Der Spitzenpolitiker der Grünen, Cem Özdemir, wird morgen in Greifswald zu Gast sein. Der Grund für den Besuch des Bundesvorsitzenden der Partei ist der Frühlingsempfang des Landesvorstandes der Grünen.
Dabei handelt es sich natürlich um eine Wahlkampfveranstaltung. Interessant dürfte der Teil seiner Rede mit Regionalbezug werden, in der er „sich unter anderem zur Energieversorgung in MV und insbesondere zum Steinkohlekraftwerk in Lubmin und zum Kampf gegen Rechts äußern“ wird, wie auf dem Blog der Greifswalder Grünen zu erfahren ist.
Um 19.20 Uhr wird die Veranstaltung mit einer Begrüßung durch die Landesvorstandssprecherin Silke Gajek und den Spitzkandidaten Anja Reuhl und Ullrich Bittner aus Greifswald, im St.Spiritus eröffnet. Anschließend wird Özdemir reden, der erste Bundestagsabgeordnete (1994 – 2002) türkischer Herkunft.
Grüne Kommunalpolitik hin oder her, das Prekariat läßt sich nicht mehr mit unbezahlten Praktika locken. Deswegen sei noch ein Tip kulinarischer Art hinzugefügt: ab 20 Uhr öffnet das Buffet, allerdings sollen nur fünfzehn Minuten später die Bluesbusters ihr Konzert beginnen, also besser linksrum kauen!
Der Greifswalder Bote ist wieder da. Das kostenlose Heftchen wird von der rechtsextremen Initiative für Volksaufklärung e.V. herausgegeben, die „allen Volksgenossen kostenlose Hintergrundinformationen aus Politik, Wirtschaft, Geschichte und Kultur zu liefern [versucht], die von der gleichgeschalteten Medienindustrie verschwiegen werden“.
Der Bote erscheint in sechs angepassten Ausgaben mit entsprechend regionalem Kolorit. Neben dem Greifswalder Boten sind das der Insel Bote, der Uecker-Randow Bote, der Anklamer Bote, der Stralsunder Bote und der Lassaner Bote.
Inhaltlich wird das mieserable gestalterische Niveau mit Bravour unterboten, aber das Aufgreifen kommunalpolitischer Themen zeugt von der Intention des Schmierblättchens. Es wird nicht nur gegen die Müllgebühren in Greifswald polemisiert: Während sich unser verehrter Regent König Arthur mit Delegationen aus dem Ausland umgibt und im vermeintlichen Rechtsextremismus Gefahren für das Ansehen der Hansestadt sieht, wird die Kostenbelastung für die Greifswalder erhöht.
Auch die gentechnikfreie Zone Greifswald, hiesige Kinderarmut und die geplante Kreisgebietsreform werden thematisiert. Interessant ist auch die angebotene Hartz4-Beratung des Anklamer NPD-Kaders Michael Andrejewski: Der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete Andrejewski war selbst Hartz-IV-Empfänger. Theoretisches Gelaber ohne Ahnung vom wirklichen Leben ist also nicht zu befürchten. Es wird um telefonische Voranmeldung unter 03971/244280 gebeten.
Am Rande wird auch die Fleischervorstadt erwähnt, konkret geht es um den geschlossenen Bahnübergang in der Gützkower Straße. Eine Ortsbegehung hätte den Herausgebern manch peinliche Zeile erspart. Von Interesse könnte auch die stille Solidaritätsbekundung der Rechten für den sieglosen StuPa-Wahlkämpfer und Burschschafter (Markomannia) Christoph Böhm sein, die unter dem Titel „Kampf dem Krampf“ erschienen ist: „Bei der Wahl des Studierendenparlaments der Ernst-Moritz-Arndt-Universität sorgte die Kandidatur eines Greifswalder Burschenschafters für reichlich Aufregung. Schließlich hätte es ja sein können, daß dieser unter Umständen einige missliebige Positionen jenseits des gängigen Einheitsbreis vertreten würde. Da man sich einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit nationalen Positionen nicht gewachsen sah, wurde munter in der Online-Plattform StudiVZ, die vor allem von Studenten genutzt wird, nach verdächtigen Äußerungen geschnüffelt. Dort wurde dann allerhand gemutmaßt, spekuliert und gehetzt. Letztlich hat sich der gute Mann dann aus Sorge um seinem „guten Ruf“ aber doch von allem und jedem distanziert und erreichte nicht mehr die benötigte Stimmzahl. Eine Entschuldigung für die voran gegangene Hetzkampagne gab es nicht.“
Hier bezieht man sich offensichtlich auf die im Januar auf dem webMoritz hitzig geführte Debatte zur Kandidatur des Korporierten.
In Greifswald gibt es übrigens eine Kampagne gegen den Greifswalder Boten, die aktiv gegen diese Publikation vorgeht. Dort ist auch von der jüngsten Aktion der Rechten zu lesen, die mit einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses für einen der Beteiligten endete. Dem Zusteller wird vorgeworfen, nicht nur das Werbeblatt seines Arbeitgebers verteilt zu haben, sondern bei rund 150 Haushalten ein NPD-Blatt beigelegt zu haben. Diese Strukturen sind natürlich erschreckend.
Über Ostern sollte es hier eigentlich vergleichsweise ruhig zugehen.Dennoch möchte ich einen Leserbrief der von Falk Thürmer veröffentlichen, der bereits am Sonnabend in der OZ erschien.
Hier wird nach der Klientel gefragt, die sich die exorbitant hohen Mieten leisten kann. Angstvolle Aussichten gibt es auf zukünftige Pläne des Stuttgarter Unternehmens und der Leserbrief endet mit einer weisen Feststellung:
Das Wohlbefinden der Hausbewohner wird auch von der Einfügung in die Nachbararchitektur und der Akzeptanz der Nachbarbevölkerung bestimmt
Greifswald ist weder für seinen entspannten Wohnungsmarkt, noch für den geringen Mietspiegel berühmt. Gerade in der Fleischervorstadt läßt sich die kontinuierliche Zerstörung alter Bausubstanz und die Verschandelungen durch billige und pseudo-moderne Zweckbauten konstatieren.
Das neue Beton-Ungetüm Youniq am Fahrradtunnel Scharnhorststrasse ist die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Wir bauen einfach nicht mehr schön und diese architektonischen Nierensteine stehen in deutlich erkennbarem Kontrast zu den -häufig sogar noch mit Stuck verzierten- Wohnhäusern dieses Viertels.
Wir bauen auch nicht mehr sozial. Die Wohnungen sind für einkommensstarke Singles konzipiert; im Idealfall vor dem überhitzten Wohnungsmarkt fliehende StudentInnen ohne Dach über dem Kopf und mit Geld im Rücken. Die Ein-Zimmer-Wohnung mit Balkon soll 420€ monatlich kosten. Die günstigsten Räumlichkeiten gibt es ab 371€. Youniq hat aber nicht nur ein häßliches Haus gebaut, es trägt zudem auch noch eine in höchstem Maß bedenkliche Unternehmensphilosophie in die Stadt.
YOUNIQ endet nicht an der Haustür. Denn die YOUNIQ Welt begleitet Dich wie ein unsichtbarer Freund durch Deinen Tag – jeden Tag. Überall in der Stadt besorgt sie Dir die besseren Deals, die günstigeren Preise und die exklusiveren Tickets – morgens im Café, mittags im Fitnessstudio oder beim Shoppen und abends in den angesagtesten Clubs der Stadt. Noch ist die YOUNIQ Welt am Anfang aber sie wächst schnell und schon bald wird sie überall an Deiner Seite sein – zum Beispiel auch, wenn es um Deine Karriereplanung, um die besten Konditionen für Versicherungen oder Deine Altersvorsorge geht. Die neuesten Updates zur YOUNIQ Welt findest Du regelmäßig hier: Stay connected!
Allein der Name Youniq als semantische Gemengelage aus Schlagwörtern wie you, youth oder unique macht mich schaudern. Und wenn ich mir das Treiben in der Learning Lounge oder der Washing Lounge („mit Waschmaschinen und Trocknern“) vorstelle, muß ich unweigerlich an Monty Pythons Leben des Brian denken:
Brian: […]Ihr seid doch alle Individuen. Menge: Ja! Wir sind alle Individuen! Brian: Und ihr seid alle völlig verschieden! Menge: Ja! Wir sind alle völlig verschieden!
