Vor drei Jahren wurde die Krone der Greifswalder Wallanlagen saniert, jetzt sind die Hänge, Wege und Grünflächen an der Reihe. Doch die am vergangenen Montag begonnene Umgestaltung sorgt für Ärger und hat die ersten Kritiker auf den Plan gerufen — heute findet die erste Demonstration gegen das Vorhaben, die vom Naturschutzbund (NABU) organisiert wird, statt.
Naturschutz versus Denkmalpflege
Die Naturschützer kritisieren die Rodung junger Bäume und die umfangreiche Entnahme von Büschen und Hecken. Sie fordern eine Unterbrechung der Fällungen bis zum 30. September. Der NABU bezieht sich in seiner Argumentation auf das Bundesnaturschutzgesetz, das zwischen März und Oktober ein Fällverbot für Büsche und Hecken regelt, und betont den ökologischen Wert des Bewuchses als Lebensraum für Tiere und als Teil der grünen Lunge in der Stadt. „Wallsanierung weckt Unmut — Naturschützer wollen gegen Baumfällungen demonstrieren“ weiterlesen →
Im Kampf um den Erhalt ihres Segelschiffs kann die Crew der Lovis kurz durchatmen. Wie der NDR heute berichtete, sollen sich am Donnerstag Vertreter von Interessenverbänden der Traditionsschiffe und des Bundesverkehrsministeriums darauf geeinigt haben, dass alle Schiffe, die zum Ende der Saison 2012 ein Sicherheitszeugnis hatten, nun „bis zum Erscheinen einer neuen Richtlinie für Traditionsschiffe einen zweijährigen Bestandsschutz erhalten, bei dem ausschließlich Sicherheitsfragen neu überprüft werden.“
ÄRGER MIT DER BERUFSGENOSSENSCHAFT VERKEHR
Wie eine ganze Reihe anderer Traditionsschiffe, geriet zuletzt auch der Greifswalder Bildungslogger in die bürokratischen Mühlen der Verkehrsberufsgenossenschaft, die der Lovis den seit 1998 angepassten Status als Traditionsschiff aberkennen wollte und ihren historischen Wert in Frage stellte, um sie in eine andere Schiffsklasse einzugruppieren. Doch eine andere Einstufung — zum Beispiel als Berufsschiff — ist mit erheblich höheren Auflagen, beispielsweise einem Kapitänspatent und strengeren Sicherheitsbestimmungen, verbunden. Für die ehrenamtlich arbeitende Crew der Lovis wäre das wohl nicht zu stemmen und sie würde vermutlich dem traurigen Vorbild von mehr als der Hälfte der einst 200 norddeutschen Traditionsschiffe folgen, die in den letzten fünf Jahren ihren Betrieb einstellen mussten.
(Foto: Lovis, Pressefoto)
Die Berufsgenossenschaft Verkehr prüft nicht nur die Sicherheit der Schiffe, sondern bewertet auch deren Gemeinnützigkeit und die inhaltliche Ausgestaltung der Fahrtkonzepte. Nach Aussage von Ulrich Schmid, dem Leiter der Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft, hätte die Lovis bei allen drei Kriterien erhebliche Schwierigkeiten: Sie sei nicht mehr brandsicher, das Betriebskonzept hätte „Schlagseite zum Gewerblichen“ und es handle sich bei dem Bildungslogger auch nicht um einen originalen Nachbau des Schiffes. Gegenüber der taz beklagte er, dass es „immer mehr Traditionsschiffe, die gar keine Traditionsschiffe sind“, gäbe. „Streit um Traditionsschiff: Lovis vorerst vor dem Abtakeln gerettet?“ weiterlesen →
Der Museumshafen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Lieblingsplatz vieler Greifswalder entwickelt. Die wachsende Popularität des Areals hat allerdings auch ihre Schattenseiten, von denen Notiz nehmen kann, wer sich morgens, nach einem regenfreien Abend, dort umsieht und die zurückgelassenen Müllberge begutachtet.
Es ist augenscheinlich, dass die beiden fest installierten Abfallbehälter nicht die Kapazitäten haben, um den Müll von hunderten Menschen aufzunehmen. Dieses Problem besteht seit Jahren, doch eine Lösung war bis zur vergangenen Bürgerschaftssitzung am 13. Mai nicht in Sicht. Dort wollte die SPD eine Beschlussvorlage zur Abstimmung bringen, die die Stadtverwaltung dazu auffordert, Maßnahmen gegen die Abfallproblematik zu prüfen und durchzuführen. Nachdem Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) mit dem Aufstellen zweier Mülltonnen mit einem Fassungsvermögen von jeweils 120 Litern eine rasche Lösung versprach, zog die SPD ihren Antrag zurück.
