Pommersche Literaturgesellschaft lädt zum Falladafest ein

Der Verein Pommersche Literaturgesellschaft, im lokalen Sprachgebrauch unter dem Kürzel pom-lit mehr oder minder geläufig, veranstaltet am kommenden Wochenende das Fallada-Fest.

VORNEHME ZURÜCKHALTUNG AUS DER STEINSTRASSE

In den vergangenen Monaten übte sich die Nachfolgeorganisation des Falladavereins in vornehmer Zurückhaltung und im Vereinssitz in der Steinstraße 59 – dem Geburtshaus des Schriftstellers – fanden in der letzten Zeit relativ wenige Veranstaltungen statt, zumeist handelte es sich dann um kleinere Ausstellungen Greifswalder Künstlerinnen. Auch das immerhin zehnjährige Jubiläum vor etwa drei Monaten ging irgendwie unter.

Die Pommersche Literaturgesellschaft wurde im April 2000 von Studierenden und Dozenten gegründet, unter ihnen zum Beispiel die beiden Germanisten Dr. Karl-Heinz Borchardt und Dr. Michael Gratz. Letzterer betreibt seit 2001 die online erscheinende Lyrikzeitung und “versammelte schließlich alles, was man über die Rezeption aktueller Lyrik wissen muss” (Freitag). Wieviel Arbeit tatsächlich in der Pflege und Autorenschaft dieser  Seite steckt, läßt ein kurzer Blick auf die elf Veröffentlichungszeitpunkte der vergangenen beiden Tagen erahnen. Gratz malocht mit Lyrik – pausenlos und nachtaktiv.

pommersche literaturgesellschaft

Als würde das nicht reichen, betreut er jetzt auch einen eigenen Blog für pom-lit. Hier geht es allerdings nicht nur um die Pommersche Literaturgesellschaft, sondern auch um Greifswalder Kultur und Hochschulpolitik. Und natürlich um den Schriftsteller Hans Fallada. Der Verein ist jedenfalls wieder da und lädt am Wochenende zu einer zwar kleinen, aber liebevoll erdachten Feierlichkeit.

KINDERTHEATER UND KÜHLSCHRANKPOESIE

Das Programm des diesjährigen Falladafestes wird vom biographischen Dokumentarfilm Ein Fall ad a. Sven Stäglichs eingeleitet.

falladafest-flyerIn seinem Diplomfilm hat der Filmemacher Sven Stäglich jenseits herkömmlichen dokumentarischen Erzählens eine subjektive Annäherung an Fallada versucht. Anhand biographischer Schauplätze wie Greifswald, Usedom, Rügen und Carwitz erzählt Stäglich, durch vier Zeitgeistjungen vermittelt, biographische Episoden in zum Teil surrealer Färbung. Die Darstellung des Lebens Falladas gerät damit selbst zum Kunstwerk.

Richtigen Festcharakter hat allerdings erst die Veranstaltung am Sonnabend inne. Ab 16 Uhr inszeniert dann nämlich das Greifswalder Studententheater (Stuthe) kindgerecht Falladas Geschichten aus der Murkelei. Drei Stunden später wird sich daran eine Lesung der Kinderheitserinnerungen Damals bei uns daheim mit Hedwig Golpon und Dr. Roland Ulrich anschließen.  Schließlich wird ein  Lyrikprojekt auftreten, das mit „abstrakt bis pointierten Gedichten, zahlreichen Liedern und schrägen Flash-Fictions“ um Aufmerksamkeit wirbt.

kuhlschrankpoesieAm großen Büchertisch werden indes Schnäppchen feilgeboten, während die Besucher angehalten sind, sich kühlschrankpoetisch in die Veranstaltung einzubringen und mit ihren Werken eine Jury zu überzeugen. Nebenstehend die Arbeit der letztjährigen Preisträgerin. Eine Übersicht aller Wettbewerbseingaben von 2009 bietet dieses pdf-Dokument.

