Mimikry in der Alten Bäckerei

mimikryAm 20.11.09 wird Astrid Brünner ihre Magisterarbeit Mimikry. Ein bildnerischer Dialog mit dem Selbst und dem Gegenüber in der Alten Bäckerei präsentieren.

Die Vernissage wird um 19 Uhr stattfinden.

Zu besichtigen ist die Ausstellung anschließend täglich bis zum 25. November von 14 bis 18 Uhr.

Fakten: 20.11. | 19 Uhr | Alte Bäckerei | Eintritt frei

StuThe präsentiert den Kuss des Vergessens

Es gibt keine Greifswalder Gruppe oder Initiative, die man so sorglos und treffend als nomadenhaft bezeichnen kann wie das Studententheater (StuThe). Überraschend also, dass – trotz der regelmäßigen Umzüge in der Vergangenheit und der andauernden Unsicherheit bezüglich der momentan genutzten Räume in der Soldtmann-Straße – dort noch Studententheater gemacht wird. Erst vor wenigen Wochen verlor StuThe einen weiteren Raum seiner jetzigen Wirkungsstätte, deren Zukunft ebenso ungewiss ist, wie es in der Vergangenheit der Fall war.

stuthe-begrabenBlickt man zurück, erkennt man den Durchhaltewillen der StuThe-Aktivisten. Man spürt aber auch in jedem Gespräch über Vergangenheit und Zukunft die schmerzhafte Erfahrung des aufgezwungenen Nomadentums, die Enttäuschung über den Unwillen der Universität, StuThe langfristig mit Räumen zu unterstützen und die Angst vor einem weiteren Zwangsumzug. Man hat schon zu viele Spielstätten verloren – mit der Straze die glanzvollste. „StuThe präsentiert den Kuss des Vergessens“ weiterlesen

Schampus, Rotwein und mundgerechte Häppchen

Gegensätzlicher könnten die Orte nicht sein, zu denen am morgigen 19. November geladen wird, denn der Umsonstladen und die Volksbank sind Antipoden unseres Verwertungs- und Geldsystems. Beiden ist jedoch ihre Rückkopplung auf lokale Strukturen gemein.

Geburtstagsspektakel mit Holly und Puschkin

Der Umsonstladen wird morgen seinen fünften Geburtstag feiern. Dass die Pilgerstätte hiesiger Konsumkritiker und Sparfüchse nach wie vor existiert, ist gelebte Realität wider einer kapitalistischen Logik, denn hier funktioniert der Güteraustausch ohne Bargeld und Kreditkarte. In einer Selbstdarstellung der Gruppe heißt es:

umsonstladen greifswald„In einem Umsonstladen können Gegenstände abgegeben werden, deren Besitzer sie nicht mehr brauchen, jedoch für andere von Nutzen sein können. Bei diesem „Austausch“ sind soziale und gesellschaftliche Bedingungen nebensächlich, so dass Arbeitende und Arbeitslose, Kinder und Rentner, Studenten und Schüler zu den Nutzern des Ladens gehören.“

Es werden ab 10 Uhr Kaffee und Kuchen versprochen, zum Stöbern im Bestand und Mitbringen von Dingen wird dabei ausdrücklich aufgerufen. Um 15.30 Uhr wird ein Kinderprogramm mit dem Zauberer Holly beginnen. Puschkinfreunde sollten spätestens um 18 Uhr im Umsonstladen auftauchen, wenn Pi-C das Märchen vom Zaren Saltan des russischen Dichters rezitieren wird. Auf der frühabendlichen Getränkekarte wird statt Tschai Schampus stehen; man verweist damit subtil auf klein stadt GROSS und schickt sich an, Kreise zu schließen.

Fakten: 19.11.| ab 10 Uhr | Umsonstladen (Wolgaster Str.2) | Eintritt frei

Kunstraum Bank

Das gegenteilige Beköstigungskonzept wird morgen ab 18 Uhr in der Volks- und Raiffeisenbank Greifswald praktiziert. Dort wird explizit kein Champagner serviert, denn den gibt’s ja woanders.

Die beiden am Booklet des Lokalkompilats klein stadt GROSS beteiligten Künstler Katja Anke und Enrico Pense laden zur Vernissage von weißmalen ein. Für Pense wird es die vierte Vernissage innerhalb der vergangenen fünf Wochen werden — ein schwindelerregender Output. Die Malereien und Zeichnungen werden bis zum 08. Januar 2010 in den Geschäftsräumen der Bank zu sehen sein. Nico Schruhl, einer der Köpfe von klein stadt GROSS, wird die Ausstellung um 18.30 Uhr mit einer Laudatio eröffnen.

Fakten: 19.11. | 18 Uhr | Volksbank (Steinbeckerstr. 26)

Bildungsstau auf der Europakreuzung — Nachlese

Nach der gestrigen Protestaktion auf der Europakreuzung sind inzwischen noch mehr Berichte, Fotos und Videobeiträge veröffentlicht worden, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte.

Moritz TV hat in ungewohnter Schnelligkeit einen Kurzbeitrag produziert. Die seit dem letzten Irakkrieg formelhaft gebrauchte Bezeichnung des embedded journalism bekommt hier einen ganz neuen Klang. Der Vergleich ist natürlich Unsinn, aber die mediale Begleitung des Protestes war wirklich lobenswert.

