Am Samstagnachmittag fand in Greifswald die sechste Demonstration von besorgten Bürgern, Rassisten und Neonazis statt. Mehr als 300 Greifswalder protestierten auf dem Markt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
Dem Aufruf der rechten Organisation FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit), die vor wenigen Wochen nach dem ersten unangemeldeten Auflauf besorgter Bürger im September gegründet wurde, folgten knapp 100 Personen, die sich ab 14.30 Uhr zunächst an der Europakreuzung / Blum-Straße versammelten. Unter den Demonstranten befanden sich auch Maik Spiegelmacher und andere Anhänger des rechtsextremen Vereins „Deutschland muss leben e.V.“, die alsbald ein Banner der Organisation, die ein bundesweites Unterstützungsnetzwerk für Neonazis schaffen möchte, entrollten und präsentierten.
In die FFDG-Demo reihte sich auch Maik Spiegelmacher mit mehreren Anhängern des rechtsextremen Vereins „Deutschland muss leben“ ein (Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Die Turnhalle in der Feldstraße wird nun doch als provisorische Flüchtlingsunterkunft belegt. Innerhalb der nächsten zwei Tage werden 100 Flüchtlinge im Landkreis erwartet.
Die Turnhalle in der Feldstraße wurde im September als provisorische Flüchtlingsunterkunft eingerichtet und sollte eigentlich aufgrund des fehlenden Bedarfs wieder an den Berufsschul- und Vereinssport übergeben werden. Doch gestern früh erfuhr der Sozialdezernent des Landkreises, Dirk Scheer, dass bis Dienstag 100 Flüchtlinge kommen werden, und beschloss, die Turnhalle kurzerhand doch wie geplant zu nutzen. „Turnhalle in der Feldstraße wird Übergangsunterkunft für Flüchtlinge“ weiterlesen →
Das neu gegründete Bündnis „Greifswald für alle“ ruft heute Abend zum friedlichen Protest gegen die rechte FFDG-Versammlung auf dem Greifswalder Markt auf.
Seit nunmehr vier Wochen gehen in Greifswald „besorgte Bürger“, Rassisten und Neonazis zusammen auf die Straße, um gegen Flüchtlinge sowie die Flüchtlings- und Außenpolitik der Bundesregierung zu protestieren. Nach der ersten unangemeldeten Demonstration entstand die Gruppe FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit), deren trügerischer Name ihre politische Verortung verdeckt und die nach anfänglicher Starthilfe durch einen Stralsunder Aktivisten aus dem Mvgia/MV.Patrioten-Umfeld inzwischen für Anmeldung und Durchführung der Versammlungen verantwortlich zeichnet.
Da die Organisatoren von FFDG zuletzt angekündigt haben, fortan jeden Montag in Greifswald demonstrieren zu wollen — wöchentlich changierend zwischen Marktplatz und einem anderen Stadtteil — gründete sich in der vergangenen Woche das Bündnis „Greifswald für alle“, um dieser Gruppierung nicht unwidersprochen das Feld zu überlassen. „Greifswald für alle“ steht für eine weltoffene, bunte und tolerante Hansestadt und will sich gegen Fremdenhass und Diskriminierungen einsetzen. „„Greifswald für alle“ ruft zum friedlichen Protest gegen FFDG auf“ weiterlesen →
Dem Kreisverband der AfD wurde im „Alten Speicher“ ein Hausverbot ausgesprochen — die Rechtspopulisten müssen nun nach einer neuen Schenke suchen.
In einer Pressemitteilung drückte der AfD-Kreisverband Vorpommern-Greifswald am Freitag sein Bedauern darüber aus, dass der Betreiber des Hotels und Restaurants „Alter Speicher“ der Partei ein Hausverbot ausgesprochen habe. Nach zwei Jahren mit zahlreichen Stammtischen und einer Wahlfeier sähe sich der Kreisverband nun dazu gezwungen, ein anderes Lokal aufzusuchen.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Auf Wunsch des Beitreibers stellte der Kreisverband außerdem klar, dass zwischen dem „Alten Speicher“ und der AfD „keinerlei Verflechtungen“ bestünden und das Lokal zufällig als Ort regelmäßiger Runden ausgewählt wurde. Im „Alten Speicher“ haben bislang die offenen Mitgliedertreffen der hiesigen Anhänger der Alternative für Deutschland stattgefunden.
Die Nachricht, dass linke Demonstranten bei der vorletzten FFDG-Demonstration unabsichtlich den Redebeitrag eines Asylbewerbers aus Ghana mit Parolen wie „Haut ab“ gestört haben, sorgte im Nachhinein für Häme, Kritik und Verwunderung. Aber was hat der Ghanaer damals eigentlich genau gesagt?
