich zur vergangenen Fußballweltmeisterschaft konzipierte Stück Homo Pilicrepus – der ballspielende Mensch, das bis dato ausschließlich im roten Salon der Brasserie Hermann aufgeführt wurde und sich bester Publikumsresonanzen erfreute, geht in die Verlängerung.

der ballspielende mensch(Foto: Stuthe)

Lukas Goldbach, Katja Klemt, Gunnar Fasold, Christian Gaul, Jana Nederost und Juwe wussten nicht nur mit einem Clash aus Philosophie und Ballsport zu überzeugen, sondern auch mit einer ganz hervorragenden Werbekampagne für das Stück. Ganz im Stil der Schokobackwaffeln beiliegenden Sportaufkleber, war die Reklame für das Theater auch irgendwie eine Hommage an die Sammelleidenschaft fußballverrückter Süßigkeitenverzehrer.

Das Spiel ist Ein grundlegendes Element unserer Kultur. Der Mensch ist ein Spieler – und ohne seine Lust und Fähigkeit zum spielen hätten sich ganze Bereiche seiner Kultur und Gesellschaftsstrukturen überhaupt nicht entwickelt: die Dichtung, das Recht, die Wissenschaft, die bildende Kunst, die Philosophie und viele andere.

stuthe luhmannDa alle Spiele, auch jene, aus denen sich unsere Gesellschaft gebildet hat, zunächst freiwillig passieren und den Charakter der Freiheit haben – da ein befohlenes Spiel ja kein Spiel mehr sein kann – entwerfen wir dieses Spiel, „WIR“ gegen „DIE“. Die Wissenschaft sagt, der mensch sei der Homo Sapiens, (der Vernünftige), mancher meint, er sei der Homo Faber (der Schaffende), wir aber sagen: der Mensch ist der Homo Pilicrepus, der Ballspielende Mensch!

Rechtzeitiges Erscheinen ist aufgrund des begrenzten Platzangebotes anzuraten. Die Kasse öffnet eine Stunde vor dem Vorstellungsbeginn. Die letzte Vorstellung wird am 1. November stattfinden.

Fakten: 18.10. | 20.30 Uhr | Brasserie Hermann (Gützkower Str.1) | 6 EUR (erm. 4 EUR)