Juli im Freien — Elektroparty im Museumshafen

Am kommenden Wochenende stehen jetzt schon zwei Veranstaltungen fest, die aus dem gewohnten Greifswalder Rahmen fallen. Nachdem sich am Sonnabend hoffentlich die umtriebigen Massen mit Luftmatrazen und Schlauchbooten beim Kaljakellunta auf dem Ryck herumgetrieben haben, geht es am Sonntag gleich euphorisch weiter.

Julihaft, elektronisch & freundlich

Elektronisch freundlich lautet die auf dem Flyer angegebene Devise und diesem Motto entsprechend, gestaltet sich auch der Zeitplan, denn Juli im Freien wird eine Open-Air-Veranstaltung, die tagsüber stattfindet. Bereits morgens wird die Party im Museumshafen losgehen und bis 22 Uhr andauern. So kann man auch mit den Widrigkeiten der Ämterrestriktionen umgehen!

Mit von der Partie sind regionale und überregionale Hochkaräter. Die mit Abstand bekanntesten dürften dabei das Kollektiv Turmstrasse sein; weitere Live-Acts sind Sander Bekeschus, der seit kurzem auch auf Vinyl zu haben ist und der wunderbare Christian Löffler, dessen EP Heights sogar schon in der DE:BUG besprochen wurde.

Als klassische DJs werden Silvio Marquardt & Gregor Haeder, drehfreude Kruse, Robin Große und Steffen Marquardt den Platz bis zum Sonnenuntergang beschallen.

Fakten: 25.07. | 10 – 22 Uhr | 5 EUR

Der Kampf gegen illegale Graffiti geht weiter

Normalerweise ziehmt es sich nicht, seine Namensvetter anzugreifen. Im Falle des Wahlgreifswalders Stephan Schmidt aus Frankfurt an der Oder kann allerdings beruhigt eine Ausnahme gemacht werden, nicht zuletzt, da ‚Schmidt‘ eher Sammelbezeichnung als Name ist.

Kostenlose Graffiti-Beseitigung

Der Lehramtsstudent schaffte es mit einer wohlgemeinten Initiative reinigenden Übereifers in eine städtische Pressemitteilung und in die Spalten des Nordkuriers. Er schlug dem Präventionsrat der Stadt Greifswald und den hiesigen Stadtwerken vor, illegale Graffiti auf eigene Faust und unentgeltlich zu beseitigen.

Sein Vorstoß fand Anklang und löste bei den Verantwortlichen regelrechte Euphorie aus. So begeisterte sich Frau Dr. Christine Dembski, die schon seit Jahren in einer Dauerfehde mit urbaner Kunst und dem Vandalismus aus der Spraydose gefangen ist, für die Idee:

„In meiner jahrelangen Tätigkeit als Präventionsbeauftragte ist es mir noch nicht oft  passiert, dass jemand freiwillig angeboten hat, fremde Graffiti-Schmierereien zu beseitigen. Ich finde dieses Engagement für ein sauberes Greifswald toll.“

Auch eine Verantwortliche der Stadtwerke meinte, dass man so ein Angebot „gar nicht ausschlagen“ könne. Der Nordkurier zitiert den ambitionierten Stadtbildreiniger, der nach eigener Aussage aus dem Berliner Raum komme, „wo es eine anerkannte Graffiti-Kultur gibt“. So etwas würde Greifswald gut tun. Schmidt selbst will sich nicht nur um die Reinigung der Flächen, sondern auch um deren Neugestaltung kümmern:

Er hegt die Vorstellung, die von ihm gereinigten und mit einem Grundanstrich versehenen Kästen später selbst kunstvoll zu besprayen. Ob er den Zuschlag dafür erhält, ist noch offen. Seitens der Stadt heißt es, man könne sich eine Art Comic-Geschichte vorstellen, deren einzelne Episoden auf den Kästen dargestellt werden. (Neubrandenblog)

(Foto: A.Zecher/Nordkurier)

Was wird hier eigentlich bekämpft?

