Nach den verheerenden Ereignissen in Japan finden heute bundesweit unzählige Mahnwachen und Aktionen statt, die der Betroffenheit über den Atomunfall Ausdruck verleihen sollen und die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Austieg aus dem Ausstieg nachdrücklich untermauern.
Die Aktivistinnen von ausgestrahlt versammelten alle angekündigten Kundgebungen und Demonstrationen auf einer Google Map, die den flächendeckenden Protest gegen die Atompolitik der Bundesregierung eindrucksvoll veranschaulicht. Ein Klick auf die nebenstehende Abbildung führt direkt auf das Original, wo die entsprechenden Orte und Schauplätze nochmal extra aufgeführt sind.
Bereits am vergangenen Wochenende wurde zahlreich demonstriert, als eine insgesamt 45 Kilometer lange, geschlossene Menschenkette aus 60.000 Teilnehmern vom AKW Neckarwestheim bis nach Stuttgart reichte. Das folgende Video vermittelt einen kurzen Eindruck des Geschehens.
Stilles Mahnen auch in Greifswald
Und auch in Greifswald wurde spontan demonstriert, als sich am vergangenen Sonnabend auf dem Fischmarkt nach Angaben der Grünen knapp 100 Menschen einfanden, um ihre Solidarität mit der japanischen Bevölkerung zu demonstrieren und satellitenhaft an die Baden-Würtembergische Menschenkette anzuknüpfen.
(Foto: Grüne Greifswald)
Am heutigen Abend wird nun auch auf dem Greifswalder Marktplatz eine Mahnwache gegen Atomenergie stattfinden. Es wird dazu ermuntert, Transparente und Kerzen einzupacken und darauf hingewiesen, dass – wie bereits am Sonnabend – der Menschen in Japan still gedacht werden soll.
Da heute Abend seitens der Bundesregierung ein Treffen zur Situation in Japan geplant ist, halte ich es für wichtig, deutlich zu machen, wo ich stehe. Wenn es dir genauso geht, dann verwende doch den hier angehängte Brief, schreibe ihn um und schicke ihn deinerseits an die unten genannten Adressen. Sehr effektiv und deutlich sind auch Faxe (dazu gibt es supereinfache Web-to-Fax-Dienste wie zum Beispiel pamfax.de).
Ein Gastbeitrag von Stan
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, sehr geehrter Herr Außenminister Westerwelle, sehr geehrter Herr Umweltminister Röttgen,
Ich schreibe Ihnen unter dem Eindruck der aktuellen Geschehnisse in Japan und der nuklearen Katastrophe, die sich dort ihren Weg bahnt. Da glücklicherweise die Medien aktiv über die Geschehnisse berichten, ist offensichtlich, wie dramatisch sich die Lage dort zuspitzt und wie wenig der Mensch trotz aller Risikokalkulationen wirklich Herr der Lage ist.
Die japanischen AKWs gelten als eine der sichersten Anlagen weltweit und erfüllen seit sehr vielen Jahren strenge Sicherheitskriterien – Maßstäbe, die von Wissenschaftlern unter dem Aspekt der größten anzunehmenden Unfälle und der Verkettung von dramatischen Situationen aufgestellt wurden. Diese Standards sind in ihrer Intention, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, zu respektieren und stehen in ihrer Professionalität in keinem Verhältnis zur veralteten Technik oder dem schlecht ausgebildeten Personal, die für die Katastrophe in Tschernobyl verantwortlich waren. „Offener Brief zur Sicherheit der Atommeiler in Deutschland und der AKW-Laufzeitverlängerung“ weiterlesen →
Auch in diesem Frühsommer wird es in der Fleischervorstadt einen sonntäglichen Stadtteilflohmarkt geben, der dann in nunmehr dritter Auflage durchgeführt wird.
So banal das Kuriosum Flohmarkt erstmal daherkommt, so hinreißend waren viele Reaktionen der profithungrigen Standbetreiberinnen und der einkaufswütigen Flaneure in den beiden Vorjahren. Das Konzept hat sich bewährt und von Jahr zu Jahr wuchs nicht nur die Zahl der teilnehmenden Haushalte, sondern auch der Besucherinnen. Die Fleischervorstadt schien auf den Beinen und in Bewegung gesetzt. Mancherorts wurde das Angebot aus den Kellerschätzen auch durch lukullische Offerten ergänzt – erinnert sei hier exemplarisch an den Köftestand des Vorjahres, der viele Gemüter in Begeisterung versetzte.
Der vom Quartiersbüro Fleischervorstadt organisierte Stadtteilflohmarkt verstärkt bei den Teilnehmenden ein Bewusstsein für das Viertel und seine Bewohner und ist dadurch erlebbarer Teil einer konstruktiven Quartiers- und Nachbarschaftspolitik. Für dieses Jahr sind die Pläne noch ambitionierter, wie Andreas Wojtech vom Organisationsteam verrät, denn in den beiden Vorwochen werden die Hallen am Bahnhof Schauplatz einer großen künstlerischen Gemeinschaftsaktion und schließlich auch Teil des Flohmarkts werden.
Alle Fleischervorstädter, die sich mit einem eigenen Flohmarktstand vor der Haustür, in ihrem Hof oder im Garten beteiligen wollen, sind dazu recht herzlich eingeladen und können sich im Quartiersbüro dafür anmelden. Wer das bis zum 20. April tut, wird in den eigens dafür erstellten Plan aufgenommen, der alle Verkaufsstandorte verzeichnet und an die Haushalte des Viertels verteilt wird. Kurzentschlossene können sich natürlich auch noch danach anmelden, werden dann aber nicht mehr in der Karte verzeichnet werden.
Der Flohmarkt soll am Sonntag, dem 22. Mai, von 13 bis 17 Uhr stattfinden. Die kosten- und formlose Anmeldung erfolgt über das Quartiersbüro Fleischervorstadt, die entsprechenden Kontaktdaten sind hier abrufbar.
*Update* 19.05.
Hier gibts aktuelle Informationen zum Trödelmarkt und einen Download-Link für den hochaufgelösten Lageplan der einzelnen Stände.
Stadtverwaltung und Ostsee-Zeitung erklären wieder einmal die Welt. In der heutigen Lehrstunde der OZ-Lokalausgabe geht es um Streetart – illegale Graffiti, wie die urbane Kunstform im Verwaltungssprachgebrauch bezeichnet wird.
Im Artikel wird besonders eine Arbeit hervorgehoben, die sich seit einigen Monaten an verschiedenen Plätzen der Innenstadt findet: ein trauriges Antlitz, das sich vor allem durch den mit wenigen Strichen hergestellten Minimalismus von anderen Graffiti abhebt.
Die Ostsee-Zeitung zitiert Andrea Reimann, Pressesprecherin der Stadt: „Wir gehen davon aus, dass dieses Gesicht das Symbol von Atomkraftgegnern ist. Das Motto scheint, Greifswald mit einem tränenden Auge zu sein“ (sic!). Sicher, die in den letzten vier Monaten eingetroffenen Castoren sind ein Grund zur Trauer, aber die Wut darüber und der Protest dagegen finden einen anderen, expliziteren Ausdruck – auch in Gestalt von Streetart.
„Qualität statt Penetranz!“
Die traurigen Gesichter werden unter anderem auf dem Flickr-Account der Greifswalder Streetart-Dokumentaristen daklebtwat diskutiert. Eine Nutzerin moniert, dass es schlichtweg zuviele davon gäbe und fordert: „Qualität statt Penetranz!“. In ähnliche Richtung argumentiert auch ein anderer Kommentator, der es unnötig findet, dass auf dem Markt gleich zwei der Gesichter platziert wurden und fragt: „Was soll die Scheiße?“.
Auch wenn im Artikel mit Ulrike Berger eine AKW-Gegnerin zu Wort kommt, die die von der Stadtverwaltung angenommene Urheberschaft für dieses Graffito „für eine abwegige Idee“ hält, „keine Verbindung zu Castorgegnern herstellen“ kann und feststellt, dass diese „eine direktere Sprache“ verwenden, so ist diese Verbindung in den Köpfen der OZ-Leserinnenschaft jetzt erstmal trotzdem konstruiert.
Dabei gibt es in Greifswald neben dem Atomlager Lubmin vieles mehr, was Anlass zu Tränen bietet: Sei es das von einer finanziellen Zurechtstutzung bedrohte Theater, die jährlich sinkenden Kulturförderungen, die Sanierungspolitik der Stadt, die an Kriminalität grenzenden Verwicklungen zwischen Verwaltung und Sanierungsträger oder die systematische Ausbeutung von ALG-II-Bezieherinnen durch die ebenfalls im Artikel erwähnte und unter anderem für die Entfernung von Graffiti eingesetzte Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung mbH (ABS).
Mit ALG-II-Empfängern gegen Graffiti und Anti-Atom-Plakate
Zwangsmitarbeiter dieser Gesellschaft, deren Gemeinnützigkeit gar nicht häufig genug in Frage gestellt werden kann, waren es auch, die im Dezember 2010 durch die Stadt zogen und Plakate, die zur damaligen ersten großen Anti-Atom-Demonstration aufriefen, entfernen mussten. In einem Fall wurden diese Plakate in den Räumen eines Jugendzentrums abgenommen. Die Zwangsmitarbeiter hätten nach eigener Aussage auf Anweisung des Präventionsrats gehandelt, dort wurde diese Darstellung allerdings dementiert.
Die traurigen Gesichter erfreuen sich also inzwischen einer breit aufgestellten Gegnerschaft: Von der einen Seite gibt es Kritik wegen des inflationären Umgangs mit dem Motiv und der Unbedachtheit, Streetart an denkmalgeschützten Gebäuden anzubringen. Von Seiten der Stadt wird die Illegalität der gesprühten Kunstwerke betont und eine rasche Entfernung durch dazu gezwungene ALG-II-Empfänger versprochen.
