Intern: Derweil fast in der Nähe von Lubmin

Wie unschwer zu bemerken ist, befindet sich der Fleischervorstadt-Blog seit einer Woche im wohlverdienten Dornröschenschlaf. Es nützt ja auch wenig, seinen Jahresurlaub bei diesem Wetter hinter dem Monitor zu verbringen. Stattdessen ist an malerischen Stränden und pittoresken Badebuchten — irgendwo zwischen Krabi, Vierow und Lubmin — Entspannung auf höchstem Niveau angesagt.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Frische Meeresfrüchte, entschärfende Kokosmilch — das ganze Besteck eben, das die Seele lächeln macht! Den Daheimgebliebenen wünsche ich einen schöbeligen heißen Sommer und eine Überdosis Lethargie an den Hals. Man sieht sich!

150 Elektrofans demonstrierten für Clubkultur

Ungeachtet des unbeständigen und regnerischen Wetters versammelten sich am Sonnabendnachmittag knapp einhundert Personen am Karl-Marx-Platz, um von dort aus mit einer Technoparade durch Greifswald zu ziehen und für den Erhalt von Clubkultur in Greifswald zu demonstrieren.

Die DJs Verschnibbt & Zugenäht und Schaule, die auf der Ladefläche eines LKWs auflegten und von dort aus den feierfreudigen Demonstrierenden Zucker gaben, besorgten dabei mit wummernden Beats die nötige Aufmerksamkeit — zu überhören war dieser Umzug wahrlich nicht!

Am Rande der Demonstration wurde immer wieder Übersetzungsarbeit geleistet, um unverständig blickende Passanten mit Flyern über die Intention dieses Protestzugs aufzuklären. Die mitgeführten Banner und Schilder („Freiraum, ist wichtig, weißt…“) konnten diese Funktion leider nur bedingt erfüllen. Dennoch war der Protestzug nicht nur von dröhnenden Beats, sondern vor allem von gutgelaunten jungen Menschen — im Idealfall mit frischer Zuckerwatte in der Hand — geprägt. „150 Elektrofans demonstrierten für Clubkultur“ weiterlesen

Pop am Wochenende: Versierte Wutschmelze — [broːm] „fuse“

Eine Musikbesprechung von Ferdinand Fantastilius

Das Post-Indierock-Quartett [bro:m] hat fünf Stücke aufgenommen und veröffentlicht diese am 18. Juli auf seiner Vinyl-EP fuse. Die Platte ist ein klassisches DIY-Projekt und vermag mit ihrer Musik, der Klangwucht und den Nichtworten den schon abgeschrieben geglaubten, sogenannten „Indie“ wieder zu rehabilitieren. Im Folgenden möchte ich einen ebenso persönlichen wie ausgiebigen Annäherungsversuch wagen.

Bro:m Logo

[bro:m] spielen einen eleganten Mid-Tempo-Post-Rock mit Ausflügen ins Schwelgerische und Ausbrüchen ins Noisehafte. Die Band, deren personelle Connections und Querverästelungen zu verschiedenen, auch in Greifswald wurzelnden, Bands und Projekten wie Diametral, The Splendid Ghetto Pipers, Krach und Naked Neighbours on TV reichen, hat sich als Quartett im Herbst 2012 zusammengefunden und spielt mit Gong, Synthesizern und einem Gerüst aus ebenso dringlichem wie groovigem Bass und mathrock-melancholischer Gitarre einen verwehten Genreclash — treibend und rhythmisch kühn, Haken mit Breaks und Tempowechseln schlagend.

WUTSCHMELZE IM SCHMERZGEBIRGE „Pop am Wochenende: Versierte Wutschmelze — [broːm] „fuse““ weiterlesen

Greifswald TV über Urban Gardening bei Polly Faber

Einer der zahlreichen Workshops, die während des gerade ausgeklungenen Studierenden-Festivals GrIStuF angeboten wurden, fand auf dem Gelände des Kulturvereins Polly Faber statt. Dabei ging um Urban Gardening und die gemeinsame und nachhaltige Nutzung des städtischen Raumes. Als in der gleißenden Junisonne mehrere Hochbeete errichtet und begrünt wurden, war Greifswald TV mit von der Partie und schaute mehreren Teilnehmenden über die Schulter — grüner Daumen hoch dafür!

Video (04:07)
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RoSa geht auf die Straße und demonstriert für Clubkultur

Die RoSa WG verlässt ihr Wohnzimmer und geht morgen Nachmittag gemeinsam mit ihren Stammgästen auf die Straße, um dort auf die vorzeitige und überraschende Schließung des erst im April eröffneten Elektro-Clubs aufmerksam zu machen.

