Wer Sonntagvormittag am Wall über eine Frühstückstafel mit weißen Tischdecken, bunten Blumen und Livemusik stolpert, sollte sich nicht lange über die ungewohnte Nutzung des öffentlichen Raums wundern, sondern sich dazusetzen und mit den übrigen Anwesenden frühstücken.
Das Stadtteilfrühstück wird ab 10 Uhr auf dem Wallabschnitt zwischen Lutherstraße und Rubenowstraße stattfinden. Verzehrt wird, was jeder mitbringt — erfahrungsgemäß kommt dabei eine sehr vielseitige Mischung heraus. Wer vorsorgt, packt sich außerdem Geschirr und Besteck ein. Eine Regenalternative gibt es nicht und bei sehr schlechtem Wetter wird die Veranstaltung ersatzlos ausfallen.
Zu der kulinarischen Aktion laden die StadtGestalten ein. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von Greifswalderinnen, die sich gemeinsam für die Fortsetzung der kulturellen Arbeit des Quartiersbüros Fleischervorstadt einsetzen. Diese Initiative organisierte zum Beispiel den letzten Fleischervorstadt-Flohmarkt und ist stets auf der Suche nach engagierten Menschen und Spenden, um auch weiterhin Impulse in den Stadtteil senden zu können.
Sicher, ohne lustige Tiervideos — insbesondere ohne jene, die junge Katzen in taperndem Aktionismus zeigen — wäre das Internet nicht das, was es heute ist.
Doch inzwischen lauern Die zehn lustigsten Katzenvideos, Die witzigste Katze der Welt und Freche Katzen klauen dem Hund sein Bett hinter jeder zweiten Ecke des Internets und verleiten dort ahnungslose Nutzer zu Innehaltung und Müßiggang. Aber überlebt sich das nicht irgendwann einmal?
Höchste Zeit also, zumindest für einen kurzen Augenblick das Standardobjekt der Entzückung zu wechseln und von Katze auf Waschbär umzuschalten — #racoontent aus dem Greifswalder Tierpark ist angesagt und außerdem das erste Niedliche-Tiere-Video auf dem Fleischervorstadt-Blog.
Clothes make the man. Naked people have little or no influence on society. (Mark Twain)
Die Greifswalder Studierendenschaft rührt die Werbetrommel: Um medienwirksam auf den klammen Haushalt der Universität aufmerksam zu machen, soll nun mit einem selbstproduzierten Erotikkalender Geld für die Hochschule verdient werden. Diese leidet unter einem millionenschweren Haushaltsdefizit und damit — von Stellenabbau in der Lehre bis zum Renovierungsstau bei den Lehrgebäuden — verschlechtern sich auch die Studienbedingungen zusehends.
VOM LETZTEN HEMD BEFREIT: UNI BLANK
Die Idee für den anregenden Wandschmuck, mit dem auf diesen Missstand hingewiesen werden soll, wurde in den Reihen der Satirepartei Die Partei geboren. Deren hochschulpolitischer Arm verbuchte bei der letzten StuPa-Wahl nicht nur 16 Prozent der abgegebenen Stimmen, sondern stellt mittlerweile auch den Präsidenten des Greifswalder Studierendenparlaments.
Dort wurde Anfang Juli mit knapper Mehrheit ein Beschluss (pdf-Dokument) gefasst, der den AStA mit der Konzeptualisierung eines erotischen Kalenders beauftragte. Maßgabe: stilvoll und nicht billig, feministisch und nicht emanzipatorisch, Kunst statt Porno.
Fotografen und Modelle engagieren sich unentgeltlich für ihre Hochschule, enthüllen sich teilweise ins Adamskleid und protestieren gewissermaßen über Bande gegen die chronische Unterfinanzierung ihrer Universität. Auf einer eigens eingerichteten Website wird das Projekt dokumentiert.
Dort vermitteln Fotos geplanter Schauplätze einen ersten visuellen Eindruck, wohin die Reise gehen wird. Inzwischen soll es bereits 30 Anfragen von interessierten Modellen gegeben haben. Auch ein Name steht bereits fest: Der Erotikkalender wird unter dem eingängigen Titel Uni blank firmieren.
EROTIK FÜR DIE GARTENLAUBE?
Sechs Wochen sind vergangen, seitdem der Kalenderbeschluss gefasst wurde. Die angeworfene PR-Maschine hat Früchte getragen und das überregionale Medienecho reichte vom NDR bis zu Zeit Online. Die Presse bleibt am Ball und trat sich in der vergangenen Woche bei einem Fototermin beinahe auf die Füße. Danach wurde wieder viel über Nacktheit und wenig über die Unterfinanzierung der Universität Greifswald geschrieben.