Inzwischen haben sich sogar Greifswalder Neonazis dazu hinreißen lassen, das Motiv zu übersprühen und in gewohnter technischer Unversiertheit dem traurigen Gesicht ein paar Hakenkreuze verpasst. Wer hätte diesem Motiv so viel Polarisierungspotenzial zugetraut?
Am 11. März wird in der offenen Nähwerkstatt Kabutze die Vernissage zu Anne Deuters Abschlusspräsentation Recycled Pieces. Rolle und Verpackung stattfinden. Hintergründe zur Kabutze offeriert dieses Interview.
„Genossinnen! Arbeitende Frauen und Mädchen! Der 19. März ist euer Tag. Er gilt eurem Recht!„
(Clara Zetkin, 1911))
Der auf den Vorschlag der deutschen Sozialistin Clara Zetkin hin eingeführte Internationale Frauentag jährt sich am heutigen Tag zum einhundersten Mal, ignoriert man die terminlichen Verschiebungen in der ersten Dekade dieses Feiertags. Damals genoss der Kampf für das aktive und passive Wahlrecht von Frauen oberste Prioriät.
VOM WAHLRECHT ZUM PAY GAP: VERÄNDERTE PROBLEMLAGEN
(Bild: europarl.at)
Heute, einhundert Jahre später, geht es in Deutschland nicht mehr darum, dieses Recht zu erstreiten. Die Forderungen sind andere geworden, greifen tiefgehender ins ökonomische System ein – die Quotendiskussionen der vergangenen Wochen sprechen Bände.
Denn der vor allem in den neuen Bundesländern populäre Gedenktag, der in den alten hingegen tendenziell ungefeiert bleibt, bringt neue Forderungen und Begrifflichkeiten aufs Tableau, wie zum Beispiel den gender pay gap, mit dem die geschlechtsspezifische, ungleiche Entlohnung gleicher Arbeit verschlagwortet wird.
INTERNATIONALER FEIERTAG FÜR WELTWEITEN KAMPF GEGEN UNTERDRÜCKUNG UND UNGLEICHHEIT
Der Weltfrauentag ist ein internationaler Termin und weltweit gehen Frauen an diesem Tag auf die Straße, um für ihre Rechte und gegen Unterdrückung zu demonstrieren. Wichtige Themen der vergangenen Jahre waren dabei unter anderem geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung und Ausbeutung, weibliche Genitalverstümmelung, Kinderheirat, Strafverfolgung nichtheterosexueller Lebensweisen, fehlende Partizipation an politischen Entscheidungsprozessen und mangelnde Chancengleichheit sowie natürlich häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen.
Der 8. März ist mittlerweile in Angola, Armenien, Aserbaidschan, Burkina Faso, Eritrea, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Madagaskar, Moldawien, in der Mongolei, in Nepal, Russland, Sambia, Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, in der Ukraine, in Usbekistan, Vietnam, Weißrussland und Zypern ein gesetzlicher Feiertag. In China haben Frauen am heutigen Nachmittag arbeitsfrei (wikipedia).
GRÜNE JUNGEND GREIFSWALD FORDERT QUOTE
Die Grüne Jugend Greifswald teilt via Pressemitteilung von einer Aktion mit, die heute vor dem Pommerschen Landesmuseum stattfinden und auf den geringen Frauenanteil in Führungspositionen aufmerksam machen soll:
„Nach wie vor sind die Vorstandsposten der größten 200 Unternehmen Deutschlands nahezu ausschließlich mit Männern besetzt. Frauen nahmen 2010 nur 3,2 Prozent der Vorstandssitze ein. Diesen geringen Anteilswert unterschreiten die größten 100 Unternehmen und die DAX30-Unternehmen mit 2,2 Prozent sogar noch. Dies, obwohl sich die Unternehmen bereits 2001 auf freiwilliger Basis zu einer Stärkung des Anteils von Frauen in Führungspositionen verpflichtet haben. (Quelle: DIW)
Ähnlich sieht es in der Wissenschaft aus. Obwohl der Frauenanteil bei Studierenden und Promovierenden seit Jahren über 50% liegt, ist auch in Greifswald nur ein verschwindend geringer Teil der Professorenstellen von Frauen besetzt.“
Fakten: 8.3. | 17 Uhr | Platz vor dem Pommerschen Landesmuseum
BUTTER BEI DIE FISCHE!
Vor einem Jahr forderte die aus den alten Bundesländern stammende Vorzeigefeministin Alice Schwarzer, die seit geraumer Zeit auch für die BILD kolumniert, in einem Gastartikel für die Frankfurter Rundschau: „Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“ (Frankfurter Rundschau, 8.3.2010).
Nicht alles, was ihrer Feder entspringt, muss bedingungslos abgenickt werden. In diesem Sinn ist der Frauenbewegung für heute alles erdenklich Gute zu wünschen. Für morgen bedeutet das allerdings in Anknüpfung an Schwarzer auch wieder Butter bei die Fische!
Einen lesenswerten historischen Überblick gibt es bei der Mädchenmannschaft.