Es fährt kein Zug nach Nirgendwo — Ministerium streicht beim Regionalverkehr

Es gab Zeiten, da war Greifswald einigermaßen an das Streckennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Damals hielt hier auch noch nachts der aus Richtung Berlin kommende Malmö-Express und das Wochenendticket kostete am Schalter nur 15 Mark. Dann wurde das Bahnfahren am Wochenende schrittweise teurer, während die partielle Abkopplung vom bundesdeutschen Gesamtnetz ihren Lauf nahm.

BIS 2014 WIRD AUF 19 STRECKEN GEKÜRZT

Hier soll es aber nicht um das Wochenendticket gehen, für das heutzutage am Schalter nicht weniger als 42 Euro zu berappen sind, sondern um den Winterfahrplan der Deutschen Bahn, der ab dem 9. Dezember in Kraft tritt und insbesondere im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns für noch stärker eingeschränkte Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln sorgen wird. Diesmal fällt den geplanten Einsparungen allerdings nicht der Fern-, sondern der Regionalverkehr zum Opfer, denn die Kürzungen betreffen die Strecken der Bahn-Töchter Usedomer Bäderbahn (UBB) und Ostseeland-Verkehr (OLA).

unsere bahn soll weiterfahren(Flyer zur Petition)

Gestrichen werden Verbindungen auf den Strecken Peenemünde – Zinnowitz, Heringsdorf – Świnoujście, Neubrandenburg – Pasewalk sowie Pasewalk – Ueckermünde. Außerhalb der Saison werden einige der genannten Strecken nur noch halb so oft befahren werden. Außerdem werden Früh- und Spätverbindungen ersatzlos aus dem Fahrplan entfernt.

Die zuständige Stelle hierfür ist allerdings nicht die Deutsche Bahn, sondern das Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern, das die Nahverkehrsverbindungen bei der DB mit zugewiesenen Mitteln des Bundes bestellt und nach gefahrenen Kilometern bezahlt. Dort rechnet man mit Einsparungen in Höhe von 8,5 Millionen Euro durch den gestutzten Fahrplan und begründet die Kürzungen mit klammen Haushalt und schlechter Nachfrage des Angebots.

„BESONDERE ART DER ÖFFENTLICHEN DASEINSFÜRSORGE“ 

Gegen die Streichung formierte sich inzwischen ein Protestbündnis, das unter anderem aus der DGB-Jugend, den Jusos MV, Solid MV, EVG-Jugend MV, dem Landesjugendring MV und dem BDP MV besteht und eine Petition mit dem Titel Unsere Bahn soll weiterfahren! startete, die bislang allerdings nicht einmal mehr 250 Mal gezeichnet wurde. Dabei sind viele Menschen von den geplanten Kürzungen betroffen: Schülerinnen, Azubis, Studierenden und Arbeitnehmerinnen. Auch der Tourismusbranche wird mit dem neuen Fahrplan kein Gefallen getan.

Das Bündnis fordert das Verkehrsministerium zur Kompromissbereitschaft auf und erwartet anstelle relativer Durchschnittszahlen eine „genaue Zählung der Fahrgäste jedes Zuges“, um sicherzustellen, „dass Verbindungen, die vor allem von Berufspendlern und Schüler_innen genutzt werden, in Stoßzeiten erhalten blieben“. Die ausfallenden Strecken seien kaum durch den Nahverkehr zu ersetzen — Arbeitswege würden unzumutbar lang werden und Azubis ohne Auto hätten große Schwierigkeiten, zu ihrem Arbeitsplatz oder ihrer Berufsschule zu gelangen. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern stelle die Bahn „eine ganz besondere Art der öffentlichen Daseinsvorsorge“ dar, weil hier die Arbeitswege häufig ohnehin schon besonders lang sind.

Auch Blogger Daburna kritisiert die Streichungen und warnt vor einem Teufelskreis: „Weniger Angebot, weniger Nutzung, weniger Effizienz, hohe Kosten, mehr Druck zu kürzen und am Ende gibt es noch weniger Angebot.“ Er plädiert stattdessen für „günstigere Tickets, bessere Taktzeiten und Vorfahrt der Schiene im Verkehrsministerium gegenüber anderen Verkehrsprojekten“.

Das Zeichnen der Petition dauert nicht lange und ist selbstverständlich auch anonym möglich. Genaue Angaben über die von den Kürzungen betroffenen Verbindungen und die absurden Alternativvorschläge des Verkehrsministeriums sind in diesem pdf-Dokument (47 KB) einsehbar.

  • Kürzungen im Überblick (pdf-Dokument, 47 KB) 
  • Unsere Bahn soll weiterfahren (Petition vom 19.07.12)
  • Petition gegen Zug-Streichungen in Mecklenburg-Vorpommern (Daburnas Logbuch, 20.07.12)
  • Einfach den nächsten Zug nehmen (Nordkurier, 30.07.12)
  • Unterschriftensammlung gegen Kürzungen im Bahnverkehr von MV (Grüne Greifswald, 06.08.12)

Fotowettbewerb Fleischervorstadt

Auch für das kommende Jahr möchte das Quartiersbüro Fleischervorstadt wieder einen Stadtteilkalender herausgeben und ruft hierfür einen Fotowettbewerb aus, an dem alle mitmachen können.

kalender greifswaldDas Motto des geplanten Kalenders ist 1913-2013 — gesucht werden naheliegenderweise Fotos, die an die Fleischervorstadt von vor 100 Jahren erinnern, seien es „alte Häuser, Fenster, Haustüren, Zäune, Laternen oder Bauteile“, wie es in der Wettbewerbsausschreibung heißt.

Die Fotos können bis zum 20. September sowohl (e-)postalisch als auch persönlich eingesendet werden, wobei die Wettbewerbsbeiträge pro Person auf drei begrenzt sind. Anschließend wird eine Jury — vermutlich die beiden Mitarbeitenden des Quartiersbüros, zwei Fotografen und ein weiterer Bewohner der Fleischervorstadt — aus den Einsendungen die ihrer Meinung nach besten Fotos auswählen.

Den Urheberinnen der ausgewählten Motive winkt keine weitere Prämierung jenseits der Platzierung des eigenen Bilds im Fleischervorstadtkalender, der bis Jahresende dann zum nunmehr fünften Mal erscheinen wird.

Das Einreichen eigener Beiträge ist bis zum 20.09. möglich. Anschrift, Öffnungszeiten und E-Mailadressen des Quartiersbüros sind hier zu finden.

 (Foto: Fleischervorstadt-Kalender 2010, Kevin Neitzel)

Greifswalder Student in Syrien getötet

Die Süddeutsche Zeitung vermeldet heute den Tod des Syriers Husam A., der in Greifswald Medizin studierte, bevor er zurück in sein Heimatland ging, um dort die syrische Revolution gegen das Regime des Präsidenten Baschar al-Assad zu unterstützen. Vor knapp einer Woche soll der Student von einem Heckenschützen der regimetreuen Schabiha-Milizen im umkämpften Aleppo getötet worden sein.

Husam A. soll noch von Greifswald aus die Facebook-Gruppe Freedom Flowers Coordination – Aleppo gegründet haben, um innerhalb Syriens über die Revolution zu informieren. Im vergangenen Jahr wurde er beim Verteilen von Flugblättern von der Polizei festgenommen und inhaftiert. Dreißig Tage, nachdem er aus der Haft entlassen wurde, sprach er gegenüber dem Weltspiegel über Haftbedingungen und Folter, die er im Gefängnis erleben musste:

husam a syrien(Filmstill YouTube)

Kämpfer der Freien Syrischen Armee sollen seinem Vater den Leichnam des Studenten übergeben haben. Er sei inzwischen an einem geheimen Ort begraben.

Die Revolution in Syrien ist längst zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und der rebellierenden Opposition geworden. Der Konflikt dauert inzwischen seit März 2011 an und kostete tausende Oppositionelle das Leben. Unzählige Menschen wurden verhaftet und verschwanden in den Gefängnissen des Regimes, das mit schweren Waffen gegen die eigene Bevölkerung kämpft.

Mit langen Beinen gegen den Quotentod: „Germany’s Next Topmodel“ auch in Greifswald auf Mädchensuche

Wenn es mit der beruflichen Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern nicht so klappen will, bleibt für einige Mädchen noch Endstation Modelaspirantin bei Heidi Klum. Die mittlerweile unsealige Moderatorin der bereits in siebenter Staffel produzierten Casting-Show Germany’s Next Topmodel plant nämlich, einen achten Teil des in 43 Ländern verkauften Fernsehklons America‘s Next Top Model zu drehen.

Am 17. August startet eine bundesweite Casting-Tour mit mindestens 19 Terminen, auf der das Produktionsteam nach neuen Schönheiten Ausschau hält, die in das schönheitsidealisierte Rezeptionsmuster der deutschen Fernsehrepublik passen. Die Karawane der Modelmacher wird am 18. August auch in Greifswald halten und hier als hypothetische Traumerfüller junger Mädchen auf den Plan treten.

topmodel

Die Teilnahmebedingungen für die Sendung sind dieses Jahr härter denn je, denn die erste Einstiegshürde — die Mindestkörpergröße der Kandidatinnen — wurde um vier Zentimeter hochgeschraubt und beträgt jetzt 1,76 Meter. In Internetforen beklagen die ersten 1,74-Meter-Mädchen diese Änderung und fühlen sich ausgeickst. Aber Hochgeschossenheit allein reicht nicht für die unerreichbare Altersvorsorge: Modelmaße und das Talent zum Posieren werden ebenfalls von den Bewerberinnen verlangt.

Vielleicht werden im kommenden Anlauf deswegen weniger Mädchen als in den Vorjahren versuchen, ihre zumeist unerfüllbaren Träume vom Topmodel in Kollaboration mit der geschäftstüchtigen Heidi Klum zu verwirklichen. Für die gerade erst vergangene  siebente Staffel bewarben sich immerhin 15.711 junge Frauen. Und auch dieses Mal werden die Produzenten sicher genügend junge Menschen auftreiben, die sich — von der massengesellschaftlichen Traumindustrie verführt — vor den Karren der Jury, bestehend aus Heidi Klum und Thomas Rath, spannen lassen. Die zuletzt quotenschwächelnde Show gehört schließlich wieder aus dem Dreck gezogen!

Unter dem voyeuristischen Blick der laufenden Kameras kriegen die jungen Dinger dann unter anderem vom Catwalk-Trainer Jorge Gonzales nochmal das Laufen beigebracht und absolvieren eine Reihe dämlicher Wettstreite. Brauchen wir das wirklich?

Alle bislang bestätigten Termine der Casting-Tour sind hier zu finden.

Fakten: 18.08. | 14 – 20 Uhr | Mercure Hotel

Westendactionheroes starten im art-cube durch

westend actionheroesIm sogenannten Westend — mit diesem Begriff wird in Greifswald der westliche, halbtote Teil der Langen Straße in Richtung Bahnhof bezeichnet — startet heute eine Performancereihe in den Räumlichkeiten des Kunstvereins art-cube.

Zukünftig werden dort in unregelmäßigen Abständen Performanzen hiesiger Kunstschaffender stattfinden, die dort für jeweils einen Tag abliefern sollen und bei ihren aktionistischen Auftritten unter dem Titel „Westendactionheroes“ firmieren werden. Man darf gespannt sein und eine Veranstaltung bei Facebook gibt es dazu auch.

(Abbildung: Veranstaltende)

Fakten: 03.08. | 20 Uhr | art-cube (Lange Str. 20)

Stellenausschreibung: MINT sucht studentische Hilfskräfte

Am der Universität Greifswald werden ab Mitte September beziehungsweise ab Oktober mehrere studentische Hilfskräfte eingestellt, die das am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie angesiedelte MINT-Projekt unterstützen sollen.

MINT, das ist eine außeruniversitäre Kooperation, bei der es um Nachwuchswerbung für naturwissenschaftliche Fächer geht. Die Abkürzung steht für die betroffenen Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gemeinsam mit dem Sonderforschungsbereich Transregio 24 veranstaltet das Institut für Physik die an Schüler und Schülerinnen adressierten Projekttage ProPhys 2012, die einen Einblick in das Fach und den Studienstandort Greifswald gewähren sollen.

physiktage greifswald(Foto: Flyer, Uni Greifswald)

Für die Durchführung dieser Tage werden vorzugsweise Studierende der Physik oder einer anderen Naturwissenschaft gesucht, die Freude an ihrem Fach mitbringen und dieses Vergnügen während der Projekttage auch an die teilnehmenden Schüler vermitteln wollen. Außerdem wird eine Studierende gesucht, die zusammen mit einer weiteren studentischen Hilfskraft ein Schülerprojekt zu Robotik (Lego Mindstorms) betreut und sowohl am Thema als auch an Informatik und Programmiererei interessiert ist.

Diese Stelle läuft bis Ende Mai 2013 und wird — wie auch die Tätigkeiten während der ProPhys 2012 — mit dem ortsüblichen Standardsatz von 8,40 Euro vergütet. Weitere Informationen findet ihr in den beiden Ausschreibungen zu den Physiktagen (pdf-Dokument, 0,1 MB) und dem Robotik-Projekt (pdf-Dokument, 0,1 MB). Auf den jeweiligen Webseiten erfahrt ihr mehr über das MINT-Projekt und die Prophys 2012.