Das Greifswalder Studententheater besteht aus mehreren Gruppen, die parallel an verschiedenen Produktionen arbeiten. Einen Eindruck dieser Vielfalt konnte man zuletzt im Juni 2009 beim von Stuthe organisierten Dein! Festival gewinnen. In dieser Woche werden nun gleich drei unterschiedliche Veranstaltungen des Studententheaters stattfinden, man ist sozusagen allerorten.
Ma ‚ma Ernst!
Die Zeiten von Stuthes Improgruppe Improsant sind offenbar vorüber, denn die — der Spontaneität verpflichtete — Gruppe hört jetzt auf den Namen Ma‘ ma ernst! und wird sich den Geboten und Anweisungen des Publikums und ihres Spielleiters ergeben. Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix..
Wer Impro-Theater mag, wird im IKUWO gut aufgehoben sein, wer es noch nie mochte, sollte den Abend vielleicht besser woanders verbringen.
Zum nunmehr 19. Mal wird in wenigen Tagen das Kulturfestival Nordischer Klang in Greifswald beginnen. Das diesjährige Programm ist dabei so aufgeräumt und gediegen wie die Veranstaltungsorte; befreit von Kanten und allem, was wehtun kann.
Auftakt mit Valkyrien Allstars
Für einen mehr oder minder folkloristischen Auftakt werden Valkyrien Allstars aus dem norwegischen Oslo sorgen. Die Band ist mit ihren drei Hardangerfiedeln ungewöhnlich besetzt und wird von einer Schlagzeug-Kontrabass-Sektion unterstützt. Ob das Konzert allerdings – wie im Programmheft formuliert – den stärksten Festivalauftakt in der Geschichte des Nordischen Klangs darstellt, wird sich noch zeigen.
Die schwedische Sängerin Sylvia Vrethammar, die im vergangenen Jahr ihr vierzigjähriges Bühnenjubiläum feierte, beherrscht die Kunst des Entertainments. Sie wird von der Roger Berg Big Band begleitet. Das dänisch-schwedische Orchester ist nach seinem Schlagzeuger Roger Berg benannt, spielt sehr lebendig und auf hohem Niveau.
Diese ausschnitthaften Einblicke ins Festivalprogramm könnten jetzt noch weitergeführt werden und zum Beispiel Väinö Jalkanens Klavier-Rezital beinhalten oder neben den Bands Pollux und Kilimanjaro auch das Peter Wilgotsson Saxophon- und Orgelduo, Frida Ånnevik oder die dänischen Dinosaurier The Savage Rose. Über das bedauerliche Fehlen eines frischen Akzentes kann das aber leider auch nicht hinwegtrösten, zumal der Eintritt nicht billiger wird. Kultur hat eben ihren Preis, erst recht beim Nordischen Klang.
Obwohl alle eingeladenen Künstler und Bands auf höchstem Niveau spielen, löst das Festivalprogramm in seiner Gesamtheit alles andere als fiebrige Vorfreude aus. Amüsant könnte es vielleicht mit Múgsefjun aus Reykjavík werden, wenngleich die Erwartungen an isländische Musik anders geartet sind und hier wieder Potentiale verschenkt wurden. Auch die Jazz-Nacht im Medienzentrum verspricht einiges, aber den großen Wurf sehe ich bei den diesjährigen Musikveranstaltungen leider nicht.
Höhepunkt Filmvorführung
Mein persönlicher Höhepunkt des Nordischen Klangs 2010 wird eine Filmvorführung; und zwar die schwedisch-norwegischen Produktion Reprise (2006), die an dieser Stelle nochmal gesondert angekündigt werden wird.
Freunde von Kettengedichten und Internet können sich bis dahin mal drüben auf dem Ostsee-Blog umschauen und überprüfen, wie weit das deutsch-schwedische Renga gediehen ist.
Tierlieb, bibeltreu, hippiesk oder verwundbar nackt. In ihrem kurzen Film Was wäre wenn…? begibt sich Josephine Steinfurth auf die Spielwiese der Identitäten.
Vor plüschig-warmem Rot knistert und klackert es erst verhalten, bis sich zur grimmigen Beatcollage das Rollenkarussell zu drehen beginnt. Ein identitäres Stakkato, das die Wandelbarkeit des Außens demonstriert und par excellence in die Beliebigkeit überführt.
Das kurzweilige Video entstand 2009 am Caspar-David-Friedrich-Institut und sollte unbedingt angesehen werden.
Wer in den vergangenen Wochen aufmerksam durch die Fleischerstraße flanierte, wird bemerkt haben, dass die Galerie Schwarz dem dortigen Gewerbefluchttrend folgte und die in den letzten Jahren bewohnten Räumlichkeiten aufgab.
Umzug liegt in der Luft und hier und da wurde gemunkelt, wo es hingehen würde. Galerist Hubert Schwarz residierte in der Vergangenheit immer in der Nähe des Marktplatzes, doch damit es ist nun vorbei.
Die neue Galerie wird im Greifswalder West End angesiedelt, also dem Teil der Langen Straße, in den sich nicht mehr übermäßig viel Laufkundschaft verirrt. Bleibt zu hoffen, dass der Plan aufgeht und ein Impuls in die Gegend gesendet wird.
Die neue Galerie wird am 8. Mai mit einer Ausstellung von neuen Arbeiten der Künstler Ralph Fleck, Manfred Hamm, Thomas Hartmann, Vanessa Henn, Martin Kasper, Kai Klahre, Bernd Koberling, Julia Körner, Oskar Manigk, Stefan Rohner, Peter Rühle, Torsten Ruehle, Uwe Meier-Weitmar, Max Neumann und Michael Wirkner eröffnet werden.
Die jährlich am 30. April unter dem Titel Tanz in den Mai stattfindenden Werftparties im Museumshafen sind im Laufe der Zeit zum vergnüglichen Pflichttermin für das Feiern jenseits der üblichen Veranstaltungsorte geworden.
Ein Ende der Stagnation
Die auch als Dockparties berühmt gewordenen Sausen wurden in der Vergangenheit vom Dauer-DJ Roland stets im Zaum gehalten, ausflippen war woanders. Doch jede Stagnation findet einmal ihr Ende und das ist in diesem Fall die eigentliche Sensation, an die ich nicht mehr zu glauben wagte.
Der Wind hat sich gedreht und an Deck wird dieses Jahr DJ Simon – der im Greifswald der vergangenen Monate schon beinahe zuviele Parties musikalisch diktierte – stehen. Dafür weiß man aber, woran man ist darf sich mit hohen Erwartungen auf den Weg machen. Reggae, Funk und Soul wird versprochen und die eine oder andere Dub-Platte verirrt sich mit Sicherheit auch mal auf die Teller.
Gestern Abend wurde im IKUWO die Ausstellung Sexismus in der Werbung eröffnet, die gemeinsam von der Greifswalder Ladyfestgruppe und Potsdamer Aktivistinnen zusammengetragen, organisiert und aufgebaut wurde.
Es wird eine Fülle von Reklame für die verschiedensten Produkte zur Einsichtnahme angeboten. Den lokalpolitischen Höhepunkt bildet dabei eine ausschnitthafte Sammlung von Flyern, die in Greifswald auf die Tische kamen und deren Aufmachungen sich im Bewertungsfeld zwischen Fragwürdigkeit und offenem Sexismus bewegen.