Fernsehberichte zur Auftaktdemo gegen den Castor

Am 11.12. schaffte es die Greifswalder Anti-Atom-Demonstration nicht nur in den überregionalen Blätterwald, sondern auch in das öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Über den Protest berichteten die Tagesschau (ARD), heute (ZDF) und das Nordmagazin (NDR), deren Beiträge im folgenden Video aneinandergereiht sind und aus depublikativen Gründen bei youtube bereitgestellt werden.

castor atom sonneInteressant ist auch dieses DIY-Video von youtube-Nutzer medienkollektmafred, in dem gleich zu Beginn nochmal deutlich wird, dass sich die Atomgegnerinnen entschieden gegen Menschen mit rassistischem und nationalistischem Gedankengut positionieren.

Alle Nazis und Neonazis sollen nach Hause gehen – zurück auf Los – und ihre Gedanken neu sortieren!

Hier kommt die gute Stimmung während der Demonstration besser zur Geltung als bei den öffentlich-rechtlichen Medienberichten.

NDR-Beitrag zum Polenmarkt 2010

Aus aktuellem Anlass und eher der Vollständigkeit als der beeindruckenden journalistischen Leistung wegen, sei hier auf einen Beitrag des NDR verwiesen, der am 19. November ausgestrahlt wurde.

Darin kommen zwar unter anderem Agata Wisniewska-Schmidt und Prof. Dr. Alexander Wöll aus dem Organisationsteam des Polenmarktes zu Wort. Doch auch diese beiden Interviewpartnerinnen können den Dreiminüter nicht mehr retten.

Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt

Ein Gastbeitrag von Stan

So oft wie am vergangenen Sonntag habe ich bisher selten regelmäßig die Nachrichten im Radio verfolgt. Und dass ich um Freunde und Bekannte so besorgt bin wie im Augenblick, ist auch bereits reichliche zwei Jahre her. Was damals der G8-Gipfel in Heiligendamm war, ist gegenwärtig die Situation in und um Dannenberg und Gorleben.

NEUE GEWALTBEREITSCHAFT ANGREIFENDER AKTIVISTEN

Nachdem ich am vergangenen Samstag zum ersten Mal selbst das Wendland und den Protest dort auf der Auftakt-Kundgebung erlebt habe, erzürnt mich heute so manche Aussage und Stellungnahme öffentlicher Bedenkenträger oder selbstverliebter Zeitungsartikelkommentaroren umso mehr. Und es erschreckt mich die kognitive Dissonanz, mit der zum Teil (zehn)tausenden von Menschen, die ihrem Willen und Sehnen Ausdruck verleihen, der Stempel der Gewaltbereitschaft, der Verharmlosung von Straftaten oder der Ignoranz demokratischer Entscheidungen aufgedrückt wird.

Nachdem ich gestern erlebt habe, wie bunt, gesellschaftlich heterogen und um jeden Preis friedlich die Demonstrant_Innen aufgetreten sind, habe ich mich heut so manches Mal verwundert gefragt, ob dieselbe Demo und dieselben Menschen gemeint sind, wenn Polizeisprecher_Innen von einer neuen Eskalationsstufe der Gewaltbereitschaft und von angreifenden Aktivist_Innen sprechen. Sämtliche Aufrufe und Planung zum Widerstand gegen den Castor sind im Vorfeld und auch auf der samstäglichen Kundgebung unter der strikten Vereinbahrung der Gewaltlosigkeit erfolgt. „Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt“ weiterlesen

Intern: Schmeicheleien via Flattr

Ist das next big thing der neuen Medien ein seit Monaten auf immer mehr Webseiten integrierter, grün- und orangefarbener Button? Liegen in Diensten für das sogenannte social payment Potenziale für eine noch auszugestaltende Netzökonomie verborgen?

WELCHE REDAKTION PASST ZU MIR?

Eigentlich wollte ich mir nur ein Zeitungsabonnement kaufen und für die vielen Inhalte, die ich Tag für Tag kostenfrei online rezipiere, endlich bezahlen, um so meinen Anteil für eine mediale Vielfalt zu leisten, die auch noch in Zukunft Bestand haben soll. In einer Zeit der einbrechenden Anzeigenpreise und der schier grenzen- und vor allem kostenlosen Verfügbarkeit von Inhalten, wird die Luft der Branche allmählich dünner.

(Bild: turi2)

Doch ein so breites Angebot wie das der deutschen Medienlandschaft birgt auch Entscheidungsschwierigkeiten: Welches Produkt welcher Redaktion passt zu mir? Und gibt es – sofern diese Frage unbeantwortet bleibt – Alternativen zum klassischen Meienkauf oder Abonnement, um mediale Angebote unkompliziert mitzufinanzieren und zu unterstützen?

ANERKENNUNG AUF MIKRONIVEAU

Schon im Juli dieses Jahres war der schwedische social-payment-Dienst Flattr das Hauptthema des Greifswalder Medienstammtisches und der Diskussion unter den Lokalbloggern folgten kurz darauf die ersten Buttons auf den entsprechenden Seiten und Webangeboten. Seit etwa drei Wochen buhlt nun auch der Fleischervorstadt-Blog um Anerkennung auf Mikronivau. Doch was steckt hinter dem Dienst, der in zweinullscher Sperrigkeit dahergetitelt kommt?

(Bild: netzfeuilleton.de)

Die Idee hinter Flattr ist so einfach wie genial: Nach der Registrierung lädt man sein individuelles Konto auf und bestimmt das monatliche Budget, welches verteilt werden soll. Der Minimaleinsatz hierfür beträgt zwei Euro. Die Zahlungen erfolgen quasi auf Knopfdruck, denn das wichtigste Werkzeug des Dienstes sind die Flattr-Buttons, die Mitglieder in ihre medialen Angebote integrieren können.

Ein Klick genügt und schon ist die Anerkennung für das rezipierte Werk, ganz gleich, ob es sich dabei um den Text eines Blogbeitrags, um einen Podcast oder ein Musikstück handelt, zum Ausdruck gebracht worden – man hat etwas beziehungsweise jemanden geflattrt.

DANKBARKEITS-ÖKONOMIE

Am Monatsende wird das im Vorfeld festgelegte Budget durch die Anzahl der getätigten Klicks geteilt und so der monetäre Wert jeder einzelnen digitalen Anerkennung beziffert und auf die Flattr-Konten der auf diese Art gelobten Produzentinnen gebucht. Werden so beispielsweise monatlich zwei Euro verteilt und fünf verschiedene Angebote geflattrt, so hat jeder Klick einen Wert von 40 Cent.

Im offiziellen Video, das den Dienst erklärt, wird dieses Budget mit einem Geburtstagskuchen verglichen, der an eine zu bestimmende Anzahl von Freunden verteilt wird.

Die Flattr-Registrierung ist blitzschnell erledigt und wird durch das erste Aufladen des Kontos abgeschlossen. Diese Startvorbereitung lässt sich dank Moneybooker.com mit einfacher Überweisung, Kreditkarte oder bequem via Paypal erledigen. Danach kann es losgehen mit den klickvermittelten Respektzollungen.

VISIONEN IN ORANGE UND GRÜN

Einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Flattr ist die 32. Ausgabe des großartigen, von Jana Wuttke und dem Medienjournalisten Philip Banse produzierten Podcasts Medienradio.org sehr dienlich. Der bis dato übrigens 218 Mal geflattrte Audio-Beitrag nähert sich in stolzen 140 Minuten dem Thema social payment von verschiedenen Seiten.

Diese Sendung wird durch drei Gäste mit unterschiedlichem Bezug zu Flattr bereichert. Da spricht neben Philip Banse zum Beispiel der Podcaster Tim Pritlove, dem monatlich ungefähr 1000 Euro auf sein Konto flattern. Thomas Haseloff, der seine Diplomarbeit zum schwedischen Bezahldienst schreibt, präsentiert erste Ergebnisse und trifft Aussagen über das Wohlwollen der Nutzer.

Und dann ist da noch der in Greifswald aufgewachsene Leander Wattig, der sich nach einem verlagswirtschaftlichen Studium als Medienblogger profilierte, die Aktion Ich mach was mit Büchern aus der Taufe hob und inzwischen umtriebig medialen Trends und Entwicklungen auf der Spur ist, von crowdfunding bis social payment und zurück.

Im sehr inspirierenden Gespräch zwischen diesen Personen werden die Potenziale, die ein Dienst wie Flattr hervorbringen könnte, skizziert. Was passierte, wenn sich Größen wie facebook oder youtube gegenüber social payment öffnen würden? Wie könnte die Zukunft von Musikern und deren Vertriebsnetz mithilfe von Flattr revolutioniert werden und welche tragende Rolle spielt Microsoft dabei? Oder um Leander Wattig zu folgen: Wie schwimmt man im Fluß der eingangs beschriebenen und wachsenden Umsonst-Kultur mit, statt sich mit Bezahlschranken und unfunktionellen Rechteverwertungssystemen diesem Strom entgegenzustemmen?

(Der empfohlene Podcast kann auch hier direkt heruntergeladen werden)

MEIN PERSONALISIERTES ABONNEMENT

Ich habe mich entschieden und werde nicht wieder zum Abonnenten einer Zeitung oder Zeitschrift, sondern verteile dieses Geld fortan inhalts- statt redaktionsorientiert. Flattr, das ist für mich eine teilrealisierte Vision mit noch vielen unerschlossenen Potenzialen. Es macht glücklich, gute Inhalte mit einem monetären Klick zu belohnen und es ist beflügelnd, von anderen via Flattr gelobt zu werden.

Gerade in Greifswald sind die medialen Veränderungen spürbar: Die einzige Lokalzeitung schreibt sehr erfolgreich an ihren potentiellen Leserinnen vorbei, während die verbliebenen Abonnenten des Krawallblatts sukzessive und ohne Nachfolge aussterben. Für viele Greifswalder hat die Ostsee-Zeitung ihren Stellenwert als erste Informationsinstanz ohnehin eingebüßt; ihr gegenüber stehen fast 30 Blogs und eine Twitter-Gemeinde, die die Auflösung dieses Monopols bedeuten.

