Der Deutschlandfunk berichtete gestern über die prekäre Lage des Instituts für Slawistik und die drohende Schließung der Ukrainistik an der Universität Greifswald.
Im Zuge der Umsetzung des Landespersonalkonzepts sind besonders die beiden Fachbereiche der Baltistik und der Ukrainistik existenziell bedroht. Mit einer Jubeldemo protestierten Greifswalder Studierende in der vergangenen Woche gegen die geplanten Kürzungsmaßnahmen und forderten das Land, das Rektorat und den Senat dazu auf, Lösungsmöglichkeiten zum Ausgleich der finanziellen Defizite zu entwickeln, um einerseits eine weitere Verschlechterung der Lehrbedingungen, andererseits die drohende Schließung einzelner Institute abzuwenden.
Feine Sahne Fischfilet haben den Schritt vom Loitzer Humpapunk zu Lieberbergs Rock am Ring geschafft. Beim 30-jährigen Jubiläum des Rockfestivals lieferte die Band gestern vor tausenden Zuschauern geil ab.
“Das, was wir machen, ist keine Kunst! Das, was wir machen, ist nicht für die Galerie, nicht für die Glasvitrine. Das, was wir machen, soll eine Art Werkzeug sein, um unserer Wut gegenüber Rassisten, Sexisten, Homophobie und Staat eine Stimme zu geben! Wir wollen für unsere Träume, unsere Utopien weiter kämpfen.“ Mit dieser vielzitierten Aussage beschrieben Feine Sahne Fischfilet einmal ihre musikalische Mission. „Pop am Wochenende: Feine Sahne Fischfilet agitieren Rock am Ring“ weiterlesen →
Als die Band Feine Sahne Fischfilet die Veröffentlichung ihres Albums Wut im Bauch, Trauer im Herzen in Demmin feierten, enthoben sie die Release-Veranstaltung dem üblichen Rahmenfahrplan und konzipierten einen antifaschistischen Aktionstag in der Peenestadt. Teil des Programms war die Vorführung des Film Da ist man lieber still – am rechten Rand der Republik — eine bestandsaufnehmende Reise durch Ostvorpommern.
Wir wundern uns, dass wir noch in Deutschland sind
Schauplatz der Reportage wurde unter anderem der schon von Wolf Biermann in einer Ballade besungene kleine Hafenort Lassan vor der Insel Usedom.
Am Peenestrom, am Peenestrom
Da liegt ein Wrack aus Holz und Stein
Seit fünf mal hundert gleichen Jahrn
die alte Stadt LassanDer Diesel tuckert sich sachte aus
Wir machen das Boot fest hinterm Wind
Und steigen an Land und wundern uns
daß wir noch in Deutschland sind
Heute wird sich allerdings niemand mehr darüber wundern, wenn er den Ort betritt, der mit einer offiziellen Arbeitslosenquote von über 25 Prozent alles andere als ökonomisch prosperierend vor sich hin dämmert.
Für ihren Film Da ist man lieber still – Am rechten Rand der Republik reiste Autorin Eilika Meinert durch die Dörfer und Kleinstädte Ostvorpommerns, traf auf Bürgermeister, Jugendliche, Landwirte und besorgte Eltern und machte sich auf, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum die NPD in den nordöstlichsten Wahlkreisen der Bundesrepublik so erfolgreich sein konnte und wie sich der Bedeutungsverlust der etablierten Parteien erklärt.
(Filmstill)
Enttäuschungen über realexistierende Demokratie
Der Politikwissenschaftler Dr. Dierk Borstel, der ein knappes Jahr in die Provinz zog, um seinem Untersuchungsgegenstand möglichst nahe zu sein, und der nach dreijähriger Lehrtätigkeit an der Greifswalder Universität inzwischen im von Wilhelm Heitmeyer geführten interdisziplinären Zentrum für Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld) angekommen ist, beobachtete, wie die NPD bestimmte Begrifflichkeiten aufgriff und Leerstellen der etablierten Parten zu besetzen verstand. Er diagnostizierte Teilen der ansässigen Bevölkerung im Interview eine „Enttäuschung über realexistierende Demokratie„.
Der Film führt uns weiter nach Wolgast, wo ein Bürgermeister schon vor Jahren gegen den Rechtsruck seines Städtchens in Stellung gegangen ist. In der knapp 400 Einwohner zählenden Gemeinde Bargischow sprechen besorgte Eltern über eine rechte Jugendkultur, die mittlerweile den ganzen Ort erfasst hat. „Wenn das Leben still steht, wird Demokratie zur Parole“. „Reportage: „Da ist man lieber still““ weiterlesen →
In einem Kommentar zum antifaschistischen Aktionstag in Demmin resümierte das der NPD nahestehende Internetportal MUPinfo am 10. November die Entwicklung der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern als das Durchlaufen eines „beeindruckenden Transformationsprozesses„, in dessen Verlauf die Rechte sich „zunehmend von ihren subkulturellen Wurzeln emanzipiert“ habe und sich mittlerweile als „einzige ernstzunehmende politische Alternative für die Zukunft“ anböte.
Den beiden erstgenannten Aspekten dieser Einschätzung lässt sich für die Situation in Greifswald grundsätzlich folgen, wenngleich die Veränderungen vielmehr alarmieren als beeindrucken. Die Selbstwahrnehmung als „einzige ernstzunehmende zukunftsfähige Alternative“ ist natürlich hanebüchene Selbstüberschätzung, auf die bei der empfehlenswerten Rostocker Parallaxe korrigierend Bezug genommen wird. „Richtiger müsste es heißen sie hat die Bürgerschreck-Subkultur Naziskinhead gegen die von ihnen bewunderten und gleichsam missverstandenen Stil der Autonomen ausgetauscht hat. Wenn das Personal dabei gleichbleibt, bleibt aber auch der Bürgerschreckcharakter.“
„Meine Kinder gehen zur Schule und ich hass‘ den Staat!“
Stein des Anstoßes war ein vom ebenso empfehlenswerten Blog useless veröffentlichter Beitrag, der auf die Gedenkveranstaltung für den vor zehn Jahren ermordeten Obdachlosen Eckard Rütz aufmerksam machte. Aus den Archiven der ARD-Sendung Panorama wurde hierfür ein fast sechsminütiges Porträt über den Strategiewechsel der Greifswalder NPD gekramt. „Panorama-Porträt über Kinderfeste, Bratwürste und die NPD in Greifswald“ weiterlesen →
Über 50 Stunden brauchte der Castor-Transport für die 1500 Kilometer lange Strecke vom französischen Cadarache bis nach Lubmin, am 16. Dezember erreichte er gegen 23 Uhr sein Ziel.
Unter den Gleisen liegt der Betonklotz
Aufgehalten wurde die höchst umstrittene Lieferung vor allem auf dem letzten Abschnitt zwischen Greifswald und Lubmin. Hier sorgte eine spektakuläre Aktion der Umweltorganisation Robin Wood für eine fast sechsstündige Verzögerung. Zwei Aktivistinnen ketteten sich dabei bereits um 13 Uhr an einen Betonklotz im Gleisbett – die zuletzt vom Gleis entfernte Demonstrantin harrte dort insgesamt siebeneinhalb Stunden in der Kälte aus.
Am 11.12. schaffte es die Greifswalder Anti-Atom-Demonstration nicht nur in den überregionalen Blätterwald, sondern auch in das öffentlich-rechtliche Fernsehen.
Über den Protest berichteten die Tagesschau (ARD), heute (ZDF) und das Nordmagazin (NDR), deren Beiträge im folgenden Video aneinandergereiht sind und aus depublikativen Gründen bei youtube bereitgestellt werden.
Interessant ist auch dieses DIY-Video von youtube-Nutzer medienkollektmafred, in dem gleich zu Beginn nochmal deutlich wird, dass sich die Atomgegnerinnen entschieden gegen Menschen mit rassistischem und nationalistischem Gedankengut positionieren.
Alle Nazis und Neonazis sollen nach Hause gehen – zurück auf Los – und ihre Gedanken neu sortieren!
Hier kommt die gute Stimmung während der Demonstration besser zur Geltung als bei den öffentlich-rechtlichen Medienberichten.