Am informativsten ist die gestrige punktUm-Sendung von Greifswald TV gewesen. Das Wirken der Polizeibeamten erscheint hier in einer erheiternden Mischung aus Hilflosigkeit und Provinzialität.

Das Hupkonzert der zum Stillstand genötigten Verkehrsteilnehmer und die rege Beteiligung an der Aktion lassen sich mit diesem Kameraschwenk gut nachvollziehen. Dabei fällt die gute Bildqualität auf, die sich von der vieler anderen privaten Videoaufnahmen des Bildungsstaus abhebt.

Unterdessen weist Blogger-Kollege daburna darauf hin, dass die Polizei inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen die zwischenzeitlich festgenommene Studentin eingeleitet hat. „Bildungsstau auf der Europakreuzung — Nachlese“ weiterlesen

Bildungsstau auf der Europakreuzung

Um 13:13 Uhr fand heute Mittag um 13:13 Uhr eine Smartmob-Aktion unter dem Titel Bildungsstau statt. Diese Protestform wurde im Vorfeld wesentlich offener beworben. Der Internetdienst Twitter spielte hierbei eine große Rolle.

Über die Plattform wurden auch unmittelbar nach der Aktion die ersten Informationen und Bilder versandt. An der Europakreuzung sollen sich nach Schätzungen Sebastian Jabbuschs 300 bis 400 Leute versammelt und  für 20 Minuten den Verkehr aufgehalten haben. Ob damit nicht die Adressaten des Protestes vertauscht wurden, sei dahingestellt, aber gerade nach der eher kläglichen Bewohnung des Audimax war das ein ermutigendes Signal.

Um so eine Masse zu beherrschen bzw. zu räumen, braucht es viele Polizisten. Diese gingen bei anfänglichen Räumungen nicht immer höflich mit den Protestierenden um, wie ein unmittelbar nach der Demonstration veröffentlichtes Video offenbarte.

Unser Plus wird Netto, wir gehen zum neuen Späti!

Seit über acht Jahren zähle ich mich zur Stammkundschaft im Plus-Discounter in der Anklamer Straße. Dieses Verhältnis gleicht einer alten Bekanntschaft: Man weiß, was man aneinander hat, entwickelt ein Faible für bestimmte Produkte und gewöhnt sich an die breite Auswahl von Waren der Marke BioBio.

Diese über Jahre gewachsene Beziehung geriet in den vergangenen Wochen ins Wanken. Immer wieder kam und kommt es dazu, dass man seine Lieblingsprodukte vergeblich sucht. Das kapitalistische Heilsversprechen und die damit einhergehende Verfügbarkeit von Waren lösten sich – zumindest an diesem Ort – in Luft auf.

Anfang des Jahres übernahm Marktgigant Edeka die mehr als 2300 Plus-Filialen und positioniert sich nun im Discounter-Wettbewerb auf Platz zwei, hinter dem Marktführer ALDI und vor Lidl. Die Zukunft wird gelb-rot statt blau-orange, denn seit der Übernahme werden die Plus-Märkte in Netto-Filialen verwandelt. Und genau dieser Wandel wird zum Problem für veränderungsunwillige Stammkunden wie mich.

KAUM NOCH LIEBLINGSPRODUKTE IN DEN REGALEN

Die Liste der Produkte, die man nur noch mit viel Glück – im schlimmsten Falle gar nicht mehr –  erstehen kann, ist lang. Es beginnt beim aus dem Sortiment verbannten Couscous und geht weiter quer durch die Regalzeilen: Bio-Eier, die drei verschiedenen Tofuprodukte, Tortellini, Ciabatta oder aufbackbare Croissants.

Auch der Einkauf von Milch ist im Plus inzwischen zum Problem geworden, da nur noch ESL-Milch (extended shelf life), die auf abenteuerliche Weise hergestellt und entvitaminisiert wird, im Angebot ist. Sie ist am Schriftzug Frischmilch – länger haltbar, leicht erkennbar. Gestern gab es nicht einmal mehr Olivenöl, dafür wurde allerdings mit einem Schild auf die bevorstehende, umbaubedingte Schließung hingewiesen.

UNSER PLUS WIRD NETTO

Es ist also soweit, auch in Greifswald wird Plus zu Netto. Vom 23. November bis zum 03. Dezember gilt es also, alternative Bezugsquellen für Lebensmittel zu erschließen. Dafür ist es auch allerhöchste Zeit.

Bitter nur, dass der Discounter als sozialer Raum seine Funktion einbüßen wird – denn kaum ein Einkauf verging, ohne auf Freunde, Bekannte, Angehörige oder Kollegen zu treffen. Da hatte der Plus wirklich Marktplatzcharakter.

HOFFNUNGSSCHIMMER SPÄTKAUF

Nach der Hiobsbotschaft kommt allerdings ein Hoffnungsschimmer, denn in Greifswald hat vor wenigen Wochen in der Langen Straße 19 ein Späti eröffnet. Neben dem Spätkauf Vollendorf in der Mehringstraße gibt es jetzt also auch eine zentralere Anlaufstelle, welche die klassische Produktpalette solcher Läden anbietet.

Dank des guten Kaffees im Angebot könnte sich hier ein neuer Sozialraum entwickeln, zumindest in den Abendstunden des Wochenendes. Das Ladenlokal ist täglich von 9 bis immerhin 22 Uhr geöffnet (Sonntags erst ab 10 Uhr) und wird in Zukunft sicher manche Tankstellenpilgerei erübrigen.