Großausstellung in Gefahr – Rettet die Insomnale!

Im vergangenen Juni wurde die zehnte Insomnale eingeläutet. Das Jubiläum der von Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts organisierten Nabelschau in Sachen Bildender Kunst wurde gleichsam zehn Tage gefeiert. Die zeitweilige Aneignung neuer Räume erfrischte, die Atmosphäre war in dieser Zeit ausgesprochen arty.

Als temporäre Heimstätte der ohnehin zweigeteilten Gemeinschaftsausstellung konnte neben der Dompassage das ehemalige Liegenschaftsamt in der Langen Reihe/Goethestraße gewonnen werden. Ein Jahr davor, im Sommer 2009, gelang sogar der zeitweilige Einzug in die Alte Post.

(Insomnale 2010, Foto: Arvid Hansmann/webMoritz)

Ohne mehr Zutun — trübe Aussichten

Auf der grundsätzlich als eine Art kollaborativer Wettbewerb organisierten Insomnale wurde junge Kunst gelassen rekontextualisiert. Jahreszeit, Schlendrian und Zerstreuungswut begegneten einander und es ging gewissermaßen einiges. Doch die romantisierte Rückschau gerät angesichts der trüben Gegenwart ins Wanken: Die Insomnale sendet SOS:

„Hier und da hört immer wieder kleinere und größere Fetzen darüber, dass es schlecht um die 11te anstehende Insomnale steht. Wir klären euch auf was sich in der letzten Zeit schon bewegt hat, und was es alles noch zu bewegen gibt damit unsere Insomnale gerettet wird.

Bringt Freunde und Motivation mit. Einen Sommer ohne Insomnale – das will doch keiner.“

Über die inzwischen neuaufgelegte Internetseite des FSR und auch via Facebook wird dazu aufgerufen, sich am Mittwoch im Büro des Fachschaftsrates zu diesem Treffen einzufinden und die Insomnale 2011 zu retten, denn noch ist es nicht zu spät.

Fakten: 16.03. | 16-18 Uhr | FSR Büro (Bahnhofstr. 46)

(Insomnale 2009, Alte Post)

„Ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Greifswalder Sommers“

Im schriftlich geführten Interview gibt Karolin Schwab über die notleidende Angelegenheit Insomnale Auskunft, betont deren Bedeutung für die Stadt und ruft zu reger Beteiligung auf.

FLV: Der Rettungsappell für die Insomnale klingt alarmierend und die Kandidatinnensuche für den inzwischen aufgestellten FSR Kunst wirkte nach außen, gelinde ausgedrückt, händeringend. Gab es in den Vorjahren für beide Aufgaben mehr Studierende, die bereit waren, sich hierfür zu engagieren? Und wenn ja, wie erklärst du dir das nachlassende Interesse?

KS: Was den FSR betrifft, denke ich, war das Interesse noch nie überwältigend. Kaum einer, der direkt gefragt wurde, konnte sich vorstellen, auch nur zwei Stunden pro Woche dafür zu opfern, obwohl es damit ja eigentlich auch noch nicht getan ist. Der Zeitaufwand und vielleicht auch ein durch seine besonders lange Amtsperiode erschöpft wirkender ehemaliger FSR wirken wahrscheinlich abschreckender als die guten Seiten, die die FSR-Arbeit mit sich bringt.

insomnale 2011 greifswaldWas die Insomnale SOS-Rufe so dringlich macht, ist einfach der Mangel an Zeit angesichts des riesigen Aufwandes, der hinter der Insomnale steht. Obwohl hier und da schon länger bekannt war, dass es Probleme mit der Insomnale gibt, wurde einfach nicht oder nur sehr verzögert reagiert. Außerdem sind auch einige Leute, die sich sonst sehr für die Insomnale aufgerieben haben, jetzt, vorerst ersatzlos, abgesprungen. Somit beginnt die ganze Planung, die in den Vorjahren jetzt schon viel mehr lief, erst jetzt.

FLV: Welchen Stellenwert hat die Insomnale am Kunstinstitut? Wieviel Unterstützung erfährt sie von den Dozenten? „Großausstellung in Gefahr – Rettet die Insomnale!“ weiterlesen

Abschlusspräsentation: „Recycled Pieces. Rolle und Verpackung.“ *Update*

Am 11. März wird in der offenen Nähwerkstatt Kabutze die Vernissage zu Anne Deuters Abschlusspräsentation Recycled Pieces. Rolle und Verpackung stattfinden. Hintergründe zur Kabutze offeriert dieses Interview.