Doch auf die teilweise euphorischen Presseartikel wird in sozialen Netzwerken mitunter ziemlich negativ reagiert. Kein Wunder, denn die Idee eines erotischen Kalenders trägt einen langen Bart, dessen Traditionslinien schon in den 1990er Jahren ausfransten und die heute höchstens schauderhafte Erinnerungen an unbeholfen grinsende Landwirte, lasziv dreinblickende Volleyballerinnen oder stets einsatzbereite Feuerwehrleute wecken können: Nacktfotos für den guten Zweck, Erotik auf niedrigem Niveau.
Um sich ein mögliches Resultat vorzustellen, verwies einer der Antragsteller zuletzt auf den Kalender Geist ist geil, für den sich 2013 Studierende der TU Dresden ablichten ließen. Doch wer in der dazugehörigen Bilderstrecke eine befriedigende Antwort auf die Frage sucht, wie feministische Aktfotografie in diesem Kontext aussehen kann, wird nicht fündig werden.
Fast so veraltet wie die Idee, Amateure und halbprofessionelle Models in erotischen Posen für einen guten Zweck vor die Kamera zu zerren, ist auch die Vorstellung, dass sanfte Nacktheit in einer — zwischen Werbeindustrie, Youporn und Femenprotest — allgegenwärtig sexualisierten Gesellschaft noch für nachhaltige Eruptionen sorgen kann. Damit füttert man zwar für einen Tag die Newsticker der Online-Magazine, viel mehr ist allerdings auch nicht zu erwarten.
Von dieser Relevanzfrage nicht ganz unberührt ist auch die Finanzierung des Projekts, denn bevor Uni blank Geld generieren wird, muss investiert werden. Wenn alles wie geplant klappt, soll der Erotikkalender zu Beginn der Erstsemesterwoche im Oktober 2014 vorliegen.
Wie der webMoritz berichtete, wird mit Einnahmen von 100.000 Euro gerechnet — Geld, mit dem die Studierenden zwei Stellen erhalten wollen. Angesichts der Ankündigung, dass der Kalender zwischen fünf und zehn Euro kosten würde, mutet diese Kalkulation eher blößenwahnsinnig als durchdacht an und lässt befürchten, dass die Studierendenschaft nicht nur kräftig draufzahlen, sondern später auch ziemlich doof aus der Wäsche schauen wird.
Wie unschwer zu bemerken ist, befindet sich der Fleischervorstadt-Blog seit einer Woche im wohlverdienten Dornröschenschlaf. Es nützt ja auch wenig, seinen Jahresurlaub bei diesem Wetter hinter dem Monitor zu verbringen. Stattdessen ist an malerischen Stränden und pittoresken Badebuchten — irgendwo zwischen Krabi, Vierow und Lubmin — Entspannung auf höchstem Niveau angesagt.
Frische Meeresfrüchte, entschärfende Kokosmilch — das ganze Besteck eben, das die Seele lächeln macht! Den Daheimgebliebenen wünsche ich einen schöbeligen heißen Sommer und eine Überdosis Lethargie an den Hals. Man sieht sich!
Ungeachtet des unbeständigen und regnerischen Wetters versammelten sich am Sonnabendnachmittag knapp einhundert Personen am Karl-Marx-Platz, um von dort aus mit einer Technoparade durch Greifswald zu ziehen und für den Erhalt von Clubkultur in Greifswald zu demonstrieren.
Die DJs Verschnibbt & Zugenäht und Schaule, die auf der Ladefläche eines LKWs auflegten und von dort aus den feierfreudigen Demonstrierenden Zucker gaben, besorgten dabei mit wummernden Beats die nötige Aufmerksamkeit — zu überhören war dieser Umzug wahrlich nicht!
Am Rande der Demonstration wurde immer wieder Übersetzungsarbeit geleistet, um unverständig blickende Passanten mit Flyern über die Intention dieses Protestzugs aufzuklären. Die mitgeführten Banner und Schilder („Freiraum, ist wichtig, weißt…“) konnten diese Funktion leider nur bedingt erfüllen. Dennoch war der Protestzug nicht nur von dröhnenden Beats, sondern vor allem von gutgelaunten jungen Menschen — im Idealfall mit frischer Zuckerwatte in der Hand — geprägt. „150 Elektrofans demonstrierten für Clubkultur“ weiterlesen →
Einer der zahlreichen Workshops, die während des gerade ausgeklungenen Studierenden-Festivals GrIStuF angeboten wurden, fand auf dem Gelände des Kulturvereins Polly Faber statt. Dabei ging um Urban Gardening und die gemeinsame und nachhaltige Nutzung des städtischen Raumes. Als in der gleißenden Junisonne mehrere Hochbeete errichtet und begrünt wurden, war Greifswald TV mit von der Partie und schaute mehreren Teilnehmenden über die Schulter — grüner Daumen hoch dafür!