EPO 2011 #2: Aussicht auf Zukunft statt Zerfall & Abriss

Die Entwicklungspolitischen Tage ruhen auch am Wochenende nicht. Am Sonntag präsentiert der durch das Ringen um die Straze (Stralsunder Str. 10) bekannte Verein Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V. eine von Thorsten Rütz und Felix Schönrock (beide Altstadtinititative Greifswald) geleitete Exkursion durch Gebäude der Greifswalder Altstadt.

„In den 1980er Jahren war der Abbruch der meisten Greifswalder Altstadthäuser beschlossene Sache. Die politische Wende brachte neue Möglichkeiten demokratischer Einmischung. Im Oktober des Jahres kam eine Gruppe von Bürger_innen zusammen, aus der die Greifswalder Altstadtinitiative hervorging. Sie bewirkte einen allgemeinen Abrissstopp, sicherte Bauten durch Notreparaturen und steuerte wichtige baugeschichtliche Erkenntnisse bei.“

greifswalder altstadt sanierung(Foto: Koeppenhaus via Flickr)

Der Stadtspaziergang führt in die Situation der Altstadt zur Wendezeit sowie den Stand der Denkmalsanierung bis heute ein und zeigt Erfolge und Grenzen zivilgesellschaftlichen Engagements auf.

Die Führung beginnt um 14 Uhr an der Stadtinformation (Rathaus).

Fakten: 06.11. | 14 – 16 Uhr | frei

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #14

Da ist der Partymob mit einem Anschlag / Sie wollen mich mitnehmen, denn es ist Partysamstag / Ich versuch mich totzustellen doch sie prügeln mich wach / also Konterpils, duschen und dann raus in die Nacht / Denn es ist Samstagnacht, Partypflicht / heute gehst du tanzen, ob du willst oder nicht / Du gibst dir die Kante, dass du Sterne siehst / und dass du mir nicht vor sieben zuhause bist! 

greifswald wochenendeKLAPS-U-NIGHT FÜR KLAUSTROPHILE

Wer die Vorzüge der räumlichen Enge schätzt, ist beim alljährlich stattfindenen Riesenspektakel der fünf Studentenclubs genau richtig. Hier wird man gesehen und spottet auch allen anderen! Das alles vereinende Motto lautet dieses Mal „MusicEvolution“, was auch immer man sich darunter vorstellen mag.

Bekanntlich sind neben gut 1500 Studierdenen auch einige Bands mit von der Partie und so werden heute Abend die Franzosen Léopaleur und die Berliner Formation Los Bomberos de Monte Cruz, die einst die Übrigbleibsel von Lex Barker Experience beherbergten, präsentiert. Außerdem gibt’s Alternative Rock mit Sep7ember und es spielt die Singer/Songwriterin Cynthia.

Fakten: 29.10. | AK ab 19.30 | Mensa | 11/9,50 EUR (Studierende)

DUBSTEP FÜR DIE HÜFTE, LATIN GEGEN DEN HERBST

Wer es dann doch nicht so voll mag, pirscht ins IKUWO, wo das spanisch-kolumbianische Duo Territorio Comanche Latin und Cumbia aufbläst, tieffrequent andickt und aufgedubbt gen Publikum feuert.

terretorio(Foto: Promobild)

„Jairo Cataño und der aus Bogotá stammende Rodolfo Venegas reichern ihre energetischen Live-Shows zudem mit Visuals diverser Künstler an und werden am Mic unterstützt durch MC Dressla vom weltweit geschätzten Leipziger Digi-Dub-Label Jahtari. Nach dieser noch von europäischer Club Culture geprägten Hybridform geht es dann mit DJ Chamigo aus Argentinien direkt zu den tropisch-elektrischen Vibes und komplexen Rhythmen, die derzeit in Lateinamerika die Dancefloors aufkochen. Ein perfektes Hüftschwung-Gegenmittel zur Herbstdepression!“

Fakten: 29.10. | 22 Uhr | IKUWO | 5 EUR

DRITTE INTERNATIONALE TORTENAKADEMIE

Auch in der Alten Bäckerei bleibt man der selbstgenerierten Tradition treu und ruft an diesem Wochende die nunmehr dritte Internationale Tortenakademie aus. In den letzten Jahren verzeichnete der hier einzigartige konditorische Wettstreit rege Anteilnahme des Publikums, was dazu aufgefordert wurde, sich mit eigenen Tortenwerken zu beteiligen.

Bis heute Abend können eigene Kreationen in der Alten Bäckerei abgegeben werden, am Sonntag findet schließlich die Siegerinnenehrung statt und es darf geschlemmt werden. Im Hintergrund hängt die Ausstellung Paare, im Vordergrund steht der Genuss.

alte bäckerei torten(Foto: Stephanie Riech, 2009)

Bilder der letztjährigen Tortenakademie gibt es hier zu sehen.

Fakten: 30.10. | 14 Uhr | Alte Bäckerei | Eintritt frei

DAS ENDE EINLÄUTEND: MINITIMER KATZENPOSTER

Während sich die Massen feiertagsduselig des verlängerten Wochenendes erfreuen und eine der zahlreichen, zum Teil nicht angekündigten, Halloween-Parties besuchen werden, findet in der Kulturbar der überhaupt nicht gruselige Gegenentwurf statt.

minitimer katzenposter(Foto: Promobild)

Dort wird die Rostocker Indie-Popband Minitimer Katzenposter auftreten. Ins Gepäck hat auch noch eine zweite Band gepasst, die es gleichsam ruhiger angehen lässt: if manda leaves.

Fakten: 30.10. | 22 Uhr | Kulturbar | Eintritt frei

Visionäre Klimablickwinkel gefunden?

Der vom Greifswalder Klimabündnis ausgerufene Wettbewerb zu den visionären Klimablickwinkeln ist beendet und die Stadtverwaltung hat heute Nachmittag die Gewinner mitgeteilt. Bei der Jury-Entscheidung sollen unter anderem der Idee, der künstlerischen Umsetzung und dem Lokalbezug besonderes Gewicht zugekommen sein.

Die drei eingereichten Arbeiten, welche von der Jury für die Besten befunden wurden, werden mit Geldpreisen und Einkaufsgutscheinen prämiert. Für die Platzierungen 4-10 gibt es eben kleine Sachpreise und unter allen übrigen mehr als 90 Einsendungen werden noch 20 Kinogutscheine verlost. Die Belohnungen werden während der 3. Greifswalder Klima-Aktionstage am 18. November in der Stadthalle übergeben.

Vom 1. und 3.Platz sowie dem Bild Greifswald – grün von Daniel Salinas-Lange werden in naher Zukunft offizielle Postkarten produziert, die das kommunalpolitische Engagement für Klimaschutz nach außen tragen sollen.

Heile Welt in Gefahr? RCDS enttarnt antidemokratische Tendenzen bei der Hedonistischen Internationalen

Schweissperlen werden sich unaufhaltsam ihren Weg über Thorben Vierkants Gesicht gebahnt haben, als der Vorsitzende des Greifswalder RCDS am vergangenen Freitag mit wutrotem Kopf an seiner Pressemitteilung feilte, immerhin schon die vierte in diesem Jahr.

„MEHR RESPEKT VOR DER DEMOKRATIE“ 

thorben vierkant hedonistVierkant hatte allen Grund, sich zu ärgern, denn am letzten Dienstag musste er auf dem webMoritz lesen, dass Gegnerinnen des umstrittenen Namenspatrons Arndt eine inoffizielle Umbenennungsfeier veranstalteten. Ein Aktionskommando der vom Verfassungsschutz unbeobachteten Untergrundorganisation H.i.G.H. (Hedonismus inna Greifswalder Hochschule) führte in der Nacht von Montag auf Dienstag eine symbolische Namensdepatronisierung der Universität durch und köpfte zum 555. Geburtstag der Hochschule eine Flasche Sekt (der Fleischervorstadt-Blog berichtete).

Das war zuviel für den einstigen Aktivpfosten der Pro-Arndt-AG, der sich 2009 ganz dem ausgebrochenen Namensstreit verschrieb. Das war das Salz in seiner Wunde, das rüttelte und zerrte an den unverheilten Narben der Vergangenheit und thorbend vor Wut forderte der RCDS-Vorsitzende die ihm unbekannten Hedonistinnen auf, „in der Zukunft bei ihren Aktionen mehr Respekt vor der Demokratie zu haben“.

(Originalfoto: webMoritz)

MIT DER GLOCKE IN DER HAND FÜR EIN FREIES VATERLAND! 

Um sich Vierkant als einst weiches Kind vorzustellen, bedarf es nicht viel Phantasie. Heute ist er bei der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald gelandet und ficht seine Probleme mit dem Glockenschläger aus, einer bei Mensuren verwendeten Hiebwaffe, mit der bei einer der drei Pflichtpartien auch seine feinen Gesichtszüge zu einem schmissigen Gesamtkunstwerk umgestaltet werden könnten.

rcds poster Dabei sei nur am Rande angeschnitten, dass diese Verbindung nach wie vor Mitglied im Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) ist, dessen letztes mediales Aufsehen im Sommer 2011 durch zwei (nicht angenommene bzw. eingereichte) Anträge der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn ausgelöst wurde. Einer dieser Anträge sah vor, dass nur noch Deutschstämmige Mitglied werden können sollten, der andere sollte den Ausschluss eines Studenten mit chinesischen Wurzeln vorantreiben.

Die vierkantige Pressemitteilung verhallte übrigens ungedruckt und völlig wirkungslos. Lediglich RCDS-Kumpan Johannes Radtke gönnte der virtuellen Papiertigerkatze noch einen Retweet beim Microblogging-Dienst Twitter, aber das war es dann auch schon mit dem Projekt Zukunft. Es sind noch ungefähr neun Wochen bis zum Jahresende. In Anbetracht der diesjährigen Publikationsfrequenz darf man sich also noch auf voraussichtlich einen weiteren RCDS-Text freuen. Bis dahin bleiben friedliche Versammlungen hoffentlich noch immer eine demokratische Leibesübung und der universitäre Namenspatron Ernst-Moritz-Arndt weiterhin diskutabel.

Falsch verbunden? Antrag auf Beratungsangebot für Korporierte

Am Dienstag tagt das Greifswalder StuPa und wird unter anderem einen Antrag diskutieren müssen, der auf die Einrichtung eines Beratungstelefons für vorwiegend ausstiegswillige Burschenschafter abzielt. Die Hotline soll in enger Kooperation zwischen dem AStA und der psychologischen Beratung des Greifswalder Studentenwerks angeboten werden.

Im Antragstext wird auf die oft unsagbar günstigen Mietkosten hingewiesen, die einige Verbindungen zum „moralischen Preis“ einer längerfristigen Abhängigkeit und Verbundenhkeit offerieren.

burschenschafter hotline

(Abbildung: AStA Göttingen)

Oft werden dabei patriarchalische Gesellschaftsbilder dargestellt. Strenge hierarchische Strukturen, elitäre Anforderungen und überholte Frauenbilder engen die freie Gestaltungskraft eines Studenten in seiner universitären Entwicklungsphase ein. Alkoholismus und Rituale der Unterordnung können massive Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen. Die verfasste Studierendenschaft sollte Angebote schaffen, die es potenziellen Aussteigern ermöglicht sich von zwanghaften Gemeinschaftsgefühl und Lebensbund zu lösen.

Wenig Bedarf, fast keine Kosten

Vorbild für den Antrag ist der AStA Göttingen, der schon vor 18 Monaten ein telefonisches Beratungsangebot dieser Art einrichtete. Dadurch seien in Göttingen weder zusätzliche Kosten entstanden noch würden die dortigen AStA-Referentinnen durch die Hotline überlastet, denn die Beratung würde von Mitgliedern der politischen Hochschulgruppen geleistet werden, wie Stupist Eric Makswitat in seinem Blog festhält.

studentenverbindungen street artGeht es nach den sechs Antragsstellern, so beginnt die Hotline mit einer wöchentlichen Telefonstunde.  Wer die Schärpe an den Nagel hängen will, erhält dort Kontakt zu rechtlichen und sozialen Beratungen in Sachen Ausstiegs und Bedrohung, bei der Bewältigung einer Alkohlabhängigkeit sowie zu Krisenintervention.

In Göttingen soll es mehr als 50 Burschenschaften, Corps und Verbindungen geben und damit mehr als doppelt so viele wie in Greifswald. Die Resonanz auf die Hotline soll dort anfangs sehr gut gewesen sein; mittlweile hat sich aber die Zahl der Telefongespräche auf 3-4 pro Tag beruhigt. In Greifswald wird der Beratungshunger kaum größer sein, weswegen die für heute Abend zu erwartende Debattenzeit wohl kaum in angemessener Relation zur Reichweite des Diskussionsgegenstands stehen wird.

Gespannt sein darf man aber schon jetzt auf die Redebeiträge des Stupisten Alexander Wilhelm Schmidt, der als Doppelaussteiger nicht nur die sächsischen Republikaner, sondern auch eine Greifswalder Turnerschaft hinter sich gelassen haben soll.

(Foto: daklebtwas, CC BY-NC 2.0)