Erfolgreicher Spaziergang durch Schönwalde II und neue Umfrageergebnisse – trübe Aussichten für die NPD

Wie die Kampagne Wake up – Stand up! mit Bezugnahme auf einen Indymedia-Artikel krugfelcher Feder mitteilt, unternahmen am gestrigen Spätnachmittag knapp 50 Antifaschisten einen gemeinsamen Spaziergang durch den Greifswalder Stadtteil Schönwalde II und verteilten dort mehr als 2500 Flyer der Kampagne.

Die NPD versuchte bereits am 1. Mai den Marsch auf Schönwalde II, doch zahlreiche Sitzblockaden verhinderten, dass die Neonazis in diesem Viertel  demonstrieren konnten.

Am vergangenen Wochenende gelang es ihnen dann doch: Etwa 30 NPD-Anhänger standen nicht nur im Regen, sondern vor allem etwa 200 protestierenden Bürgerinnen gegenüber, die mit Tuten und Trompeten dafür sorgten, dass die Reden der Neonazis unverständlich und unrezipierbar wurden – erfolgloser hätte der Wahlkampfauftakt kaum gestaltet werden können.

greifswald antifa-spaziergang

(Fotoausschnitt: Tim Krugfelch)

Verpassen NPD und FDP den Einzug in den Landtag?

Indes wurden im Auftrag des NDR zwischen dem 29. Juli und 2. August 1.001 Wahlberechtigte in Mecklenburg-Vorpommern zur Landtagswahl befragt, die in vier Wochen stattfinden wird.

Dieser Umfrage zufolge ist nicht viel Bewegung in das prognostizierte Ergebnis gekommen: Die SPD (34%) könnte nach wie vor die meisten Stimmen an sich binden, die CDU (30%) würde vier Prozentpunkte weniger erreichen. DIE LINKE (18%) folgt dahinter und gewinnt einen Prozentpunkt, während DIE GRÜNEN (8%) konstant bleiben. NPD (4%) und FDP (3%) wären nicht im neuen Landtag vertreten.

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  • Einen Monat vor der Wahl liegt SPD weiter vorn (NDR, 04.08,2011)
  • “Wake Up – Stand Up!” erneut in Greifswald erfolgreich (Kombinat Fortschritt, 04.08.2011)

Erste Schritte auf dem Weg zur klimaneutralen Universität

Seit Januar 2011 existiert an der Universität Greifswald mit der Arbeitsgruppe Umweltmanagement ein Bündnis von Professorinnen, Hochschullehrern, Verwaltungsangestellten und Studierenden, die sich gemeinsam um Umweltschutz an der Alma Mater bemühen und von Deutschlands erster CO2-neutraler Universität visionieren.

DIENSTFAHRRÄDER FÜR DIE ANGESTELLTEN

Dieser ambitionierte Plan wird auf den monatlich stattfindenden Treffen vorangetrieben und auf mehreren Ebenen realisiert, zum Beispiel durch das Sparen von Energie und die Vermeidung unnötiger CO2-Emissionen. Vor etwa zwei Wochen wurden aus diesem Grund 20 Fahrräder beschafft, die den Mitarbeiterinnen der Universität zur Verfügung stehen sollen, um kurze Strecken schnell und vor allem sauber bewältigen zu können.

Der Verleih der Diensträder erfolgt hierbei über ein elektronisches Schließsystem, das über Chipkarten abgewickelt wird, die in der Allgemeinen Verwaltung bei Frau Woidig erhältlich sind. Nun stehen am Hauptgebäude der Uni (Domstraße) und am Beitz-Platz jeweils zehn Diensträder in eigens dafür angefertigten Unterstellmöglichkeiten, die ganz nachhaltig kraft eines Solarmoduls beleuchtet werden.

Ob 20 Fahrräder für mehrere tausend Beschäftigte ausreichen, ist natürlich fraglich. Ein Anfang ist damit allerdings gemacht und auch die Stadtverwaltung plant die Einrichtung einer Fahrradstation am Bahnhof, wo bei Zustandekommen des Projekts nicht nur 200 Abstellplätze entstehen sollen, sondern auch ein Verleih mit 50 Fahrädern. Sollte Greifswald tatsächlich noch Fahrradhauptstadt werden wollen?