Flattr bringt Bewegung und im Einzelfall auch Geld in dieses Szenario und bedeutet für mich eine liebevolle Revolution in Grün-Orange, an der teilzuhaben etwas wirklich Visionäres ist.

Alle blicken nach Greifswald: Thor Steinar an der Uni verboten

Wie bereits gestern angemerkt, rauscht die Nachricht vom Verbot des Tragens von Kleidung der als rechtsextremistisch gebrandmarkten Modemarke “Thor Steinar” durch den deutschen Blätterwald.

Sehr viele Zeitungen druckten die dpa-Meldung oder veröffentlichten Artikel zum Thema in ihren Online-Ausgaben, das ging von der WELT über das Hamburger Abendblatt, von N24 über die ZEIT bis hin zu Spiegel Online. Die Nachricht erreichte sogar die italienische Presse.

Provokationserfahrene Lehrkraft am rechten Rand

Der Modifizierung der Universitätshausordnung ist eine Debatte über den inzwischen höchst umstrittenen Professor Ralph Weber vorausgegangen. Der Jurist fiel in der Vergangenheit nicht nur durch seine Symphatiebekundungen gegenüber Thilo Sarrazin (erste „Affäre“) und Jörg Haider auf, er erregte auch den Missmut verschiedener Studierenden durch frauen- und fremdenfeindliche Ressentiments während seiner Lehrveranstaltungen und soll provokationserprobt auch in Textilien von Thor Steinar aufgetreten sein.

(Foto: Endstation Rechts)

Der Abtreibungsgegner schrieb vor seiner Berufung nach Greifswald einen offenen Brief an den Innenminister Mecklenburg Vorpommerns, Lorenz Caffier, und beschwerte sich über das geplante Verbot der NPD. Mit deren Funktionär Udo Voigt soll sich Weber getroffen haben, um über die Gründung einer neuen rechten Partei zu beraten. Ausführlich zum Fall Weber berichtete der webMoritz. „Alle blicken nach Greifswald: Thor Steinar an der Uni verboten“ weiterlesen

Über die Greifswalder Medienlandschaft und die Parteien im Netz

Vor der letzten Kommunalwahl unterzog der frühere stellvertretende Chefredakteur des webMoritz, Gabriel Kords, die Internetpräsenzen der Greifswalder Parteien einer genaueren Überprüfung. Im Website-Check schnitten die politischen Akteure damals nicht sonderlich gut ab.

EINKANALKOMMUNIKATION WEIT VERBREITET

Björn Buß, vormals selbst bei den Moritz Medien aktiv, veröffentlichte gestern auf seinem Blog Medien-Monopoly, in dem sonst eher Cineastinnen bedient werden – einen Beitrag über die jeweiligen Selbstdarstellungen der politischen Parteien.

vernetzung

In Greifswald geschieht dies [die Selbstdarstellung von Parteien im Internet] in sehr unterschiedlicher Qualität: Verlautbarungen an die eigenen Anhänger, Pressemitteilungen zu aktuellen Themen und vor allem Informationen zum politischen Personal lassen sich finden. Nur in den wenigsten Fällen ist auf den Seiten die direkte Beteiligung von Bürgern gestattet: Einkanalkommunikation ist am weitesten verbreitet.

Sein Augenmerk bezog auch die Web2.0-Aktivitäten der Gruppierungen mit ein. Er konstatiert, dass man zwar inzwischen im Internet angekommen sei, die Umsetzungen aber häufig enttäuschten.

(Foto: Shutterstock)

PLATZHIRSCHE DER GREIFSWALDER BLOGOSPHÄRE

Kurz zuvor veröffentlichte Buß einen Text über die Greifswalder Medienlandschaft. Darin wurden der webMoritz, Kollege daburna und der Fleischervorstadt-Blog zu den „drei Platzhirsche[n]  in der Greifswalder Blogosphäre“ gekürt. Dieses Lob geht natürlich runter wie Öl. Seine Einschätzung der medialen Situation Greifswald fällt überraschend optimistisch aus:

Im Vergleich zu vielen anderen Lokalmärkten mit nur einer Tageszeitung als Anbieter von ortsbezogenen Nachrichten, steht der Greifswalder Öffentlichkeit ein breiteres Angebot zur Verfügung. Neben der Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung bietet Greifswald TV (G-TV) eine werktägliche Nachrichtensendung an. Bemerkenswert für die Stadt am Ryck ist aber das breit aufgestellte Angebot an (Lokal-)Blogs.

Eine gute Übersicht der Greifswalder Blogs findet man übrigens im Blogverzeichnis MV (18 Einträgen und Voting-Funktion). Ebenfalls gut informiert ist man mit der Twitter-Liste Sebastian Jabbuschs und auch auf die twittrigen Aktivitäten des Fleischervorstadt-Blogs sei nochmals verwiesen.