Das IKUWO startet in die Herbstsaison

Die Sommerpause ist vorüber und für das Internationale Kultur- und Wohnprojekt (IKUWO) steht die Herbstsaison ins Haus. Der besten Jahreszeit zum Scheitern wird dort heute Abend entschlossen und erhobenen Hauptes entgegengetreten.

The Beautiful Fall

Unter dem musikalischen Kommando von Lofi Deluxe, dem Kirschberger, HaNNaH und The Basstion geht es quer durch die verschiedenen Genres und Musikdekaden – einmal Rock ’n‘ Roll, Disco, Funk, House, Elektro, Drum ’n‘ Bass und zurück bitte und das Ganze ausschließlich auf Vinyl abgespielt, wenn es geht.

Die erste Sause nach der Pause und dann auch noch eintrittsfrei – da ist rechtzeitiges Erscheinen anzuraten,  wenn der Abend nicht in einer Warteschleife vor der Tür vergeudet werden soll. Wir sind wieder da!

Fakten: 08.10. | 22 Uhr | IKUWO (Goethe-Str.1) | Eintritt frei

Dosenwerfen auf Linksextremismus und HartzIV in Anklam

Manchmal kann man einfach nur noch den Kopf schütteln. Das geht dann von links nach rechts und wieder zurück. Diese Choreographie des Missmuts wiederholt sich einige Male und verebbt dann schließlich; zurück bleiben gerunzelte Stirn und bedrückte Mimik. Von Zeit zu Zeit und bei besonderen Tölpeleien will das Kopfschütteln, das in diesen Situationen eher einem Umherwerfen der Denkzentrale gleicht, partout nicht aufhören.

Liberale holten im politischen Niemandsland zum großen politischen Wurf aus

Dieses Gefühl ist vermutlich allgemein bekannt. Wer sich aber in experimentierfreudiger Nachempfindsamkeit üben möchte, wirft einen kritischen Blick auf diese weltfremde Pressemitteilung der Liberalen Hochschulgruppe aus Greifswald.

Der Vorsitzende Patrick Kaatz resümiert hier den Tag der deutschen Einheit und wie er ihn in Anklam bei einem Demokratiefest verbrachte. Bis hierhin scheint noch alles in Ordnung zu sein, aber dann wird offenbar, dass Kaatz entweder in einer anderen Stadt war oder die Zeichen der Zeit fehldeutete:

„Wir bezogen unseren Stand, eine von der Stadt gestellte Holzbude, zwischen Sozialdemokraten und der Linkspartei. Dort luden wir interessierte Bürger dazu ein, unliebsame Dinge, wie “Linksextremismus” oder “Hartz IV” beim Dosen werfen einfach mal “abzuwerfen”.

Für jeden Teilnehmer gab es anschließend ein Grundgesetz und für die Kleinen dazu noch Malbuch. Schnell sammelte sich eine kleine Traube von Menschen vor unserem Stand und den einen oder anderen Besucher durften wir im Verlauf des Tages häufiger begrüßen.

Außerdem zeigte sich Anklam an diesem Tag von seiner schönsten Seite. Neben strahlenden Sonnenschein blieben auch Besuche von Links- oder Rechtsextremisten größtenteils aus und es blieb für die Beteiligten ein schönes Volksfest.“

Populistisch gegen Populismus

Es gibt in Anklam wohl dringendere Probleme als den „Linksextremismus“ – in diesem Punkt sollte eigentlich ein Konsens bestehen. Und wenn ich schon nichts besseres zu tun habe, als Leibesübungen in Sachen Demokratie zum Rummelplatz-Spektakel zu degenerieren, dann nehme ich doch lieber die Dose mit der Aufschrift Populismus aus der Wurfbahn und sehe zufrieden und reinen Gewissens dabei zu, wie sich die Leute weiter auf Ziele wie Oskar Lafontaine, Kreisgebietsreform oder eben „Linksextremismus“ einschießen.

Die Förderung demokratischer Kultur ist sicher nirgendwo auf der Welt fehl am Platze, erst recht nicht in Anklam. Aber so platten Aktionismus, wie ihn die Liberale Hochschulgruppe hier beschreibt, braucht dort wirklich niemand und bringt die Peenestadt auch nicht weiter. Und die Sache mit dem Malbuch für die Kleinen kennen die Leute dort doch von ihren Kinderfesten, so diese nicht rechtzeitig verboten werden konnten.

Die Stirn ist runzelig, die Mimik bedrückt und mein Blick wandert immerfort von links nach rechts und wieder zurück.

Auch das Studententheater feiert den Semesterbeginn

Es kündigen ja gerade alle allerorten ihr großes Spektakel zum Semesterbeginn an und in diesen Kanon stimmt auch das Greifswalder Studententheater Stuthe mit ein.

Dunstkreise, Netzwerke, Seilschaften

Früher wartete der Verein regelmäßig mit seinen Klappe genannten Nabelschauen auf. Diese Tradition des Ausblickens auf kommende Stücke und der  schauspielerischen Erinnerung an vergangene Produktionen wird morgen Abend ganz offensichtlich wieder aufgenommen.
performance stuthe

(Foto: Kevin Neitzel)

Im Dunstkreis einer vor sich hin kokelnden Grillgesellschaft sind ab 18 Uhr alle, die sich für Stuthe interessieren, zum zwanglosen Erfahrungsaustausch, zum unverbindlichen Kennenlernen und zum Knüpfen untrennbarer Netzwerke eingeladen. Später, wenn der Gruppenschmaus vorüber, die marinierten Kadaver verschlungen sind und auch die letzten Tofukrümel ihren Weg in die Mägen der Besucherinnen fanden, geht es mit der Werkschau los.

Impro, Stalker und der ballspielende Mensch?

Vermutlich wird ein Auszug des im zurückliegenden Sommer Begeisterungsstürme provozierenden Fußballstücks HOMO PILICREPUS – der ballspielende Mensch präsentiert werden. Nach den euphorischen Publikumsresonanzen wurden drei weitere Aufführungen versprochen, von denen die erste auch gerade in der Brasserie Hermann beginnt.

fussball homo pilicrepus(Foto: Stuthe)

Vielleicht wird auch schon eine Probe von Tarkowskis  Stalker auf die Bretter gebracht werden. In einer Gemeinschaftsproduktion mit dem Theater Vorpommern wird die Umsetzung des sowjetischen Klassikers versucht, vermutlich sind die Arbeiten am Stück aber morgen noch nicht weit genug gediehen, um etwas aufzuführen. Es ist außerdem davon auszugehen, dass sich das Improvisationstheater Ma’ma ernst! nicht lange bitten lassen wird, einige Abläufe und Spiele seiner Shows zu zeigen.

Was darüber hinaus dargeboten wird, darüber läßt sich beim besten Willen nur spekulieren. Gerüchteweise werden morgen Abend bedrückende Neuigkeiten bezüglich der nach wie vor ungeklärten Raumsituation des Studententheaters verkündet werden (hier mehr Informationen zu Stuthes Nomadentum). Um aber mehr herauszufinden, bleibt morgen Abend eben nur der Weg auf eigene Faust in Richtung Fallada-Stadion.

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Wer Facebook mag, kann die eigene Teilnahme an der Veranstaltung auf der entsprechenden Seite für das Spektakel auch öffentlich kundtun.

Fakten: 06.10. | Fallada-Str. 2 | 18 Uhr (Grillen), 21 Uhr (Bühnenprogramm)

Lovis-Jubiläum: Ein über hundert Jahre altes Schiff wird zehn

Staunen, feiern, jubilieren – der Bildungslogger Lovis darf in der kommenden Woche auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken und lädt aus diesem Anlass zu einer vielseitigen Kulturoffensive ein.

SEGELTÖRN BIS NACH SPITZBERGEN

Die Lovis hat eine bewegte und bewegende Geschichte hinter sich. Sie wurde 1897 als Dampfschiff gebaut und etwa einhundert Jahre später von dem eigens dafür gegründeten Verein BÖE mit dem Ziel gekauft, ein Schiff zu unterhalten, das nicht allein der Fortbewegung auf See dient.

Nach langer Reise wurde die Lovis schließlich bis Greifswald geschleppt und zwei Jahre Bauzeit später konnte sie im März 2000 als zweimastiges Segelschiff den Betrieb aufnehmen. Fast die gesamte Ostseeküste konnte seitdem erkundet werden. Die Fahrten führten aber auch zu den britischen Inseln und bis Spitzbergen.

spitzbergen svalbard lovis(Foto: Lovis)

EINE MISCHUNG AUS REISEN UND AKTIONSFORMEN

Einem utopistischen Ideenmix aus Selbstbestimmung, Ökologie und Aktionismus anhängig, bot der Verein mit der Lovis nun Raum für Gruppen und Initiativen und es entstand eine „Mischung aus sehr verschiedenen Reisen und Aktionsformen“, wie es in der Selbstdarstellung des Projekts heißt, die die Lovis auch als „sozialen Experimentierraum“ beschreibt.

Wie sich Schiffe für umweltpolitische Aktionen nutzbar machen lassen, wurde beim Klimagipfel in Kopenhagen sichtbar, als die Klimapiraten mit mehreren Booten in die dänische Hauptstadt segelten.

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FILME, WERFTFEST & PODIUMSDISKUSSION

Die Lovis liegt jetzt im Greifswalder Museumshafen und lädt diese Woche täglich zu Veranstaltungen ein. So wird zum Beispiel heute Abend Jacques Cousteaus Schweigende Welt (1956) gezeigt – der erste Dokumentarfilm, der in Cannes die Goldene Palme gewann. Auch für Dienstag wird ein umweltpolitischer Film in Anwesenheit der Regisseurin angekündigt.