Die letzte Afterhour hat geschlagen 

Die RoSa WG, ein Amüsierbetrieb, der sich bestens auf elektronische Musik versteht, fand im früheren Wittcall-Gebäude in der Bahnhofstraße ein temporäres Domizil. Ende Mai wurde dem Betreiber, der im Vertrauen auf eine bis zum Gebäudeabriss beschränkte Zwischennutzung in den Club investierte, überraschend gekündigt. Womöglich ist der blutjunge Elektroclub zwischen die Fronten geraten, die seit Anfang Juni zwischen dem Vermieter, der auf diesem Areal gerne ein Einkaufszentrum errichtet sähe und einer Bürgerinitiative, die den Plänen des Investors kritisch gegenübersteht, verlaufen. Auf jeden Fall ist erstmal vorläufig Schluss mit Techno — die letzte Afterhour hat geschlagen!

Rosa Demo

Am Sonnabend wird nun endlich etwas Bewegung auf den Floor kommen, denn um 16 Uhr beginnt am Karl-Marx-Platz eine Demonstration, die gegen die Missstände der Raumlosigkeit, der kulturellen Verkargung, der immerfort drohenden Provinzialisierung dieser Stadt protestieren möchte. Im Tanzschritt marsch wird der von den Greifswalder DJs Verschnibbt & Zugenäht, Paul Zehner und Schaule befeuerte Demonstrationszug durch die Stadt ziehen, bis schließlich — auf dem Festgelände am Museumshafen — die Abschlusskundgebung eingezählt wird.

Der Demonstrationsaufruf wird unter anderem von der Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen unterstützt. Die Lustprinzipler beklagen, dass um jeden Freiraum gekämpft und gestritten werden müsse und das diese Auseinandersetzungen symptomatisch für einen gesellschaftlichen Missstand seien, in dem nahezu alles, was nicht auf direktem Wege zu Wertschöpfung und Wachstum betrüge, umfassend legitimiert werden müsse. Die Hedonistinnen rufen darum dazu auf, gemeinsam zu zeigen, wie wichtig Freiräume sind und zu unterstreichen, dass auch Clubkultur dazu beiträgt, aus Greifswald eine lebenswerte Stadt zu machen.

Nach der Abschlusskundgebung am Hafen geht es um 23 Uhr im Klex weiter, wo GrIStuF und RoSa gemeinsame Sache machen und der Nacht und ihren Liedern eine volle Packung Elektrobumms mit auf den Weg geben!

Fakten: 12.07. | 16 Uhr | Karl-Marx-Platz

Intern: Heimatgefühle

Die vergangene Woche endete für mich mit der Teilnahme an der Tagung Heimatgefühle. Lokale Medien in einer globalen Welt. Man hatte mich nach Halle (Saale) eingeladen, damit ich im Rahmen eines Speedlabs aus der Praxis des (sub)lokalen Bloggens berichte.

Die als Workshop-Tagung konzipierte Veranstaltung bot in ihren vier aufeinanderfolgenden Blöcken einen Streifzug durch unterschiedliche mediale Themengebiete mit deutlichen Schnittstellen zu den beiden Kernkonstruktionen ‚Heimat‘ und ‚Lokalität‘, die vom „Rundfunk mit Lokalbezug“ bis zur „Neuen Heimat Internet“ reichten.

Viele Denkanstöße gab dabei Prof. Dr. Beate Mitzscherlich (Westsächsische Hochschule Zwickau), die über Die Bedeutung des Narrativen bei der psychologischen Konstruktion von Heimat sprach — kein unerlebter Aspekt für Menschen, die sich zum Verbleib in Greifswald entschieden haben!

Heimatgefühle Tagung

Im dritten Panel dampfplauderte ich über hyperlokales Bloggen und meine Erfahrungen, die ich in den letzten neun Jahren mit dem Fleischervorstadt-Blog sammeln konnte.

Bei der Präsentation des Blogs ging es unter anderem um die in Greifswald vorliegenden Bedingungen, die ein erfolgreiches Lokalblog begünstigen, um die Monetarisierung von Online-Inhalten sowie um Chancen und Gefahren, die lokalen Medien aus sozialen Netzwerken erwachsen können.

In dem Speedlab stellten sich auch weitere Lokalmedien vor, unter anderem Jenapolis (Jena), 3Viertel (Leipzig), München Querbeet (München) und Meine Südstadt (Köln).

Heimatgefühle

Ob in den Vorträgen, im Speedlab oder am Runden Tisch — das Gespräch driftete immer wieder zu Fragen um die ökonomische Zukunft von Medien sowie um geeignete Konzepte und Ideen für die Refinanzierung von Online-Inhalten. Bei allem branchentypischen Trübsal blitzte in mehreren Präsentationen von Lokalkonzepten aus Print und Radio aber auch mehrmals ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.

Die Teilnehmenden der vom Department Medien- und Kommunikationswissenschaften (Universität Halle-Wittenberg) in Zusammenarbeit mit dem Studienkreis Rundfunk und Geschichte organisierten und sehr gelungenen Tagung kamen fast durchweg aus medienwissenschaftlichen oder medienpraktischen Bereichen (z.B. Radio Harz-Börde-Welle, MDR Sachsen-Anhalt, Nordbayerischer Kurier, Thüringer Allgemeine, Mitteldeutsche Zeitung).

Weitere Informationen sind auf der Tagungs-Homepage abrufbar: