Die Grünen laden wieder einmal ein – es soll Tacheles über Greifswald geredet werden. Tachles? Jawohl, man will endlich zur Sache kommen, „da es in der Bürgerschaft nicht geschieht, in der Zeitung nur ansatzweise, und nicht jede(r) sich in der twitternden Welt der Blogs und der Social Media (facebook, StudiVZ, SchülerVZ, XING etc.) tummelt“. „Speakers‘ Corner in der Brasserie Hermann“ weiterlesen
Schlagwort: Kommunalpolitik
Showdown in Anklam
Viele werden den vorgestern Nacht im ZDF ausgestrahlten Dokumentarfilm Showdown in Anklam. Eine Stadt kämpft um die Demokratie. von Anita Blasberg, Marian Blasberg und Lutz Ackermann verpasst haben. Die politische Reportage taucht zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung ein in den Anklamer Kommunalwahlkampf und zeichnet ein düsteres Bild des politischen Systems in der 13.000-Einwohner-Stadt Ostvorpommerns.
DAS „SYSTEM GALANDER“
Getreu der Maxime Jede Stadt kriegt den Bürgermeister, den sie verdient ist in den vergangenen Jahren eine von Unternehmern dominierte, unpolitische Wählergemeinschaft (IfA) entstanden, die alsbald den zwischenzeitlich suspendierten Bürgermeister Michael Galander stellte.
Der aus den alten Bundesländern nach Anklam gezogene Bauunternehmer etablierte seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2002 zügig ein mehr oder minder funktionierendes System aus Anhängerschaften und Aufragsvergaben und konnte so einen Großteil der Anklamer Mittelschicht an sich binden. Teure Dienstwägen, kostspielige Dienstreisen und ein beinahe fürstliches Amtsgebaren erregten die Gemüter der verbliebenen Kommunalpolitikerinnen. Ermittlungen wegen Untreue stellte die Staatsanwaltschaft allerdings wegen mangelnder Erfolgsaussichten ein.
Stolpersteine und Unmöglichkeiten der Verwaltung wurden von Galander hemdsärmelig aus dem Weg geräumt: „Was vorher nicht möglich war von Amtswegen, das hat irgendwie gefunkt„, so eine Anklamer Eigenheimbauerin im Film.
ANKLAMER PARTEIEN NAHEZU BEDEUTUNGSLOS
Die klassischen Parteien sind mit Ausnahme der NPD, die sich in Anklam und Umgebung über vergleichsweise astronomische Wahlergebnisse freuen durfte, nahezu bedeutungslos. Allein die Versuche eines jungen Anklamer Polizisten, für die CDU ins Rathaus gewählt zu werden, wurden mit mehr als 20 % der abgegebenen Stimmen honoriert. Gereicht das hat nicht, um sich Galanders Bürgermeisterkandidatur in den Weg zu stellen.
„Showdown in Anklam“ weiterlesenSkandal: Bürgerschaftspräsident Liskow führt Doppelleben
Greifswald/London – Wie intensive Recherchen der Nachrichtenagentur wpd ans Licht gebracht haben, pflegt die als CDU-Politiker Egbert Liskow bekannte Person eine zweite Identität. Unter dem Namen „Phil Collins“ macht er seit Jahren weltweit Popmusik.
Kritik an der Nebenbeschäftigung kam vom Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Dr. Ulrich Bittner. „Als Volksvertreter hat man vor Ort für die Bürger da zu sein! Dann aber nebenbei über die Welt touren, und das auch noch heimlich? Also bitte, das verbitte ich mir!“, so Bittner verbittert.
Liskow/Collins selbst war für eine Stellungnahme noch nicht zu erreichen. Auch wollten sich weder sein Landtagsbüro noch sein Label Atlantic Records bislang zum Bekanntwerden des Doppellebens äußern.
IST PETER MULTHAUF SERGEANT HARTMANN?
Nebenjobs in der Unterhaltungsindustrie sind in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald keine Seltenheit. So wurde erst im Frühjahr bekannt, dass Linken-Politiker Peter Multhauf in der Rolle des Gunnery Sergeant Hartman im Film Full Metal Jacket zu sehen ist:
Innerhalb der Linkspartei hatte dies zu heftigen Diskussionen darüber geführt, ob es für Vertreter der Linken gebührlich sei, am US-Amerikanischen Spielfilmmarkt, einem Inbegriff des Kapitalismus, mitzuwirken.
SEBASTIAN „THE ROCK“ RATJEN
Für die Liberalen hingegen ist es kein Problem, dass Zahnarzt und FDP-Politiker Sebastian Ratjen sich als Wrestler und Schauspieler unter dem Künstlernamen Dwayne „The Rock“ Johnson ein Zubrot verdient.
FINANZIERUNGSIDEE DANK KÖNIG LORDI
Außerdem hält sich auf Greifswalds Straßen hartnäckig das (vom Rathaus bislang weder bestätigte noch dementierte) Gerücht, dass Oberbürgermeister Dr. Arthur König nebenberuflich Frontmann der finnischen Eurovision-Song-Contest-Gewinnerband Lordi ist.
Sollte sich dies bewahrheiten, gäbe es natürlich in Form einer Lordi-Europatournee neue Optionen zur Finanzierung des Bauprojekts „Technisches Rathaus“…
Diese satirische Pressemitteilung wurde heute von Wulfs Pressedienst veröffentlicht.
Über die Greifswalder Medienlandschaft und die Parteien im Netz
Vor der letzten Kommunalwahl unterzog der frühere stellvertretende Chefredakteur des webMoritz, Gabriel Kords, die Internetpräsenzen der Greifswalder Parteien einer genaueren Überprüfung. Im Website-Check schnitten die politischen Akteure damals nicht sonderlich gut ab.