Fakten: 11.03. | 19 Uhr | Malsaal (Bahnhofstr. 46/47) | frei

*Update* 10.03.

Die Ausstellung wird in den Malsaal des CDFI (Bahnhofstraße 46/47) verlegt.

Die Alte Chemie: Ein Nachruf

Ein Gastbeitrag von Vincent Stoa

Als ich Ende November letzten Jahres die Berichte über die polizeiliche Ermittlung zum Großbrand in der Alten Chemie las, fühlte ich mich seltsam beklommen – als wären Fremde für eine Hausdurchsuchung in meine Wohnung eingedrungen, als hätten sie meine Habseligkeiten durchgekramt, zerwühlt, besudelt. Nachdem das Institut über ein Jahr lang schon fast ein Zuhause für mich war, fühlte ich mich plötzlich obdachlos.

Kontaminierte Traumfetzen

Wir lernten uns vor ziemlich genau zwei Jahren an einem verlotterten Tag in den Semesterferien kennen. Sie war seit drei Jahren, als sie von der kleinen Glasbläserei im Erdgeschoss verlassen wurde, Single. Vom Alleinsein gekennzeichnet: Verwahrlost, staubig, und ziemlich übel riechend.

Zusammen mit einem Freund nahm ich mich ihrer an: Mit Taschenlampe und Klemmbrett bewaffnet, streiften wir durch die gut zweihundert Zimmer (vorwiegend Labore und Büroräume, zu großen Teilen immer noch möbliert), lüfteten, wo es nötig war, und kartografierten das riesige, labyrinthhafte Gebäude Flügel für Flügel, Etage für Etage. Mein kleiner toter Garten. Reagenzgläser, Lehrposter, eingelegte Tiere. Wir fuhren beim leisesten Knacken zusammen, erschreckten uns ständig vor dem Geräusch unserer eigenen Schritte. Noch heute spielt die Hälfte meiner Träume in den Gemäuern der alten Chemie.

Alte Chemie Greifswald

Für uns war es nicht nur einfach ein leerstehendes Unigebäude: Es war eine überdachte Geisterstadt, ein mehrstöckiges Kuriositätenkabinett, ein kafkaesker Albtraum. Hier hätten ohne Weiteres der eine oder andere David-Lynch-Film oder auch Fight Club gedreht werden können.

Anders als die Uni behauptete, war das Gebäude übrigens (zumindest anfangs) keineswegs vom Stromnetz genommen. Die Steckdosen funktionierten ausnahmslos, im Institutsfahrstuhl brannte gar rund um die Uhr das Licht. Sogar fließend Wasser gab es, in dem Villenflügel des Gebäudes gar ein komplett eingerichtetes Schlafzimmer: Das Institut wäre als Wohnung durchaus geeignet gewesen – vorausgesetzt, man hätte sich mit der bedrückenden, morbiden Atmosphäre arrangieren können.

Picknick im Zenit der Postmoderne

Viele Monate lang war das Institut unser Ein und Alles. Wir nahmen nichts mit, wir beschädigten nichts, aber wir gestalteten unser neues Zuhause nach Herzenslust. Aus den vielen herrenlosen Schrankwänden bauten wir ein Labyrinth. Wir richteten ein gemütliches Wohnzimmer ein, bastelten absurde Skulpturen aus altem Laborzubehör, stöberten in den immensen Beständen an Büchern, biologischen Modellen und eingelegten Tieren. Wir machten Fotos und gaben Freunden Führungen. Zu Ostern nutzten wir die riesigen Laborräume als Versteck für Osternester.

Im Dezember 2009, fast ein Jahr vor dem Brand, luden wir zu einem vorweihnachtlichen Picknick in das inzwischen bitterkalte Institut ein. Forellenfriedhof überlaut nannten wir den Abend, in Anlehnung an ein dadaistisches Gedicht. Ein vornehm gekleideter Herr mit Zylinder fragte die Gäste nach dem Passwort – Fidelio – und geleitete sie sodann in den festlich geschmückten Salon. Ein mitgebrachter Backgrill sorgte für ein Minimum an Wärme. Man trank Wein, las sich gegenseitig Gedichte vor, spielte Gitarre, tanzte, aß, irrte durch das Labyrinth. „Die Alte Chemie: Ein Nachruf“ weiterlesen

Stellenausschreibung: Stipendienprogrammatiker an der Pressestelle gesucht

An der Presse- und Informationsstelle der Universität Greifswald wird demnächst eine volle Mitarbeiterstelle besetzt, die auf zwei Jahre befristet ist.

Zu den Hauptaufgaben der Tätigkeit gehört die Umsetzung des Stipendienprogrammgesetzes, das von der Bundesregierung im Sommer 2010 verabschiedet wurde und private Geldgeber in die Spitzenförderung an deutschen Hochschulen miteinbeziehen soll.Hauptgebäude Universität Greifswald

Demnach soll der Bund Studierenden ein monatliches Stipendium von 150 Euro zahlen, wenn die jeweilige Hochschule den gleichen Betrag von privater Seite einwirbt. Konkret wird die Entwicklung eines Marketingkonzeptes und die Akquise von Förderinnen für das Stipendienprogramm erwartet. Außerdem soll ein Online-Portal für zielgruppengerechte Alumniarbeit umgesetzt und redaktionell betreut werden.

Von den Bewerbern wird ein abgeschlossenes Hochschulstudium, vorzugsweise in den Fächern BWL, Kommunikations- oder Politikwissenschaften erwartet. Neben den üblichen Motivationen und Sozialkompetenzen wird ein sicherer Umgang mit moderner Büro- und Mediengestaltungssoftware und Kenntnisse im webbasierten CMS erwartet.

Die volle Stelle wird bei Vorliegen der persönlichen und tariflichen Voraussetzungen nach Entgeltgruppe 13 TV-L Wissenschaft vergütet. Wichtig ist noch eine Einschränkung, die für einige Interessenten problematisch sein kann:

Die Befristung der Tätigkeit erfolgt ohne Sachgrund gemäß § 14 Abs. 2 Teilzeit- und Befristungsgesetz. Bewerberinnen und Bewerber, die bereits zuvor in einem befristeten oder unbefristeten Arbeitsverhältnis zum Arbeitgeber Land Mecklenburg-Vorpommern (in einer Dienststelle des Landes) gestanden haben, können daher nicht in das Auswahlverfahren einbezogen werden.

Außerdem werden Frauen und Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Die Bewerbung ist bis zum 11. Februar bei der Personalverwaltung der Universität Greifswald einzureichen. Die Adresse ist in der Stellenausschreibung zu finden.

Babyboom, Studentenschwemme & Entwicklungsprognosen — ein demografischer Blick auf Greifswald

Die Statistikstelle der Stadt hat neue Zahlen veröffentlicht und weil auch demografische Nachrichten gute Nachrichten seien können, soll ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung Greifswalds, die Bedeutung der Universität und zwei statistische Kuriositäten der sogenannten Vierteljahreszahlen geworfen werden.

Greifswald wächst im Schneckentempo

Das Bevölkerungswachstum der Hansestadt ist seit sechs Jahren ungebrochen und die Stadt bejubelt diese Entwicklung in einer optimistischen Pressemitteilung, die Hoffnung und Zuversicht versprüht. Im Jahr 2004 schrumpelte Greifswald im Abwärtstrend des zurückliegenden Jahrdutzends auf den Negativrekord von nur noch knapp über 52.000 Einwohnern zu.

Bevölkerungsentwicklung Greifswald

Nüchtern betrachtet sind heute exakt 1971 Menschen mehr als damals mit ihrem Hauptwohnsitz in Greifswald gemeldet — der durchschnittliche jährliche Zuwachs liegt also bei ungefähr 330 Einwohnerinnen pro Jahr. Diese Zahl entspricht auch in etwa der jährlichen Schrumpfung ostvorpommerscher Kleinstädte wie Anklam, Wolgast oder Demmin, die seit zwanzig Jahren demografisch in sich zusammensacken.

