Pop am Wochenende: Lumières Claires – „Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. Reworks“

von Ferdinand Fantastilius

Es gibt Menschen, die rechnen die Produktionszeit ihrer Musik in Stunden, manchmal schon nur Minuten. Und es gibt Menschen, die schrauben Wochen, Monate, Jahre an der Entstehung ihrer Kunstwerke. Beiden — egal also, ob funktionalmusikalisch fokussierter Beatbastelei oder sogenannt analoger, inniger Ewigtüftelei — liegt das Potential zum Zweifeln und zum Scheitern inne.

Mut zum kreativen Makel, oder: Fehler als Antrieb

Die Patternschrauber schieben Stunde um Stunde an Effektknöpfen und Filterleveln umher, die Leute mit den echten Instrumenten sinnieren, jammen, eruieren und skizzieren nächtelang am vermeintlich perfekten Song. Und doch will es manchmal nicht gelingen. Irgendwas läuft krumm und schief, es schnurrt und groovt nicht, man kommt nicht richtig rauf auf den Gaul des genial-elementaren Daueraugenblicks — die eigene Idee, die sich im Kopf als zielführende Vision in Form eines anmutigen Einhorns festgesetzt hat, entpuppt sich als lahmer Esel, müde stolpernd, sturhufig herumeiernd, nach einer schöpferischen Rast japsend.

Lumieres Claires Susanne Moehring

(Foto: Susanne Möhring, keine CC-Lizenz)

Alle Arten kreativer Odysseen unterliegen letztlich dieser Möglichkeit zum musischen Schiffbruch. Jedoch, dies sind nicht etwa Fehler in irgendeinem System, es ist nichts Falsches daran — es sind die steinernen Hürden, die einen immer irgendwie weitermachen, weiterwuchten, ja manchmal weiterwüten lassen. Und hieraus entstehen sie: die glanzvollen Lichtmomente im Alltag der Irgendwiekunstschaffenden.

Hingabe an das schöne im Scheitern

Mit dem Leuchten und den vermeintlichen Fehlern beschäftigen sich auch die Lumières Claires. Im Januar 2009 veröffentlichte das lichtvoll benannte Folk-Duo aus Greifswald/Hamburg sein Album Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. Die darauf enthaltenen zehn Stücke waren das Resultat mehrer Herbste, die böig ins hiesige Flachland fielen. Die Songs durften über Jahre reifen. Man hatte nebenbei schließlich auch andere Dinge zu tun — Studium, Nachtleben, Saufen, maulgusseiserne Hufbeschlagung der eigenen Adoleszenz, all sowas.

In kompletter Eigenregie wurden daheim die wildesten Kabelsalate aufgebaut, um alle Instrumente mit genau diesem Sound aufzunehmen, den die Lumières im Sinn hatten. Hölzern sollte es sein, das oft bemühte Wort der „Knarzigkeit“ kann man hier ins Feld führen. Knarzig im Sinne des Geräusches von arbeitendem Holz, wie das Gebälk der Greifswalder Laubenwohnung, in der die Aufnahmen stattfanden. Fehler – wie sie im Albumnamen, mit der Bitte, sich nicht auf sie zu fokussieren, genannt sind – waren, bei allem Perfektionismus, immer immanent und niemals verschwiegen. Gerade die menschgemachten Verschiebungen, Unreinheiten und minimalen Taktausfälle sind es doch, die der Musik ihr Leben geben.

lumieres claires kabel

(Foto: Nico Schruhl)

Die Lumières Claires beschäftigen sich jedoch nicht nur mit Fehlerhaftem beziehungsweise charmantem Stolpern auf musikalischer Ebene – ihre Lieder sind Ausdrücke einer Hingabe an das Schöne im Scheitern, an all die Ungeschicktheiten im Zwischenmenschlichen. Ihre Lieder geben ungesagten und bereuten Worten, zerstreuten Küchentisch-Briefen von der eigenen Ich-Insel, einen musikalischen Umschlag.

Im selbst gefertigten Siebdruck-Cover visualisierte sich das als Sprechblasen, die sich gegenüberstehen, jedoch auch kreuzen, überschneiden, ineinander versinken, sich Stücke von Erinnerung in ihrer Dopplung wiederholbar machen – mit allen impliziten Fehlern.

Der Titel ihres Albums deutet es schon an: ihre Musik ist „Frucht von gesunder Bescheidenheit und nährenden Selbstzweifeln“, wie es in einer Rezension heißt, die unter dem Titel Fehler richtig machen in der Kulturzeitschrift PNG – Persona Non Grata erschien. Die Lumières Claires sind Leuchtende und keine Blender.

Fehler richtig reinterpretieren

Nico Schruhl und Christin Schalko feiern die Fehler eben, wie sie fallen. In der Liedfolge des Originals werden die zehn Stücke des Albums nun, drei Jahre später, als Neuinterpretationen auf dem Album Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. Reworks veröffentlicht.

lumieres claires reworks remix cover

Elf Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt — von Greifswald über Frankreich bis Japan — formen das Ausgangsmaterial hier zu eigenen Versionen um. Der Übertrag der verhuschten Folk-meets-Indieschlurf-Stücke der Lumières Claires in neue Kontexte und Klänge gelingt: Es gibt klassische Remixe im Alle-Viere-to-the-Dancefloor-Style, aber auch klassische Coverversionen im Songformat. Die Palette präsentiert sich in vielfältiger Streuung und geht weit über Handwerkstechno und Remix-Auftragsarbeit hinaus. Das umtriebige DJ-Duo Verschnibbt und Zugenäht eröffnet (nicht als DJs, sondern als Remixende) den Reigen der Reworks.

Ihr I förbigående Remix ist eine smoothfluffige Kontemplation in Sachen Afterhour-Housemusik. Wie tausend tiefe Tränen tänzeln die Vocalsamples von Nico Schruhl und Christin Schalko auf warmen Synthesizerklängen. Der Beat ist unaufdringlich aber treibend, wie das Knistern und Rascheln der auf einem ausgedehnten Strandspaziergang gesammelten Steine in der Hosentasche. Shiika aus dem japanischen Nagano spielte eine eigens komponierte Version am Piano ein. Ihre ebenso verhaltene wie verhallte Lofi-Variante von When You Rest changiert irgendwo zwischen dem Gemaunze von Coco Rosie und der abgründigen Theatralik einer Soap&Skin. Wie die gespensterhaften Schatten nächtlicher Blumen vor dem Fenster weht ihre Stimme über die flattrig-tröpfelnde Klaviergrundierung.

Lumieres Claires Remix

(Foto: Lumières Claires)

Huey Walker, selbst auch seit Jahren um klangliche, psychedelisch-ambiente Spleenigkeiten im Selbstvertrieb kreisend, nimmt in seinem Hummingbird Rework von Ellipsoid den Liednamen beim Wort und entfaltet in einer Spieldauer von achtzehneinhalb Minuten ein teils elliptisches, teils episches Konstrukt, das sich zwischen selbstverschluckenden Störgeräuschen und tropikalischem Rhodes-meets-Acid-Sweeps-Geklöppel bewegt. Steffen Hoffmann alias Milky Bear zaubert mit Theremin-Sounds und knisternden Nano-Percussions einen märchenhaften Schimmer, der in den treibenden Gitarrengrooves des Refrains zu strahlendem Frickelfeuerwerk kulminiert. Mit robotoiden Vocodervocals und retrofizierten Synthesizerflächen oszilliert sein Remix von Time Exposures irgendwo zwischen den losen Koordinaten Kraftwerk, Syd Matters und Kate Bush. Mit jedem Hören entspinnt sich dieses Juwel eines Remixes etwas mehr.

