Wer Sonntagvormittag am Wall über eine Frühstückstafel mit weißen Tischdecken, bunten Blumen und Livemusik stolpert, sollte sich nicht lange über die ungewohnte Nutzung des öffentlichen Raums wundern, sondern sich dazusetzen und mit den übrigen Anwesenden frühstücken.
Das Stadtteilfrühstück wird ab 10 Uhr auf dem Wallabschnitt zwischen Lutherstraße und Rubenowstraße stattfinden. Verzehrt wird, was jeder mitbringt — erfahrungsgemäß kommt dabei eine sehr vielseitige Mischung heraus. Wer vorsorgt, packt sich außerdem Geschirr und Besteck ein. Eine Regenalternative gibt es nicht und bei sehr schlechtem Wetter wird die Veranstaltung ersatzlos ausfallen.
Zu der kulinarischen Aktion laden die StadtGestalten ein. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von Greifswalderinnen, die sich gemeinsam für die Fortsetzung der kulturellen Arbeit des Quartiersbüros Fleischervorstadt einsetzen. Diese Initiative organisierte zum Beispiel den letzten Fleischervorstadt-Flohmarkt und ist stets auf der Suche nach engagierten Menschen und Spenden, um auch weiterhin Impulse in den Stadtteil senden zu können.
Die Zukunft des KAW-Geländes hat das Potenzial zum nächsten großen Thema in Greifswald zu werden, das Bevölkerung und Bürgerschaft in den kommenden Monaten auf Trab halten wird. Heute Abend wird sich zu diesem Thema eine Bürgerinitiative gründen, denn die geplante Ansiedlung eines großen Einkaufszentrums in dem Baudenkmal an der Bahnhofstraße sorgt für hitzige Diskussionen und erregte Gemüter.
So befürchten Händler aus der Innenstadt — allen voran das Ehepaar Jesske — den Verlust ihrer Kundschaft und das Absterben des Zentrums, weil sie nicht daran glauben wollen, dass ein Einkaufszentrum in der Bahnhofstraße den westlichen Teil der Fußgängerzone beleben und in einen ganzheitlichen Einkaufserlebnispark verwandeln wird.
EINKAUFSZENTRUM LÄSST INNENSTADT STERBEN UND BRINGT NOCH MEHR VERKEHR IN DIE STADT
Abgesehen davon ist in der Dompassage seit Jahren ein massiver Leerstand zu beklagen. Schon deshalb steht die Frage im Raum, ob Greifswald unbedingt ein neues Zentrum braucht, das — ähnlich wie die Dompassage — schon bald wieder verwaisen könnte.
Die Gegner eines Einkaufszentrums auf dem KAW-Gelände fürchten weiterhin eine spürbare Verkehrszunahme in der Bahnhofstraße und den Verlust einer Fläche, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart immer wieder kulturell bespielt wurde — zum Beispiel durch GrIStuF, den TV-Club oder zuletzt durch Rosa — und die in dieser Hinsicht für Greifswalder Verhältnisse einzigartig ist.
ES GIBT IN DER FLEISCHERVORSTADT KEINE LEBENSMITTEL UND EINKAUFSMÖGLICHKEITEN FEHLEN OHNEHIN
Die Befürworter eines großen Zentrums in Bahnhofsnähe argumentieren mit den begrenzten Einkaufsmöglichkeiten in der Fleischervorstadt, in der es strenggenommen kein Lebensmittelgeschäft außer einem Bäcker gibt. Wer einkaufen will, muss das Viertel verlassen und den relativ kurzen Weg in die Innenstadt auf sich nehmen oder zu einem Supermarkt fahren.
Für junge mobile Menschen ist dies sicher einfacher zu bewerkstelligen als für die Senioren in der Fleischervorstadt. Entsprechend wenig überraschend ist auch das Statement der Quartiersmanagerin Anette Riesinger, die unlängst mitteilte, dass sich viele Menschen aus der Fleischervorstadt über eine Einkaufsmöglichkeit freuen würden.
Riesinger bezieht sich dabei auf zwei nichtrepräsentative Studien und viele Anwohnergespräche. Neben Aldi und Edeka sollen auch verschiedene Textilgeschäfte, ein Schuhladen sowie eine Drogeriekette angesiedelt werden.
Die Beteiligung der Anwohnerinnen der Fleischervorstadt bei einem Vorhaben dieser Größenordnung ist wichtig. Das wurde in der Stadtverwaltung inzwischen offenbar begriffen und manchmal sogar umgesetzt, wenn man zum Beispiel an die derzeit laufenden Sanierungsvorhaben in der Wiesenstraße oder in der Gützkower Straße denkt.
Bei der Erstellung des sogenannten Rahmenplans für die Innenstadt und die Fleischervorstadt, der ein Bindeglied zwischen Flächennutzungsplan und Bebauungsplan darstellen und „für größere Teilräume der Stadt die städtebaulichen Zusammenhänge [aufzeigen] und hieraus grundsätzliche planerische Zielsetzungen“ entwickeln soll, sollen die Anwohner auf unterschiedliche Weise eingebunden werden.