WINDKRAFT, SERVERWÄRME UND FORSTWIRTSCHAFT: GRÜNE UNI 2015?

Die Ideen der AG Umweltmanagement klingen verheißungsvoll und sind keineswegs unrealistisch: Mit einer eigenen 3-Megawatt-Windenergieanlage, die sich innerhalb von 7-14 Jahren amortisieren und ab Mitte 2013 auf einer Freifläche der Uni jährlich mehr als 7000 Kilowattstunden Strom erzeugen soll, ist geplant, zukünftig den Strombedarf der Hochschule selbst zu produzieren und einzuspeisen. Im Rechenzentrum soll nach dessen Neubau die Abwärme der Server zum Heizen genutzt werden.

Aus dem Universitätsforst – keine andere deutsche Hochschule besitzt soviel Land – soll der AG zufolge weniger Holz entnommen werden, um mithilfe dieser Wälder auch zukünftig den eigenen CO2-Ausstoß zu kompensieren. Dieser liege aktuell bei etwa 8.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, wovon über die Hälfte durch den Stromverbrauch verursacht seien, ein Fünftel durch Transporte und ein Viertel durch Heizbedarf.

31 TONNEN PAPIER VERBRAUCHTE DIE UNI ALLEIN 2010

umwelt klima logo

Der durch die Universität erzeugte Papierverbrauch lag im Vorjahr bei 6.170.000 Blättern beziehungsweise 31 Tonnen und hierbei wurde die medizinische Fakultät noch nicht mit einbezogen. Deswegen konzentriert sich die AG Umweltmanagement nicht allein auf Nachhaltigkeitsaspekte bei Neubauten, den Bau der beschriebenen Windkraftanlage oder den Wärmetausch im Rechenzentrum, sondern wirbt auch für klimaschonendes Verhalten im universitären Alltagsgeschäft.

So wurden zum Beispiel allen Uni-Angestellten mit dem Rundschreiben Nr. 1: Energie sparen durch cleveres Powermanagement am Arbeitsplatz daran erinnert, in ihren Büros den Energie- und Papierverbrauch zu reduzieren (Dem Dokument ist noch manuell der Dateityp pdf hinzuzufügen). Für den November ist eine Umweltwoche geplant.

Die AG Umweltmanagement trifft sich monatlich und lädt alle Interessierten dazu ein. Die jeweiligen Termine werden genauso wie die Sitzungsprotokolle online bereitgestellt. Das nächste Treffen findet am 22. August im Anbau der alten Augenklinik (Seminarraum 3) um 11 Uhr statt.

Absahnen #12: Wahlhelferin werden

Die Stadtverwaltung teilt mit, dass noch immer Wahlhelfer für den 4. September gesucht werden. An diesem Tag finden in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur die Landtagswahlen statt, sondern durch das Inkrafttreten der Kreisgebietsreform gilt es außerdem, den Kreistag und den Landrat des neuen Landkreises zu bestimmen.

Abgerundet wird der elektive Akt durch einen Bürgerentscheid über den Namen des neuen Landkreises, der übergangsweise Südvorpommern heißt. Zur Auswahl stehen hierfür die beiden Vorschläge Ostsee-Haffkreis Vorpommern und Vorpommern-Greifswald.

21 EURO AUFWANDSENTSCHÄDIGUNG UND EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN REPRÄSENTATIVER DEMOKRATIE

Nach Auskunft des Wahlbüroteams hätten sich bislang rund 50 Freiwillige gemeldet. Für die ordnungsgemäße Durchführung der Wahl werden über 500 Wahlhelfende benötigt, um jeden der 47 Greifswalder Wahlbezirke mit einem Wahlvorstand – jeweils bestehend aus einer Wahlvorsteherin, einem Stellvertreter und bis zu sieben Beisitzenden – ausstatten zu können. Außerdem müssen noch zehn Briefwahlvorstände rekrutiert werden.

wahlkabine (Foto: Alexander Hauk via pixelio)

Sollte für die Wahl der Landrätin eine Stichwahl notwendig sein, so wird diese am 18. September stattfinden. Hierfür werden ebenfalls Wahlhelferinnen gesucht. Pro Wahltag zahlt die Stadtverwaltung eine Aufwandsentschädigung von 21 Euro. Wer daran interessiert ist, kann sich telefonisch (03834-521331) oder via E-Mail (wahlen(at)greifswald.de) im Wahlbüro melden.