Nachbarstädte auf Schrumpelkurs

In den sechs Jahren zwischen 1992 und 1998 sank die Zahl der hauptwohnsitzlich gemeldeten Greifswalder um mehr als 7000. Das Wachstum ist also ein zartes Pflänzchen, denn hierorts schrumpfen die Städte schneller als sie wieder wachsen. In der Nachbarstadt Stralsund, die 1990 noch über 70.000 Einwohnerinnen zählte, hat sich eine demografische Wende, wie sie für das Greifswald der vergangenen sechs Jahre beobachtbar ist, nicht eingestellt. Hier ist das Bevölkerungswachstum seit nunmehr zwei Jahrzehnten negativer Natur.

bevölkerungsentwicklung Städte Ostvorpommern

Grundsätzlich muss noch darauf hingewiesen werden, dass leichte Abweichungen zwischen den Daten des statistischen Landesamtes und denen der Greifswalder Statistikstelle vorliegen. Letztere bezieht außerdem die gemeldeten Nebenwohnsitzler in die Berechnung der Gesamteinwohnerschaft mit ein.

Wächst die Stadt nach außen oder innen?

In der Pressemitteilung der Stadt wird Greifswald ganz euphorisch ein „Geburtenboom“ attestiert. Im vergangenen Jahr wurden 543 Kinder geboren, ein Höchstwert seit immerhin fast 20 Jahren. Allerdings ist die Zahl der Geburten auch mit den Gestorbenen eng verbunden. Dieses Verhältnis ergibt für 2010 ein negatives Bevölkerungswachstum von 52 Personen; im Statistikdeutsch spricht man hierbei vom Gestorbenenüberschuss. „Babyboom, Studentenschwemme & Entwicklungsprognosen — ein demografischer Blick auf Greifswald“ weiterlesen

Ausschnitte Greifswalder Subkultur in „Bewegung und Räume“

Am vergangenen Wochenende hat GrIStuf den angeordneten Auszug aus den bis dato genutzten Räumen in der Wollweberstr. 4 in die alte Kinderklinik so gut wie vollzogen.

„Seit des Bestehens des 2001 gegründeten Vereins ist dieser stets in einer ungewissen Raumsituation. […] Die bisher genutzten Räume machten stets den Eindruck, nur eine Notlösung zu sein. […]

greifswald festivalZunächst sollte Gristuf zusammen mit den Moritz-Medien in die Alte Augenklinik ziehen. Nachdem klar wurde das der Platz nicht für beide Initiativen ausreicht, wurden uns Räumlichkeiten im Institut für Alertumswissenschaften nach dessen Renovierung angeboten. Diese verzögert sich allerdings immer noch und so sind wir in die aktuelle Situation mit der Übergangslösung in der alten Kinderklinik gekommen.

Die Universität vertröstet meist mit der Aussage, dass nach dem Mensa Neubau die alte Mensa ein Zentrum für Vereine und Initiativen werden soll. Wie oft wir bis dahin noch umziehen müssen ist allerdings genauso ungewiss wie die Realisierung des Projekts selbst.“

Da während der Umzugsarbeiten die verschollen geglaubten Ausstellungstafeln über Greifswalder Hausbesetzungen, die vor Jahren schon beim Wachsmannfest gezeigt wurden, wieder zu Tage traten, wurde die Gelegenheit eines vergleichsweise spontanen Rückblicks auf vielfältige Raumnutzung in Greifswald am Schopfe gepackt.

Rückblick ins lokale Subkulturarchiv

Das Timing stimmt, denn am 4. Februar wird sich die Räumung des AJZ/Café Quarks zum elften Mal jähren. Inzwischen ist es in Greifswald ruhiger und gemächlicher geworden, zumindest aus subkultureller Perspektive. Die einstige Ausgehmeile mit drei selbstverwalteten Jugendzentren ist zum mehr oder weniger leblosen deadend verkümmert. Wo früher die kurzen Wege und ein breiteres Angebot an Stätten des alternativen Amüsierbetriebs zu emsiger Mobilität einluden, ergibt sich derlei Gelegenheit heutzutage nur noch sehr selten. Zuletzt, genauer vor einer Woche, wurde das WBS 70 / Elektro Pröger abgerissen.

In der Ausstellung wird neben den schon erwähnten Tafeln über Hausbesetzungen in Greifswald auch Material über die Straze, Teile der Rückschau Remember Café Quarks!, Bilder vom WBS70 und natürlich aus den Archiven der Geschichtsschreiberinnen von GrIStuF zu sehen sein. Da die Heizung im alten Büro bereits abgestellt ist, wird auf die Vorzüge warmer Kleidung hingewiesen.

Fakten:

  • 25.01. | 19 Uhr (Vernissage) | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)
  • 26.01. | 19-21 Uhr | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)
  • 27.01. | 15-20 Uhr | GrIStuF-Büro (Wollweberstr.4)