EP-Tage: Wem gehört Deutschland?

Die Greifswalder attac-Gruppe hat im Rahmen der Entwicklungspolitischen Tage den Journalisten und Blogger Jens Berger eingeladen, um über Besitzverhältnisse und ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland zu sprechen.

spiegelfechter

Der Journalist soll Antworten auf die Frage liefern, wem die großen Unternehmen des Landes, die Banken und die Immobilien eigentlich gehören. Dabei wird Berger seinem Publikum einen Blick hinter die Statistiken präsentieren. So verfüge statistisch betrachtet jeder Deutsche über ein durchschnittliches Vermögen von 222.200 Euro, doch tatsächlich besitze die Hälfte der deutschen Bevölkerung zusammengenommen nur 1,4 Prozent des Gesamtvermögens, während sich zwei Drittel des Vermögens im Besitz der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung befinden. Wie konnte es zu dieser Ungleichheit kommen und welche Folgen hat sie für die Gesellschaft?

Jens Berger betreibt seit 2007 mit dem Spiegelfechter eines der bekanntesten politischen Blogs in Deutschland. Zudem schreibt er hauptberuflich für die NachDenkSeiten und ist Kolumnist bei der taz. In den meisten seiner Texte beschäftigt sich Jens Berger, der auch Autor der beiden Bücher Wem gehört Deutschland? (2014) und Stresstest Deutschland (2012) ist, mit volkswirtschaftlichen Themen. Die Veranstaltung gehört zum Programm der Entwicklungspolitischen Tage 2014, über die in diesem Artikel mehr erfahren werden kann.

Fakten: 05.11. | 20 Uhr | Medienzentrum (Bahnhofstr. 50)

Intern: Heimatgefühle

Die vergangene Woche endete für mich mit der Teilnahme an der Tagung Heimatgefühle. Lokale Medien in einer globalen Welt. Man hatte mich nach Halle (Saale) eingeladen, damit ich im Rahmen eines Speedlabs aus der Praxis des (sub)lokalen Bloggens berichte.

Die als Workshop-Tagung konzipierte Veranstaltung bot in ihren vier aufeinanderfolgenden Blöcken einen Streifzug durch unterschiedliche mediale Themengebiete mit deutlichen Schnittstellen zu den beiden Kernkonstruktionen ‚Heimat‘ und ‚Lokalität‘, die vom „Rundfunk mit Lokalbezug“ bis zur „Neuen Heimat Internet“ reichten.

Viele Denkanstöße gab dabei Prof. Dr. Beate Mitzscherlich (Westsächsische Hochschule Zwickau), die über Die Bedeutung des Narrativen bei der psychologischen Konstruktion von Heimat sprach — kein unerlebter Aspekt für Menschen, die sich zum Verbleib in Greifswald entschieden haben!

Heimatgefühle Tagung

Im dritten Panel dampfplauderte ich über hyperlokales Bloggen und meine Erfahrungen, die ich in den letzten neun Jahren mit dem Fleischervorstadt-Blog sammeln konnte.

Bei der Präsentation des Blogs ging es unter anderem um die in Greifswald vorliegenden Bedingungen, die ein erfolgreiches Lokalblog begünstigen, um die Monetarisierung von Online-Inhalten sowie um Chancen und Gefahren, die lokalen Medien aus sozialen Netzwerken erwachsen können.

In dem Speedlab stellten sich auch weitere Lokalmedien vor, unter anderem Jenapolis (Jena), 3Viertel (Leipzig), München Querbeet (München) und Meine Südstadt (Köln).

Heimatgefühle

Ob in den Vorträgen, im Speedlab oder am Runden Tisch — das Gespräch driftete immer wieder zu Fragen um die ökonomische Zukunft von Medien sowie um geeignete Konzepte und Ideen für die Refinanzierung von Online-Inhalten. Bei allem branchentypischen Trübsal blitzte in mehreren Präsentationen von Lokalkonzepten aus Print und Radio aber auch mehrmals ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.

Die Teilnehmenden der vom Department Medien- und Kommunikationswissenschaften (Universität Halle-Wittenberg) in Zusammenarbeit mit dem Studienkreis Rundfunk und Geschichte organisierten und sehr gelungenen Tagung kamen fast durchweg aus medienwissenschaftlichen oder medienpraktischen Bereichen (z.B. Radio Harz-Börde-Welle, MDR Sachsen-Anhalt, Nordbayerischer Kurier, Thüringer Allgemeine, Mitteldeutsche Zeitung).

Weitere Informationen sind auf der Tagungs-Homepage abrufbar:

Paranoid Android: Der Fleischervorstadt-Blog als App

Achtung, zeitgeistige Innovation: Seit ein paar Tagen gibt es den Fleischervorstadt-Blog nun auch als kostenlose App für das Smartphone, mit der aktuelle Neuigkeiten des Blogs unmittelbar auf klugen Mobiltelefonen empfangen werden können.

Fleischervorstadt-Blog App-LogoDie offizielle App zum Blog ist keineswegs die eierlegende Wollmilchsau, trotzdem hält dieses einfache Werkzeug einen Mehrwert für die Nutzenden bereit, insbesondere für diejenigen, die den Blog nicht bei Twitter oder Facebook abonniert haben, aber trotzdem regelmäßig über Neuigkeiten informiert werden wollen. „Paranoid Android: Der Fleischervorstadt-Blog als App“ weiterlesen

Intern: Fleischervorstadt-Blog gerät in die Kritik

Schon fünf Wochen her und beinahe untergegangen: Der Fleischervorstadt-Blog geriet in die Sprachkritik und wurde von den kommunalen Grünen kräftig in die Zange genommen. Gregor Kochhan bemängelte, dass die Berichterstattung des Blogs im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Sparkasse im November diskriminierend und mit dem Pressekodex unvereinbar gewesen sei.

Die Berichterstattung über Kriminalität […] unterliegt gewissen Grenzen. Merkmale, die nichts mit der (mutmaßlichen) Tat zu tun haben, sollten im Bericht nicht auftauchen. Alter, Nationalität oder Ähnliches haben in Artikeln nichts zu suchen, wenn diese Merkmale nicht zur Besonderheit der Tat gehören. Auch die Hervorhebung der Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann laut Pressekodex diskriminierend sein […].

Die mehrfache Verwendung des Wortes “Grün” (grünes Fahrrad, grüne Jacke) halten wir in der Berichterstattung des FVB im Zusammenhang mit der Tatausführung (Fahrrad) für diskriminierend. Sicher sind wir für CO²-Reduzierung und -Vermeidung in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen, von dieser Tat distanzieren wir uns.

ÖKOSPIESSERVERBOTSPARTEI NERVT SATIRISCH

Wahlplakat der Gruenen Montage Banküberfall Und du?

Das Ergebnis solcherlei Textproduktion habe man an Kommentaren bei Facebook ablesen können, in denen von einem “umweltfreundlichen Banküberfall” die Rede gewesen sei. Die Grünen hätten sich fragen lassen müssen, ob sie nicht schon immer „prinzipiell für Umverteilung“ gewesen seien und es sich bei dem Banküberfall nicht um eine „Versöhnung von Ökologie und sozialer Gerechtigkeit“ gehandelt hätte. Weil dann auch noch die Bürgerinitiative für die Diagonalquerung diskreditiert wurde („der Räuber sei quer über die Europakreuzung gefahren“), reichte es den linken Ökospießern: Sie entschieden sich für härtere Methoden und forderten vom Fleischervorstadt-Blog, dass dieser sich an den eigenen Maßstäben in Sachen Political Correctness messen ließe. „Intern: Fleischervorstadt-Blog gerät in die Kritik“ weiterlesen

Fördern & Fordern: daburna bloggt über Hartz IV und das Greifswalder „Jobcenter“

Bloggerkollege daburna hätte sich vermutlich nicht träumen lassen, dass die Freude über sein abgeschlossenes Studium so schnell getrübt werden könnte. Am vergangenen Donnerstag meldete sich der frisch diplomierte Geograf beim örtlichen „Jobcenter“ an, um finanzielle Unterstützung zu beantragen, weil das Einkommen aus Minijob und Kleingewerbe nicht zum Überleben reicht. „Fördern & Fordern: daburna bloggt über Hartz IV und das Greifswalder „Jobcenter““ weiterlesen

Intern: Der Fleischervorstadt-Blog wird 1000!

Heute darf ein kleines Jubiläum verkündet werden, denn auf dem Fleischervorstadt-Blog ist mit der vorliegenden Meldung der nunmehr tausendste Beitrag veröffentlicht worden! Doch bevor hier vor lauter Selbstgratulation die Sektkorken knallen, soll dieses Jubiläum mit einem verschriftlichten Selbstgespräch zum Anlass genommen werden, einen Blick hinter die Kulissen zu risikieren.

“MAN MUSS ZUMINDEST VERSUCHEN ZU BESCHREIBEN, WAS MAN NICHT VERÄNDERN KANN” 

Seit wann existiert der Blog und warum hast du damit anfangen, im Netz zu schreiben?

Der erste Beitrag wurde hier im November 2005 veröffentlicht. Angetrieben vom Willen, selbst zu bloggen und dieses faszinierende neue Medium aus Produzierenden-Perspektive entdecken zu können, begann ich damals die Arbeit an der Seite. Ich versammelte Kuriositäten und orthografische Missgeschicke aus unserer Umgebung.

17vier header altUnd seitdem läuft der Blog so wie heute?

