#Swag nicht aufgedreht: Gremienwahlen interessieren kaum jemanden

Ein Gastbeitrag von Franz Küntzel 

Jedes Jahr das gleiche spannende Prozedere: Die Jünger der Greifswalder Hochschulpolitik werben um die Gunst ihrer Kommilitonen. Von Freibeutern über Comic-Helden bis hin zu Kommunisten hat der hochschulpolitische Dunstkreis so einiges zu bieten, aber augenscheinlich hat es mal wieder keinen der 11.700 wahlberechtigten Studenten interessiert — in der vergangenen Woche verirrten sich nur etwa 10 Prozent von ihnen in die Wahllokale.

(Montage: Fleischervorstadt-Blog, Original: Disney)

Während sich die Liste der Solidarischen Uni am Mittwoch mit ihren beiden Hauptakteuren von Malottki und Rodatos schon vor dem Wochenende hart abfeierte, kann man jetzt einen nüchternen Blick auf die Ergebnisse werfen: Obwohl die Soli-Liste 11 von 12 Sitzen holte, bleibt abzuwarten, inwieweit man nun „progressive Politik“ überhaupt umsetzen kann und will.

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Unwort des Jahres 2013: „Sozialtourismus“

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff „Sozialtourismus“ zum Unwort des Jahres 2013 gekürt. Mit diesem Titel machen Sprachwissenschaftler seit inzwischen 23 Jahren auf Begriffe der öffentlichen Kommunikation aufmerksam, die in besonderem Maß gegen das Prinzip der Menschenwürde oder das Prinzip der Demokratie verstoßen, die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind.

sozialtourismus(Screenshot duden.de)

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„Als würde auf Angela Merkels Wahlplakaten überall #Swag und #Yolo stehen“

Moritz TV erklärt in diesem Intensivkurs die laufende Gremienwahl an der Universität Greifswald und macht schwere Kost genießbar:

Democratic Avengers — klingt hip, modern und supercool, ist aber im Grunde die Junge Union und die ehemalige bürgerliche Liste. Das ist, als würde auf Angela Merkels Wahlplakaten überall #Swag und #Yolo stehen. 

Gremienwahlen an der Universität: „Democratic Avengers“ und die bittersüße Rache der Demokratie

Heute haben die Gremienwahlen an der Universität Greifswald begonnen. Studierende können nun bis zum 17. Januar ihre Stimmen für die Zusammensetzung des Studierendenparlaments (StuPa), des akademischen Senats, der fünf Fakultätsräte sowie mehrerer Fachschaftsräte abgeben und bestimmen, wer in den nächsten Monaten miteinander das trockenste Brot des Uni-Lebens brechen muss.

KONSERVATIVE SUPERSTARS AUF RACHEFELDZUG 

Bei der Wahl des akademischen Senats konkurrieren 44 Studierende um die zu vergebenden 12 Mandate. Davon tritt der größte Teil (27) auf der Liste „Solidarische Universität“ an. Für den Senat bewerben sich bedeutend mehr Konservative als für das StuPa. So zählt die Liste — bitte an dieser Stelle kurz innehalten, gegebenenfalls austrinken und tief durchatmen — „Democratic Avengers“ insgesamt 13 Kandidierende. Das Feld der „demokratischen Rächer“ reicht von A wie Amthor bis V wie Vierkant, von der Jungen Union bis zum RCDS, von der katholischen Studentenverbindung Alemannia bis zur Burschenschaft Markomannia. Außerdem stellen sich drei Kandidaten von der zur Partei DIE PARTEI gehörenden Hochschulgruppe (HSG DIE PARTEI) sowie ein freier Bewerber zur Wahl.

(Montage: Fleischervorstadt-Blog, Original: Disney)

Noch weniger spannend als die Senatswahl wird wohl die Bestimmung des zukünftigen Studierendenparlaments ausfallen. Bei dieser Wahl ringen in diesem Jahr 30 Kandidierende um 27 Mandate — das sind noch drei Bewerber weniger als beim vorletzten Votum im Januar 2012, als sich nur 33 Studierende zur Wahl stellten. Diese spärliche Auswahl hat zur Folge, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch all jene früher oder später ins Parlament nachrücken dürfen, denen durch die Wahl eigentlich kein Platz vergönnt war — ist das nicht ein bittersüßer Racheakt der Demokratie? „Gremienwahlen an der Universität: „Democratic Avengers“ und die bittersüße Rache der Demokratie“ weiterlesen

Jetzt geht’s an die Substanz: Universität Greifswald sichert vorläufig Stellen

Die Universität verwendet die 3,6 Millionen Euro, die für die Grundsanierung des quecksilberverseuchten Gebäudes der ehemaligen Physik bestimmt waren, um über 40 Stellen vorläufig zu verlängern. Dieser Beschluss wurde heute Nachmittag in einer Pressemitteilung bekannt.

