Laura Bari macht einen sechsjährigen Blinden zum Protagonisten ihres Films Antoine (CAN, 2008, 80 Min.), in dessen Verlauf der Junge die Grenzen seiner eingeschränkten Sinne überschreiten und eine Parallelwelt entdecken wird.
Mit einem portablen Mikrofon ausgestattet, erkundet Antoine Houang seine Umgebung und konserviert diese Wahrnehmungen. Auf diesen Aufnahmen basiert auch der Soundtrack des Films, der mit deutschsprachiger Synchronisierung über der französischen Originalsprache gezeigt werden wird.
Antoine malt, übt Korbwürfe und fährt Schlittschuh. Ob eine Bewegung sitzt, muss der Sechsjährige fühlen oder hören. Er ist von Geburt an blind, aber er besucht eine normale Schule, wo ihn Lehrer und Mitschüler unterstützen. Auch die Regisseurin Laura Bari fordert Antoine heraus. Sie macht ihn zum Co-Autor ihres Films. Gemeinsam treiben sie die Idee auf die Spitze, dass ein blinder Junge das Gleiche tun kann wie ein Sehender. Privatdetektiv Antoine braust mit dem Auto über die Landstraße, auf der Suche nach der mysteriösen Madame Rouski, die sich beim Duschen in tausend Tropfen aufgelöst hat. Die Botschaft des verspielten Abenteuers: Was die Sinne nicht wahrnehmen, ersetzt die Fantasie.
Als Referent wird Bernd Uhlig vom Blinden- und Sehbehindertenverein Greifswald auftreten. Wie bei allen Veranstaltungen des Festivals ist der Film mit Audiodeskription versehen und für das anschließende Gespräch ist eine Gebärdensprachdolmetscherin vor Ort.
Ortswechsel beim Filmfestival Ueber Mut: Von den rauhen Tanten aus Südafrika geht es heute in den Nahen Osten. Im Film Budrus (USA, 2010, 97 Min.) wird portraitiert, wie ein ganzes Dorf friedlich gegen seine Zerstörung durch israelische Soldaten Widerstand leistet.
Gewaltfreier Widerstand in Palästina – in den Nachrichten über den Nahost-Konflikt geht dieser Teil der Geschichte meist unter. „Wir haben keine Zeit für Krieg, wir wollen unsere Kinder großziehen“, sagt der Palästinenser Ayed Morrar, Anführer eines friedlichen Protests.
Als Israels Regierung 2003 einen Schutzwall zum Westjordanland errichtet, soll dieser auch auf palästinensischem Boden gebaut werden. Dadurch würden einige Dörfer große Teile ihrer Felder verlieren. Die Bewohner von Budrus begehren auf. 55 Mal werden sich Männer und Frauen aus dem Dorf unbewaffnet der israelischen Grenzpolizei entgegenstellen.
Politisch ausgewogen verfolgt der Film „Budrus“ das Geschehen, zeigt die Wut der Demonstranten ebenso wie das Dilemma der israelischen Soldaten.
Nach dem Film steht mit Bernd Asbach, dem Leiter des Referats Naher und Mittlerer Osten der Heinrich Böll Stiftung, ein Experte zur Diskussion bereit.
In Südafrika werden die Mitarbeiterinnen der Kinderhilfsorganisation Bobbi Bear „Tanten“ genannt. Ihre Arbeit steht im Mittelpunkt des Films Rough Aunties (GB/RSA, 2008, 103 Min), der heute Abend im IKUWO gezeigt wird.
„Wenn Kinder Opfer von Missbrauch werden, verstummen sie oft aus Scham und Angst. Diese Mädchen und Jungen zum Reden zu bringen, ist Ziel der Hilfsorganisation Bobbi Bear im südafrikanischen Durban. Ihre Mitarbeiterinnen betreuen missbrauchte Kinder und setzen sich dafür ein, dass die Schuldigen vor Gericht kommen.
Gegner der engagierten Frauen sind nicht nur korrupte Beamte, die Täter wieder laufen lassen. Auch die patriarchalische Zulu-Kultur ist oft ein Hindernis: Probleme werden totgeschwiegen, Sexualität ist Tabu. Mit Wut und Herzlichkeit appellieren die „Tanten“ von Bobbi Bear vor allem an die Frauen, für die Rechte ihrer Kinder einzustehen.“
Der Trailer vermittelt einen ersten Eindruck des Dokumentarfilms.