Vocodergrooves und Bleeps’n’Clonks

ALEXIS morpht das Stück #5 in seiner Version zu einem 8Bit-Bleeps’n’Clonks-Stampfer. Aufgedrehtes Bitcrush-Gestolper trifft auf den Drive der Chemical Brothers und wohlsortiertes Circuit-Bent-Chaos. Hier wird aus den Hosentaschenkieselsteinen eine schroff anbrandende Gerölllawine. Leonard Las Vegas — selbst einige Jahre in Greifswald solo und bei Jet Pilot tätig —  knüpft, obwohl er völlig andere musikalische Mittel verwendet, den spröden Drive weiter und interpretiert Declamatory Anthem in der für ihn typischen Indiecore-Variante. In seinem mit dem John Lennon Talent Award gekrönten Projekt vereint er blissful Shoegaze-Psychedelik von Bands wie My Bloody Valentine und Spacemen 3 mit dem zuweilen mathematischen Akkuratheits-Rock und der Arrangierfreudigkeit von Kollegen wie The Mars Volta.

Man merkt: das Reworks-Projekt der Lumières Claires kennt keine stilistischen Scheuklappen und sprengt Genre-Grenzen. Schon bei den Stücken des zugrunde liegenden Albums fanden sich elektronisch-experimentelle Spielereien und schroff-schiefschrötige Gitarrenskulpturen, die den folkmusikalischen Grundtenor weit über Schneidersitz und Lagerfeuer hinaustranszendierten.

Neuaufladungen und Urbarmachungen

Ebenso wie das Artwork zum Original-Album enstanden auch das Cover und das Booklet zur Reworks-Compilation in herzig-schnippeliger Handarbeit, wie der obige, eigens angefertigte Videotrailer — samt Reinhörproben in alle Stücke — anschaulich darlegt. Die Ästhetik des steingrauen Cardboard-Covers wurde für das vorliegende Remix-Album wieder aufgegriffen und präsentiert sich nun als weiß-auf-schwarze Grafik-Inversion des Originals. Und darum geht es doch bei Remixes, Reworks und Coverversionen — kurz: Reinterpretationen. Es geht um die kreative Neu- und Umdeutung, um die Weiterdenkung und Ausdehnung, um clever variierte Wiederholung von Bestehendem, um Aufladung und Urbarmachung kreativer Spannungsfelder und Soundäcker.

Lumieres Claires Greifswald

(Foto: Nico Schruhl)

Julie Corot setzt mit ihrer zarten Piano-Version von Strolling With Billy Pilgrim einen kontemplativen Mittelpunkt in den 12 Stücken des Albums. In ihrer herzigen Klavierminiatur beweist sie einmal mehr, dass man oft nicht mehr braucht als zwei Hände, ein Klavier und ein Herz aus Melodien, um wirklich berührende Musik zu schaffen. Ihre beispielsweise an Yann Tiersen denken lassende Version evoziert ein Kopfkonfetti aus Assoziationen, Farben und Bildern von naiver Schönheit, wie sie Michel Gondry in seinen frühen Filmen zu erwecken wusste. Aus den geröllernen Steinen werden hier Blätter aus Herbstgold.

Summende Sweeps und gewiefte Spleenigkeiten

Der Bekeschus Shuffle Edit von I’m So Boring And You’re So … reaktiviert die stampfenden Shuffle-Beats, die Kompakt aus Köln vor einigen Jahren mit ihren Schaffelfieber-Kompilationen en vogue machten. Sander Bekeschus entwickelt mit minimalem Samplingeinsatz einen ebenso schleppenden wie einfangenden Groove, der zugleich nach vorn zu stampfen und in seinen warmen Subbässen zu verweilen scheint. Summende Female-Vocal-Einsprengsel wuseln sich im hochfrequenten, durch orientalisch anmutende Klangmuster mäandernden, Teil des Tracks. Membrana Tympani arbeitet sich mit runtergepitchten Vocalfetzen durch eine Genregrenzen negierende Interpretation. Seine M.on.T.age von To Adelphos vereint die spröde Energetik von Dubstep, den scheppernden Stampf von Industrialbeats mit spacigen Stereo-Sweeps und den gewieften Spleenigkeiten eines Producers, der sich bis zum letzten Drehknauf an seinen Synthesizern und in seinen Plugins auskennt. Heulende Dubsirenen, Offbeat-Akkorde und schier unendliche Richtungswechsel verleihen dem Werk eine spektrale Vielschichtigkeit, die Schubladisierung schwierig und unnötig erscheinen lässt. Trotzdem ein Annäherungsversuch: als hätte Skrillex (Dubstep) die Einstürzenden Neubauten (Industrial) mit Air und Portishead (Space-Sweeps meet Melancho-Downtempo-Wumms) geremixt.

Wie tickende Wanduhren in fremden Herbergen

Nasko Georgiev aus dem französischen Lyon erweist sich unter seinem Alias Waterblip mit seinem Stück Walk On By (Waterblip Remix) als ebenso frickelfreudiger Produzentenfuchs. Moogy Arpeggio-Linien geben seiner Version einen Cosmic-Disco-Appeal, elegant wechselnd zwischen Dur- und Moll-Harmonien, die das weiche Kissenbett für die an Björk erinnernden Gesangssamples bilden. Philipp Priebe, seit vielen Jahren in Greifswald als Musiker und DJ nicht nur im elektronischen Metier tätig, nimmt sich des bisher unveröffentlichten Stücks Dive an und versetzt die beiden Gesangsparts von Christin und Nico in seinem „How Does It Feel Edit“ in einen hypnotischen Stereo-Kreisel.

Sein radikal entschlacktes House-Skelett nimmt die Hörenden auf hölzernen Claps’n’Ticks mit, in einen creepy-unterkühlten (H)albtraum, der in der Ferne auf warmem Synthesizerschimmern ein indifferentes Leuchten erahnen lässt. In seinem untergründigen Gloom und Glanz entwickelt der Track eine klaustrophobe Anziehungskraft, wie das Ticken einer Wanduhr in einer fremdartigen Herberge.

Bei aller Düsternis scheint hier aber auch Priebes Liebe zu den elektromusikalischen Romantizismen hindurch, wie sie die Patternvettern im Geiste, Lawrence, Efdemin, Carsten Jost und nicht zuletzt Christian Löffler zu entfalten wissen. Im August 2012 erschien Priebes EP Things Look Much Bigger On The Knees bei LunaTheCat Records.

Rekonstruktionsarbeiten am Licht

Den Abschluss der randvoll gefüllten CD bildet ein eigenes Stück der Lumières Claires. Die Originalversion von Dive hatte es damals nicht auf das Album geschafft. Mit etwas zeitlichem Abstand und einer neuen Mischung durch Membrana Tympani (der auch das vorliegende Remix-Album masterte) entwickelte Nico Schruhl das Stück nun zu neuer Reife und liefert im Mittelteil die einfangendste Endlos-Bridge seit Langem. Regelrecht hippiesk umspielen sich Sitar, Chöre und Gitarrenpickings über einem sich in kosmische Weiten walzernden Grundbass. Auch hier wurde nicht an Tiefenverliebtheit im Arrangement gespart – Tempowechsel, Andeutungen von schürfenden Feedbacks und am Ende sogar eine Ray-Manzarek-Orgel schummeln sich in den Track, um zum Schluss wieder in der sich ins Ohr schleifenden Leitmelodie der Gitarre zu landen.

Dieser gelungene Albumcloser lässt an den scheinbar mühelos hingeworfenen, rohdiamantenen Freistil-Psychedelikpop des mittleren John Frusciante denken. Man möchte sofort wieder bei Stück eins beginnen! Über die Stadtgrenzen hinaus wirkt die Small-Town-Superfolk-Band Lumières Claires mit diesem Reworks-Album für kreative Vernetzung und letztlich die Verwirklichung eines lange gediehenen, lichtumstrahlten Klangtraums. Als Bonus liegt dem limitierten Gesamtpaket das Original-Album bei. Das Booklet mit ausführlichen Liner-Notes gibt Einblicke in die Zusammenarbeit mit den Musikern und Künstlerinnen. Stefanie Hübners Malereien und Grafiken im Inneren des CD-Heftes zeigen ortlos anmutende, zugleich in sich ruhende, rastende, auf inneren und äußeren Reisen sich befindende Gestalten — eine wahrlich adäquate bildhafte Beistellung zum Kosmos der still bis funkelnd leuchtenden Reinterpretationen.