Nein, leider nicht. Zwischendurch gab es immer wieder Phasen, in denen über Wochen nichts veröffentlicht wurde. Erst im Laufe des Jahres 2008 gewann die Seite an Fahrt: Die Beiträge wurden ausführlicher, die Publikationsfrequenz steigerte sich und die Zahl der täglichen Leserinnen begann zu wachsen.

Wieviele Leute erreichst du denn heute täglich und warum sprichst du von Leserinnen und nicht von Lesern? Sind hier nur Frauen unterwegs? 

Inzwischen zähle ich hier täglich mehr als 1000 Besucher, deren Zugriffe in über 55% der Fälle aus Greifswald stammen. Den Frauenanteil schätze ich dabei auf ungefähr 40%. Da ich kein Freund des Binnen-I, der Doppelnennung oder des Unterstrichs bin, mich aber trotzdem um eine gewisse gender fairness bemühen möchte, versuche ich, möglichst fließend zwischen generischem Maskulinum und generischem Femininum zu changieren. Geschlechtergerechte Sprache ist mir grundsätzlich sehr wichtig, Lesbarkeit aber ebenso.

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Thema veröffentlichte ich vor einem knappen Jahr unter dem Titel Die Angst vor der Entmannung. Das war eine Replik auf das antifeministische Plagiat eines inzwischen geschassten Lokaljournalisten und späteren Hilfsangestellten im Bildungsministerium.

“IST DAS NOCH BOHÈME ODER SCHON DIE UNTERSCHICHT?”  

Wieviel Zeit und Energie investierst du in den Fleischervorstadt-Blog? Ist das für dich sowas wie ein Hobby oder eher eine Arbeit?

Inzwischen beides. Der Blog hat sich für mich zu Beginn des Jahres 2009 von einem Hobby zu einer Art Arbeit entwickelt, und zwar aus drei Gründen: Erstens hat sich — nicht zuletzt durch die selbstgenerierte Publikationserwartung der Leserschaft — der notwendige zeitliche Aufwand massiv erhöht. Dieser war irgendwann so groß geworden, dass ich zweitens beschloss, mit dem Blog auch etwas Geld zu verdienen. Seit März 2009 beschäftige ich mich also auch mit der Monetarisierung der Seite. Und drittens habe ich das Gefühl, mich jetzt in diesem Projekt so fest eingerichtet zu haben, dass ich da auch gar nicht mehr einfach so rauskomme.

Viele Organisationen schicken mir Pressemitteilungen oder möchten gern ihre Veranstaltung angekündigt sehen. Ich empfange täglich knapp 100 solcher E-Mails und habe wirklich tüchtig zu tun damit, zu sortieren, auszuwählen und gegebenenfalls etwas zu den Themen zu schreiben.

fleischervorstadt-blog

Neben einer Arbeit ist der Fleischervorstadt-Blog für mich aber nunmehr eine Aufgabe geworden. Die Seite dient ja nicht zuletzt auch dazu, Subkultur in all ihren Ausprägungen sichtbar zu machen, zu vernetzen, zu informieren und zu mobilisieren. Das erfüllt natürlich auch eine dokumentarische Funktion. So fördern Recherchen nach den vielfältigen Ausprägungen sozialer Bewegungen im Greifswald der Neunziger Jahre bedauerlich wenig zu Tage, hingegen sind viele Aspekte Greifswalder Subkultur hier in den vergangenen zwei Jahren festgehalten und für ein mögliches Später bewahrt worden.

Mussten wir beispielsweise damals noch für die Ausstellung Remember Café Quarks die alten Flyer zusammensammeln, Plakate einscannen und Zeitungsartikel entfalten, liegt nun eine umfangreichere — wenn natürlich keineswegs umfassende —  Materialsammlung Greifswalder Subkultur vor. Ansonsten gibt es wenige Seiten, wo sozusagen viel aufgehoben wird, abgesehen von den leider eingeschlafenen Bestrebungen des Lebenwesen-Blogs, der bis dato 11 Ausgaben des Stadtstreichers digital republizierte und damit eine wertvolle Quelle sicherte.

Ja, nun werde aber doch mal bitte konkret! Wieviel Zeit investierst du täglich und wieviel Geld verdienst du mit dem Blog?

Ich bin normalerweise mindestens vier Stunden täglich mit dem Blog beschäftigt. Das beginnt beim Frühstück mit den E-Mails und den ersten Nachrichten des Tages und setzt sich nach getaner Lohnarbeit am frühen Nachmittag fort. Wenn dann kein Plenum ansteht, nicht mit der Band geprobt wird und ich auf keiner Veranstaltung bin, geht es bis zum Abend weiter. „Intern: Der Fleischervorstadt-Blog wird 1000!“ weiterlesen