Gastbeitrag: Brauner Frühling in Greifswald

Ein Gastbeitrag von Kurt Scharlao 

Heute 10:08 Uhr kam die SMS: „NPD-Infostand ab um 11 Uhr an der Europakreuzung! Gerade sind sie in Schönwalde.“ Da ist jetzt aber Spontaneität gefragt, denn die Neonazis meldeten erst Freitag kurz nach zwölf ihre Kundgebungen im Kreisordnungsamt an.

npdstand europakreuzung

Und tatsächlich standen die lokalen Neonazis Frank Klawitter, Rene H. und Marcus G. mit ihren überregionalen Kameraden, unter anderen Enrico Harmisch, Daniel Ohm (beide Usedom) und Michael Gielnik (stellv. NPD-Landesvorsitzender) an und um den Infostand bereit, um ihr menschenverachtendes Gedankengut unter die Leute zu bringen. Der Platz war eigentlich ideal, um ins Gespräch zu kommen, zumal „Rushhour“ in Richtung Mensa herrschte; und sie bemühten sich auch sichtlich. Aber irgendwie wollten die gemeinen Greifswalder*innen nicht so recht – wie immer  eigentlich! „Gastbeitrag: Brauner Frühling in Greifswald“ weiterlesen

Abschlusspräsentationen des CDFI #8

In dieser Woche begannen die zweimal jährlich stattfindenden Examensausstellungen der Absolventen des Caspar-David-Friedrich-Instituts. Die Abschlusspräsentationen der Studierenden, die darin Arbeiten aus fünf verschiedenen Disziplinen zeigen müssen, werden zuerst von ihren Dozenten begutachtet und benotet, ehe sie anschließend der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Examensausstellung 2013 Greifswald(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Insgesamt werden im April dreizehn Ausstellungen geprüft, die in der Regel auch mit einer Vernissage eröffnet werden. Da die ersten Abschlusspräsentationen schon vorüber sind, beinhaltet die folgende Liste nur noch die gegenwärtig geöffneten Ausstellungen. Erfahrungsgemäß sind diese Vernissagen eine vergnügliche Angelegenheit, bei der Sekt und Kunst miteinander einhergehen! „Abschlusspräsentationen des CDFI #8“ weiterlesen

Mitfahrgelegenheit.de führt Gebühren ein und macht die Rudelfahrten teurer

Kurz vor den Osterfeiertagen änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln und sorgte damit bei seinen Nutzern für eine Welle der Entrüstung, da diese nun für die Vermittlung von gemeinsamen Fahrten zur Kasse gebeten werden. „Einfacher“, „verbindlicher“ und „zuverlässiger“ sollen die Angebote nun sein, doch die Reaktionen auf die Umstellungen, die sich in den letzten Tagen im Internet zusammenbrauten, lassen das Gegenteil vermuten.

Kostengünstige Mitfahridylle durch Gebühren bedroht

MitfahrgelegenheitDer Vermittlungsdienst für Fahrgemeinschaften mit dem Auto oder der Bahn dominiert klar den Markt der Mitfahrgelegenheiten, denn die nach eigenen Angaben über knapp 4,5 Millionen Nutzer garantieren ein fast flächendeckendes Paralleluniversum des privatisierten, aber mitunter akribisch organisierten Personenverkehrs. Mit Hilfe einer einfachen Suchmaske werden die nach Startpunkt, Datum und Destination gefilterten Fahrten und Fahrtgesuche sowie die dazugehörigen E-Mailadressen oder Telefonnummern aufgelistet.

Auf diese Art kommen unzählige Menschen zusammen, die gemeinsam pendeln, sich die Mehrpersonenangebote der Bahn teilen und so etwas Ähnliches wie ein bezahltes Trampen2.0 konstituieren. Das Idyll der durch Mitfahrgelegenheit.de vermittelten Rudelfahrten ist durch die Umstellung allerdings ins Wanken geraten.

Die Seite gehört ebenso wie ihr Zwilling Mitfahrzentrale.de dem Unternehmen Carpooling. Im vergangenen Sommer beteiligte sich die Daimler AG mit acht Millionen Euro an der Firma und stieg damit ins Mitfahrgeschäft ein. Jetzt wird die Gebührenfreiheit, mit der man sich in den Anfangstagen von der Konkurrenz abhob, über Bord geworfen — für die Vermittlung von Mitfahrten über Strecken von mehr als 100km werden von nun an 11 Prozent des Fahrpreises fällig.

Fahrten werden teurer und weniger spontan „Mitfahrgelegenheit.de führt Gebühren ein und macht die Rudelfahrten teurer“ weiterlesen

Ausleihbares Lastenfahrrad soll alternative Transportmöglichkeiten aufzeigen

Der ADFC hat ein Lastenfahrrad angeschafft, das seit heute in Greifswald zur kurzfristigen Ausleihe bereitsteht. Mit diesem zeitlich leider begrenzten Angebot soll Menschen ein erster Kontakt zu alternativen Transportformen ermöglicht werden.

Das Vehikel kann mit einer Last von bis zu 60 kg beladen werden; die Ausleihe erfolgt auf Spendenbasis.

(Foto: ADFC MV)

Steffen Burkhardt (ADFC) gibt in einer Pressemitteilung der Hoffnung Ausdruck, „dass zukünftig Betriebe und Einwohner*innen beim Liefern und Einkaufen auf Lastenräder im Stadtverkehr setzen. Damit lassen sich die gesteckten Klimaschutzziele der Stadt besser erreichen.“ Neben Gebäuden sei der Verkehr nach wie vor der größte Kohlendioxid-Emittent in Greifswald.

Wer sich das Lastenrad ausleihen möchte, erreicht einen Ansprechpartner beim Pfadfinderbüro (Tel. 03834-7721072) im Haus für Kultur und Bildung in der Stralsunder Straße 46.

Hauptausschuss bestätigt Greifswalder Verwaltungsempfehlung gegen mutmaßlichen Neonazi

Am Montag traf sich der Hauptausschuss der Greifswalder Bürgerschaft. Auf der Tagesordnung stand unter anderem eine Beschlussvorlage, in der es um die Absegnung der Kandidierendenliste für die in diesem Jahr stattfindende Schöffenwahl ging.

Im Vorfeld hatte die Verwaltung den Bewerber Marcus Gutsche als einzigen von 99 Kandidaten von der Vorschlagsliste gestrichen. In einer öffentlichen Erklärung wurde diese Entscheidung damit begründet, dass „erhebliche Zweifel“ an der notwendigen „Neutralität“ des Bewerbers bestünden, da dieser zum „Kern der aktiven Neonazi-Szene Greifswalds zählen“ soll. Seit Jahren ruft die NPD ihre Anhänger bundesweit dazu auf, sich an den Schöffenwahlen zu beteiligen und zu ehrenamtlichen Richtern zu werden — hier wurde dieser Schuss offenbar von allen Beteiligten vernommen. „Hauptausschuss bestätigt Greifswalder Verwaltungsempfehlung gegen mutmaßlichen Neonazi“ weiterlesen

Nicht völlig misslungen – „Die Zofen“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Georg Meier

Plakat Die Zofen Theater Vorpommern

Donnerstagabend, 20 Uhr, Rubenowsaal. Das Publikum sitzt sich auf zwei Tribünen gegenüber, die 46 Plätze sind nicht ausverkauft. In der Mitte eine kreisrunde Bühne, fast eine Kampfarena, an den Seiten zwei überlebensgroße Portraits einer herrschaftlichen Dame. Darunter sitzend jeweils eine Zofe, schlichtes schwarzes Kleid.

(Plakat: Theater Vorpommern)

 SEICHTES UND BELIEBIGES GEDUDEL 

Die Zofen spielen ein Spiel miteinander: Solange ist Claire, Claire ist die gnädige Frau und lässt sich also von sich selbst bedienen. Wer das nicht weiß, der ist verwirrt. Wer ist wer? Weder Programmheft noch Inszenierung helfen weiter. Susanne Kreckel und Josefine Schönbrodt sitzen sich gegenüber, jede hat ein Mikrofon. Wie eine Lesung fängt das Stück an, erst nach und nach spielen sich die beiden in die Figuren hinein.

Das Spiel der beiden sollte jetzt Fahrt aufnehmen, bis nach fast einer Stunde die gnädige Frau auftritt – so suggeriert es der Text, aber es gelingt nur streckenweise. Immer wieder hat man den Eindruck, als ob die Lust am Spiel – einem perversen Spiel voller Verbrechen, verbotener Erotik, wildem Freiheitsdrang und Mordlust – sich nicht recht einstellen will. Liegt es an den Schauspielerinnen? An der Inszenierung? An der lächerlich banalen Beschallung?

die zofen

Die Musik – seichtes und beliebiges Gedudel bis hin zu pseudogregorianischen Mönchsgesängen – hat für mich sicherlich einiges verdorben. Da hätte ich von einer Regisseurin, die sich in ihrer künstlerischen Biographie mit Aribert Reimann und Boris Blacher beschäftigt hat, deutlich mehr erwartet. Die Bühne macht es den Schauspielern auch nicht leicht: Zwei Publikumsgruppen, die beide bespielt werden wollen. Wendet man sich der einen zu, zeigt man der anderen den Rücken.

Immer wieder gelingt das Spiel aber auch. Gerade, wenn die Zofen nach einer wilden Jagd in einem Kreis von Wut und Anmaßung wie von einer fremden Macht in die Mitte der Bühne und zu unerwarteter Nähe und Zärtlichkeit gezogen werden, entstehen eindrucksvolle Momente. „Nicht völlig misslungen – „Die Zofen“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen