Greifswald im Radio: Rechtsextremisten an deutschen Hochschulen und das Outing des Neonazis Marcus G.

Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) sendete kürzlich einen Beitrag über Neonazis an deutschen Universitäten, in dem auch das Outing des in Greifswald studierenden Rechtsextremisten Marcus G. thematisiert wird. Im  November 2011 machte eine Gruppe Verkleideter während einer Vorlesung auf dessen neonazistische Aktivitäten öffentlich aufmerksam.

marcus g. nsg(Foto: Indymedia)

Braune Kommilitonen — Rechtsextremismus an Hochschulen thematisiert zuerst den Potsdamer Praktikumsstreit zwischen der dortigen Hochschule und einem immatrikulierten NPD-Anhänger, der im Interview auch über Schulungsbemühungen in der rechten Szene spricht. Bernhard Wagner vom Aussteiger-Programm Exit ergänzt dessen Ausführungen aus anderer Perspektive und berichtet von curricularischen Aufzeichnungen ehemaliger Neonazis.

An der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg tritt eine rechte Hochschulgruppe, die ein NPD-Stadtratsmitglied gründete, bei den Gremienwahlen an. Das Thema Burschenschaften wird am Beispiel der Hochschule in Gießen behandelt, dann geht es schließlich um Greifswald.

EINSCHÜCHTERUNGSVERSUCHE GEGEN DEN WEBMORITZ: „DIE FRIST WAR IRGENDWIE ACHT MINUTEN“

Mit Gabriel Kords, Simon Voigt und Felix Kremser wird ein Teil der ehemaligen und der gegenwärtigen Chefredaktion des webMoritz interviewt. Die Studenten sprechen über ihre Berichterstattung zur Causa Marcus G. und die juristischen Drohungen, mit denen der Neonazi auf das mediale Interesse an seinen Aktivitäten reagierte. „Greifswald im Radio: Rechtsextremisten an deutschen Hochschulen und das Outing des Neonazis Marcus G.“ weiterlesen

Lass dich nicht keilen! Das Corps Borussia und die Greifswalder Wohnungsnot

Der Start ins neue Semester ist nicht nur für die Neuankömmlinge anstrengend, die sich um die Organisation des bevorstehenden Studiums, die Beschaffung einer Bleibe und den Neuaufbau eines sozialen Umfelds kümmern müssen. Kräftezehrend ist diese Zeit auch für jene Menschen, die hier schon länger verweilen und für die in dieser Zeit die Jagdsaison anbricht.

KORPORIERTE ROTTEN UND FRISCHLINGE OHNE ORIENTIERUNG

Fast allen geht es darum, die Frischlinge für sich und das eigene Rudel zu gewinnen. Brünftige Platzhirsche streifen auf der Suche nach zwischenmenschlichen Abenteuern offenen Auges durchs Revier. Die Vertreterinnen fast aller ökologischen, hochschulpolitischen, sozialen und sportiven Vereine sind mit ihren Werbematerialien unterwegs und suchen Verbündete in Sachen Ehrenamt.

Clubs und Kneipen geben sich in diesen zwei Wochen größte Mühe, als besonders interessante Adressen wahrgenommen zu werden, und akquirieren neue Stammkunden. Und dann sind da noch die Burschenschaften und Studentenverbindungen, die wenig unversucht lassen, um zum Semesterbeginn neue Frischlinge für ihre korporierten Rotten zu rekrutieren.

corps borussia greifswald (Montage: 17vier, Foto: Veranstaltung des Corps Guestfalia Greifswald, von Corps Guestfalia)

Dieses Ziel verfolgten Greifswalder Studentenverbindungen in den letzten Jahren vorwiegend auf zwei Wegen. Einerseits bemühte man sich darum, bei der Erstsemesterbegrüßung als Tutor aufzutreten und sich beim anschließenden Kneipenbummel als kompetente Ansprechperson darzustellen und für die eigene Verbindung zu werben — am besten gleich auf dem eigenen Haus.

Andererseits offerieren einige Korporationen mal mehr, mal weniger günstige Zimmer in der Innenstadt und profitieren von der strukturellen Wohnungsknappheit in Greifswald. Mit diesen Angeboten bot man Schnittstellen für die drei wesentlichen Probleme der Neuankömmlinge: Wohnraum, Orientierung im Studium und soziales Umfeld.

DIE KÜMMERER: „KEIN GELD FÜR DAS HOTEL? WIR HELFEN!“

Die pflichtschlagende Studentenverbindung Corps Borussia ist dieses Jahr auf eine neue Idee gekommen, um Erstsemester auf sich aufmerksam zu machen und an sich zu binden. Seit dem 1. März stellen die Corpsburschen zehn Schlafplätze in ihrem Haus in der Goethe-Straße zur Verfügung. Für 10 Euro pro Nacht dürfen es sich wohnungslose Studierende auf einem Feldbett bequem machen — sogar Frauen sind eingeladen. Die Losung der Aktion lautet Kein Dach über dem Kopf? Kein Geld für das Hotel? Wir helfen!

corps borussia verbindungshaus

Das Inserat wird auf dem digitalen schwarzen Brett der Uni unter dem Nickname CubaLibré verbreitet, ein zweiter Account wurde eigens eingerichtet, um auf die Angebote scheinbar zu antworten und sie im aktualisierten, sichtbaren Bereich des Online-Forums zu halten.

Die Aktion ist gut überlegt und soll bis zum Ende des Monats andauern. Die Initiatoren kümmern sich um die Erstis und decken mit ihrem Angebot die drei oben genannten Problemfelder ab.

Wer sich am Köder des Corps verschluckt hat, könne „nach anstrengender Wohnungssuche“ den Tag im „großen Gemeinschaftsraum mit Tresen“ ausklingen lassen und bei der ersten Orientierung zudem auf die Hilfe „erfahrener Studenten“ zurückgreifen. Spätestens hier sollten die Alarmglöckchen klingeln und den Wohnungssuchenden bewusst machen, wie hoch der Preis für den vermeintlich komfortablen Studienbeginn in Greifswald sein kann, wenn aus einem mehrtägigen Mietverhältnis ein Bund fürs Leben wird.

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Wer in Greifswald noch keine Wohnung gefunden hat, sich aber vor Schmissen, Schärpen und Schädelbrummen in Acht nehmen möchte, sollte diese verlinkten Inhalte im Auge behalten.

Umgestaltungspläne für die Wiesenstraße online

Am 23.02. stellten Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Planungsbüros Merkel Ingenieur Consult die Sanierungspläne für die Wiesenstraße vor. Wenige Wochen zuvor fand bereits eine ähnliche Veranstaltung für die Gützkower Straße statt, bei der interessierte Bürgerinnen und Anwohner noch vor Baubeginn in die Planungen miteinbezogen wurden.

Inzwischen sind die Pläne öffentlich und können im Internet eingesehen werden. Für die Sanierung der insgesamt 620m langen Wiesenstraße seien nach Informationen der Ostsee-Zeitung laut der BauBeCon, dem Sanierungsträger der Stadt, bereits über zwei Millionen Euro bewilligt.

Sanierung Wiesenstrasse Greifswald

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Bäume ja, aber bitte nicht vor meinem Fenster

Die geplante Umgestaltung ist in drei Abschnitte strukturiert: von der Wachsmann- bis zur Gützkower Straße, von der Gützkower Straße bis zur Langen Reihe und schließlich von dort bis zur Bleichstraße. Die Arbeiten sollen zuerst am ersten und letzten Abschnitt beginnen, anschließend wird das Stück zwischen der Langen Reihe und der Gützkower Straße bebaut.

Zu den wichtigsten Zielen der Baumaßnahmen gehören die Verkehrsberuhigung – die gesamte Wiesenstraße soll zur Tempo-30-Zone werden, während an den Kreuzungsknoten Pflaster gesetzt wird – und eine umfassende Aufhübschung. Diese soll durch Rosenbeete und eingesetzte Bäume erfolgen. Ausgerechnet hier scheiden sich die Geister: Grün soll es werden, aber bitte nicht vor dem eigenen Fenster, denn dem könnte eine Verschattung drohen! Dieser beschämende Reflex ist in ähnlicher Form durch Diskussionen über Skaterflächen, Kindertagesstätten oder Spielplätzen bekannt.

Das kleine Arreal, auf dem die Wertstoffcontainer stehen, soll begrünt und eingezäunt werden. Die bislang zumindest in Bauabschnitt 2 – also zwischen Gützkower Straße und Lange Reihe – befindlichen Fahrradwege werden in PKW-Stellplätze umgewandelt. Neue Radwege kommen im Umgestaltungskonzept nicht vor und der unmotorisierte Individualverkehr wird auf die Straße ausweichen müssen. Auch Radschutzstreifen sind nicht geplant. Die gesamte Sanierung wird von Bund, Land und der Stadt gezahlt.

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  • Präsentation der geplanten Umgestaltung Wiesenstraße (pdf-Dokument, 12,9 MB)

Fischer Lange und die Krux mit den Fangquoten

Vor einer Woche wurde hier auf eine sehenswerte Reportage über den Fischer Martin Lange aus Freest hingewiesen, der seinen Kutter in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem WWF mit einem Kamerasystem ausstattete, um Zeugnis seiner Fangmethoden abzulegen und beweisen zu können, dass er ökologisch nachhaltig fischt. Ziel dieser Bemühungen ist das sogenannte MSC-Zertifikat (Marine Stewardship Council).

fischfangquoten heringe(Foto: Filmstill Nordost TV)

BEDROHTE EXISTENZEN: FISCHER VS. FISCHBESTAND

In einem zweiten Teil dieses Portraits wird Martin Lange wieder bei seiner Arbeit begleitet, jedoch stehen diesmal nicht die Kameras im Fokus, sondern die Fangquoten, mit denen eine Überfischung der Meere, in diesem Fall der Ostsee, verhindert werden soll. Langes Betrieb leidet vor allem unter der Limitierung der erlaubten Heringsfangmenge, die ihm wirtschaftlich sehr zu schaffen macht. In Europa gelten 80 Prozent der Fischbestände als überfischt.

In dem sehenswerten Beitrag kommen neben Martin Lange ein weiterer Fischer aus Freest und Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei zu Wort. Der zweite Teil der Reportage wurde natürlich auch wieder vom neuen Sender nordost TV produziert, der vermutlich ab April seinen Weg via Kabel in die deutschen Fernsehhaushalte finden wird. Vorerst sind die meisten Beiträge des Senders online und auch in HD abrufbar.

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Tag der Archive: Sturmfluten in Greifswald

Am Wochenende findet der Tag der Archive statt. Das ist eine vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) initiierte bundesweite Veranstaltung, die das Ziel verfolgt, die Schwellenängste vieler Bürger vor Archiven zu überwinden. Das diesjährige Thema lautet „Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen“.

Die verheerende Sturmflut von 1872 

In Greifswald wird das Thema Sturmfluten fokussiert. Hierzu wird der Stadtarchivar Uwe Kiel am Sonnabend einen Vortrag halten, in dem er sich ganz konkret der schwersten Sturmflut widmen wird, die jemals in der Hansestadt registriert wurde. Damals, im November 1872, richtete die Naturkatastrohe verheerende Schäden an und kostete mehrere Menschen das Leben. Kiel wird beeindruckende Fotos und Dokumente zeigen.

Sturmflut Greifswald

(Foto: Pommersches Landesmuseum, 1904)

Fakten: 03.03. | 11 Uhr | Aula der Arndt-Schule (Arndtstr. 37)

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #22

Lieber gar nicht aufstehen, als in den Ausguss sehen / Lieber weiter dämmern, langsam sollte was gehen / Weiß noch nicht wie ich geht, wie es so um mich steht / wie man sich aus dem Schlaf stiehlt und will es auch nicht. / Das kleine Einmaleins, das große Einmaleins / ich kenne leider keins, das jetzt schon zu mir passt / Ich bin noch nicht bereit für die innere Uhr / ich spüre nur dass irgendwas mit Zeigern nach mir schmeißt / Wenn ich nur vorbei flieg / muss ich da nicht landen / bleib ich in der Luft und lass mich nicht darauf ein.

kurze wege lange nächteGreifswald befindet sich in der Schläfrigkeit der vorlesungsfreien Zeit. Wer nicht gut genug vernetzt ist, um private Sausen zu feiern, muss mit dem überschaubaren öffentlichen Kulturangebot vorliebnehmen. Das kann dann zum Beispiel die 80er/90er-Disko im IKUWO sein, das flotte Punkbesteck im Klex, die Premiere des Dogma-Klassikers Das Fest oder die szenische Annäherung an die Jugend von Patti Smith. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #22“ weiterlesen