  • Lumières Claires bei bandcamp (Bestellungen der CD- und Digitial-Version möglich)
  • Musiktrip unter Freunden (Moritz-Magazin #98, 05/2012, S. 34 ff. (pdf-Dokument, 7,12 MB)

Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. Reworks erscheint am 29. September 2012.

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #8

Endlich mal wieder was Elektronisches auf die Ohren — gab es ja schließlich auch lange nicht. Dieses Wochenende führt vom Kellerclub Tschaika bis hinaus ins Strandbad Eldena.

Adherence in der Tschaika

Im Keller der Slawistik wird einmal mehr die Adherence-Reihe gastieren, in deren Rahmen das Feld elektronischer Musik unabhängig vom Tanzdiktat gewöhnlicher Parties abgeschritten werden soll. Neben den beiden Residents Sander Bekeschus und Patrick Boltze, der an diesem Abend sowohl den Anfang als auch das Ende der Party beschallen wird, tritt The Marx Trukker auf, der im folgenden Stück schon mal andeutet, mit welcher Hartnäckigkeit er das Publikum zu bearbeiten imstande ist.

Fakten: 05.08. | 22 Uhr | Tschaika | freier Eintritt

Ideologentreff im Strandbad Eldena

Auf den Trümmern der vor einer Woche abgebrannten Strandbar in Eldena geht es am Sonnabend weiter. Die Veranstalter von Danza Electronica erfreuen sich schon im Infotext an der „Lebendigkeit, mit Freunden und Bekannten an wunderschönen Orten Ideologien zu schaffen“ und laden zum sommerlich-leichten Sonnenuntergangsevent.

Auflegende Wegbereiter der Strandideologen sind Michael Peter, Michael Lieb und Silvio Marquardt. Außerdem wird Sander Bekeschus wieder mit einem Live-Set an den Start gehen.

Fakten: 06.08. | 18 Uhr | Stranbad Eldena | 8 EUR

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick

Der Frühling ist langsam in die Gänge gekommen, der Frühsommer steht vor der Tür. Und langsam bricht in Greifswald wieder die Zeit an, in der die Veranstaltungsdichte zwar noch nicht schwindlig macht, aber es nicht mehr so einfach ist, den Überblick zu behalten.

RADICAL JEWISH CULTURE IM IKUWO

Das IKUWO präsentiert einen internationalen Abend zur radical jewish culture und wird – passend zur gerade laufenden, gleichnamigen Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin –  das einzige Deutschlandkonzert der New Yorker Band Pitom beheimaten. Dazu gesellt sich die französiche Formation AutorYno. Beide Bands veröffentlichten zuletzt auf dem berühmten John-Zorn-Label Tzadik.

Pitom aus Brooklyn/ NYC spielen eine Mischung aus unkonventionellem Rock und traditioneller jüdischer Musik. Das Quartett um den Jazzgitarristen Yoshie Fruchter definiert zwischen Post Hardcore, Jazz und Klezmer einen eigenen und äußerst intensiven Sound, dessen Einflüssen von Frank Zappa, Sonic Youth, Mahavishnu, Melvins oder Bad Brains bis zu John Zorn´s Masada-Projekt reichen – wie letzterer zwischen künstlerischer Avantgarde und jüdischer Orthodoxie pendelnd.

Ein versprochener Hochgenuss für Jazz-Liebhaber mit erweiterungsfähigem Horizont, Klezmerbegeisterte mit Sitzbereitschaft und Avantgardepunkerinnen mit vitalem Interesse an jüdischer Kultur!

pitom flyer

Fakten: 20.05 | 21 Uhr | IKUWO | 5 EUR

ROTER SALON GOES CASPAR

Der Rote Salon, eigentlich im TV-Club zuhause, verlässt die gewohnten Gefilde und ist zu Gast im Caspar, wo der an diesem Wochenende auf mehreren Hochzeiten tanzende Silvio Marquardt auflegt. Außerdem und zur Abwechslung mal wieder das Duo verschnibbt & zugenäht, das nicht müde wird, die ganz eigene Vision von augenzwinkerndem Tech House von der S4 aus zu propagieren.

Hier das jüngste Set, das zum Tag der Besetzung Befreiung auf die Menge losgelassen wurde.

Festtags-Set anlässlich des 66. Jahrestages der Befreiung

Fakten: 20.05. | 22 Uhr | Caspar | 5 / 3 EUR (Studenten)

KLEX: KONZERT ZUM MITNEHMEN

Ein “ganz besonderes Konzert” wird im KLEX versprochen, wo sich die Greifswalder Ska-Rock’n’Roll-Soul-Reggae-Schlagmichtot-Band Krach die Ehre gibt. Nach einer Art künstlerischer Ruhepause meldet sich die langgediente (14 Jahre!) Offbeat-Riege zurück. Krach spielte gerade bei der Clubs United in der Mensa und wird auch für das Hoffest der Germanistik und der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät angekündigt.

krach midnaid devilzAls Einschub zwischen diesen beiden Terminen ist ihr Auftritt im KLEX zu verstehen, mit dem der Anschluss an die eigenen Greifswalder Wurzeln probiert wird. Nach sechs Konzerten – eigentlich sieben, rechnet man den Alias-Auftritt als Die Urlauber Ende der Neunziger Jahre hinzu – geht es dorthin zurück, wo vieles begann. Passend zur zweiten Band des Abends, der mittlerweile auch schon sieben Jahre alten Oi!-Truppe Midnaid Devilz, wird sich Krach jenseits der wohlgefälligen Offbeat-Streicheleinheiten bewegen und auf den eigenen musikalischen Ursprung als Oi!-Punkband verweisen. Da darf keine Jugendsünde fehlen.

Als hochmodernes Special wird der an diesem Abend angefertigte Livemitschnitt beider Bands unmittelbar nach Konzertende als digitale Kopie für wenig Geld angeboten und soll nur an diesem Abend erhältlich sein. Interessierte Gäste sollten also ihre USB-Sticks freiräumen.

Fakten: 21.05. | 21.30 Uhr | KLEX | 1-6 EUR (es wird gewürfelt)

VERSTEIGERUNG SAMMLUNG FLEISCHERVORSTADT

An diesem Wochenende findet auch die große Gemeinschaftsausstellung Sammlung Fleischervorstadt ihr Finale. In den KAW-Hallen am Greifswalder Bahnhof werden ab 19 Uhr Werke der Ausstellung versteigert und das Ende des Spektakels gefeiert. Aus diesem Grund wird ab 21.30 Uhr die Greifswalder Band Naked Neighbours on TV in Kollaboration mit lckrt performen.

you said i am yours where are you now

Fakten: 21.05. | 19 Uhr | KAW-Hallen | Eintritt frei

NEUE LOCATION: SCHAPER-ELEKTRO-PARTY

infant industry greifswaldAb 23 Uhr wird dann unter dem Slogan Infant Industry eine neue Location im Gewerbegebiet erobert. Dort, wo einst der Schaper-Großmarkt seine Waren feilbot, wird es am Sonnabend technoid zugehen.