Inzwischen wurden am Museumshafen zwei Müllplätze eingerichtet, in denen Grillasche und Abfall entsorgt werden können; ein dritter Platz entstand in den Credner Anlagen am Tierpark. Die Mülltonnen bleiben dort bis Oktober aufgestellt und werden nun regelmäßig geleert. Ob diese Maßnahmen gegen das Abfallproblem wirksam sind, wird sich in den nächsten Wochen und Monate zeigen.
Am Donnerstag, dem 29. November 2012, zeigte sich an den Häfen von Stralsund und Greifswald ein ungewöhnliches Bild. Die Greenpeace-Gruppe Greifswald-Stralsund, unterstützt vom Greenpeace-Gründungsmitglied Rien Achterberg, errichtete hier zwei Ölbohrtürme und zeigte, welche Gefahren Vögeln und anderen Küsten- und Meeresbewohnern durch Ölbohrungen in der nahegelegenen Ostsee drohen.
Hintergrund der Aktion sind die Pläne der Öl-Firma CEP (Central European Petroleum), Erdöllagerstätten inmitten von „Natura 2000“-Schutzgebieten vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zu erkunden. Die nötigen Rechte für Gebiete vor Usedom und Rügen hat das zuständige Bergamt Stralsund bereits erteilt.
Gerade die Offshore-Förderung von Erdöl birgt jedoch enorme Risiken. Ölaustritte im Verlauf der Bohrungen sind praktisch unvermeidlich und können — wie auch die Folgen möglicher Unfälle — zur starken Schädigung der umgebenden Tier- und Pflanzenwelt führen. Aus diesem Grund wäre die Vergabe von Lizenzen zur Erdölexploration und -förderung auf der Ostsee durch das Bergamt Stralsund unverantwortlich. Dies gilt umso mehr, da weder CEP noch seine kanadische Muttergesellschaft finanziell in der Lage wären, die Kosten auch nur für mittlere Unfälle zu tragen.
Besonders im Hinblick auf die Energiewende hält Greenpeace die Pläne von CEP für „vollkommen fehl am Platz“. „Die Förderung von Erdöl ist das Relikt einer verfehlten Energiepolitik. Stattdessen muss das Potential der erneuerbaren Energien genutzt werden.“ Weiterhin weist er darauf hin, dass „eine Intensivierung der Ölförderung in Mecklenburg-Vorpommern letztlich nur CEP nutzt, da entsprechende Aktivitäten im Konflikt zum Naturschutz und Tourismus stehen sowie dem Klima schaden.“
Greenpeace Greifswald-Stralsund fordert vom Bergamt Stralsund, von Volker Schlotmann (SPD), Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung, sowie Harry Glawe (CDU), Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus, eine klare Positionierung gegen die geplante Ölförderung. CEP darf keine weiteren Genehmigungen für Erkundungen erhalten, da eine spätere Ölförderung die Umwelt, den Tourismus und den Ausbau der erneuerbaren Energien gefährdet. Bereits erteilte Genehmigungen an CEP für die Erkundung von Erdöllagerstätten müssen sofort zurückgezogen werden!
Wer in der Fleischervorstadt oder im Greifswalder Stadtzentrum wohnt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit gestern oder vorgestern einen Brief von der Stadtverwaltung gekriegt, in dem zur Teilnahme an einer Haushaltsumfrage aufgerufen wird.
Damit soll das öffentliche Interesse an neuen Verkehrskonzepten, die wegführen sollen vom motorisierten Individualverkehr, um stattdessen einen klimaschonenden Mobilitätscocktail anzubieten, erhoben werden.
GETEILTES LEID IST HALBES LEID
Auf der Homepage des vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit 14.000 Euro geförderten Pilotprojekts Soziale Stadt mobil gemacht kann bereits in Augenschein genommen werden, wie sich so eine mobile Mischung zusammensetzen könnte: klassischen umweltfreundlichen Fortbewegungsarten wie dem Fahrrad und dem ÖPNV werden neue Mobilitätsdienstleistungen zur Seite gestellt. Dazu könnten zum Beispiel ein professionelles (E-)Car- und Bikesharing gehören, das quartiersweise in sogenannten Mobilitätsstationen organisiert wird.
Die Befragung richtet sich vorwiegend an die Bewohnerinnen der Innenstadt und der Fleischervorstadt, da beide Stadtteile eine sehr hohe Einwohner- und Bebauungsdichte aufweisen — der Mangel an Parkplätzen ist hier ein chronisches Problem — und mehrere Projektpartner dort über eigene Flächen verfügen.