Ich lehne diese Firma, ihre Luxuswohnungen und ihre stylisch-verklärtes Weltbild ganz entschieden ab. Dieser Brutkasten für Karrieristen wird den Wohnungsmarkt weiter anspannen und schädigt nachhaltig das Flair und den kulturhistorischen Wert der Fleischervorstadt.
(Screenshot)
Ganz abgesehen davon haben sie sich im Vorstellungstext zu Greifswald mächtig widersprochen:
Kleine Seminare und intensiver Kontakt zu den Professoren sind hier die Grundlage für das erfolgreiche Studium der etwa 12.000 Studenten […] So verkünden die rund 60.000 Einwohner der Stadt am Bodden gerne, dass jeder neunte von ihnen Student sei.
Seit wann eine Firma mit Sitz in Stuttgart so genau darüber informiert ist, was wir hier gerne sagen, bleibt ungeklärt. In diesem Sinne: Stay connected!
*Update*
Irgendwie ist der Kommentar verschwunden, der den FAZ-Artikel über Youniq verlinkt hatte. Dort kommt Thomas Landschreiber, Vorstandsvorsitzender der Corestate (die Youniq antreibt), wie folgt zu Wort: „Als Steigerungsrate für die Miete nannte er jährlich 3 Prozent. Durch die Konzeption als Studentenapartments mit Dienstleistungen unterliege das Konzept weder dem Mieterschutz- noch dem Mieterhöhungsgesetz.“
Der Verein Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen hat sich mit einer neuen Internetseite etwas wirklich originelles einfallen lassen. Unter www.bundesagentur-fuer-einkommen.de ist eine Seite gespeichert, die jener der Agentur für Arbeit unerhört ähnlich sieht.
Unlängst kopierte ja schon attac das Layout der ZEIT und machte vor, wie man subversiv mit einem Branding umgeht. Die Freundinnen des Grundeinkommens bieten einen Antrag auf Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) als pdf-Dokument an und ermuntern dazu, ihn nach Nürnberg zu schicken.
Am dritten April hat sich die Pressestelle der Agentur für Arbeit dazu wie folgt geäußert: „Zu den unter der Internetadresse www.bundesagentur-fuer-einkommen.de abrufbaren Informationen stellt die Bundesagentur für Arbeit (BA) fest: Die BA ist für diese Internetseite nicht verantwortlich. Das gilt auch für das entsprechende Antragsformular. Das macht spätestens ein Blick auf das Impressum sichtbar. Die BA bittet alle Bürgerinnen und Bürger davon abzusehen, Anträge nach Nürnberg zu senden. Diese Anträge entbehren jeder Grundlage. Die BA behält sich gegen den Autor der Internetseite rechtliche Schritte vor.“
Die Bundesagentur für Einkommen betreibt inzwischen auch einen Blog, auf dem allerdings noch nicht viele Inhalte publiziert wurden. Aber vielleicht passiert dort ja noch mehr in den nächsten Tagen.
Der Studentenclub C9 ist inzwischen schon einige Jahre wegen Umbauarbeiten geschlossen und tritt nur noch marginal mit Exilparties in Erscheinung. Dank Bachelorisierung und Bologna werden auch bald die meisten Greifswalder Studierenden vergessen haben, wie und vor allem wo dieser Club war, bzw. ist.
Es wird allerdings nicht nur im (er)baulichen Sinne renoviert, auch die Homepage des Vereins erfährt eine Generalüberholung. Und genau hier scheint den Verantwortlichen ein häßlicher Fauxpas unterlaufen zu sein. Auf der Internetpräsenz gibt es derzeit nur ein Bild zu sehen: Ein Gruppenphoto mit stolz hochgehaltenem C9-Transparent.
Erklärende Wort finden sich in der Bildunterschrift: „Wir bauen um. Nicht nur den Club, sondern auch unsere Weltnetzseite. Demnächst mehr an dieser Stelle… :-)“
„Offenbar fielen den verantwortlichen Textproduzenten keine gefälligeren Synonyme für world wide web ein. Mit der Wahl des Begriffes Weltnetz haben sie sich einen Bärendienst erwiesen. Der Begriff erfreut sich in rechtsextremen Kreisen sehr reger Verwendung, wenn das Wort Internet eine Eindeutschung erfahren soll. Solche semantischen Missgriffe passen eigentlich nicht zu einem Studentenclub.