Hochwasser im Museumshafen — ein bisschen Wind und der Ryck läuft über

Der heutige Tag war stürmisch. Die Windböen erreichten auf der Beaufortskala Stärken von 7 bis 9. Sie rissen Blätter und kleinere Äste von den Bäumen, fegten Fahrräder aus den Ständern und ließen Mülltonnen auf der Straße tanzen. Der Ryck neigt bei starkem anhaltenden Nordostwind, wie er derzeit ohne Unterlass weht, zu hohen Pegelständen. Wer die seit heute Nachmittag flussaufwärts gedrückten Wassermassen in Augenschein nehmen möchte, sollte sich mit dem Ausleben des Katastrophenvoyeurismus beeilen — der Sturm soll laut Unwetterwarnung bis morgen Vormittag um 10 Uhr abgeflaut sein.

Mach die Tür zu, es zieht! Greifswald rüstet sich für Orkantief „Xaver“

Morgen wird es unangenehm, denn nach aktuellen Prognosen des Deutschen Wetterdienstes wird dann das Orkantief „Xaver“ über Norddeutschland ziehen. Ab Donnerstagmittag wird es auch in Greifswald zu spüren sein. Der Höhepunkt des Sturms wird in der Nacht zu Freitag erwartet. Es wird mit Windstärken von bis zu 120 Stundenkilometern gerechnet.

Innenminister Lorenz Caffier bat die Bevölkerung darum, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben, Fenster und Türen geschlossen zu halten und lose Gegenstände im Freien zu sichern. Autofahrer sollten unnötige Fahrten vermeiden und ihre Geschwindigkeit den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Hauseigentümer mit aufgestellten Baugerüsten sollen diese angemessen sichern und gegebenenfalls die Verplanung festzurren.

(Foto: Kevin Neitzel, 2009)

Die Greifswalder Berufsfeuerwehr teilt mit, dass alle Mittel und Materialien zur Beseitigung von Sturmschäden einsatzbereit seien. Ähnlich wie beim städtischen Winterdienst stünden alle Reserven in Bereitschaft. Außerdem werden Mitarbeiter des Bauhofs Kontrollfahrten während des Sturms unternehmen und in Kooperation mit der Feuerwehr abgeknickte Äste und umgestürzte Bäume von den Straßen räumen.

DER WEIHNACHTSMARKT BLEIBT VORERST GEÖFFNET — DIE TANNE IST „FEST VERANKERT“ 

Derweil werden auf dem Greifswalder Weihnachtsmarkt Sturmstützen aufgebaut, um die Dekozäune zu sichern. Alle Stand- und Karussellbetreiber wurden vom Marktmeister Uwe Buschbeck aufgefordert, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Sie sollen insbesondere die Windlast ihrer Anlagen minimieren und notfalls — sofern vorhanden — die Klappen der Karussells schnell schließen können. Der Markt bleibe jedoch weiterhin geöffnet.

Die Entscheidung über eine mögliche Schließung des Weihnachtsmarkts erfolge bei Notwendigkeit voraussichtlich am Donnerstagnachmittag. Um die Weihnachtstanne müsse man sich keine Sorgen machen. Wie der Marktmeister in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung zitiert wird, sei der Baum „fest verankert“.

Während für Hamburg eine Sturmflut prognostiziert wird, besteht nach Einschätzung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) für Greifswald keine Hochwassergefahr. Morgen werde zunächst mit Niedrigwasser gerechnet, ehe am Freitagabend die Welle zurückkommen und für einen erhöhten Normalwasserpegel von etwa einem Meter sorgen wird. Obwohl dieser Pegel unter der Alarmschwelle liegt, hat sich die Feuerwehr vorbereitet und hält Sandsäcke vor. Aus Sicherheitsgründen wird im Wiecker Hafen der Strom in den Landanschlusskästen abgeschaltet. Das Wetter soll sich Sonnabendfrüh wieder normalisieren.

  • Greifswald für „Xaver“ gerüstet (PM Stadtverwaltung, 04.12.13)
  • Vorabinformationen Unwetter vor Orkanböen (DWD, 04.12.13)

*Update*

Die Universität hat inzwischen ihren Betrieb eingestellt, viele städtische Einrichtungen und der Weihnachtsmarkt wurden geschlossen. Aktuelles und nützliche Tickerlinks findet ihr hier!

Großprojekt Hochwasser-Sperrwerk Greifswald, es geht voran!

Im Januar 2011 begann nach langer Planung und mehrjährigen Vorarbeiten der Bau des Hochwasser-Sperrwerks in Greifswald. Nach seiner Fertigstellung, die für April 2014 geplant ist, soll es die Hansestadt und vor allem deren Ortsteil Wieck vor hereinströmenden Wassermassen schützen.

Verlagerung des Hochwasserschutzes vom Ryck an den Bodden

Aufgrund der Form des Ostsee-Beckens und der Lage der vorpommerschen Küste sind die Gebiete an der Dänischen Wieck sturmflutgefährdet. In der Vergangenheit hat sich mehrfach erwiesen, dass Greifswald in besonderem Maße von Hochwasser bedroht ist.

sperrwerk wieck greifswald(Abbildung: Wasser und Abfall)

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Tag der Archive: Sturmfluten in Greifswald

Am Wochenende findet der Tag der Archive statt. Das ist eine vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) initiierte bundesweite Veranstaltung, die das Ziel verfolgt, die Schwellenängste vieler Bürger vor Archiven zu überwinden. Das diesjährige Thema lautet „Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen“.

