Die Entwicklungspolitischen Tage gehen in die zweite Woche. Heute Abend wird im Rahmen eines Vortrags der Westsahara-Konflikt behandelt.
UNZÄHLIGE SAHARAUIS VERSCHWANDEN IN MAROKKANISCHE GEFÄNGNISSE
Diese Auseinandersetzung wurzelt in der spanischen Kolonisierung des Gebiets zwischen Marokko und Mauretanien. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bildete sich dort die sozialistische Befreiungsbewegung Frente Polisario, die sich anfangs gegen die spanische Besatzung erhob und später die Demokratische Arabische Republik Sahara ausrief. Dem schlossen sich jahrzehntelange Auseinandersetzungen mit der marokkanischen Regierung an, in deren Folge bis in die späten neunziger Jahre unzählige saharauische Aktivisten in den Foltergefängnissen des benachbarten Königreichs verschwanden.
Noch heute ist der Großteil des phosphatreichen Gebiets von Marokko besetzt. Die Polisario wird von Algerien unterstützt, was in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden nordafrikanischen Staaten führte, die bis zum Austritt Marokkos aus der Organisation für Afrikanische Einheit (dem Vorläufer der Afrikanischen Union) reichten.
(Foto: privat)
PROJEKTGRUPPENZIEL: JUGENDZENTRUM INS FLÜCHTLINGSLAGER
Die aus Berlin stammende Projektgruppe Westsahara, die heute Abend im IKUWO zugegen sein wird, arbeitet daran, dass der ungelöste Westsaharakonflikt nicht in Vergessenheit gerät und ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird. Sie verwirklichte in Berlin, Straßburg und Ausserd, einem der vier Flüchtlingslager in Algerien, trinationale Jugendbegegnungen und verfolgt das Ziel, ein Jugendzentrum aufzubauen.
Die vollständige Auflistung aller EPO-Veranstaltungen ist im Programmheft (pdf-Dokument, 2,4 MB) der Entwicklungspolitischen Tage zu finden.
Am Psychosozialen Zentrum (PSZ) ist ab dem 1. Mai 2011 eine Stelle zu besetzen, für die eine diplomierte Psychologin gesucht wird. Eine Verlängerung der vorerst bis Jahresende befristeten Teilzeitstelle (30 Wochenstunden) ist bereits beantragt.
Das PSZ leistet seit inzwischen 20 Jahren Flüchtlingsarbeit vor Ort, begleitet Migranten bei Behördengängen, vermittelt ärztliche Hilfe und bietet Unterstützung für die Bewältigung des Alltags. Die Betreuten stammen vorwiegend aus dem Irak, Armenien, Bosnien und dem Kosovo.
Zu den Aufgaben der neuen Mitarbeiterin gehören die psychologische Beratung von Flüchtlingen, die Vermittlung an stationäre Einrichtungen und ambulante Psychotherapeuten im Raum Vorpommern sowie Diagnostik und Krisenintervention. Die Arbeit geschieht in Kooperation mit einer Sozialarbeiterin und schließt auch mobile Beratungsgespräche im Raum Vorpommern mit ein.
Von den Bewerberinnen wird Offenheit, kulturelle Sensibilität und die Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten erwartet. Wünschenswert sind außerdem Erfahrungen im Bereich Flucht/Migration und einschlägige Sprachkenntnisse, zum Beispiel Farsi oder Russisch. Die Tätigkeit geht mit flexiblen Arbeitszeiten, interner Supervision und einer angemessenen Bezahlung einher. Für weitere Auskünfte steht Britta Heinrich (03834-3046) zur Verfügung.
Die schriftlichen Bewerbungen sind so schnell wie möglich an die folgende Adresse zu richten:
Kreisdiakonisches Werk Greifswald-Ostvorpommern e.V. Bugenhagenstr. 1-3 17489 Greifswald
Der NPD-Landesverband will wie in den vergangenen Jahren den Tag der Arbeit vereinnahmen und hat für den 1. Mai eine Demonstration mit 500 Teilnehmenden in Greifswald angemeldet.
Sie marschieren wieder
Nach Angaben der Greifswalder Stadtverwaltung sollen die beiden NPD-Landtagsabgeordneten Tino Müller und Udo Pastörs als Redner auftreten. Pastörs wurde 2010 wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe von 10 Monaten auf Bewährung verurteilt. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung sprach davon, dass sich der Widerstand gegen die Nazi-Demo erst formiere und entsprechende Aktionen bereits in Planung seien.
Einem anonymen Hinweis zufolge, soll die Demonstration am Greifswalder Südbahnhof beginnen und über die Beimler- und Hertzstraße zur Lomonossow-Alle führen. Von dort geht es über den Dubna-, Thälmann- und Liebknechtring durch die Krullstraße zurück auf die Beimlerstraße und schließlich wieder zum Südbahnhof.
Das Spiel mit der Angst des kleinen Mannes
Das Motto der Demo, Unsere Heimat – unsere Arbeit. Fremdarbeiterinvasion stoppen, steht ganz im Zeichen des Migrationsmagneten Greifswald, wo sich der Ausländeranteil in den vergangenen fünf Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau zwischen 3,1% (2010) und 3,3% (2008) bewegt – von einer „Invasion“ also gar keine Rede sein kann. Die NPD zielt wie so oft auf existentielle Nöte der Bevölkerung, schürt Angst vor „Überfremdung“ und dem Verlust der Lohnarbeit.
Die Stadtverwaltung teilt unterdessen mit, sich der Demo „auf breiter Front entgegenstellen“ zu wollen. Oberbürgermeister Dr. Arthur König kündigt an, in Zusammenarbeit mit der Polizei versammlungsrechtliche Schritte prüfen zu wollen: „Dabei wird auch entschieden, ob Voraussetzungen für ein Versammlungsverbot vorliegen. Sollte die Chance bestehen, die Demo zu verbieten, werden wir diese natürlich nutzen. Parallel dazu sind alle Greifswalder aufgerufen, sich gemeinsam der NPD entgegenzustellen. Wir wollen den menschenverachtenden Parolen mit bunten und vielfältigen Aktionen antworten. Dazu sind die Ideen aller Demokraten gefragt.“
Oberbürgermeister König verklärt den Protest gegen die NPD
Am Montag soll sich das erweiterte Präsidium der Bürgerschaft zusammenfinden, um „über Parteigrenzen hinweg eine gemeinsame Strategie zu finden. Darüber hinaus lädt der Oberbürgermeister für die kommende Woche Vereine, Verbände, Initiativen und Einrichtungen ins Rathaus ein, um Ideen zu entwickeln und gemeinsame Aktionen zu planen.“ König kündigt an, bei den Vorbereitungen auf die Erfahrungen von 2001 zurückgreifen zu wollen, als sich „7000 Greifswalder erfolgreich dem letzten NPD-Aufmarsch entgegenstellten“. Dass die bürgerliche Demonstration damals einer völlig anderen Route folgte, unterschlägt er leider genauso wie den brutalen Polizeieinsatz gegen jene, die sich tatsächlich den Nazis in den Weg stellten.
Zum damaligen Protest hier ein Auszug eines Demoberichts:
„Zu der offiziellen Gegendemonstration kamen, für viele sehr überraschend, über 7000 Leute zusammen. Da diese Demo an keiner Stelle in die Nähe der NPD-Demo langführte, hielten sich viele Menschen in der Nähe der NPD auf. Etwa 50-60 Menschen versuchten, die Straße zu blockieren, um den Nazi-Aufmarsch aufzuhalten. Die Polizei, sichtlich kopflos und unprofessionell, räumte die Blockade mit einer absolut überraschenden Brutalität. Auch zwei weitere Blockadeversuche einige Meter weiter wurden sofort und brutal abgeräumt. Dabei wurden einige Teilnehmerinnen verletzt und insgesamt zwölf Menschen verhaftet. Von der Reaktion der Polizei überrascht kamen keine weiteren Sitzblockaden mehr zustande und die Nazis konnten ihren Aufmarsch (unter phantasievollem Protest) zu Ende führen. Trotzdem gelang es einigen Leuten noch, Pferdemist auf der Straße zu verteilen.
Im Nachhinein wurde in der regionalen Presse der Tag sehr überbewertet und als grandioser Erfolg gefeiert. Glücklicherweise war die Wahrnehmung der Presse so differenziert, daß die Blockadeversuche als absolut gewaltfrei und der Polizeieinsatz als sehr brutal dargestellt wurde.“
Bis zum 1. Mai sind es noch fast sechs Wochen – Zeit genug, für einen überregionalen und effektiven Widerstand zu werben und die Nazis am Tag der Arbeit erfolgreich zu blockieren. Die Stadtverwaltung will gemeinsam mit verschiedenen Einrichtungen ein Demokratiefest auf dem Markt veranstalten. Ob man mit dieser Art von Aktionismus einen Naziaufmarsch verhindern kann, bleibt zu bezweifeln. Ein Hauch Dresden liegt in Luft. Tag der Arbeit — es gibt viel zu tun!
Die Greifswalder Gruppe von Amnesty International widmet sich dieser Tage den Flüchtlingen, die unter gefährlichen Bedingungen gen USA aufbrechen, um ein neues Leben zu beginnen.
Seit dem 10. Janur beheimatet die Volkshochschule die WanderausstellungUnsichtbare Opfer – Migrantinnen und Migranten auf ihrem Weg durch Mexiko. Hier werden Fotografien über Transitmigration durch Mexico gezeigt. Die Ausstellung knüpft an eine im April 2010 in Mexiko-Stadt gestartete Amnesty-Kampagne an und macht das Schicksal tausender Flüchtlinge sichtbar.
Am 13. Januar wird im Rahmen dieser Ausstellung der preisgekrönte Film Sin Nombre (2009, MX/USA, 96min) gezeigt werden. Er handelt vom mexikanischen Gangmitglied El Caspar, der sein kriminielles Milieu und seine Heimat verlassen will. „Film: „Sin Nombre“ – Transitmigration durch Mexiko“ weiterlesen →
Am 27. Mai sind die Berufungsfristen für die im Oktober 2009 gefällten Freisprüche der drei Cap-Anamur-Mitarbeiter Bierdel, Schmidt und Dschkewitsch abgelaufen und die Urteile damit rechtskräftig. Den drei Angeklagten wurde zu Prozessbeginn 2006 unter anderem „bandenmäßige Schleuserei“ vorgeworfen.
Vorhergegangen ist dem juristischen Schaustück eine dramatische Rettungsaktion im Mittelmeer zwei Jahre zuvor, bei der 37 in Seenot geratenen Flüchtlingen aus Afrika von der Besatzung der Cap Anamur das Leben gerettet wurde. Erst nach dreiwöchigen Auseinandersetzungen mit den Behörden durften die Flüchtlinge an Land gehen, um kurz darauf abgeschoben zu werden. Derweil erhob die italienische Staatsanwaltschaft Anklage gegen Kapitän Schmidt, Vereinsvorsitzenden Elias Bierdel und den Ersten Offizier Vladimir Daschkewitsch.
FREIGESPROCHENER KAPITÄN BEIM JUBILÄUM DER LOVIS
Der nun rechtswirksam freigesprochene Kapitän Schmidt wird morgen Abend in Greifswald Gast eines öffentlichen Gespräches sein. Der Abend findet im Rahmen des zehnjährigen Lovis-Jubiläums statt und fügt sich nahtlos in das Vereinskonzept zwischen Seefahrt, Zivilgesellschaft und Politik ein.
Wer mehr über den Prozess und die Cap Anamur erfahren will, hört sich die zehnminütige Sendung der deutschen Welle an oder führt sich den ZDF-Bericht zum Freispruch vor Augen, in dem nicht nur Bierdel zu Wort kommt, sondern auch die Rettungsaktion auf einer Karte verortet wird.
Morgen veranstaltet das Psychosoziale Zentrum für Migranten in Vorpommern (PSZ) den Fachtag Chancen beruflicher Integration jugendlicher MigrantInnen in Mecklenburg-Vorpommern und lädt alle Interessierten herzlich zur Teilnahme daran ein.
Eine Attraktivitätssteigerung Mecklenburg-Vorpommerns für Migranten und Migrantinnen stelle nach Aussagen Katriona Dannenbergs (PSZ) eine demographische Notwendigkeit dar, um den durch Abwanderung und sinkende Geburtenrate bedingten Bevölkerungsverlust im nordöstlichsten Bundesland zu kompensieren, „doch auch MigrantInnen bleiben nur hier, wenn sich ihnen eine berufliche Perspektive bietet„. Werbung
Gerade junge Migranten aus bildungsfernen Schichten haben Schwierigkeiten, auf dem ohnehin schon engen Arbeitsmarkt Mecklenburg-Vorpommerns Fuß zu fassen. Die eingeladene Referentin Frau Dr. Margit Maronde-Heyl von der RAA M-V wird
„aufzeigen, wie durch verbesserte Sprachförderung schon in der Schulzeit entscheidende Weichen gestellt werden können. Frau Ulrike Seemann-Katz vom Flüchtlingsrat M-V wird darstellen vor welchen Problemen jugendliche Flüchtlinge bei ihrer Suche nach Arbeit stehen„.
Nach den beiden Vorträgen wird eine Podiumsdiskussion mit einem leitenden Vertreter der Arge Greifswald, einem Arbeitgeber der Region und Mitarbeitern der Migrationsarbeit stattfinden.
Fakten: 17.03. | 15-19 Uhr | Lutherhof | kein Eintritt
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