Am Mittwoch gastiert Kapitän Stefan Schmidt im Koeppenhaus. Sein Name ist untrennbar mit dem Schiff Cap Anamur und den 2004 in Seenot geratenen afrikanischen Flüchtlingen verknüpft. Einen Tag später wird im Pommerschen Landesmuseum eine Podiumsdiskussion über bürgerschaftliches Engagement in Greifswald stattfinden, bis die Jubiläumswoche schließlich mit einem rauschenden Werftfest am Sonnabend endet.

lovis-schiff

BILDUNGSOFFENSIVE MIT DEM LOVIGURATOR

Abschließend sei eine besondere Anwendung auf der Lovis-Homepage hervorgehoben. Wer kann schon spontan Fliegerstag und Großdirk auf dem Schiff verorten? Dem allgemein verbreiteten Unwissen über Segelschiffe wird hier ganz hervorragend entgegengearbeitet. Mithilfe des Lovigurator genannten Werkzeugs lassen sich die einzelnen Teile des Schiffes spielerisch und per Klick erschließen. Das so erworbene Wissen darf dann beim Open Ship am Mittwoch mit eigenen Eindrücken des Schiffes ergänzt werden.

lovis greifswald traditionssegler

Damit sind die wichtigsten Programmpunkte des zehnjährigen Jubiläum aufgezeigt und man darf auf interessante Veranstaltungen gespannt sein. Staunen, feiern, jubilieren – zehn Jahre Lovis und alle klatschen mit.

Showdown in Anklam

Viele werden den vorgestern Nacht im ZDF ausgestrahlten Dokumentarfilm Showdown in Anklam. Eine Stadt kämpft um die Demokratie. von Anita Blasberg, Marian Blasberg und Lutz Ackermann verpasst haben. Die politische Reportage taucht zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung ein in den Anklamer Kommunalwahlkampf und zeichnet ein düsteres Bild des politischen Systems in der 13.000-Einwohner-Stadt Ostvorpommerns.

DAS „SYSTEM GALANDER“

Getreu der Maxime Jede Stadt kriegt den Bürgermeister, den sie verdient ist in den vergangenen Jahren eine von Unternehmern dominierte, unpolitische Wählergemeinschaft (IfA) entstanden, die alsbald den zwischenzeitlich suspendierten Bürgermeister Michael Galander stellte.

Der aus den alten Bundesländern nach Anklam gezogene Bauunternehmer etablierte seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2002 zügig ein mehr oder minder funktionierendes System aus Anhängerschaften und Aufragsvergaben und konnte so einen Großteil der Anklamer Mittelschicht an sich binden. Teure Dienstwägen, kostspielige Dienstreisen und ein beinahe fürstliches Amtsgebaren erregten die Gemüter der verbliebenen Kommunalpolitikerinnen. Ermittlungen wegen Untreue stellte die Staatsanwaltschaft allerdings wegen mangelnder Erfolgsaussichten ein.

Stolpersteine und Unmöglichkeiten der Verwaltung wurden von Galander hemdsärmelig aus dem Weg geräumt: „Was vorher nicht möglich war von Amtswegen, das hat irgendwie gefunkt„, so eine Anklamer Eigenheimbauerin im Film.

ANKLAMER PARTEIEN NAHEZU BEDEUTUNGSLOS

Die klassischen Parteien sind mit Ausnahme der NPD, die sich in Anklam und Umgebung über vergleichsweise astronomische Wahlergebnisse freuen durfte, nahezu bedeutungslos. Allein die Versuche eines jungen Anklamer Polizisten, für die CDU ins Rathaus gewählt zu werden, wurden mit mehr als 20 % der abgegebenen Stimmen honoriert. Gereicht das hat nicht, um sich Galanders Bürgermeisterkandidatur in den Weg zu stellen.

„Showdown in Anklam“ weiterlesen

Prost und Contra in der Alten Bäckerei

Um die Alte Bäckerei ist es in den vergangenen Wochen ruhig geworden. Mit dem einsetzenden Herbst beginnt nun auch hoffentlich in der Mehringstraße das kulturelle Saisongeschäft.

Als Release-Veranstaltung für die zweite Ausgabe des „diskontinuierlichen Magazinformats“ Desertduktus, das „vordergründig zusammenhangslose Grafiken versammelt“, wird für morgen Abend die Vernissage Contra-, Prost angekündigt. Das zu veröffentlichende Heft wird in bester DIY-Tradition und in Kleinstauflage von Max Baitinger und Reymund Schröder eigenständig produziert und verteilt.

Die beiden Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig formulieren hier grafische Vorstellungen, die zu sprengkräftig für den Rahmen des Hochschulbetriebes sind.

Prost und Contra

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Arbeiten der beiden und wird durch Gastbeiträge von Freunden ergänzt. Unter dem Namen Pestdance zeichnen Susanne Knoll und Benjamin Kilchhofer für die Erfassung und Aneignung des akustischen Raums verantwortlich. Es werden Getränke und To-Go-Grafiken versprochen. Die Ausstellung ist Benjamin Köllner gewidmed.

Fakten: 02.10 | 20 Uhr | Alte Bäckerei (Vernissage)