Moritz TV: Thomas Meinecke im Interview

Vor gut einer Woche kam Thomas Meinecke mal wieder in Greifswald vorbei und stattete der Hansestadt einen Besuch ab.

Dabei absolvierte der Münchener gleich mehrere Termine vor Ort und trat auf gänzlich verschiedenen Veranstaltungen auf: als DJ beim Hoffest der Germanistik und der Rechtswissenschaften, als Gast und Gegenstand eines Schumacher-Seminares, oder eben in seiner Profession als Autor, für die er wohl am berühmtesten ist.

Thomas Meinecke Lesung

Im restlos ausverkauften Koeppen las Thomas Meinecke eine knappe Stunde aus seinem Roman Lookalikes. Anschließend plauderte er mit Prof. Dr. Eckhard Schumacher und später auch mit dem Publikum über das Buch und leuchtete dabei einige Hintergründe seiner Lookalikes und ihrer Entstehung aus.

Das Studierendenfernsehen Moritz TV nutzte den Besuch des 56jährigen Avantgarde-Punks für ein gut zehnminütiges Interview, in dem Meinecke über Literatur und Musik, Zitation und Sampling, Rekontextualisierung und Sprachknäste, Stuckrad-Barre und Christian Kracht spricht.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Lesung: Thomas Meinecke „Lookalikes“

Achtung, Thomas Meinecke ist wieder da! Einige werden den Autoren und Popexperten am Sonnabend an der Seite von Prof. Eckhard Schumacher, mit dem er gemeinsam beim Hoffest der Germanistik/Rechtswissenschaft an den Plattenspielern stand, erspäht haben. Heute Abend tritt das Duo wieder auf, jedoch in anderer Profession und etwas ruhiger.

Im Koeppen wird Meinecke sein jüngstes Werk Lookalikes vorstellen und sich im anschließenden Gespräch mit Schumacher auf popkulturelle Spurensuche begeben. Die beiden sind ein eingespieltes Team und kennen sich schon lange. Während der eine schrieb, forschte der andere dem Geschriebenen hinterher. Vor zwei Jahren besuchte Meinecke dann schließlich Greifswald, um im Koeppen und in einem Seminar Schumachers aufzutreten und über Pop zu sprechen.

Thomas Meinecke live

Hipster: Schumacher vs. Meinecke

lookalikes thomas meinecke

Im Januar 2012 veröffentlichten die beiden einen als E-Mail-Dialog konzipierten Debattenbeitrag im bei Suhrkamp erschienenen Sammelband Hipster: Eine transatlantische Diskussion. Darin widmen sie sich dem titeltragenden Phänomen von Andy Warhol bis zu den Riot Grrrls. Auf diese gemeinsame Arbeit wird im vom Schumacher moderierten Autorengespräch nach der Lesung sicher Bezug genommen. Doch vorher soll Meineckes Lookalikes im Vordergrund stehen. Darin geht es um Leute,

„die so aussehen wie jemand anders, aber nie ganz…Düsseldorf, Königsallee: Menschen, die sich Justin Timberlake, Josephine Baker und Serge Gainsbourg nennen, flanieren über das Trottoir. Sie sind Lookalikes, haben sich bei einschlägigen Agenturen registrieren lassen und sind damit beschäftigt, ihre Ähnlichkeit mit diesen Berühmtheiten produktiv zu machen. In der zweiten Romanhälfte verlagert sich der Schwerpunkt nach Brasilien, nach Salvador da Bahia.

Thomas Meinecke ist eine Romanfigur, die sich in den afrobrasilianischen Tempeln der Stadt auf die Spuren des Schriftstellers Hubert Fichte begibt und dort die Rituale des Candomblé erlebt, in denen Götter die Körper der Gläubigen übernehmen.“

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Greifswalder Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie statt.

Fakten: 04.06. | 20 Uhr | Koeppen | 5 / 3 EUR (erm.)

(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2010)

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #24

Ich dachte es sei früh / und nicht ganz so spät / Ich dachte ich sei es hier / und nicht so weit weg / Ich renne herum / Ich renne hinterher / und wo ich hinkomm / ist schon lang niemand mehr / Sie wollte ein Herz / und ich gab ihr meins / Jetzt hat sie zwei / und ich hab keins / Und wenn du etwas hörst / nachts an deinem Ohr / Es ist nicht dein Herz / es ist nur deine Uhr / (nur deine scheiß Uhr)

kurze wege lange naeche berhard eder

Studentisches Massentreiben, psychedelische Rockmusik, Turntablism in der Kiezkneipe, Infoveranstaltungen zu Flüchtlings- und Rohstoffpolitik, Punkrock aus Minsk und mehr — das verlängerte Wochenende hält die unterschiedlichsten Zerstreuungsangebote bereit. Und wer anschließend in den Mai tanzen will, sollte dort aufschlagen, wo auch in den Vorjahren die berühmtesten Mai-Parties stattfanden! „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #24“ weiterlesen

Sonderholm #4 – Scheitern als Chance

Ein Gastbeitrag von Hubertus Ass

Prolog

Eigentlich sollte meine erster Gastbeitrag auf dem Fleischervorstadtblog — und damit der Start der Reihe (H.)Ass ist Trumpf — gesellschaftliche Missstände, wie soziale Ungerechtigkeit, die Dominanz ökonomischer Interessen im Allgemeinen oder die Leistungsgesellschaft und ihre Verwertungslogik im Speziellen, anprangern. Doch dann kam ein Sonderling namens Holm und nun ist plötzlich alles ganz anders. Ich, undogmatischer Linker, fühle mich richtiggehend zu Lobeshymnen provoziert, obwohl mir dieses eher fremd sein sollte. Aber am besten ist, ich erzähl erst mal, wie das alles kam.

