Fleischervorstadt-Flohmarkt 2013

Der Stadtteilflohmarkt ist mit Abstand die öffentlichkeitswirksamste Aktion, die das Quartiersbüro Fleischervorstadt jährlich in ihrem Bezugsviertel organisiert. Mit jedem Jahr wächst die Zahl der teilnehmenden Häuser und es besteht kein Zweifel daran, dass diese Veranstaltung inzwischen fest etabliert ist und hunderte Menschen anzieht. „Fleischervorstadt-Flohmarkt 2013“ weiterlesen

Fotoausstellung zum Greifswald der 1980er Jahre beendet: „Geschichtsvergessenheit entsprach dem Zeitgeist“

Über 100 interessierte Zuhörerinnen besuchten am vergangenen Sonntag im Pommerschen Landesmuseum die Finissage zu Robert Conrads Ausstellung Heimatkunde, die seit ihrer Eröffnung am 1. Oktober 2012 mehr als 18.000 Besucher zählte. Damit konnte die im Januar um einen weiteren Monat verlängerte Ausstellung die zweitstärksten Publikumszahlen seit der Geburt der Romantik für sich verbuchen.

„Kulturfrevel“ im Geiste seiner Zeit

Nach kurzer Einführung durch Mario Scarabis bedankte sich Robert Conrad artig für den überwältigenden Publikumszuspruch und vermachte anschließend der Stadt eine seiner Fotografien, die an Ort und Stelle dem anwesenden Oberbürgermeister Arthur König (CDU) überreicht wurde. Nachdem Höflichkeiten und Ehrerbietungen ausgetauscht waren, las der Architekturfotograf Auszüge aus dem Buch Zerfall und Abriss sowie der Zeitschrift Horch und Guck.

Finissage Robert Conrad

Conrad verharrte nicht in den mitgebrachten Texten, sondern vermengte sie mit Erinnerungen und persönlichen Reflektionen, wodurch er immer wieder eine begehbare Brücke von den Achtziger Jahren bis in die Gegenwart schlug. Aus seiner Haltung zu den Flächenabrissen in der Greifswalder Altstadt machte er zu keinem Zeitpunkt einen Hehl: Die massenhafte Zerstörung historischer Bausubstanz bewertet er als „Kulturfrevel“, lenkte jedoch mit Verweis auf die alte Bundesrepublik, Schweden oder Großbritannien ein, dass diese „Geschichtsvergessenheit dem Zeitgeist entsprach.“

Die kleinteiligen Greifswalder Plattenbauten, die zu einem eigenen Typus wurden, waren „planungsgeschichtliche Sonderfälle“ und die grundlegenden Baumaßnahmen in der Hansestadt sollten als „Blaupause für den Umbau kleinerer Städte wie Bernau oder Gotha“ dienen.

Bauliche Brennpunkte heute

Mit Blick auf die gegenwärtig geplanten Abrisse in der Greifswalder Altstadt, zählte Robert Conrad mehrere bauliche Brennpunkte auf, an denen historische Bausubstanz durch Umgestaltungsabsichten bedroht ist. Angefangen beim Alten Speicher am Hafen, dessen Abriss bereits genehmigt wurde, über den klassizistischen Eckbau Knopfstraße/Loefflerstraße bis zum Gesellschaftshaus Stralsunder Straße 10, für dessen Rettung nach fünfjährigem Leerstand seit kurzem wieder ein Funken Hoffnung besteht.

Ein ebenfalls bedrohtes Ensemble — einer der ältesten Vorstadtbauten Greifswalds — befindet sich in der Brinkstraße 16-17. Nach dem der etwa 150 Jahre alte Gebäudekomplex verkauft wurde, erhielten alle Mieter und der dort residierende Bioladen die Kündigung ihrer Mietverträge zum 31. März. Der Abriss sollte 2014 erfolgen, doch inzwischen hat ein weiterer Eigentümerwechsel stattgefunden und die Zukunft der Brinkstraße 16–17 ist wieder offen.

Brinkstraße Greifswald

Robert Conrad machte nach seiner Lesung Platz auf dem Podium für den Vertreter einer Arbeitsgruppe, die sich binnen kürzester Zeit mit dem Ziel gründete, dieses Objekt vor dem Abriss zu retten und die interessanten wie kostengünstigen Räume für Menschen und Projekte zu erschließen. Die Gruppe veranstaltet am Donnerstag (7.3.) im Koeppenhaus einen Informationsabend, auf dem sie  ab 19.30 Uhr sich und das zu rettende Gebäude in der Brinkstraße vorstellen wird. Mehr Informationen dazu sind auf einem Flyer der Initiative (pdf, 121kb) gebündelt.

Zukünftige Möglichkeiten

In der anschließenden Publikumsdiskussion erntete Robert Conrad nicht nur Applaus, sondern auch Kritik. Peter Multhauf (Die Linke) — ein Befürworter des Flächenabrisses — störte sich an dem subjektiven Blick, den Heimatkunde auf Greifswald wirft. Der Kommunalpolitiker vermisste darin vor allem Fotografien, die den desolaten Zustand der Altstadt abbilden und merkte an, niemanden zu kennen, „der in den neugebauten Plattenbauten nicht gerne gewohnt hätte“.

Den Abriss der Kollwitz-Schule befürwortete der Vielredner („nicht erhaltenswert“) genauso wie Oberbürgermeister Arthur König, den wiederum Zweifel an einer rentablen Restaurierung des Alten Speichers plagten. Robert Conrad begegnete dieser Kritik mit einem Hinweis auf einen Speicher in Barth. Dabei argumentierte er für intelligente Nutzungskonzepte und eine kreative Sanierungen, die nötig seien, um den Verlust weiterer historischer Bauten in Greifswald zu verhindern.

Ungeachtet dieser Kritik an der subjektiven Dokumentation der verheerenden Umgestaltungen der Greifswalder Altstadt in den Achtziger Jahren bleibt zu resümieren, dass Heimatkunde nicht nur bezüglich der Besucherzahlen eine der erfolgreichsten Ausstellung war, die ihr Publikum wie kaum ein anderes Projekt dieser Zeit für die historische Bausubstanz der Stadt sensibilisierte und gleichsam als Impulsgeber für kommende baupolitische Diskussionen taugt.

(Fotos: Fleischervorstadt-Blog)

Luxuswohndepot Vulkanstraße fast fertiggestellt

Ich heiße Einheitsarchitekt. Du kannst auch Blödmann
zu mir sagen. Stimmt, wenn alles in einanderpasst,
hat es bald nichts mehr zu bedeuten. 

Vor fast genau 14 Monaten wurde der Plattenbau abgerissen, in dem einst das WBS 70 residierte. Das Grundstück lag nicht lange brach und alsbald begannen die Bauarbeiten für einen weiteren gestalterischen Geniestreich des Architekten Eckehard Bürger, dessen Webseite ähnlich originell gestaltet ist wie seine Entwürfe. Dieser hätte den Wohnklotz gerne mit sechs statt der nur genehmigten vier Geschosse entworfen, um mit viel Glas „Akzente zu setzen“, wie die Ostsee-Zeitung im November 2011 berichtete.

Die Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden

Damals sollen bereits 60 Prozent der Wohnungen verkauft worden sein und für weitere 30 Prozent habe es bereits Reservierungen gegeben. Die „Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden“ und die müssen einigermaßen tief in die Taschen greifen, wenn sie ihren Kindern eine Wohnung kaufen oder zumindest mieten wollen.

So beläuft sich die monatliche Warmmiete für eins der 40m²-Appartements auf nicht weniger als 520 Euro, dazu kommen noch Stromkosten und bei Bedarf 25 Euro für den PKW-Stellplatz. Außerdem werden 800 Euro Kaution und eine „Vermittlungsgebühr“ in Höhe einer Warmmiete (+ MwSt.) — also in diesem Beispiel nochmal 618,80 Euro — fällig.

Wohnsilo mit Einbauschrank für unter 600 Euro

Insgesamt sind also 1418,80 Euro für Provision und Kaution zu bezahlen, ehe man in den Genuss der monatlichen Mietbelastung von knapp 600 Euro (mit Parkplatz) gelangt. Dafür gibt es dann aber auch einen behaglichen Platz im Wohnsilo mit Aufzug, Fußbodenheizung, Einbauschrank und TV-Flat.

Wer in Bürgers Klötzchenwelt eintauchen möchte, muss sich nur den anderen buntbalkonierten Zweckbau in der Brinkstraße neben dem Netto-Discounter ansehen, darf anschließend sorgenvoll die Stirn in Falten legen und die an anderer Stelle auf dem Fleischervorstadt-Blog hinterlegten, sentimentalen Bilder vom WBS 70 begutachten.

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*aus Blumfeld „Eine eigene Geschichte“

WBS 70 abgerissen

Der Lack ist ab, der Glanz vergangen und für die leerstehende Immobilie in der Brinkstraße hat die letzte Stunde geschlagen.

flyer wbs 70 greifswaldDas ist irgendwie gemein und Ironie der Geschichte, denn früher schlug hier normalerweise die letzte Stunde sehr spät, und zwar aus den Boxen. Damals, als die Miniaturplatte noch dem als WBS 70 beziehungsweise Elektro-Pröger bekannten Kulturraum Obdach bot, wurde hier regelmäßig die Nacht zum Tag gemacht. Gestört höchstens durch eine Stippvisite von Mira-Besuchern, deren Plaisierkaserne inzwischen allerdings auch verdrängt wurde. Alles geht den Bach runter!

Um die letzten Erinnerungsfetzen zu versammeln, seien an dieser Stelle alle gebeten, eine Inventur der eigenen Bildarchive durchzuführen und dabei Fund- und Schmuckstücke der guten wilden WBS-Zeit einzusenden, die dann zusammengeführt veröffentlicht werden können.

Und um in der allgemeinen Trauerstimmung nochmal kräftig am Tränendrüsenstöpsel zu rütteln, sind in der folgenden Galerie einige Innen- und Außenansichten des nun abgerissenen Hauses versammelt. WBS 70, rest in peace!

Bioläden und Gemüseabo in Greifswald *update*

Das Credo einer ökologisch bewussten Ernährung und die Grundlage eines nachhaltigen Konsumverhaltens lautet zweifelsohne regional – saisonal, doch diese einfache Formel lässt sich nicht jederzeit und überall umsetzen. Um aufzuzeigen, wie man sich in Greifswald das frischeste Gemüse wöchentlich vor die Haustür liefern lassen kann und wo vielleicht der Bioladen des Vertrauens oder die Nestwärme einer Nahrungsbeschaffungskooperative schlummert, soll an dieser Stelle ein kleiner Überblick angeboten werden.

LEBENSMITTELGENOSSENSCHAFTEN ZUM MITMACHEN

Verbrauchergemeinschaften können auf eine lange Tradition zurückblicken und mit Food-Coop und Namiko existieren mittlerweile derer zwei in Greifswald. Das Konzept ist schnell erklärt: Konsumenten und Verbraucherinnen schließen sich zusammen und können so direkt bei den Erzeugern einkaufen, da sie gemeinsam höhere Warenmengen ordern.

biobrotDadurch wird der Einzelhandel und dessen Gewinnmarge übersprungen, die Lebensmittel sind also etwas günstiger. Allerdings geht diese Organisationsform des Konsums mit einigen Einschränkungen einher. So werden die Öffnungszeiten von den Mitgliedern der Kooperativen realisiert und sind daher etwas eingeschränkter als im regulären Handel.

Außerdem ist es notwendig, selbst dann und wann diese Ladendienste zu übernehmen. Die beiden Greifswalder Verbrauchsgemeinschaften sind allerdings beide sehr groß, so dass diesbezüglich sicher keine Überarbeitung droht.

Food-Coop: IKUWO | Montag 18-20 Uhr, Mittwoch 18-20 Uhr, Donnerstag 16-18 Uhr

Namiko: Grimmer Str 2 | Di & Fr 15-17, Mi 18-20 Uhr

KULTURKOSTLADEN AUF DER ECKE

In der Brinkstraße befindet sich ein relativ neuer Bioladen, der den großmännischen Sanierungsbemühungen und den charakterlosen Neubauten seiner unmittelbaren Umgebung trotzt. Hier wurde in den Sommermonaten selbstgemachtes Eis angeboten, aber inzwischen macht sich der Herbst im Angebot bemerkbar.


Neben Bio-Lebensmitteln gibt es auch ein wenig Kunsthandwerk und Naturkosemtika. Der Laden ist nicht gerade billig, aber erinnert dafür noch an die vergangenen Zeiten Tante Emmas.

Fakten: Brinkstr. 17 | Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr

KLASSISCHER EINKAUF AUF DEM MARKT

Auf dem Greifswalder Marktplatz wird mehrmals pro Woche die typische Produktpalette ausgebreitet. Dort verkaufen zwar nicht alle Händler Bio-Waren, aber einige Gärtner und insbesondere der Stand von Queerbeet sind gute Anlaufstationen.

Jeden Freitag werden – wenn der Fisch- zum Ökomarkt wird – zusätzlich nebenan  ökologisch produzierte Dinge verkauft. Die Markttage sind Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend, dann aber nur eingeschränkt bis mittags.

GEMÜSEABO VON QUERBEET

bioland peenewerkstätten logoDie schon erwähnten Querbeetlerinnen gehören zu den Peenewerkstätten – einem Projekt zur Integration Behinderter. Unweit von Greifswald, nämlich in Griebenow, wird sich emsig dem Anbau von Gemüse nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus gewidmet.Querbeet offeriert eine Art Gemüse-Abonnement.
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Woche für Woche kann man sich eine Kiste mit Gemüse nach Hause liefern und spart so nicht nur Weg, sondern ernährt sich von Lebensmitteln, die kaum 10km weit entfernt sind. Mehr Unmittelbarkeit geht eigentlich kaum. Die Kisten kosten je nach georderter Größe 10, 12 und 15 Euro. Für 12 beziehungsweise 15 Euro gibt es auch eine Auswahl für Feinschmecker.