Ein Gastbeitrag von Michael Gratz
„Wir kommen wieder!! Und dann machen wir kein Halt mehr! !!“ schrieb ein Herr Ruck auf der Seite „Greifswald wehrt sich“ nach der „spontanen“ unangemeldeten Demo der Asylgegner am 21.9. Wäre er in Greifswald, brauchte er ja nicht wiederzukommen. Herr Ruck nennt sich auf seiner Facebookseite „Wuestenfuchs Rügen“. Ein Schelm, wer da an einen Nazigeneral denkt, der von den Engländern in der Wüste geschlagen wurde.
Ein Herr Bruni hakt nach: „Genauso, sind auch wieder das naechste mal in HGW dabei.?Wir werden nicht mehr weichen, denn wer Deutschland nicht liebt, der sollte Deutschland verlassen!“ Herr Bruni liebt außer Deutschland noch: Neubrandenburg wehrt sich, Schwerin wehrt sich, Wismar wehrt sich, Deutschland wehrt sich, Das Saarland wehrt sich, Rostocker Division, Dr. Frauke Petry, AfD MV, NPD-Kreisverband Nordvorpommern und viele weitere.
(Screenshot, Facebook)
Daß die beiden Herren mit Grammatik und Orthographie des Deutschen nicht auf bestem Fuß stehen, verwundert nicht, daran erkennt man ja die neuen deutschen Patrioten. Ob er wiedergekommen ist, weiß ich nicht. Am nächsten Montag kamen nur etwa 35 Leute auf den Greifswalder Marktplatz, zehnmal soviel Gegendemonstranten standen ihnen gegenüber. Die einschlägige Seite nsgreifswald hatte angekündigt: „Runde zwei des deutschen Widerstandes formiert sich zu einer erneuten Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt.“ Zu einem Zug durch die Innenstadt kam es aber nicht, die Gegen-Wehr war zu groß. Dafür hatten sie sich etwas besonderes ausgedacht. Sie wollten laut Ankündigung nicht „für Deutschland“ oder „Gegen Asylanten“ kämpfen, sondern diesmal „Gegen Atomwaffen auf deutschen [sic] Boden“. Natürlich mit heimlichem Augenzwinkern; auf ihrer Mobilisierungsseite “Greifswald wehrt sich” erkundigt sich jemand besorgt: „Es geht natürlich Hoffentlich um das Thema was uns z.Z. Alle Ankotz und nicht um Atomwaffen“. Der Seitenbetreiber beruhigt ihn mit sechsfachem Augenzwinkern. „Wer Deutschland nicht liebt…“ weiterlesen →
Der Greifswalder Umsonstladen sucht nach einem neuen Namen und möchte damit stärker an den konsumkritischen Grundgedanken des Projekts erinnern.
Das ehrenamtlich arbeitende Team des Umsonstladens in der Wolgaster Straße 85 hat seit Beginn des Projekts vor mehr als zehn Jahren mit Vorurteilen zu kämpfen. Dazu gehört beispielsweise die falsche Annahme, dass die Nutzung dieses Angebots an einen bestimmten finanziellen oder sozioökonomischen Status gebunden sei. Der Verein, der auf seiner Homepage den sozialen Charakter des Projekts benennt, aber auch deutlich betont, dass ökologische und konsumkritische Aspekte bei der Vereinsarbeit im Vordergrund stünden, möchte nun durch eine Namensänderung in dieser Frage mehr Klarheit schaffen und bittet daher um die Einsendung passabler Vorschläge.
(Foto: Umsonstladen Greifswald)
Die Vereinsmitglieder wollen in den nächsten Wochen auf einer Mitgliederversammlung den neuen Namen beschließen. Mit einer Umbenennung würde das Projekt zumindest sprachlich den relativ etablierten Umsonstladen-Kosmos verlassen — eine Änderung des derzeitigen Konzeptes ist nicht mit der Namensänderung verbunden. Dass diese Veränderung am Ende dabei helfen wird, die angesprochenen Vorurteile abzubauen, ist allerdings kaum zu erwarten.
Der Umsonstladen bietet seit 2004 in Greifswald einen Raum an, in dem nutzbare Gegenstände abgegeben oder mitgenommen werden können und so ihren Besitzer wechseln. Die Idee dahinter zielt darauf ab, die Lebensdauer von Gebrauchsgegenständen zu verlängern und Müll zu vermeiden. In dem Verein sind zur Zeit zwölf Mitglieder aktiv, die sich um die Ladendienste und die Organisation des Umsonstladens kümmern.
Namensvorschläge können im Laden oder hier eingebracht werden: