Morgen Abend lädt der Theaterförderverein Hebebühne zu einem öffentlichen Gespräch mit dem Intendanten Dirk Löschner (Theater Vorpommern) ein.
Im Foyer des Großen Hauses soll ab 18 Uhr auf die zurückliegende erste Spielzeit des Intendanten, die unter dem Motto Kein Risiko stand, zurückgeblickt werden. Fragen gibt es viele, zum Beispiel, „wie er die erste Spielzeit unter seiner Intendanz einschätzt, welche Pläne er für die nächste hat, ob er sich in Greifswald einleben konnte, wie er die Schweriner Pläne zur Neuordnung der Theater- und Orchesterlandschaft einschätzt“.
Die Hebebühne möchte von Dirk Löschner, der das Spielplanheft mit einem markigen „No risk no fun“ einleitete, wissen, wieviel Spaß das Risiko nun gebracht habe. Das Gespräch wird Dr. Ulrich Rose vom Förderverein führen.
Wer am vergangenen Donnerstagabend im ausverkauften Rubenowsaal des Theater Vorpommern in Greifswald der letzten Premiere dieser Spielzeit – der Bühnenfassung des Jugendromans TSCHICK von Wolfgang Herrndorf – beiwohnte, hatte das große Vergnügen, einen Höhepunkt des ersten Jahres unter der Leitung des neuen Intendanten Dirk Löschner erleben zu können.
EIN STÜCK ÜBER JUGEND — EIN STÜCK ÜBER FREUNDSCHAFT
Maik Klingenberg (Felix Meusel), 15 Jahre alt und somit mitten in den Wirren der Pubertät, ist ein ziemlicher Außenseiter in der Klasse: gemieden, ohne Spitznamen und nicht zuletzt ausgeschlossen von der Geburtstagsfeier seiner angebeteten Klassenkameradin. Sein neuer Mitschüler Tschick (Dennis Junge), ein Jugendlicher mit russischem Migrationshintergrund und einschlägiger Vergangenheit, entwickelt sich für Maik erst zu einem Verbündeten, dann — in den Sommerferien — schließlich zu einem sehr guten Freund, mit dem er in einem geklauten blauen Lada eine Art Roadtrip erlebt, der seinesgleichen sucht. „Endgeil! – Wolfgang Herrndorfs TSCHICK beendet Spielzeit am Theater Vorpommern“ weiterlesen →
Wer am Samstagabend nicht zu denen zählte, die sich dem historischen Sportereignis widmeten, sondern sich ins Theater Vorpommern begab, konnte etwas ähnlich Seltenes, weil selten Gewordenes, erleben: Nämlich, dass Theater im Stande sein kann, zu berühren und zu packen. Grund für dieses Erlebnis war die Premiere von Wannie de Wijns Stück „Der gute Tod“, inszeniert von Hannes Hametner. Und bereits vorab sei gesagt: Bei dieser Inszenierung stimmt alles!
„DER TOD IST EURE SACHE, MEINE IST DAS STERBEN“
De Wijn widmet sich in seinem Text einem schwierigen, weil kontroversen, Thema – Sterbehilfe oder, wie es eine der Personen auf der Bühne am Abend nennen wird: Euthanasie. Dabei bezieht das Stück keine Position, zeigt nicht den Prozess bis zur Entscheidung, sondern thematisiert, wie Angehörige und Freunde mit dem Entschluss umgehen.
Bernhard Keller (Marco Bahr) hat Lungenkrebs im „terminalen Stadium“; ihm bleiben zwei Wochen, wahrscheinlich unter starken Schmerzen und mit stetiger Angst vor seinem Tod. Um sich dieser zu entziehen, hat er seinen besten Freund und Arzt, Robert (Lutz Jesse), gebeten, ihn von seinem Leid zu erlösen. Geschehen soll dies in Bernhards Haus, im Kreise seiner Lieben: seiner neuen Lebensgefährtin Hannah (Katja Steuer) und der geliebten Tochter Sam (Susanne Kreckel). Sie ist es schließlich, die auch die beiden Brüder von Bernhard ins Haus einlädt: den Geschäftsmann Michael (Markus Voigt) – der vor zwanzig Jahren selbst mit Hanna liiert war – und den verhaltensauffälligen kleinen Bruder Ruben (Alexander Frank Zieglarski).
Sie alle versammeln sich, um ihren Freund, Bruder, Partner, Vater in seinen letzten Stunden zu begleiten, bei ihm zu sein. Denn am nächsten Morgen um neun Uhr ist alles vorbei – so ist es Bernhards Wille.
Rigoletto — wir kennen ihn alle: ein Buffone, ein Spaßmacher, der sich gern auf Kosten anderer amüsiert, auch wenn die dann teuer dafür zahlen müssen. Der verliert also seinen einzigen Schatz, seine Tochter, durch eben jene Machenschaften, die ihn selbst auszeichnen. Große Verzweiflung und die Tochter stirbt in einer rekordverdächtig langen Sterbeszene. So der Klassiker.
RIGOLETTO TRÄGT SCHWARZ, ER IST JA AUCH DER BÖSE
Ganz anders am Theater Vorpommern: Die Hofgesellschaft des Herzogs von Mantua ist übersetzt in eine Modegesellschaft der 70er. Das sind aufwendige Kostüme und Tänze, die man gern sieht — das leuchtet ein. Hofgesellschaft in Mantua, das wären ja auch aufwendige Kostüme und Tänze. Das sieht vielversprechend aus, also freut man sich auf Rigoletto. Bestimmt das beste Kostüm. Leider nicht. Rigoletto trägt Schwarz, er ist ja auch der Böse. Und das ist noch nicht alles.
Mitarbeitergespräche – für eine Vielzahl von Arbeitnehmern sind sie ein Schreckensszenario sondergleichen. Bloß nichts Falsches sagen, an der richtigen Stelle die möglichst passende Bemerkung abgeben und vor allem: immer die richtige Haltung einnehmen!
KEINE HALTUNGSSCHÄDEN PROVOZIEREN!
Ingrid Lausunds Stück Bandscheibenvorfall thematisiert eben dieses gesellschaftliche Themenfeld auf zynische, teils makabere Art und Weise, wie der Untertitel verrät: „Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden“.
Der Frühling bricht sich endlich Bahn und auch aus kultureller Perspektive darf ein bildungsoffensives Erwachen festgestellt werden, das das bevorstehende Wochenende mit gerade noch erträglichen Entscheidungsqualen belastet. Eine Übersicht.
Fallada-Reihe: Duesberg liest „Wolf unter Wölfen“
Der Schauspieler Grian Duesberg liest aus Hans Falladas Berlin-Roman Wolf unter Wölfen (1937) und nimmt sein Publikum mit in die wirtschaftskriselnden Zwanziger Jahre der Weimarer Republik, wo gesellschaftlicher Wandel und Inflation zu immensen Verwerfungen führen. Die Veranstaltung ist eine Fortsetzung der hauseigenen Reihe zum Leben und Werk des 1893 in Greifswald geborenen Schriftstellers Hans Fallada.
Fakten: 18.04. | 20 Uhr | Falladahaus | 3/2 EUR
Vernissage: Gemeinschaftsausstellung „Bleigelb“
In der Polly Faber wird heute Abend eine Gemeinschaftsausstellung der drei Maler Heyko Dobbertin (Hoppenrade), Sven Ochsenreither (Zölkow) und Paul Wendt (Leipzig) eröffnet. Die drei haben sich 2011 zur Künstlergruppe BLEIGELB vereinigt und zeigen gegenständliche figurative Malereien. Die Vernissage wird musikalisch von Hagen Stüdemann begleitet.
Die Ausstellung bleibt bis zum 27. April und ist dienstags bis sonnabends von 16 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.
Fakten: 18.04. | 19 Uhr | Polly Faber | frei
Aufgereimt und abgespult: Petry Slam
Poetry Slams erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit und reger Anteilnahme des Publikums. Die Fachschaft der Deutschen Philologie legt dieses Format gemeinsam mit dem Mensaclub ein weiteres Mal auf und organisiert am Freitagabend einen ebensolchen Wettstreit der Schreibenden im kleinen Saal der Mensa.
Fakten: 19.04. | 20 Uhr | Mensa | 5 EUR
Für Leute mit Haltungsschäden: Bandscheibenvorfall
Die Premiere zur Theaterkomödie Bandscheibenvorfall ist bereits ausverkauft, doch für die Wiederholung des Abends für „Leute mit Haltungsschäden“ am Folgetag gibt es noch ein paar Karten. Das Stück von Ingrid Lausund wurde von Jonas Hien inszeniert und widmet sich der von Flexibilitätsansprüchen, Unsicherheit und dem drohenden Stellenverlust geprägten, schönen neuen Arbeitswelt.
„Das Vorzimmer des Chefs. Kretzky (Ronny Winter), Hufschmidt (Jan Bernhardt), Schmitt (Friederike Ziegler), Kruse (Sören Ergang) und Kristensen (Josefine Schönbrodt) warten auf ihre Hinrichtung. Kollegen unter sich – geeint in ihrer Angst um ihren Job, in ihrem Bemühen, alles richtig zu machen, aber auch in ihrer Anstrengung, als Bester dazustehen. Auch ihr Chef scheint kein Interesse an Teamplay zu haben. Im Gegenteil…“
Der Australier Rich Webb macht Station in Greifswald und hält mit seiner Band in der Kulturbar. Zusammen bewegt sich das als Rich Webb Band firmierende Quartett zwischen Singer/Songwriter und Country, vermischt diesen Sound aber mit unüberhörbaren Rock’n’Roll-Einflüssen.
Fakten: 19.04. | 21 Uhr | Kulturbar
Innenansichten aus Chaotistan: Piratenbraut Astrid Geisler
Vom Aufstieg und Fall der Piratenpartei gibt es in diesen Wochen viel zu erzählen, doch zumeist berichten andere über die Selbstdemontage der Bewegung, die seit 2010 die klar strukturierte deutsche Parteienlandschaft aufzubrechen versprach.
Im Koeppenhaus wird am Freitag die taz-Journalistin Astrid Geisler aus ihrem Buch Piratenbraut – Meine Erlebnisse in der wildesten Partei Deutschlands lesen und die politischen Versprechen der Partei einem Praxistest unterziehen. Ihr unterhaltsamer Bericht führt in eine „ebenso nerdige wie chaotische und liebenswerte politische Szene“.
Im Anschluss an die Lesung diskutieren Thomas Behm (Uni Greifswald), Susanne Wiest, Jonathan Dehn (beide Piratenpartei) und Harald Terpe (Die Grünen) mit der Journalistin unter anderem über die Chancen der Partei bei der anstehenden Bundestagswahl und den „Fetisch Transparenz“.
Noch mehr als über die Piratenpartei wird seit Jahren über die Zukunft des Journalismus diskutiert. Anzeigenrückgang, Onlinejournalimus und Zeitungssterben sind nur einige Stichwörter dieser Debatte, um die es am Freitag im „Politisch-kulturellen Salon“ in der Brasserie Hermann gehen wird.
Dort werden Tom Strohschneider (Chefredakteur Neues Deutschland) und Mignon Schwenke (Die Linke) über die viel beschworene Krise der Medien und deren Rolle in Krisenzeiten diskutieren.
Fakten: 19.04. | 19.30 Uhr | Brasserie Hermann
Workout-Skanking mit Skannibal Schmitt
Hierzulande ist „Schmitt“ eher Sammelbezeichnung anstatt Merkmal ausdrücklicher Individualität, in Frankreich ist das anders. Die Band Skannibal Schmitt aus dem elsässischen Strasbourg bringt eine Musik-Namen-Schere auf die Bühne und vermischt ohne Rücksicht auf Verluste Ska mit Funk, Hardcore, Jazz, Hip-Hop und Afrobeat.
Technisch versiert, aber dennoch auf höchstem Energielevel operierend, sind Skannibal Schmitt ein Garant für verbrannte Kalorien beim abendlichen Workout-Skanking!
Fakten: 20.04. | 20 Uhr | IKUWO | 6 EUR
Zweite Chance: Tanzzeit
Wer am vergangenen Wochenende keine Premierenkarte für die TanZZeit am Theater Vorpommern abgekriegt hat, kann den Besuch der beiden zeitgenössischen Choreographien von Yaron Shamir (ISR) sowie von Katarzyna Gdaniec (PL) und Marco Cantalupo (ITA) am Sonnabend nachholen.
Bei der TanZZeiT arbeiten Mitglieder des hiesigen Tanzensembles mit freien Choreographen zusammen: “In Verbindung mit interdisziplinären Arbeitstechniken und Videoinstallationen entsteht eine choreographische Variante der Konzeptkunst. Praxis und Theorie, Kunst, Wissenschaft und Forschung, sowie Thai Chi, Capoeira, Hip-Hop, Break Dance und Körperwahrnehmungstechniken prägen den zeitgenössischen Tanz in all seinen Variationen.”
Eine neue Veranstaltungsreihe verspricht Elektro-Steppern eine sanfte Reise in den Sonntagmorgen. Unter dem salbungsvollen und besonders originellen Namen Extase wird in den Caspar-Keller zu „elektronischer Musik vom Feinsten“ eingeladen.
Der voranstehende Foto-Ausschnitt zeigt die Schuhe der Sängerin Diana Diamond bei einem Konzert ihrer Band Mobylettes im Oktober 2011 im IKUWO. Das Originalfoto wurde von Jan Metschorin aufgenommen.