Greifswald wird grün, aber wo?

Eine Kolumne von Mary Celeste

Werte Besucherinnen und Besucher, liebe Reisende,

kolumne 17vier

der Hafen ist ein Ort, der aus Greifswald nicht wegzudenken ist – das maritime Flair der Hansestadt wird erst  durch ihn komplettiert. Und seitdem sich vor Jahren die Sitzplätze in Form moderner graufarbener Terassentreppen multipliziert haben, erfreut sich der Platz am Ryck größter Beliebtheit. Hier treffen sich alt und jung, Fisch und Angler, Hopfenfreund und Barbecueexpertin.

BEI DIESER NATUR WIRD NICHT NUR DER GRILL HEISS

Unvergesslich schön zeigt sich Ihnen der Ryck in der Sonne – braungefärbt mit leichtem Grünstich, ab und zu ist es möglich, eine Plastiktüte zu erspähen. So ist es an dem Ort, wo andere Urlaub machen. Der Wasserstrom ist umgeben vom bewundernswerten Museumshafen, der demnächst weiter ausgebaut werden soll, um das maritime Flair und den Attraktivitätsbonus Greifswalds mithilfe von Pflastersteinen, lebensfrohen Grauverzierungen und ein paar kleinen Bäumchen weiter auszubauen.

(Foto: Kermitfrosch)

Besonders schön präsentiert sich Ihnen der Greifswalder Hafen im Lichte des Sonnenuntergangs. Mit Grill und Kohle gewappnet, geht es dann für viele Richtung matschkuhlenübersäter Wiese, um den Grill anzuheizen. Hier muss erstmal ein einigermaßen trockener Platz zum Verweilen gefunden werden. Jene, denen die Wiese durch ihren vermehrten Gebrauch in den letzten Jahren zu braun geworden ist, können auch gern auf die Cafeteria „insgrüne“ in der Mensa am Wall zurückgreifen – genau das richtige für Frühblüher und andere Naturfreunde.

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Hedonistische Reattraktivierung der Greifswalder Wallanlagen

Nur eine Woche ist nach dem jüngsten Raubüberfall auf dem Wall vergangen und schon werden die ersten Reaktionen unterschiedlicher Art sichtbar. Die Greifswalder Polizei zeigte dort in den vergangenen Nächten Präsenz und stellte die Personalien von vermeintlich Verdächtigen fest. Diese Kontrollen betrafen unter anderem zwei Hobby-Ornithologen, die Waldkäuzchen belauschten und beobachteten. Polizeiarbeit kann sich im Einzelfall wirklich als außerordentlich absurd darstellen.

„Den Wall wieder sozial attraktiv machen“

Viel angenehmer und wertvoller als diese polizeiliche Maßnahme ist hingegen der Vorstoß seitens der Greifswalder Hedonisten.

In Anknüpfung an eine von der Ostsee-Zeitung interviewte Seniorin, die sich vor nächtlichen Rabauken auf dem Wall fürchtet, wird dazu eingeladen, sich heute Abend zwischen den kleinen Rabauken, den Strahlemann und den Neuzugang Reaktor zu setzen, um einer Filmvorführung im Herzen der Gefahr beizuwohnen.

Die Veranstaltung ist nach Selbstauskunft der Hedonistischen Internationalen Sektion Greifswald „der verzweifelte Versuch, den Wall wieder sozial attraktiv zu machen„. Es wird empfohlen, sich eigenverantwortlich um eine Sitzgelegenheit, warme Kleidung und Verpflegung zu kümmern.

Fakten: 25.04. | 21 Uhr | Wall (Höhe Lutherstraße)

Raubüberfall? Bitte keine Panik!

Wer sich heute den Greifswalder Lokalteil der Ostsee-Zeitung zu Gemüte führte, hat die Lektüre hoffentlich ohne Angstschweiß hinter sich gebracht. Denn Angst geht ja angeblich gerade um und die Redakteure in der Bach-Straße spielen virtuos auf der Klaviatur der Verunsicherung.

Nachrichten aus dem Homo-Wald

homophobia1Anfang April präsentierte man uns nach einem sehr schnell aufgeklärten Totschlag den „Homo-Wald“ hinter einem Rastplatz an der B96 und hätte sehr viel besser daran getan, zu hinterfragen, wieso sich Menschen in einer scheinbar freien Gesellschaft auf einsamen Parkplätzen treffen müssen, anstatt sich plakativ mit dem Verbrechen auseinanderzusetzen und sich in boulevardesken Wortschöpfungen zu ermüden.

Fragen nach schwulen Lebenswirklichkeiten vor Ort wurden aber nicht gestellt oder um es mit dem Regisseur Rosa von Praunheim zu sagen:

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.„Raubüberfall? Bitte keine Panik!“ weiterlesen

Sperrung des Walls

Am 16. Oktober wurde auf dem webMoritz die Sperrung des Walls zwischen Fleischerstraße und Mühlentor angekündigt, die ab der kommenden Woche wirksam sein soll.

Voraussichtlich bis Mai wird man auf den Weg am Fuße des Walls ausweichen müssen. Die geplanten Umgestaltungsarbeiten werden 240.000 Euro kosten und zu 85% aus dem zweiten Konjunkturpaket des Bundes bezahlt.

Um den Wurzeln der Kastanien mehr Raum zu geben, wird der Wallweg in Zukunft zwei Meter schmaler und damit nur noch sechs Meter breit sein. Außerdem sollen beide Hänge asphaltiert werden. Dem Baumbestand sollen 33 Exemplare hinzugefügt werden, eine ungenannte Zahl kranker Kastanien wird gefällt.

WAS IST MIT DER PLAKATWAND LOS?

Wem bei aufmerksamen Spaziergängen aufgefallen ist, dass die Plakatwand auf Höhe der Fleischerstraße verschwunden ist, darf sich in Bestürzung üben. Die beliebte Werbefläche wurde auf Wunsch der dortigen Rechtsanwälte entfernt. In einer internen Mail des Präventionsrates heißt es:

Guten Tag ! Die Rechtsanwälte in der Fleischerstraße drängen auf eine Beseitigung der Plakatierwand. Bitte holen Sie die dringend noch dieses Wochenende ab, da ich sonst nicht verhindern kann, dass die Wand von den Eigentümern entsorgt wird.

Vielen Dank liebe Advokaten!

Da auch der Bretterzaun in der Steinbeckerstraße verschwunden ist, spitzt sich die Situation für alle Veranstalter zu, denn faktisch existieren jetzt nur noch drei offizielle Flächen: in der Baderstraße, in der Rubenowstraße und in der Langen Straße, gegenüber vom Klex.

Abgesehen davon, dass drei Flächen die Menge an Plakaten, die Woche für Woche an die Wände gebracht werden,  nicht aufnehmen kann und der Platzmangel bestimmte Rivalitäten provoziert, können die Veranstaltungshinweise keine Präsenz mehr im Stadtbild erobern, im Gegenteil, sie führen ein klägliches Schattendasein.

Künstlerische Nacht- und Nebelaktion *update*

In der Nacht von Dienstag zu Mittwoch folgten etliche Greifswalder Künstler und Künstlerinnen dem Aufruf zu Kunst am Wall, um das an dieser Stelle schon vielgepriesene Samplerprojekt klein stadt GROSS zu unterstützen.

Doch nicht nur sind auf dem form- und hörschönen Stück 18 Greifswalder Bands der verschiedensten musikalischen Sparten zu belauschen, nein, der ab Oktober käuflich erwerbbare Tonträger umfasst außerdem ein 28-seitiges Booklet, in dem sich neun Greifswalder Künstler, u.a. Abkömmlinge des CDFI, mit Werkbeispielen vorstellen.

Dem revolutionären und jeder Widrigkeit trotzenden Gedanken, der hinter diesem Produkt steht, soll mit unserer, womöglich beispiellosen, Auftakt-Aktion Rechnung getragen werden. Stellt euch nur vor: Ein gerahmtes Kunstwerk pro Baum!

Kunst am Wall Greifswald

Was euch klar sein muss:

1. Die Beschädigung der Rahmen und Bilder durch Witterungsumstände ist nichts was wir verhindern können oder wollen.

2. Dass Bilder von Passanten mitgenommen und vielleicht in deren Wohnzimmer Asyl finden werden, betrachten wir als interessanten Nebeneffekt (ganz im Sinne einer weitreichenden Wirkung).

Wir rufen EUCH hiermit dazu auf, Teil eines aufsehenerregenden, gerne auch augenbrauenhebenden oder eben stirnrunzelnden Unterfangens zu werden.

Und es wurde nicht zuviel versprochen. Gegen 24 Uhr waren schon mehr als 14 Werke gewissermaßen an den Baum gebracht, der Wall zwischen Mensa und Fleischerstraße in eine begehbare Freiluftgalerie verwandelt. Im Morgengrauen wird das Ergebnis in seiner vollen Größe erkennbar sein. Man darf gespannt sein, wie das ankommen wird.

Lumieres Claires Greifswald

An dieser Stelle sollen die ersten Fotos vom Geschehen zur Einsicht vorgelegt werden. Neben den Fotos der öffentlichen Kunstaktion gibt es auch Bilder vom ersten (inoffiziellen) Release-Konzert von KSG.

Wie angekündigt, gaben die beiden Bands Lumières Claires und Mexicola ein Akustikkonzert während des Open-Mic-Abends im St.Spiritus.

*update*

Inzwischen wurden mir Fotos vom heutigen Morgen geschickt. Danke dafür, sehr schick!

Alarm am Wall: Kinder entdecken Luftschutzbunker

Am Mühlentor ist gerade einiges los und niemand weiß so recht, was genau da vor sich geht. Im Uni-Forum gibt es eine Erklärung und einen Link auf die offizielle Internetpräsenz der Hansestadt, von der die folgenden Bilder und Wörter stammen.

Ein großes Aufgebot an Polizei, Feuerwehrkräften und Mitarbeitern des Katastrophenschutzes sowie der Wasserbehörde ist derzeit im Einsatz am Mühlentor. Kinder hatten beim Spiel am Dienstag auf dem Greifswalder Wall einen Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg entdeckt. Darin verborgen fanden die Einsatzkräfte bei einer ersten Sichtung gegen 20 Uhr 50 angerottete Fässer mit einer noch unbekannten Flüssigkeit.

Luftschutzbunker Greifswald

Vorbereitet wird derzeit der Zutritt zur der Bunkeranlage, um die Fässer bergen zu können. Zuvor jedoch wird ein Greifswalder Umweltlabor Proben nehmen und festlegen, wie das Material zu bergen ist. Oberbürgermeister Dr. Arthur König war vor Ort, um sich über selbst ein ein Bild zu machen. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Das Betreten der Wallanlagen im Bereich ab Aufgang Museum bis zum Mühlentor ist zu unterlassen.

Mir kam gerade zu Ohren, dass es sich bei der Flüssigkeit in den Fässern um Alkohol handeln soll, den die Russen nach dem zweiten Weltkrieg dort eingelagert hätten. Inzwischen sind mehr Informationen zum Thema verfügbar. Der Blog daburna.de, der aus einer anderen Perspektive den Blick auf die Stadt richtet, hat ein Stück BILD-Zeitung veröffentlicht, herrlich.