1. AKT: SONDERHOLM UND ICH

Es ist Sonntagabend kurz vor neun und ich bin — ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet — im rappelvollen Café Koeppen, um dem Publikum der Veranstaltung Sonderholm#4 die Getränke zu kredenzen. Das Licht wird gedimmt und irgendwie komm ich mir von Anfang an ein wenig verhohnepipelt vor. Denn das Programm beginnt mit White-Trash-Literatur von genau jenem Untergrundpoeten, mit dem ich mir keine sechs Stunden zuvor die restalkoholgeschwängerten Morgenstunden versüßt habe.

Direkt im Anschluss zückt Sonderholm die Gitarre und will angeblich seinen Frieden mit mir machen, indem er ein Lied aus der trotzigen Phase meiner Lieblingsband spielt. Dadurch wird das Gefühl des Verhohnepipeltwerdens jedoch ins Unermessliche potenziert und der kleine Egozentriker in mir sucht schon die versteckte Kamera. Als der Alleinunterhalter beginnt, den Todeswunsch des Monats vorzulesen, packt mich Panik. Aber dann beruhige ich mich ein wenig, denn er gilt glücklicherweise nicht mir.

christian sonderholm (Foto: Anne Becker, webMoritz, 01/2012)

Doch Sonderholm kennt keine Gnade und nährt meine Ungewissheit, indem er nun einen Geschichtenerzähler aus meiner Heimat ins Felde führt, dessen Bücher ich regelmäßig von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekomme. Soviel Übereinstimmung mit meinen kulturellen Präferenzen kann kein Zufall sein, denke ich und mich beschleicht wieder ein fieses Unbehagen. Dieses Gefühl wird zur ausgewachsenen paranoiden Wahnvorstellung, als mir schlagartig einfällt, dass ich keine 14 Tage vorher Geburtstag hatte und mich diesmal weder bei Erzeugern noch im Freundeskreis hatte blicken lassen. Sollte ich etwa Opfer einer perfiden Überraschung durch Familie, Freunde und Kollegen werden?

Vor lauter Panik vergesse ich zuzuhören, ziehe mich in mein Innerstes zurück und fange an, die Wahrscheinlichkeit des erlebten dreifachen kulturellen Volltreffers zu berechnen. Als ich damit fertig bin, läuft schon die nächsten Nummer — Glück gehabt. „Sonderholm #4 – Scheitern als Chance“ weiterlesen

Attac-Vortrag über das Finanzsystem: Geld Macht Druck

Seit Monaten wird über die wirtschaftliche Katastrophe in Griechenland geredet und debattiert, auf welchem Weg die europäische Gemeinschaftswährung am erfolgreichsten gerettet werden könnte. Das geschieht nun schon lange genug und mit so überschaubaren Ergebnissen, dass sich kürzlich sogar Altkanzler Kohl zu Äußerungen über die Rettung des Euros und zum Thema Griechenland hinreißen ließ.

euro finanzmarkt

Geld versteht heute anscheinend kaum noch jemand und genau hier kommt Jan Reißmann (Attac) ins Spiel, der sein Wissen ums Geld in seinem Vortrag Geld Macht Druck „möglichst ideologiefrei und ergebnisoffen“ zusammentragen und weitervermitteln will.

Nach einer Einführung und einem historischen Rückblick wird er über verschiedene Geldarten, über Entstehung und Vernichtung des Geldes, über das Zusammenspiel von Geschäftsbanken, Zentralbanken und dem Finanzmarkt informieren. Dem Vortrag soll sich eine Diskussion anschließen.

Der Abend wird von der Greifswalder Attac-Gruppe, der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV und dem Literaturzentrum Vorpommern organisiert oder gefördert.

Fakten: 29.02. |  20 Uhr | Koeppen | Eintritt frei

 (Abbildung: Gerd Altmann / Shapes: AllSilhouettes.com / pixelio.de)

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #21

Junge Menschen haben das Reden satt  / über Millionen Probleme, die jeder hat / sie tanzen durch die Nacht ins Licht der Liebe hinein / junge Menschen wollen alleine sein / junge Menschen werden erzogen / junge Menschen sind sehr skeptisch / gegenüber Mythen und Drogen / junge Menschen sagen ich will Spaß, junge Menschen wagen dies und das / fahren Auto und begegnen sich zu Fuß / junge Menschen geben dem Schicksal Interviews*

kurze wege lange naechteDas Wochenende hat mannigfaltige Zerstreuungsangebote für viele anzubieten — Queers und Querulanten, technoide Zeitreisende und Fastfood-Verweigerer, Mindfuckers und Schmachtpopfanatikerinnen können auf ihre Kosten kommen. Eine unvollständige Übersicht. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #21“ weiterlesen