Sie könnten ihre Vorschläge in einer Zukunftswerkstatt im Frühsommer, bei zwei Bürgerforen und im Rahmen einer seit April laufenden Haushaltsbefragung einbringen. Diese Befragung wird jedoch nur bei 400 zufällig ausgewählten Haushalten durchgeführt. Deshalb waren in letzter Zeit häufiger Rufe nach einem Bürgerentscheid zu dieser Frage zu hören.
Die Initiatoren der geplanten Bürgerinitiative stammen mehrheitlich aus dem Umfeld des hochschulpolitischen Bündnisses Solidarische Universität; inzwischen haben sich ihnen aber mehrere Leute aus außeruniversitären Kontexten angeschlossen. Sie alle betonen zwar, dass sie den Wunsch nach mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Fleischervorstadt verstehen könnten, die Errichtung eines “ganzen Konsumtempels” mit Drogeriemarkt und Textilläden aber für übertrieben hielten.
Sie fordern eine stärkere Beteiligung der betroffenen Bürger und wollen dieses Ziel durch die Gründung der Bürgerinitiative erreichen.
Gestern Nachmittag fand der inzwischen sechste Stadtteilflohmarkt in der Fleischervorstadt statt und lockte hunderte Schaulustige in das Viertel.
Die Begeisterung für diese Veranstaltung ist offensichtlich ungebrochen. Auf den Straßen und in den Gärten der Fleischervorstadt wurden mehr als einhundert Stände aufgebaut, an denen neben allerlei Gebrauchtwaren auch Kaffee, Kuchen und kulinarische Spezialitäten feilgeboten wurden. Das Wetter spielte mit und machte niemandem einen Strich durch die Rechnung.
Weitere Eindrücke des Fleischervorstadt-Flohmarkts wurden in dieser ausführlichen Bilderstrecke festgehalten:
Der Stadtteilflohmarkt wird seit 2009 vom Quartiersbüro Fleischervorstadt organisiert, das Ende Juni 2014 seine Arbeit einstellen wird. In diesem Jahr wurde die Verantwortung für die Organisation des Flohmarkts erstmals in die Hände der sogenannten „Fleischervorstadt Gestalten“ gelegt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss interessierter Anwohnender, die gemeinsam die gesetzten Impulse des Stadtteilmanagements weiterführen wollen, um dafür zu sorgen, dass die Fleischervorstadt nach wie vor ein lebendiges und lebenswertes Viertel bleibt.
Wer über die Aktivitäten der „Fleischervorstadt Gestalten“ informiert bleiben möchte, kann sich per E-Mail den Newsletter abonnieren (flohmarkt [ät] 17vier.de).
Am Sonntag wird in der Fleischervorstadt der 6. Stadtteilflohmarkt stattfinden, für den in den vergangenen Wochen mehr als einhundert Stände angemeldet wurden. Damit bleibt das wohl etablierteste Projekt des Quartiersmanagements Fleischervorstadt auf Erfolgskurs.
Doch in diesem Jahr wurde die Organisation des Flohmarkts nicht vom Quartiersbüro übernommen, sondern in die Hände der Bewohner und Bewohnerinnen des Viertels gelegt, die sich seit dem vergangenen Herbst als „Fleischervorstadt Gestalten“ regelmäßig treffen, um vom Stadtteilmanagement gegebene Impulse auch nach dessen Ende im Juni 2014 fortzuführen und zu verstetigen.
Am 4. Mai ist es wieder soweit: Aus der Fleischervorstadt wird zum sechsten Mal ein großer Flohmarkt, der sich über das gesamte Viertel ausdehnt und zum mehrstündigen Flanieren einlädt. Im vergangenen Jahr beteiligten sich mehr als 100 Stände an diesem Spektakel und es ist nicht zu erwarten, dass die Begeisterung in diesem Jahr abflauen wird.
Alle Bewohner und Bewohnerinnen der Fleischervorstadt sind herzlich dazu eingeladen, von 13 Uhr bis 18 Uhr am Stadtteil-Flohmarkt teilzunehmen — sei es vor der Haustür, in der leergeräumten Garage oder im eigenen Garten. Damit alle Interessierten an diesem Sonntag im Mai auch den Weg zu den Ständen finden, wird wieder ein Laufplan erstellt und verteilt. Die Anmeldung ist per E-Mail (Flohmarkt[at]17vier.de), telefonisch (03834-7735-10 Literaturzentrum) oder — täglich ab 12 Uhr im Café Koeppen (Bahnhofstraße 4/5) — auch persönlich möglich. Anmeldeschluss ist der 4. April.
Der Stadtteil-Flohmarkt ist eines der etabliertesten Projekte des Quartiersbüros Fleischervorstadt, das seine Arbeit Ende Juni 2014 einstellen wird. Seit dem vergangenen Herbst bemühen sich die beiden Quartiersmanagerinnen darum, dass die angestoßenen Impulse von engagierten Anwohnern aufgenommen werden, die die Fleischervorstadt zukünftig selbstorganisiert beleben wollen. Der Flohmarkt ist das erste Projekt, das diese sogenannten „Fleischervorstadt-Gestalten“ mit Unterstützung des Quartiersbüros organisieren.
Man muss gar nicht nach Capri ziehen, um sich vom morgendlichen Lichterspiel der Sonne beeindrucken zu lassen. Den schönsten Sonnenaufgang gibt es in der Fleischervorstadt zu sehen — daran besteht doch wohl kein Zweifel!