Am Sonnabend wurde im Haus der Begegnung das Filmfestival Ueber Mut eröffnet, das unter der Federführung der Aktion Mensch durch Deutschland tourt und für die nächsten zwei Wochen in Greifswald Station macht. Bis zum 7. Oktober werden noch 14 Filmabende stattfinden, die gemeinsam vom Behindertenforum und dem IKUWO organisiert werden.
Das Filmfestival findet mittlerweile zum vierten Mal statt und nimmt die Mutigen und Couragierten ins Blickfeld, nachdem es bei den drei vergangenen Festivals um Zukunft, Macht und Arbeiten ging. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf einer möglichst barrierefreien Umsetzung der Filmabende. So können bei Bedarf in den Spielstätten Funkkopfhörer ausgeliehen werden, mit denen sich eine Audiodeskription des Gesehenen empfangen lässt.
Alle Filme werden im Haus der Begegnung oder im IKUWO vorgeführt und werden von einem Rahmenprogramm begleitet. Weitere Informationen sind bei der Aktion Mensch zu finden. Außerdem wird in den kommenden zwei Wochen hier auf dem Fleischervorstadt-Blog auf jede Einzelveranstaltung des Festivals hingewiesen.
„Farewell und mach’s gut / Dir ist die Wut im Bauch gegeben / Die es braucht / um hier nicht nur zu überleben / Und die Stimme aus dem Lautsprecher / Sie lässt mir keine Ruhe / Es gibt nur Weg zu gehen / Und gute, gute Schuhe / Und gute, gute Schuhe / Zwischen 2 und 4 / Ist die Stadt in meiner Hand / Und ich schrei, schrei, schrei / Ich schrei so laut ich kann / Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein / In zwölf verschiedenen Sprachen“
Die kommenden Abende beglücken vor allem die Offbeat-Fraktion, die sich mit dem Lübecker Skartell und der ukrainischen Band Perkalaba durchs Wochenende skanken darf. Außerdem wird das Konzert der Hanselunken nachgeholt, das Arboretum erleuchtet und beim Verein Polly Faber mit Puppen gespielt.
IKUWO: KARPARTENSKA UND HUMPA-POWER ZUM UKRAINICUM
Die aus dem Westen der Ukraine stammende Band Perkalaba — benannt nach einem Hutzul-Bergdorf – verwandelt die musikalischen Wurzeln ihrer Heimat in einen ungestümen Mix aus schweißtreibender Humpa-Power und sehnsuchtsvollem Karpaten-Ska.
Dieses Wochenende bietet Freundinnen elektronischer Musik ein vergleichsweise üppiges und hochwertiges Party-Ensemble, das in bester Umsonst-und-Draußen-Manier erst am Sonntagabend ausklingen wird, wenn in den Credner-Anlagen das Juliimfreien wiederholt wird.
SONNIG: ALLE FARBEN, THORSTEN TECHON & FREDRIK FUNK
Die Veranstaltungsreihe Roter Salon bleibt auf Nomadenkurs und wechselt nach dem Umzug vom TV Club in den Caspar-Keller schon wieder die Location: Die nächste Party findet in der Sonne statt, vor der große Banner sonst den aus Richtung Stralsund kommenden Gästen den Weg zur Ü30-Party weisen.
Neben dem vielleicht zuletzt bei der Fusion gehörten Berliner Alle Farben wird das DJ-Kollaborativ Thorsten Techon & Fredrik Funk angekündigt, das von Malmö bereits erste Grüße nach Greifswald schickte und Gästelistenplätze auslobte.
Nach dem verhältnismäßig früh angesetztem Ende der Party steigt in der Tschaika mit dem Lyricker Project die Afterhour.
Fakten: 08.07. | 23 Uhr | Zur Sonne | 7 EUR
DUNKEL: ADHERENCE VII MIT ERIC CLOUTIER (USA)
Im IKUWO darf derweil das dritte Booking aus New York binnen 6 Wochen verkündet werden. Den Rahmen dafür bietet die siebente Folge der Adherence-Reihe. Hinter dieser Serie stecken die DJs und Produzenten Silvio Marquardt, Sander Bekeschus, Patrick Boltze und Simon Trapp, die versuchen, ihre eigene – als mutig definierte Vorstellung elektronischer Musik – umzusetzen.
„Mit Eric Cloutier spielt in dieser Nacht ein DJ, der diesem Gedanken spielend gerecht wird. Der New Yorker nimmt als Resident eine zentrale Rolle ein in einer der interessantesten Partyreihen auf dem Globus: The Bunker in Brooklyn. Voller Spannung erwarten wir Musik von einem anderen Kontinent, irgendwo zwischen Detroit und Dub Techno — Klänge mit Tiefgang und Seele.“
Auf dem eigentlichen Floor treten Sander Bekeschus, Eric Cloutier und Patrick Boltze nacheinander auf. In den anderen Räumen wird Silvio Marquardt das Programm diktieren.
Der New Yorker, der auf dem Weg von Berlin nach Eindhoven in Greifswald halt macht, versprüht via Facebook schon mal Vorfreude: there could potentially be a big surprise in it for everyone this friday night…
Fakten: 08.07. | 22 Uhr | IKUWO | 5 EUR
FRISCHLUFT: JULI IM FREIEN
Im letzten Jahr wurde unter dem Titel juliimfreien ein Open Air elektronischer Musik in Stadtnähe veranstaltet. Damals feierte man ausgelassen im Museumshafen. Am Sonntag wird die erfolgreiche Veranstaltung wiederholt, diesmal in der Nähe des Tierparks.
Auf den Rasenflächen in den Credner-Anlagen werden dann von 14 bis 22 Uhr die alten Technohasen neben den jungen Hüpfern des Genres grasen und sich gemeinsam des Sommers erfreuen.
Neben dem Brüderpaar Steffen und Silvio Marquardt werden Alex Q, Verschnibbt & Zugenäht, die drehfreude Kruse und Robin Große an das Pult treten und für Tanzbarkeit bei Tageslicht sorgen.
Zur angemeldeten Veranstaltung haben sich bei Facebook bis dato 231 Gäste angekündigt, ab 500 kommt eine Hundertschaft der Polizei dazu.
Da juliimfreien nicht am Hafen stattfindet, ist dort Platz für den Big Jump. Europaweit sollen am Sonntag nämlich tausende Menschen anlässlich des europäischen Flussbadetags um Punkt 15 Uhr in die Fließgewässer ihrer Umgebung springen, um den Tag zu feiern und damit auf den Wert dieser Ökosysteme aufmerksam zu machen.
„Wir stellen vor, wo der Ryck auf seinen 28 Kilometern entlang fließt und zeigen, wie groß das Gebiet ist, das ihn mit Wasser speist. Wir zeigen auch, wie wichtig der Ryck für die Stadt Greifswald, das Umland und für alle Lebewesen im Wasser selbst ist. Eine Grundschulklasse präsentiert Nachbildungen der heimischen Fischarten und die örtliche NABU e.V. Kindergruppe hat Informationsposter dazu erstellt.
Die Universität Greifswald präsentiert sich mit einigen Forschungsergebnissen, z.B. werden alternative Landnutzungskonzepte gezeigt, die auch im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie umsetzbar sind. Verschiedene Umweltverbände stellen anschaulich vor, was die Europäische Wasserrahmenrichtlinie ist und warum ihre Umsetzung nicht mehr länger auf sich warten lassen darf.„
Schirmherr der Greifswalder Aktion ist der Umweltethiker Prof. Dr. Konrad Ott, Schirmgruppe die Greifswalder Band Krach. Nach der aktivistischen Abkühlung kann beim Ruderclub Hilda geduscht werden. Es wird kolportiert, dass die Stadtwerke das Spektakel gesponsort haben und ebenfalls in Sachen Promotion unterwegs sein werden. Angeblich sollen zahlreiche Picknick-Grills bei einem Torwandschießen zu gewinnen sein. Wer also die Zeiten der am Hafen zuviel benutzten Einweggrills hinter sich lassen will, kann hier draufhalten und zutreten.
Das kollektive Eintauchen ins Ryckwasser fand auch schon im Vorjahr statt, wurde dokumentiert und in eine Art Videotrailer für Sonntag verwandelt. Pack den Badeanzug ein!