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Weitere Informationen zu den verschiedenen Wahlen am 4. September sind auf der offiziellen Internetseite der Stadt abrufbar. Eine sehr übersichtliche Aufbereitung ist dem NDR mit seinem Wahl-ABC gelungen.

Fleischervorstadt: Badespaß im Abwasser!

Nachdem bereits am vergangenen Wochenende einige Teile Greifswalds regelrecht abgesoffen sind, hat das angekündigte Unwetter der vergangenen Tage wieder für massive Überschwemmungen gesorgt. So ist zum Beispiel der Fahrradtunnel in der Verlängerten Scharnhorststraße jetzt beinahe vollständig mit Abwasser gefüllt.

überflutung greifswald

Bürgerliches Aufbegehren: C wie Hochwasser

Jetzt hat sich sogar ein Zusammenschluss von Anwohnerinnen formiert, der in Anspielung an die aktuelle CDU-Werbekampagne unter dem Namen C wie Hochwasser auftritt, um Interessen und Kräfte der von den Überflutungen Betroffenen zu bündeln:

„Wir haben das Gefühl, das schwere Baufehler in letzter Zeit in Greifswald begangen wurden. Nun wollen wir uns als Bürger sichtbar machen und unsere Stimme erheben. Das THW kann nur die aktuellen Schmerzen lindern. Wenn bereits eine kleine Ursache wie ein paar Tage Regen zu so großer Schadwirkung führt, was soll werden, wenn die Ursache sich vergrößert? Die zuständigen Menschen für Stadtplanung, Landschaftsbild, Bodenqualität und Flächenversiegelung scheinen sich ihrer Verantwortung nicht bewusst zu sein. Wenn wir uns selbst für unsere Landschaft verantwortlich fühlen, dürfen wir nicht zulassen, dass sich diese Situation in Greifswald wiederholt. Wenn Sie auch verärgert sind über die aktuelle Situation, dann tragen sie sich mit ihrer Email in unserem Newsletter ein, damit wir diese Kräfte bündeln und konstruktiv Nutzen können!“

Die Betroffenen haben kurzfristig eine kleine Website für ihr Begehren eingerichtet.

Flashmob ruft das Freibad aus

Während sich die einen um Hab, Gut und Wohnraum sorgen, wähnen die anderen bereits ein kostenloses Freibad und rufen deswegen zu einem Flashmob auf, um die Gunst der Stunde zu nutzen und den Fahrradtunnel in der Verlängerten Scharnhorststraße zum Abwasserfreibad zu erklären. Ab 19 Uhr soll heute das Badevergnügen starten. Es wird zur Mitnahme entsprechender Textilien aufgerufen.

Aus gesundheitlichen Gründen sei an dieser Stelle dringend von der Idee, in der Bahnunterführung zu baden oder dort einen kleinen Tauchgang zu unternehmen, abgeraten. Mit einer Luftmatratze, einem Schlauchboot oder ähnlichen Hilfsmitteln sieht das natürlich schon wieder anders aus und ist auch ungefährlicher als das im Vorjahr von der Polizei unterbundene Beer Floating auf dem Ryck.

Fakten: 31.07. | 19 Uhr | Bahnunterführung Scharnhorststraße

Pop am Wochenende: Alex Megane “Gefühle”

Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Bewertete man Musiker allein anhand der Popularität ihrer Musikvideos auf dem Bewegtbildportal Youtube, so käme man zu dem Ergebnis, dass Techno-Trance-Chartpop-Produzent Alex Megane der kulturelle Exportschlager Greifswalds schlechthin wäre. Allein das dort präsentierte Gefühle wurde binnen eines Monats fast 54.000 Mal aufgerufen und bot Tausenden einen kurzzeitigen Realitätsfluchtplan in die Sonntagabendfilmwelt an – artifiziell, problembefreit und richtig happy.