FRÜH BETEILIGEN STATT AM ENDE VORBEIZUPLANEN
Um nicht an den späteren Nutzerinnen vorbei zu konzeptionieren, ist ein wesentlicher Bestandteil von Soziale Stadt mobil gemacht die frühzeitige Einbeziehung der Bevölkerung in den Planungsprozess, durch die festgestellt werden soll, „ob es überhaupt eine tragfähige Nachfrage für die teilweise experimentellen Angebote gibt.“ Außerdem soll die Öffentlichkeit für umweltfreundiche Verkehrsentwicklung sowie Fragen zu Klimawandel, Stadtentwicklung und Mobilität sensibilisiert werden.
Diese Beteiligung kennt bei der Erstellung des Mobilitätskonzepts fünf Schnittstellen: die bereits vergangene Bürgerversammlung im Koeppenhaus; zwei Workshops, die am 24.5. und im Herbst 2012 durchgeführt werden; die eingangs erwähnte Haushaltsbefragung und schließlich die Homepage, auf der regelmäßig informiert wird und die eine Kommentarfunktion bereithält. Dass die Bewohner vor umfassenden Neuerungen und Baumaßnahmen involviert werden, hat sich in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Präsentation der geplanten Umgestaltungen in der Wiesen– und Gützkower Straße bewährt.
(Abbildung: Lutz Wüllner, Urbanizers)
Über die Teilnahme an der Befragung und den Workshop soll man Einfluss auf einen möglichen Standort, die Ausstattung und das Betreiberkonzept einer solchen Mobilitätsstation nehmen zu können. Die Ergebnisse der Befragung sollen zeigen, ob und in welcher Form es in Greifswald eine Nachfrage dafür gibt. Wenn das Feedback sehr positiv ausfällt, könnten im ganzen Stadtgebiet solche Stationen entstehen.
BÜRGERINNEN-WORKSHOP CARSHARING
Zum sogenannten Bürger-Workshop am 24. Mai, bei dem es vor allem um Carsharing gehen wird, sind alle Interessierten eingeladen — nicht nur Bewohner der beiden Stadtteile, in denen die Befragung durchgeführt wird. Eingeladen wurden dafür außerdem mehrere Experten, zum Beispiel Willi Loose (Bundesverband CarSharing e.V.), Thomas Leuckfeld (City-Car Autovermietung GmbH / CarSharing-Unternehmer aus Neubrandenburg) und Oliver Haarmann (Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH).
Es wird darum gebeten, die seit vorgestern verteilten Fragebögen ausgefüllt bis zum 8. Juni im mitgeschickten Rückumschlag beim Quartiersbüro Fleischervorstadt oder in der Stadtinformation abzugeben. Wer in einem Haus der WVG oder der WGG wohnt, kann den ausgefüllten Fragebogen auch bequem in den Hausmeisterbriefkasten stecken.
Dem Thema Carsharing in der Hansestadt widmete sich auch kürzlich Greifswald TV:
Vor einer Woche wurde hier auf eine sehenswerte Reportage über den Fischer Martin Lange aus Freest hingewiesen, der seinen Kutter in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem WWF mit einem Kamerasystem ausstattete, um Zeugnis seiner Fangmethoden abzulegen und beweisen zu können, dass er ökologisch nachhaltig fischt. Ziel dieser Bemühungen ist das sogenannte MSC-Zertifikat (Marine Stewardship Council).
(Foto: Filmstill Nordost TV)
BEDROHTE EXISTENZEN: FISCHER VS. FISCHBESTAND
In einem zweiten Teil dieses Portraits wird Martin Lange wieder bei seiner Arbeit begleitet, jedoch stehen diesmal nicht die Kameras im Fokus, sondern die Fangquoten, mit denen eine Überfischung der Meere, in diesem Fall der Ostsee, verhindert werden soll. Langes Betrieb leidet vor allem unter der Limitierung der erlaubten Heringsfangmenge, die ihm wirtschaftlich sehr zu schaffen macht. In Europa gelten 80 Prozent der Fischbestände als überfischt.
In dem sehenswerten Beitrag kommen neben Martin Lange ein weiterer Fischer aus Freest und Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei zu Wort. Der zweite Teil der Reportage wurde natürlich auch wieder vom neuen Sender nordost TV produziert, der vermutlich ab April seinen Weg via Kabel in die deutschen Fernsehhaushalte finden wird. Vorerst sind die meisten Beiträge des Senders online und auch in HD abrufbar.
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Rückschau: Big Brother auf dem Kutter (ARD, [w]wiewissen, August 2011)