Wer P365 –die Ausstellung zum ganzjährigen Kunstprojekt der Greifswalder Künstlerin swinx, die Anfang Mai in den Räumen von Polly Faber eröffnet wurde — noch nicht gesehen hat, kann das heute in einmaligem Ambiente nachholen, wenn die Greifswalder The Splendid Ghetto Pipers Geräuschflächen und Echochochochos durch die Halle pumpen werden.
Das Greifswalder Psycho-Drone-Duo changiert zwischen „wohltemperiertem Lärm, entschlacktem Zeitlupen-Shoegaze und echotischen Geräuschteppichen“ — zu ihrem KnartzIV-Gedeck gehören neben zwei Gitarren, einem Synthie und dem obligatorischen Notebook vor allem Legionen analoger und digitaler Effektgeräte.
Für ihr Konzert haben sich die beiden Botschafter der entschleunigten Klanglandschaften ein besonderes Format überlegt: ihr Auftritt wird in nebelgefluteter Dunkelheit stattfinden. Die Beleuchtung wird das Publikum erledigen, das mit mitgebrachten Leuchtwerkzeugen die Ausstellung und die musikalische Performance erkunden kann, um die Kunstwerke von swinx in ganz neuem Licht zu entdecken.
Einen ersten Eindruck der Gestalt dieser Erkundungsreise fördert das folgende Video zutage, das Appetit auf einen erlebnisreichen Abend macht. Packt also Taschenlampen und Kopfstroboskope ein und vergesst nicht, sie ausgiebig zu gebrauchen!
Greifswalder dürfen sich am kommenden Pfingstsonntag einer ganz besonderen Veranstaltung erfreuen, denn das erste Holi, das diese Stadt erleben muss, steht ins Haus und lädt dazu ein, gemeinsam mit vielen Jugendlichen auf einem Elektro-Open-Air das mühsam Ersparte, das sonst immer so knapp ist, zu verpulvern.
CURRYWURST UND TATSCH MAHAL
Holis kommen eigentlich aus Indien und sind dort eine spirituelle Angelegenheit; Holi ist ein wegen seiner Farbfreude berühmtes Frühlingsfest, das dort bereits im März gefeiert wurde. Als kultureller Import ist diese Feierlichkeit nun inzwischen auch in Europa angekommen und wurde hier sehr erfolgreich zu einem regelrechten Hype sommerlicher Freiluftveranstaltungen mit Currywurst und Tatsch Mahal aufgebaut — junge Menschen hören Musik und bewerfen sich dabei mit gefärbtem Maismehl. Ist das nicht schön?
(Flyer)
Wer noch nie auf einem indischen Holi zugegen war, kann höchstens mutmaßen, wie wenig der hierzulande zelebrierte Flash of Colours mit der Tradition der ursprünglich mehrtägigen Frühlingsfeten zu tun hat. Fest steht jedoch, dass die beliebten Holis heilige Kühe sind, die es zu melken gilt — zumindest aus finanzieller Sicht. Im Fall der für Pfingstsonntag geplanten Farbschlacht halten zwei brandenburgische Veranstalter die Zitzen der prall gefüllten Euter fest in ihren Händen und drücken, was das Zeug hält.
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Holi muss ein profitables Geschäft sein, denn sonst würden die beiden vermutlich nicht am gleichen Tag ein zweites Holi im Süden von Potsdam organisieren, auf dessen Line-up mit DJ Emerson und Drauf & Dran fast die Hälfte der in Greifswald auflegenden DJs stehen. Verdient wird bei diesem Open Air nicht nur allein mit dem für hiesige Verhältnisse und im Vergleich zu den dargebotenen Inhalten relativ hohen Eintrittspreis von 15 Euro, sondern vor allem mit der cleveren Vermarktung notwendiger Zusatzartikel — was will man schließlich bei einer Farbschlacht ohne die notwendige Munition? Und die gibt es am Sonntag für 2 Euro pro Farbbeutel zum Freundschaftspreis!
ATEMSCHUTZMASKEN UND MUTTIZETTEL
Wer sich beim Ticketkauf ein Upgrade gegönnt hat, kriegt für lächerliche 29,70 Euro nicht nur acht dieser voll verrückten Farbbeutel, sondern auch noch ein weißes T-Shirt obendrauf — denn erst darauf entfalten die Farben ihre ganze Wirkung. Das dabei verwendete Farbpulver soll zwar ungiftig und hautverträglich sein, jedoch wird Asthmatikern, Allergikern und Kontaktlinsenträgern von den Veranstaltern empfohlen, auf der Party Mund- und Augenschutz zu tragen. Das sieht nicht nur besonders cool aus, sondern bringt auch noch ein bisschen Geld in die Kasse, denn die genannten Risikogruppen können Schutzbrillen und Atemschutzmasken auf dem Gelände erwerben. „Holi Shit: Festival der Farben in Greifswald“ weiterlesen →
Einen Tapetenwechsel gab es am Aktionstag gegen institutionellen Rassismus, an dem mit vielfältigen Aktionen bundesweit auf die Abschiebepraxis und den sogenannten „rassistischen Normalzustand“ der Ausländerbehörden aufmerksam gemacht werden soll.
Heute Abend findet in den Ausstellungsräumen der mittlerweile bis zum 29. Mai verlängerten Exposition P365, die seit Monatsbeginn bei Polly Faber gezeigt wird, eine Lesung statt, in der der ausgestellten Kunst mit ausgewählten Texten auf den Leib gerückt werden soll.
Auf die Ohren gibt es von A.S. gelesene, ins Deutsche übertragene Texte des russischen Literaten Daniil Charms. Die Veranstalter hoffen, mit dem „Klassiker des Absurden“ eine angemessene literarische Entsprechung zu den „skurrilen, phantasievollen, frechen, und oft tiefgründigen Collagen — ‚charming‘ im besten Charms’schen Sinne — bieten“ zu können.
Der Tag der Befreiung wurde heute auch in Greifswald zum Thema gemacht. Gegen Mittag setzte sich ein etwa 30 Personen zählender Demonstrationszug am Rubenow-Platz in Bewegung und lief durch die Innenstadt bis zur Mensa, um Passanten und Mensagäste auf das historische Datum der Befreiung vom deutschen Faschismus hinzuweisen und diesen Jahrestag gemeinsam zu feiern.
Sekt und Soundsystem sorgten für ausgelassenes Ambiente, außerdem wurde Werbung für einen Vortrag über die Befreiung der Hansestadt Greifswald gemacht, der am Donnerstag im IKUWO stattfinden wird. Darin sollen jene Aspekte vordergründig herausgearbeitet werden, die für Greifswald während der nationalsozialistischen Herrschaft prägend waren, zum Beispiel die Verfolgung von Juden und Antifaschisten, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft sowie die Verwandlung von der Universitäts- zur Garnisonsstadt.
Fakten: 09.05. | 20 Uhr | IKUWO | Eintritt frei
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