DIE UNERTRÄGLICHE SEICHTIGKEIT DES SEINS

alex megane meine gefühleDas Video zu diesem Hit beginnt mit einer Kissenschlacht unter Verliebten, platziert in den koletzkihaft-reinen und vor allem perwollgewaschenen Morgengemächern des jungen Glücks. Anschließend wird der Schauplatz gewechselt und das Pärchen strahlt am Strand von Lubmin vergnüglich und unbeschwert vor sich hin, ehe lässig die blühenden Landschaften Ostvorpommerns mit dem Motorrad  erkundet werden. Kurzes Geschmuse mit der Muse auf dem Acker und pünktlich zum Sonnenuntergang wieder zurück am Strand – der Mann hat doch ein Bett im Kornfeld!

Der dramaturgischen Seichte des Videos steht das textuelle Fundament in nichts nach und nimmt uns auf eine sorgenfreie Reise mit nach Schlagerland zurück. Auszug gefällig?

Meine Gefühle spieln‘ verrückt
Ich könnt‘ explodiern‘ vor lauter Glück
Ich liebe das Leben, mein fantastisches Leben
Bitte hilf mir, sonst werd ich verrückt.

Ich liebe die Sonne, den Mond, das Licht
Ich liebe die Freude in deinem Gesicht
Ich liebe die Aura, die uns umgibt,
Wenn man sein Leben, wenn man sein Leben liebt.

(Textauszug Gefühle)

WILLKOMMEN IN DER SCHLAGERHÖLLE

Ebenso kantenfrei und weichgespült wummert und wohohoot auch das Songwriting vor sich hin: Das baumarktgerechte Soundgewand reißt längst ad acta gelegte Erinnerungen aus dem Schlaf und dreht nochmal die dröhnenden Autoradios auf, die einst an den Kreuzungen auf ihre Zuhörerschaft lauerten – mit unvorstellbarer Penetranz und nach Beachtung hungernd. Welcome to hell!

Erfolgreicher Protest gegen NPD-Kundgebung in Greifswald *Update*

Ein kräftiger Regenguss und schon war es um die Wahlkampfbemühungen der NPD geschehen. Dabei haben sich die Neonazis so ins Zeug gelegt.

NPD fand kein Gehör

Der webMoritz zählte 30 an der Versammlung teilnehmende Neonazis und berichtete von jeweils über 200 Polizistinnen und Gegendemonstrantinnen. Die Redebeiträge wurden mit Hupen und Tröten sehr erfolgreich übertönt, Laufpublikum erreichten die Nationalen so gut wie gar nicht. Dieses Video zeigt, wie verloren Spitzenkandidat Udo Pastörs während seiner Rede auf dem Thälmann-Platz wirkte.

http://www.youtube.com/watch?v=o3w2wBb-G6A

Schlicht weggespült statt „hart am Wind“ gesegelt

Spätestens mit dem Einsetzen des Platzregens waren dann auch die letzten Schaulustigen verschwunden und die NPD machte dem maritim-populistischen Versprechen ihres Wahlkampfspots, „hart am Wind“ zu steuern, wenig Ehre. Nach einem kurzen Augenblick der Ohnmacht wurde das kleine Rednerpult eingepackt und die wetterfühligen Wirrköpfe fuhren davon, während die anwesenden Kameraden der Nationalen Sozialisten Greifswald (NSG) noch kurz blieben.

Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle, abgesehen von einer Person, aus dem sogenannten linken Spektrum, die in Gewahrsam genommen worden sein soll. Hervorhebenswert ist das Verhalten der Polizei, die von Beginn an umfangreiche Videoaufnahmen der Gegendemonstranten anfertigte. Glücklicherweise war nicht allen Beamten klar, dass die Verschlusskappe einer Kamera während des Filmens abzunehmen ist.

Der Tag war für die NPD kein Erfolg. Trotz der kurzfristigen Anmeldung konnten über 200 Leute mobilisiert werden, die dem Wetter trotzten und in Greifswald ein deutliches Zeichen gegen die Präsenz und Ideologie von Nazis setzten. Diese Menschen verdienen Dank für ihr Engagement!

*Update* 31.07., 00:45 Uhr „Erfolgreicher Protest gegen NPD-Kundgebung in Greifswald *Update*“ weiterlesen