Die verheerende Sturmflut von 1872 

In Greifswald wird das Thema Sturmfluten fokussiert. Hierzu wird der Stadtarchivar Uwe Kiel am Sonnabend einen Vortrag halten, in dem er sich ganz konkret der schwersten Sturmflut widmen wird, die jemals in der Hansestadt registriert wurde. Damals, im November 1872, richtete die Naturkatastrohe verheerende Schäden an und kostete mehrere Menschen das Leben. Kiel wird beeindruckende Fotos und Dokumente zeigen.

Sturmflut Greifswald

(Foto: Pommersches Landesmuseum, 1904)

Fakten: 03.03. | 11 Uhr | Aula der Arndt-Schule (Arndtstr. 37)

Absahnen #14: Hilfe für Hochwasserschäden beantragen

Der Hauptausschuss der Greifswalder Bürgerschaft hat bei der gestrigen Bürgerschaftssitzung positiv über einen Antrag der CDU-Fraktion beschieden, der vorsieht, den vom Hochwasser betroffenen Hauseigentümern mit einer „unbürokratischen Unterstützung“ für die entstandenen Schäden zu helfen.

Dieser Beschluss wird seit heute umgesetzt und es wurde ein maximal 30.000 Euro schweres „Soforthilfeprogramm“ aus dem Boden gestampft und mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt ausgestattet, die eigentlich zur Förderung junger Familien sowie für energiesparende Neubauten eingeplant waren.

hochwasser schaden

Um ohne eine weitere Prüfung einen Pauschalbetrag von 300 Euro ausgezahlt zu bekommen, genügt ein formloser Antrag, dem ein Foto des Schadensereignisses, eine Reperaturrechnug oder die Stellungnahme einer Sachverständigen beigelegt ist.

Windhundprinzip: Wer zuletzt kommt, kriegt nichts mehr

Wer größere Schäden davontrug, die nicht von der Versicherung übernommen werden, kann in den Genuss einer Kostenerstattung von bis zu 50 Prozent kommen. Diese kann allerdings höchstens 2.500 Euro betragen und wird von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung vorher geprüft, ehe ein Bewilligungsbescheid ausgestellt und die Zahlung veranlasst wird.

Die Anträge werden nach dem Windhundprinzip behandelt. Das bedeutet, dass die am schnellsten eingereichten Anträge zuerst bearbeitet werden. Sind die Gelder des Soforthilfeprogramms aufgebraucht, wird auch nichts mehr ausgezahlt. Die Anträge sind bis zum 31. August beim Stadtbauamt (Gustebiner Wende 13) einzureichen. Entschädigt werden ausschließlich Gebäudeeigentümer in Greifswalder Überflutungsgebieten.

Fleischervorstadt: Badespaß im Abwasser!

Nachdem bereits am vergangenen Wochenende einige Teile Greifswalds regelrecht abgesoffen sind, hat das angekündigte Unwetter der vergangenen Tage wieder für massive Überschwemmungen gesorgt. So ist zum Beispiel der Fahrradtunnel in der Verlängerten Scharnhorststraße jetzt beinahe vollständig mit Abwasser gefüllt.

überflutung greifswald

Bürgerliches Aufbegehren: C wie Hochwasser

Jetzt hat sich sogar ein Zusammenschluss von Anwohnerinnen formiert, der in Anspielung an die aktuelle CDU-Werbekampagne unter dem Namen C wie Hochwasser auftritt, um Interessen und Kräfte der von den Überflutungen Betroffenen zu bündeln:

„Wir haben das Gefühl, das schwere Baufehler in letzter Zeit in Greifswald begangen wurden. Nun wollen wir uns als Bürger sichtbar machen und unsere Stimme erheben. Das THW kann nur die aktuellen Schmerzen lindern. Wenn bereits eine kleine Ursache wie ein paar Tage Regen zu so großer Schadwirkung führt, was soll werden, wenn die Ursache sich vergrößert? Die zuständigen Menschen für Stadtplanung, Landschaftsbild, Bodenqualität und Flächenversiegelung scheinen sich ihrer Verantwortung nicht bewusst zu sein. Wenn wir uns selbst für unsere Landschaft verantwortlich fühlen, dürfen wir nicht zulassen, dass sich diese Situation in Greifswald wiederholt. Wenn Sie auch verärgert sind über die aktuelle Situation, dann tragen sie sich mit ihrer Email in unserem Newsletter ein, damit wir diese Kräfte bündeln und konstruktiv Nutzen können!“

Die Betroffenen haben kurzfristig eine kleine Website für ihr Begehren eingerichtet.

Flashmob ruft das Freibad aus

Während sich die einen um Hab, Gut und Wohnraum sorgen, wähnen die anderen bereits ein kostenloses Freibad und rufen deswegen zu einem Flashmob auf, um die Gunst der Stunde zu nutzen und den Fahrradtunnel in der Verlängerten Scharnhorststraße zum Abwasserfreibad zu erklären. Ab 19 Uhr soll heute das Badevergnügen starten. Es wird zur Mitnahme entsprechender Textilien aufgerufen.

Aus gesundheitlichen Gründen sei an dieser Stelle dringend von der Idee, in der Bahnunterführung zu baden oder dort einen kleinen Tauchgang zu unternehmen, abgeraten. Mit einer Luftmatratze, einem Schlauchboot oder ähnlichen Hilfsmitteln sieht das natürlich schon wieder anders aus und ist auch ungefährlicher als das im Vorjahr von der Polizei unterbundene Beer Floating auf dem Ryck.

Fakten: 31.07. | 19 Uhr | Bahnunterführung Scharnhorststraße