Nähere Informationen zum Bestellvorgang und dem Betrieb hält das Bestellformular bereit, das als pdf-Dokument auch online zur Verfügung steht. Queerbeet beliefert auch das Bio to go am Rosengarten. Dort kann die Kiste offline bestellt und auch abgeholt werden.

BIO TO GO – DAS POMMERNGRÜN

Am Rosengarten, unweit der Unibibliothek, befindet sich der Naturkostladen Pommerngrün. Hier wird der Verkauf von Bio-Produkten mit den im Bistrobetrieb angebotenen Salaten, Wraps und Suppe des Tages verbunden. Das Pommerngrün wird ebenfalls von Queerbeet beliefert und ist entsprechend empfänglich für Nachfragen bezüglich der abonnierten Gemüsekiste.

pommerngrün bio to go greifswald

Das Rezept für den Pommerngrünsalat mit gratinierten Hähnchenbruststreifen gibt es auf der aufgeräumten Homepage des Bioladenbistros gleich dazu.

Fakten: Rudolf-Petershagen-Allee 18a | Mo-Fr 10-18 Uhr

UPPER CLASS: NATURKOSTLADEN KEIMBLATT

Wer ausgefallenere Produkte sucht und deswegen auf ein breiteres Sortiment angewiesen ist, wird am wohl zentralsten Greifswalder Naturkostladen  nicht vorbei kommen. Das Keimblatt ist zwar ausgesprochen teuer, aber hier gibt es wirkliche sehr viele verschiedene Waren aus dem regionalen und überregionalen Raum. Das Personal kennt sich aus und die Lage in der Innenstadt ist ein sehr guter Standortfaktor.

Fakten: Am Fischmarkt | Mo-Fr 9-19 Uhr,  Sa 9-14 Uhr


Auch vor Greifswald macht die Expansion des Bio-Marktes nicht halt und die Landschaft der Händlerinnen und kooperativen Strukturen ist in den letzten Jahren gewachsen. Insbesondere das Angebot des Gemüse-Abos weiß mich zu begeistern, denn die Lebensmittel aus der Kiste sind nicht nur in höchstem Maße ökologisch regional, das saisonale Moment ist auch ein sehr guter Anlass, sich mit Rezepten und der Zubereitung heimischer Feldfrüchte zu beschäftigen.

*update* 30.09.

Kollege daburna hat sich in die Spur gemacht und die aufgezählten Lebensmittelbezugsmöglichkeiten auf einer digitalen Karte versammelt. Daumen hoch!

Die schon erwähnten Querbeetlerinnen gehören zu den Peenewerkstätten – einem Projekt zur Integration Behinderter. Unweit von Greifswald, nämlich in Griebenow, wird sich emsig dem Anbau von Gemüse nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus gewidmet.

Wir wiecheln uns vorwärts!

Cornelia Meerkatz lobte in der vorgestern erschienenen Ostsee-Zeitung das Verschwinden eines weiteren „Schandfleckens“. In ihrem Artikel prophezeihte sie den Umbau des „maroden Gebäudes in ein Schmuckstück“.

Die Grundstücksgesellschaft Wiechel & Partner bR hat die Immobilie in der Lange Reihe 67 erworben und plant, sie bis zum November zu sanieren. Das Haus ist inzwischen eingerüstet, aber hier ist noch ein Bild vor Beginn der Sanierungsarbeiten.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Ulf-Thorsten Wiechel frohlockt zurecht, zeichnet doch sein Unternehmen für die systematische Verschandelung des Bereiches Lange Reihe, Bleichstraße und Brinkstraße verantwortlich. Alte Bausubstanz wird weggerissen, Stahl-Glas-Beton-Ungetüme hochgezogen.

Das Phänomen ist nicht neu, sondern an vielen Standorten in der Stadt zu begutachten. Anstoß erregen dabei gar nicht primär steigende Mieten, sondern die völlige Abwesenheit ästhetischen Empfindens – wir bauen nicht mehr schön.

Wiechel hat es geschafft, eines der interessantesten Wohnquartiere der Stadt zu verbauen, wie auf dem folgenden Bild zu erkennen ist. Ärzten entzieht man bei schlimmen Missgriffen die Approbation, gegen Investoren wie Wiechel scheint dagegen kein Kraut gewachsen zu sein.