Angekündigt werden neben den lokalen Kräften Silvio Marquardt, Klicker und Npln Sajonz auch Falko Brocksieper vom Label Sub Static, die Deephouse und Minimal versprechen.

ex-schaper gorzberg

Fakten: 21.05. | 23 Uhr | Ex-Schaper (Gorzberg 2) | 8 / 5 EUR (Studenten)

LAZY SHARKS IM REDDI

Im auf den Ruinen des Moulin Rouge eröffneten Reddi wird am Sonnabend ebenfalls gefeiert werden. Zur Lazy Shark Attack wird mit einem „Meer aus elektronischem Trigger Jazz, Beatbox und Turntablism“ gelockt.

reddi flyerAn den Plattenspielern verdingen sich Ben Fade und Hoellsen aus Greifswald beziehungsweise Rostock und es wird ein stilbewusstes Wirbeln zwischen Hip Hop, Funk, Classics, Breakbeats und Deep House angekündigt.

Die Dancerobic Instructors aus Rostock sollen“ allen Tanzmuffeln“ Hilfestellung bieten. Für die Veranstaltung wurde eigens ein Audioflyer produziert:
Audioflyer 4 Reddi 21-05-11 by DJ Ben Fade

Fakten: 21.05. | 23 Uhr | Reddi | 4,50 EUR

Insomnale 2011: Soliparty und Anmeldungsbeginn

Heute beginnt die bis zum 25. Mai andauernde Anmeldungsphase für die Insomnale 2011. Die Realisierung der landesweit größten Gemeinschaftsausstellung junger Kunst war in diesem Jahr anfangs stark gefährdet. Schließlich hat sich aber eine Gruppe formiert, die sich der gemeinsamen Organisation der diesjährigen Insomnale angenommen hat und heute den Anmeldungsbeginn mit einer Soliparty in der Studierendenbar C9 feiert.

insomnale greifswald party

Dort geht es zur Abwechslung mal wieder technoid zur Sache und die Tanzdiktatoren der Befreinfeierei des vergangenen Wochenendes, namentlich Npln Sajonz und Aurora Bopa, werden für wohlfeile Tiefbass-Ausflüge sorgen.

Ein Interview und ausführlicherer Blick auf die Insomnale erschien hier bereits vor einigen Wochen. Die Wettbewerbsbedingungen für die beiden Bereiche Kunst und Kunstwissenschaft sowie das Anmeldeformular für die diesjährige Ausstellung sind online als pdf-Dokument abrufbar.

Eintritt wird nur gegen Vorlage eines Studierendenausweises gewährt.

Fakten: 10.05. | 19 Uhr | C9 | 3 EUR

Hedonistischer Doppelspuk zum Tag der Befreiung

Die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald ist wieder unterwegs und lädt dazu ein, gemeinsam in den Tag der Befreiung zu tanzen. Hierfür wird zum inzwischen wiederholten Mal die schmissige Parole Wer nicht feiert, hat verloren! herausgekramt und mit einer Soliparty für den zweiten Hedonistischen Weltkongress – den gibt es wirklich – und die Greifswalder Sektion der HI gelockt.

Für die Hedonistinnen ist die deutsche Kapitualtion der schönste Anlass, einen Jahrestag in diesem Land zu feiern. Sie schwören auf die befreiende Wirkung einer „Nacht voller Lustgewinn durch tanzende Glückseligkeit“.

„Den Abend eröffnet der hedonistische Techno-Romantiker und Musikweltverbesserer Npln Sajonz. Danach geleitet in den Tag der Befreiung ein Liveset vom Helden des technoiden Souls, Steffen Kirchhoff. Seine innovative Interpretation von Deep House wird nicht nur an diesem Abend Herzen und Tanzbeine gewinnen, sondern vermutlich wird auch seine bald erscheinende Split-EP einschlagen wie eine Bombe. Durch die Nacht führen die Befreier des deepen Grooves Oskar Offermann und Edward vom Berliner WHITE-Label. Das charismatische DJ Team ist bekannt für ausdauernde ohrgasmische House-Sessions, die Raum und Zeit vergessen lassen.“

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist fortwährender Veränderung unterworfen: bis 23 Uhr kostet es nur 4 Euro, zwischen 23 und 24 Uhr 5 Euro und danach schließlich 6 Euro. Wer nicht feiert, hat verloren!