Das Wetter soll großartig bleiben und da für das leibliche Wohl gesorgt wird, muss wohl auch niemand aus dem Blechnapf fressen.

Fakten:

09.07. | 20 Uhr | Falladahaus (Steinstr. 59)
10.07. | ab 16 Uhr | Falladahaus (Steinstr. 59)
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Auf zur Großdemo nach Schwerin!

Eigentlich kam man in den vergangenen Tagen kaum umhin, nichts von der für morgen geplanten Demonstration in Schwerin mitzubekommen.

Die Dekane der Philosophischen und und der Theologischen Fakultät haben alle Studierenden am morgigen Tag von den Universitätsveranstaltungen befreit, um die Möglichkeit einzuräumen, sich an den Protesten gegen die Pläne des Bildungsministeriums, das Gros des Lehramtsstudiums aus Greifswald abzuziehen, zu beteiligen. Der AStA sorgt für kostenlosen Transport in komfortablen Reisebussen, die um 07.30 Uhr (Bahnhof) bzw. 07.45 Uhr (Südbahnhof) losfahren werden.

Wer noch mitfahren will wird gebeten, sich mit einer E-Mail unter Nennung seines Namens beim AStA anzumelden. Das Mitbringen klassischer Demonstrationsaccessoires wie Trillerpfeifen, Transparente und mehr ist ausdrücklich erwünscht. Für Unterhaltung im drögen Protestalltag will das Greifswalder Studententheater (StuThe) sorgen.

Einen ausführlichen Artikel über die Hintergründe der befürchteten Entscheidung zuungunsten der Greifswalder Universität findet sich auf dem webMoritz. Auch die Kolleginnen von Moritz TV haben die Propagandamaschine angeworfen und eine Art Demotrailer produziert.

RCDS blamiert sich und sein „Projekt Zukunft“

Es ist dieser Tage nicht leicht, aktives Mitglied beim RCDS zu sein. Pünktlich zum großen Fußballspektakel gibt man sich beim CDU-Studierendenverbund WM-fiebrig und publizierte einen eigenen Planer, der für Übersicht im Dickicht der sportiven Begegnungen sorgen soll.

Das Druckerzeugnis wurde heute Mittag auch in Greifswald von ambitionierten Hochschulpolitikern unter die Leute gebracht. Das Cover ziert eine Fußball gewordene Rückansicht einer weiblichen Hüfte, die zum Aufklappen einladen soll. Dem Versuch, ein aktuelles und an eine große Masse adressiertes Thema zu besetzen, ist allerdings das Potential zum Image-Fiasko eingeschrieben; das Werk ein papierner Griff ins Klo.

RCDS: Projekt Zukunft?

Bereits gestern wurden die ersten ablehnenden Reaktionen auf die Gestaltung des WM-Planers laut. Auf dem Medienwebblog der Trierer Universität wurde ein offener Brief an den RCDS veröffentlicht, der danach fragt, wie dieses Cover zu lesen sei: „Frauenärsche sollen aussehen wie Fußbälle, damit sie uns – die Männer – während der WM überhaupt noch interessieren? Oder seid ihr Befürworter einer Mangelernährung – die Oberschenkel der abgebildeten Dame sind etwa so dick wie mein Unterarm, wenn die Proportionen stimmen? Die Hotpants erinnern dann noch eher an Beachvolleyball, als an Fußball. Ein Fußball ist doch zum Schießen da, oder sehe ich das falsch?“

Die inzwischen auch schon ergraute Maßgabe des RCDS, das Projekt Zukunft, wird auf dem gleichen Blog und unter Betrachtung des unsäglichen Covers folgendermaßen interpretiert: „Mädels macht Diät! Wenn uns danach ist dann haltet bittet den Po hin, zum Reintreten versteht sich. Oder gibt es da etwa noch die Metaebene? Das Demographieproblem vielleicht? Hat das Ding eigentlich auch einen Kopf? Kann es denken? Wahrscheinlich nicht!“ Wenn so Zukunftsvisionen aussehen, erscheinen Gegenwart und Vergangenheit plötzlich gar nicht mehr so übel wie bisher.

