Eine Fahrradstadt in jeder Hinsicht: Mehr als tausend Velos wechseln jedes Jahr in Greifswald ungefragt ihre Besitzer. „Chat von gestern Nacht“ liefert einen Erklärungsversuch für die velophilen Eigentumsdelikte.
Lange Finger, dünne Schlösser und dann ist das heißgeliebte Fahrrad von Opa plötzlich nicht mehr da. Die Rückseite der fahrradstädtischen Medaille ist von schweren Verlusten gezeichnet: Zwar ist die Zahl der Fahrraddiebstähle in Greifswald in den vergangenen Jahren auf weniger als die Hälfte gesunken und es wird codiert, bis die Fräse glüht, aber trotzdem ist die Hansestadt neben Rostock landesweiter Brennpunkt dieser perfiden Attacken auf den nichtmotorisierten Individualverkehr. Bicycle Theft Culture wäre das mit noch mit Inhalten aufzupumpende Stichwort für die Polizeisoziologen unter uns, die eine Gesellschaft danach befragen sollten, wie sich ihre Mitglieder in Sachen Radraub zueinander verhalten. Wie funktioniert ein System, in dem die Entführung unserer Liebsten geduldet und zugelassen wird — ob am helllichten Tag oder in finsterer Nacht? Die Antwort gab unlängst anekdotenhaft der „Chat von gestern Nacht“: erstaunlich reibungslos.
(Screenshot: facebook.com/chatvongesternnacht)