EINKANALKOMMUNIKATION WEIT VERBREITET
Björn Buß, vormals selbst bei den Moritz Medien aktiv, veröffentlichte gestern auf seinem Blog Medien-Monopoly, in dem sonst eher Cineastinnen bedient werden – einen Beitrag über die jeweiligen Selbstdarstellungen der politischen Parteien.
In Greifswald geschieht dies [die Selbstdarstellung von Parteien im Internet] in sehr unterschiedlicher Qualität: Verlautbarungen an die eigenen Anhänger, Pressemitteilungen zu aktuellen Themen und vor allem Informationen zum politischen Personal lassen sich finden. Nur in den wenigsten Fällen ist auf den Seiten die direkte Beteiligung von Bürgern gestattet: Einkanalkommunikation ist am weitesten verbreitet.
Sein Augenmerk bezog auch die Web2.0-Aktivitäten der Gruppierungen mit ein. Er konstatiert, dass man zwar inzwischen im Internet angekommen sei, die Umsetzungen aber häufig enttäuschten.
(Foto: Shutterstock)
PLATZHIRSCHE DER GREIFSWALDER BLOGOSPHÄRE
Kurz zuvor veröffentlichte Buß einen Text über die Greifswalder Medienlandschaft. Darin wurden der webMoritz, Kollege daburna und der Fleischervorstadt-Blog zu den „drei Platzhirsche[n] in der Greifswalder Blogosphäre“ gekürt. Dieses Lob geht natürlich runter wie Öl. Seine Einschätzung der medialen Situation Greifswald fällt überraschend optimistisch aus:
Im Vergleich zu vielen anderen Lokalmärkten mit nur einer Tageszeitung als Anbieter von ortsbezogenen Nachrichten, steht der Greifswalder Öffentlichkeit ein breiteres Angebot zur Verfügung. Neben der Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung bietet Greifswald TV (G-TV) eine werktägliche Nachrichtensendung an. Bemerkenswert für die Stadt am Ryck ist aber das breit aufgestellte Angebot an (Lokal-)Blogs.
Eine gute Übersicht der Greifswalder Blogs findet man übrigens im Blogverzeichnis MV (18 Einträgen und Voting-Funktion). Ebenfalls gut informiert ist man mit der Twitter-Liste Sebastian Jabbuschs und auch auf die twittrigen Aktivitäten des Fleischervorstadt-Blogs sei nochmals verwiesen.
„Wir kämpfen für die Kreisfreiheit!“
In der Ostsee-Zeitung des vergangenen Wochenendes konnte man bestaunen, wie vierzig „Prominente Partei für unsere Stadt ergriffen“ haben und zu Ablichtern des Kampfes für Kreisfreiheit wurden. Gesicht zeigen geht wieder um, aber wessen Antlitz wurde da eigentlich auf die erste Seite gehievt?
Unter den vierzig Kämpen muss man eine Weile suchen, um eine Frau zu finden. Insgesamt gibt es in der Auswahl derer drei; numerisch ausgedrückt liegt ihr Anteil also bei satten 7,5%. Gleichstellungsbeauftragtenherz, was begehrst du mehr als einen Spiegel der hiesigen Verhältnisse?
Die geplante Kreisgebietsreform wird heute in einer Anhörung vor dem Landtag behandelt.
Die Veröffentlichung hat verschiedene Reaktionen provoziert. In Sachen Gleichstellung und Repräsentation gibt es bei den Grünen einen Seitenhieb. Auf dem OZ-Watchblog werden indes Erinnerungen an journalistische Arbeit während der DDR aufgewärmt.
Stadt unterbindet Graffito am IKUWO
Schade, dass die AG Sanierung der Hansestadt Greifswald den Versuch, das IKUWO mit einem Graffito zu gestalten, unterbunden hat.
Der unnütze Vorbau, dem der frühere – und im Vergleich mit dem Rotklotz des Stararchitekten Lesche auch hübschere — Eingangsbereich zum Opfer fiel, sollte mit dem Affen verziert werden, der einst das Plakat vom Return of SUPERIKUWO schmückte. Später tauchte dieser pelzige Freund nochmal auf einem Flyer für die Zonic-Party im April 2009 auf. So gut wie alle Flyer und eine große Sammlung von sehenswerten Veranstaltungsbildern finden sich übrigens auf der IKUWO-Seite bei Flickr.
Leider stellte sich die Stadt quer, was die Gestaltung des Vorbaus angeht:
„…der Gestaltungsvorschlag des Vorbaus mit einem Graffiti in der vorlegten Form wurde im Rahmen der AG Sanierung am 20.05.2009 besprochen und abgelehnt. Die Stadt wünscht als Eigentümer des Gebäudes grundsätzlich keine Graffitigestaltung des Vorbaus…“
Das nenne ich mal ein klares Bekenntnis zu Streetart. Diese Entscheidung ist wirklich bedauerlich.
Fleischervorstädter und Grafiker Enrico Pense hatte mit viel Mühe den Affen für die Fassade des Vorbaus nutzbar gemacht und einen digitalen Entwurf vorgelegt, der als Gestaltungsvorschlag vorgelegt wurde. Der Entwurf liegt hiermit der Leserschaft dieses Blogs zur Begutachtung vor. Hätte diese Gestaltung den Vorbau nicht aufgewertet und nebenbei vor ungewollten Graffitis geschützt? Wie gefällt Euch der Entwurf?