Willkommen im Mittelalter!

cooldrauf-rcdsAuch in der Greifswalder Twitter Community rumort es seit gestern. Dort wird der RCDS im Mittelalter willkommen geheißen, die entsprechenden Links werden als #fail verschlagwortet. Die Zuschreibungen sind überdeutlich; eine erfolgreiche Image-Offensive erzeugt ein anderes Echo. Auch hier werden die gleichen Fragen wie auf dem zitierten Blog laut: „Sollen Frauen fussballförmige Ärsche haben? Soll man ihnen in den Arsch treten? Was ist die christliche Botschaft?“ und dem Ärger über den offenkundigen Sexismus wird ganz zivilcouragiert über Twitter, Facebook und wie die neuen Medien alle heißen, Luft gemacht.
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Gegenöffentlichkeit und politische Stencils

Es ist keine vier Monate her, dass der temporäre Greifswalder Kilian Riebes seine Masterarbeit am hiesigen Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaften einreichte. Inzwischen darf er seinen Namen mit einem wohlverdienten M.A. schmücken.

Politische Stencil-Graffiti als Teil von Gegenöffentlichkeit lautet der Titel seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem zeitgenössischen Phänomen, das als urbane Begleiterscheinung gedeutet werden kann und seit einigen Jahren auch in Greifswald Fuß gefasst hat, wie zum Beispiel die Fotodokumentationen von daklebtwat zeigen.

Riebes durchstreifte bei der Erhebung seiner über sechshundert Stencil-Motive allerdings nicht die Hansestadt Greifswald, sondern die deutsche Kapitale Berlin. Er dokumentierte, analysierte und klassifizierte die Ergebnisse einer „unautorisierten Produktion visueller Zeichen im öffentlichen Raum“ und erforschte die Straße als kulturellen Aktionsrahmen.

Von Massenmedien und Kommunikationsguerilla

Der Zuschreibung von Streetart als gegenöffentlich stellt er allerdings eine theoretische Auseinandersetzung mit verschiedenen Konzeptionen von Öffentlichkeit voran. Von Massenmedien und Gate-Keepern über Nachrichtenwerttheorie, Medienaktivismus, Kommunikationsguerilla und störenden Eingriffen in die kulturelle Grammatik wird ein weites kommunikationswissenschaftliches und kultursoziologisches Feld aufgetan.

Bemerkenswert ist neben der thematischen Mannigfaltigkeit der Stencil-Graffiti auch die Auswertung des Datenmaterials und dessen Kategorisierung. Hierbei wird zum Beispiel zwischen ablehnenden und zustimmenden Positionen unterschieden, die durch die erfassten Bilder zum Ausdruck gebracht werden. Sehr erhellend ist auch die Darstellung von Gewalt in Streetart.

Auf dem eigens eingerichteten Blog stellt Riebes nicht nur seine Masterarbeit zum Download zur Verfügung, er bietet außerdem eine am Thema orientierte Literatursammlung an, die zukünftige Netzrecherchen verkürzen soll. Auch in den verlinkten Bildergalerien finden sich Perlen der Eroberung des öffentlichen Raumes.

Wer sich für Streetart interessiert, sollte sich die Arbeit herunterladen, sie ausdrucken und sich in Ruhe zu Gemüte führen. Insbesondere die theoretischen Ausführungen und Überlegungen zum Thema (Gegen)Öffentlichkeit und Aktivismus eröffnen neue Perspektiven auf das zumeist nächtliche Treiben mit Schirm, Charme und Schablone.

(Fotos: Kilian Riebes)

Flusssprung für das Bewusstsein

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsgruppe GETIDOS beschäftigt sich mit Wasser im Allgemeinen und seiner Verteilung im Besonderen.