Eine Art Geschichte, eine Serie? Das erinnert doch sehr stark an die überdimensionierten und in die Höhe gestemmten vier Buchstaben des Rycks, die den Weg zum Hafen verunzieren. In den Artikeln und der Greifswalder Pressemitteilung wird mehr oder minder deutlich suggeriert, dass es um die Sauberkeit der Stadt schlecht bestellt ist, dass jeder Stromkasten durch häßliche Tags verunziert ist. Aber ist das wirklich so? „Der Kampf gegen illegale Graffiti geht weiter“ weiterlesen

Beer Floating auf dem Ryck

Mit dem finnischen Kaljakellunta kommt am Wochenende eine etwas absonderlich anmutende, sommerliche Freizeitbeschäftigung nach Greifswald. Der bierselige Badespaß hört auch auf die Bezeichnung beer floating und stellt eine Art entspannte und entschleunigte Fortsetzung der Wasserschlacht des vergangenen Wochenendes dar.

Beim Kaljakellunta geht es darum, sich im Kollektiv und mit einem schwimmenden Untersatz im Gepäck auf einen Fluss zu begeben und sich treiben zu lassen, während man sich an den mitgebrachten Kaltgetränken gütig tut.

(Foto: TBKuvat)

Flashmobartig organisiert sich dieser Tage eine Greifswalder Gruppe, die das Kaljakellunta nun auch hier vor Ort populär machen will und das erste beer floating auf dem Ryck ausgerufen hat. Am kommenden Sonnabend geht es um 14 Uhr auf dem Fluss auf Höhe der Stralsunder Straße los.

Für die Veranstaltung wurde eigens eine Gruppe im sozialen Netzwerk StudiVZ gegründet. Hier werden praktische Tips gegeben, wie und wo sich ein billiger, aufblasbarer Untersatz besorgen lässt. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos und wer mitmacht, ist für sich selbst und seine Umwelt verantwortlich.

Fakten: 24.07. | 14 Uhr | Ryck (Höhe Stralsunder Str.)

Revolutionäre Wasserschlacht *update*

Die Hitze mit ihren lähmenden Klauen hat uns fest im Griff. Die Temperaturen wirken wie ein Tranquilizer auf das Kollektiv ein, Entschleunigung par excellence. 

Nun bewegt sich plötzlich was, denn pünktlich zum Ende der letzten Uni-Woche wird für eine große Wasserschlacht und das Ende der hundstägigen Dallerei geworben. Für das Spektakel werden als Mitbringsel Badezeug und Spritzpistole empfohlen.

Der mobilisierende Flyer verrät außerdem, dass für die musikalische Untermalung der nachmittäglichen Rehydrierung gesorgt sein wird und lässt vermuten, dass auch die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen mit von der Partie sein wird.

Fakten: 16.07. | 14 Uhr | Rubenow-Platz

*Update* 18.07.

Bilder und einen Kurzbericht des Spektakels gibt es übrigens beim webMoritz.

Ausstellungseröffnung „Bodies of Evidence“

Am heutigen Abend wird im Medienzentrum des Caspar-David-Friedrich-Instituts die Ausstellung Bodies of Evidence mit einer Vernissage eröffnet werden.

Musikalisch flankiert wird die Vernissage von der als leichtfüßig beschriebenen Band  „bread in your head“, während auf dem wunderschönen Hof des Institutes Grillgut feilgeboten werden soll.

Der menschliche Körper steht in der Tradition der Bildenden Kunst seit je her im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung. Mit den oftmals provozierenden Darstellungsweisen der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind im Kontext von Happening und Performance interdisziplinäre Kunstformen entstanden, die über die gewohnten Grenzen der konventionellen Genres hinaus reichen. Vor diesem Hintergrund haben Studierende des Caspar-David-Friedrich-Instituts individuelle experimentelle Arbeiten in den Bereichen, Fotografie, Video und Performance entwickelt, die nun im Rahmen einer Ausstellung präsentiert werden. (cdfi)

Die Ausstellung dauert bis zum 16. Juli an und steht täglich von 10 bis 16 Uhr offen.

Fakten: 13.07. | 19 Uhr | Medienwerkstatt (Bahnhofstr.50)

Modezar Krafczyk und der schlechte Journalismus

Jens Krafczyk, Inhaber des gleichnamigen Herrenausstatters, sah sich in den vergangenen Wochen zweimal heftiger Kritik bezüglich seiner Werbeaktivitäten ausgesetzt – sowohl hier auf dem Fleischervorstadt-Blog als auch in einem OZ-Artikel Anke Lübberts.