Alte Physik in Greifswald(Foto: Kevin Neitzel)

Für die Jahre 2014 und 2015 rechnet die Hochschulleitung mit einem finanziellen Mehrbedarf in Millionenhöhe, doch bislang werden dafür keine zusätzlichen Mittel vom Land bereitgestellt. Während Bildungsminister Brodkorb (SPD) darauf verzichtet, sich für die Hochschulen des Landes stark genug zu machen, prüft der Landesrechnungshof die Kalkulation des Mehrbedarfs auf ihre Richtigkeit. Die Rektorin der Universität Greifswald, Professorin Johanna Eleonore Weber, kündigt in der Pressemitteilung „Strukturentscheidungen“ an, die mit der Schließung von Instituten und Studiengängen verbunden seien, wenn die Landesregierung im kommenden Jahr keine positiven Signale sende:

„Dieser Schritt fällt uns schwer. Wir erwarten aber, dass der Landesrechnungshof unsere Berechnungen und damit eine chronische Unterfinanzierung alsbald bestätigen wird. Mit dem Rückgriff auf die Rücklage schaffen wir die Möglichkeit, die befristeten Stellen für junge begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vorerst weiter zu finanzieren und gewinnen Zeit. Sollten im kommenden Jahr keine positiven Signale aus Schwerin kommen, wird die Universität Strukturentscheidungen treffen und einzelne Institute bzw. Studiengänge schließen müssen. Nun ist es am Land zu handeln, damit diese klugen jungen Menschen nicht das Land verlassen, weil sie keine Perspektiven in Mecklenburg-Vorpommern mehr für sich sehen.“

  • Universität Greifswald handelt und sichert vorläufig Nachwuchswissenschaftlerstellen (PM Uni Greifswald, 18.12.2013)
  • Hochschulen und Studierende fühlen sich von Brodkorb getäuscht (webMoritz, 14.11.2013)
  • Unsichtbare Gefahren – Schadstoffe in Unigebäuden (MoritzMagazin, 08.07.2010)

Sturmfrei an der Uni Greifswald — Orkan „Xaver“ sorgt für Schließungen öffentlicher Einrichtungen

Das Sturmtief „Xaver“ sorgt in Greifswald für frischen Wind und schafft binnen Stunden, was Bildungsminister Brodkorb bis jetzt noch nicht hingekriegt hat: Heute Nachmittag stellte die Universität Greifswald den Lehr- und Dienstbetrieb ein. Alle universitären Veranstaltungen fallen heute ab 16 Uhr und auch morgen, am Freitag, aus. Die Beschäftigten und Studierenden wurden gebeten, die Gebäude der Universität zu verlassen. Morgen sollen die Angestellten selbst entscheiden, ob sie gefahrlos zu ihren Arbeitsstellen gelangen können oder besser zuhause bleiben.

Ostseeviertel Felix Norenz(Foto: Felix Norenz, 10/2013)

An den staatlichen Schulen wird morgen landesweit kein Unterricht stattfinden; sie sind aber für eine Notbetreuung geöffnet und mit Lehrern besetzt, so dass Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können. Die kommunalen Kindertagesstätten sind am Freitag regulär geöffnet. Zwischenzeitlich geschlossen wurde auch der Greifswalder Tierpark — es ist unwahrscheinlich, dass sich am Freitag daran etwas ändern wird. Das Abendgymnasium und die Volkshochschule sind jetzt ebenfalls zu. Die Stadtbibliothek bleibt weiterhin zu den gewohnten Zeiten geöffnet.

Auch der Greifswalder Weihnachtsmarkt macht dicht. Die Stadtverwaltung kündigte schon am Mittwoch an, dass die Entscheidung, ob der Markt geöffnet bleibe oder nicht, heute Nachmittag getroffen wird. Nun wurde seine Schließung entschieden. Wie es mit dem Weihnachtsmarkt morgen weitergeht, soll von der Witterungslage abhängig gemacht werden.

http://www.youtube.com/watch?v=XDJLX6N6WYM

ES TICKERT ALLERORTEN 

Der Sturm erreichte an der Nordseeküste Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 126 Kilometern pro Stunde. Experten rechnen damit, dass der Wind weiter zunehmen wird, und prognostizieren Böen von bis zu 180 Kilometern pro Stunde. Die Bahn hat den Verkehr auf der Verbindung zwischen Greifswald und Stralsund inzwischen wegen umgestürzter Bäume  eingestellt. Das Wetter soll sich am Sonnabendvormittag wieder normalisiert haben.

Wer alle Ereignisse rund um den Orkan „Xaver“ mitverfolgen will, kann sich auf eine breite Berichterstattung verlassen. Es wird allerorten getickert: von den regionalen Medien sind es der NDR, der Nordkurier und die Ostsee-Zeitung, die regelmäßig aktualisierte Informationen anbieten. Bei Twitter bleibt man unter dem Hashtag #Xaver auf dem neuesten Stand.

Ticker:

Pressemitteilungen: 

  • Greifswald trifft Vorsorge wegen Sturmtief „Xaver“ – Weihnachtsmarkt wird vorsorglich geschlossen (PM Stadtverwaltung, 05.12.2013)