Heute Abend wird im St. Spiritus im Rahmen der von GETIDOS initiierten Veranstaltungsreihe „Getting things done with…“ ein Vortrag mit dem Gründer des European Rivers Networks Roberto Epple und der Ökologie-Aktivisten Anne Klatt, die bis vor wenigen Monaten auch für die Grünen in der Greifswalder Bürgerschaft saß, stattfinden.

Der Titel des Abends lautet „Rhein, Rhône, Ryck… – ziviles Engagement für lebendige Flüsse in Europa“ und viel aufregender als der Vortrag dürfte der kollektive Sprung ins kühle Nass werden, der sich am Folgetag ereignen wird. Denn am 19. Mai wird ab 12 Uhr eine gemeinsame Flusswanderung an den Tierparkwiesen beginnen, bis man sich schließlich lemminghaft nur eine Stunde später in das mehr oder weniger belastete Gewässer stürzt, um die anhaltende Zerstörung von Europas Flusslandschaften in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

„Um 13 Uhr springen wir in den Ryck. Alle sind herzlich eingeladen mit zu springen! Umkleidekabinen und eine heiße Dusche werden mit freundlicher Genehmigung des  Ruderclubs „Hilda“ zur Verfügung gestellt. Alle mutigen Springerinnnen und Springer erhalten eine warme Kleinigkeit gesponsort von der Hornfischbar „Pomeria„.“

Fakten:
18.05. | 20 Uhr | St.Spiritus | Eintritt frei
19.05. | 12 Uhr | Tierparkwiesen (Flusswanderung)
19.05. | 13 Uhr | Museumshafen (Flusssprung)

Studentenfestival mit großen Ambitionen

Es ist wieder soweit, GrIStuF (Greifswald International Students Festival) steht in den Startlöchern. Im Wollweberschen Vereinshauptquartier wurde seit Monaten geplant, vernetzt und gestaltet. Nun wird es nur noch eine gute Woche dauern, bis der mondäne Reigen losbricht, sich ein Stück Welt in Greifswald versammelt.

Verve in der Hansestadt

Erfahrungsgemäß werden demnächst über 200 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern anreisen und sich – organisiert in vierzehn thematischen Workshops – mit dem Festivalmotto Response-Ability auseinandersetzen. Diese theoretischen Workshops, deren inhaltliche Mannigfaltigkeit von Ernährung und Konsum über Ethik und Klimawandel, Zivilgesellschaft und Nationalismus bis hin zu Biopiraterie, Medien und gender reicht, sind in der Regel allein den teilnehmenden participants vorbehalten.

Doch für die Sichtbarkeit des Festivals in der Stadt wurde und wird gesorgt, denn das alle zwei Jahre stattfindende Spektakel wird von einem Kulturprogramm begleitet, das mit ambitioniert noch relativ zurückhaltend charakterisiert wäre.

Ship & Chill — Dinch & Dill

Neben der Welcome Party und dem Treffen der Kontinente wird auch das Running Dinner mit einer Aftershow bedacht. Bis dato noch unbekanntere Formate wie Ship & Chill, die Kulturmeile oder das – in wortschöpferischem Übermut betitelte – Dinch werden die Nächte der Festivalwoche verkürzen, bis GrIStuF am 05. Juni mit seinem Open Air im Strandbad für abschließende Furore sorgen wird. Das sommerliche Wetter wird sein übriges tun, versprochen.

GrIStuF wird uns einen neuen Veranstaltungsort schenken, wenn auch leider nur für die Dauer des Festivals. Die Entscheidung, eine gigantische Halle in Beschlag zu nehmen, sichert nicht nur eine mehr als geräumige Ausweichvariante bei schlechtem Wetter, sie offeriert zugleich ein leider rar gewordenes Gut in der Hansestadt: locations, locations locations!

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