Der Verleger verteidigt seine Werbekunden

Auf den Artikel in der Lokalzeitung musste er gar nicht selber reagieren, denn einer seiner Werbepartner sprang in die Bresche. Rainer Mutke (SPD), gescheiterter Oberbürgermeisterkandidat bei der Wahl 2008 – er konnte damals lediglich 5,7% der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen – und Herausgeber des Vorpommern Magazins, dessen Internetpräsenz bis heute nicht über das hier entsteht bald… hinausgekommen ist, schrieb am 15. Juni einen Leserbrief und erklärte der Öffentlichkeit, wie Werbung funktioniere:

Die zentrale Funktion von Werbung ist es, Aufmerksamkeit für Produkte, Marken, Dienstleistungen zu erregen. Das scheint Jens Krafczyk mit seiner Anzeigen-Kampagne „Männerträume“ für sein Herren-Modegeschäft gelungen zu sein — siehe den umfänglichen Beitrag in der OZ. Dass Werbung häufig polarisiert und provoziert, liegt in ihrer Intention.

mutke
(Foto: Vorpommern Magazin)

Darüber hinaus ist sie, wie vieles andere, schlicht Geschmackssache. Zu den Kritikpunkten „Sexismus/ Chauvinismus“ mit Bezug auf die Darstellung des weiblichen Geschlechts: auch der männliche Körper, z.B. von Sportlern oder Schauspielern, spielt heutzutage in Campagnen zunehmend eine stärkere Rolle — durchaus im Sinne einer zunehmenden Gleichbehandlung. Schlussendlich gilt die deutsche Werbung im internationalen Maßstab als recht konservativ sowie eher langweilig und eine subjektiv-kritische Auseinandersetzung mit der Darstellung von Nacktheit im Jahr 2010 erinnert buchstäblich an „viel Lärm um nichts“ oder — wie Friedrich der Große sagte — „jeder soll nach seiner Façon selig werden“.

Wirklich transparent hätte Mutke gehandelt, wenn er in seinem Leserbrief eingeräumt hätte, dass er als Herausgeber an den von Krafczyk selbstgestalteten Anzeigen verdiene. Und als Verleger wäre es von ihm ehrenwert gewesen, den Modefachmann auf die urheberrechtlichen Unwägbarkeiten der bisherigen Anzeigenmotive aufmerksam zu machen.

Krafczyk amüsiert sich über die Ostsee-Zeitung

Vielleicht hat Mutke Krafczyk diesen Hinweis gegeben, denn die Männerträume 58 des aktuellen Vorpommern Magazins bedienen sich nicht urheberrechtlich geschützten Materials, vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Kampagne.

Krafczyk beantwortet den OZ-Artikel auf seine Weise, kein Leserbrief, keine Einsicht, stattdessen eine Werbeanzeige, die ihn höchstpersönlich bei der Lektüre des Lokalblattes zeigt. In einer Montage hievte Krafczyk das Thema und eine seiner Anzeigen – übrigens eine andere als im von ihm zitierten Artikel – auf die so neugestaltete Titelseite des Mantels und ätzt:

Dinge, die ein Mann unbedingt tun sollte: sich einmal mit schlechtem Journalismus auseinandersetzen…

Humor und Bissbereitschaft lassen sich Krafczyk wohl nur schwer absprechen, so tumb die tausendfach und allerorten anzutreffende Gedankenkette auch ist, die  Artikel mit anderer Meinung zuerst als schlechten Journalismus abstempelt, um sie schließlich als auf Bild-Niveau oder sogar noch darunter zu brandmarken.

(Bild: dsn)

Zumindest reagiert er auf den Artikel, diskriminiert niemanden mit seiner aktuellen Werbeanzeige und ist obendrein noch Eigentümer des verwendeten Fotos. Auch der Seitenhieb an die Ostsee-Zeitung kann erheitern. Mann darf also auf die Träume N°59 gespannt sein und hoffen, dass der Modezar nicht wieder blind um sich polarisiert.