Fakten: 07.05 | 22 Uhr | IKUWO | 4-6 Euro

tag der befreiung

UMSONST & DRAUSSEN – BEFREIUNGSPARTY AM SEE

Als ob das noch nicht genug wäre, geht es am Sonntagnachmittag so ähnlich weiter, wie es in den Morgenstunden der Vornacht aufhörte. Es darf getanzt und geruht werden, denn anlässlich des historischen Datums gäbe es einiges zu feiern, wie die Hedonisten bemerken: „Die Alliierten erzwangen 1945 die bedingungslose Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands und setzten der wahr gewordenen Hölle von industriellen Massenmord, totalem Vernichtungskrieg und Volksgemeinschaft endlich ein Ende. Darum feiern wir den Tag der Befreiung, das Ende des 2. Weltkrieges in Europa und die erfolgreiche Zerschlagung des 3.Reichs mit einem Tanz im Freien. Gib Geschichtsrevisionismus keine Chance!“

Für das technoid-musikalische Unterhaltungs- und Rahmenprogramm werden DJane Hannah, Silvio Marquardt und verschnibbt & zugenäht sorgen. Den Freiluft-Spaß gibt es auch bei Facebook mit einer eigenen Veranstaltung, falls jemand noch den Nachbarn und Oma Meier einladen möchte.

tag der befreiung
Fakten: 08.05. | 14-20 Uhr | Fleischerwiesensee

Der Widerstand gegen den Castor geht auf die Straße

Wie bereits Anfang Januar angekündigt, wird in der nächsten Woche wieder Atommüll ins sogenannte Zwischenlager bei Lubmin transportiert werden. Hierbei sollen fünf Castorbehälter aus Karlsruhe überführt werden, die insgesamt 140 Glaskokillen enthalten.

Zweite Großdemonstration binnen dreier Monate

Lokale Anti-Atom-Aktivistinnen mobilisieren seit Wochen zu Protest und Widerstand gegen diesen Transport und rufen dazu auf, sich an der morgigen Demonstration zu beteiligen. Es ist der zweite große Anti-Atom-Protest in Greifswald binnen drei Monaten, denn schon im Dezember 2010 gingen über 2000 Menschen auf die Straße.

Atom Widerstand Greifswald

(Foto: Feldweg)

Am Sonnabend beginnt um 14 Uhr auf dem Markt die Auftaktdemo, die über die Lange Straße, den Karl-Marx-Platz und die Bahnhofstraße durch die Goethestraße, die Anklamer- und Brinkstraße schließlich über den Hansering und die Bachstraße zurück zum Ausgangspunkt führen wird.

Redebeiträge sind von Nadja Tegtmeyer (Anti-Atom-Bündnis NordOst), Holger (Nachttanzblockade Karlsruhe), Simone Leuning (AG Schacht Konrad), Pfarrer Matthias Gürtler (Ev. Kirchengemeinde) und Renate Backhaus (BUND) angekündigt, für einen musikalischen Beitrag sollen die Stormbirds sorgen. Es wurde auch eine Google Map eingerichtet, auf der neben der Route auch Parkplätze und die Orte der Zwischenkundgebung und des Abendprogramms vermerkt sind.

Aktionstag als Warm-up für den Castor

Die ganze Veranstaltung wird mit Sicherheit wie beim letzten Mal von einem Großaufgebot der Polizei begleitet und es ist nicht auszuschließen, dass von Seiten der Polizei der Protest gegen Atomkraft wieder gefilmt wird. Außerdem ist zu erwarten, dass Presse und Fernsehen bildreich berichten und viele Menschen zusätzlich private Aufnahmen machen werden. Wer darauf keine Lust hat, sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, an diesem Tag die für solche Bedenken anzuratende Kollektion aufzutragen. „Der Widerstand gegen den Castor geht auf die Straße“ weiterlesen