Demonstration für die Diagonalquerung

Es tut sich was in Sachen Diagonalquerung und verschiedene Gruppen und Strukturen kommen kurz vor knapp doch noch in Bewegung. Aus den — in solchen Sachen sonst eher etwas schwerfälligen — Reihen der Studierenden heraus wurde jetzt sogar eine Fahrraddemo angemeldet.

StuPa, Piraten und Grüne sind gegen die Streichung

Ursächlich dafür war ein von nicht weniger als 87 155 Personen gezeichneter Antrag, dem das Studierendenparlament am 25. April mit einer Zweidrittel-Mehrheit zustimmte. Damit sprach sich das StuPa nicht nur für die Beibehaltung der Diagonalquerung im Radverkehrsplan aus, sondern beauftrage außerdem den AStA, eine Kampagne gegen den Streichungsantrag in der Greifswalder Bürgerschaft durchzuführen. Am 15. Mai wird dort über eine Beschlussvorlage von CDU, Bürgerliste und FDP abgestimmt, die die Streichung der Diagonalquerung aus ebenjenem Konzept vorsieht.

diagonalquerung astaAber nicht nur die wichtigste Interessenvertretung der Studierenden wirbt für das Projekt, auch zwei Parteien wagen sich im kommunalpolitischen Identitätsgefecht aus der Deckung. Die Grünen organisierten am vergangenen Dienstag eine Informationsveranstaltung mit dem verantwortlichen Verkehrsplaner Gerhard Imhorst (einen ausführlicheren Bericht dazu lieferte vor wenigen Tagen daburna) und rufen ebenfalls zur Teilnahme an der Fahrraddemo auf.

Ähnlich sieht es auch im örtlichen Piratennest aus. Während eines Basistreffens — Schwarmtisch heißt das jetzt bei denen — wurde gestern Abend einstimmig für den Beschluss votiert, die Diagonalquerung im Radverkehrsplan zu belassen. Gleichzeitig fordern auch sie ihre Mitbürgerinnen auf, demonstrieren zu fahren.

Die Piraten kritisieren in einer Pressemitteilung, dass eine Streichung des Projekts aus dem Radverkehrsplan keine Vorteile brächte und offenbar aus ideologischen Gründen erfolgen solle: „die aktuelle finanzielle Situation der Stadt ist kein geeigneter Grund, um ein innovatives Konzept aus dem Plan zu entfernen – denn dort kostet es zunächst gar nichts“.

Bringt Mutti mit zur Fahrraddemo!

Es bleibt aufgrund der breiten Mobilisierung zu erwarten, dass an der angemeldeten Fahrraddemo noch mehr Menschen teilnehmen werden als bei der relativ gut besuchten Critical Mass, die Anfang März stattgefunden hat. Am Montag gegen die Streichung der Diagonalquerung aus dem Radverkehrskonzept zu protestieren, bedeutet viel mehr, als nur ein Zeichen für umweltfreundliche Mobilität zu setzen.

Damit auch Mutti und die anderen Verwandten von dieser Ausfahrt Wind bekommen können, wurde bei Facebook eine Veranstaltung erstellt, die zu teilen es sich lohnt. Liebe Ritter und Ritterinnen, tretet Montag mal in die Pedalen!
Fakten: 14.05. | 17.30 | Rathaus

Riot Grrrl Revisited: „Revolution Girl Style Now!“

Popkulturlehrstunde  mit dem testcard-Autoren Dr. Jonas Engelmann (Ventil Verlag). Es geht um Punk und Feminismus, um DIY und Selbstermächtigung, um Rebellion und Subkultur. Der Mitherausgeber des Sammelbands Riot Grrrl Revisited stellt sowohl Geschichte als auch Gegenwart dieser vor über zwanzig Jahre in den USA gewachsenen Bewegung dar.

„1990 gründeten sich Bikini Kill und Heavens to Betsy, aus denen später Sleater-Kinney hervorgingen. Damals hätte wohl keine der Beteiligten geahnt, dass 20 Jahre später eine Frau zum Superstar avancieren würde, die sich auf eben diese Bands beruft: Es gibt kaum einen Musikpreis, den Beth Ditto mit ihrer Band The Gossip in den letzten Jahren nicht bekommen hätte, kaum eine Musikzeitschrift, auf deren Cover sie nicht abgebildet war.

Riot Grrrls revisited

Höchste Zeit also, zurückzublicken und das Standardwerk zur Geschichte dieser Bewegung dem deutschen Publikum zugänglich zu machen: Riot Grrrl! erzählt die Entwicklung aus der Perspektive von Frauen, die in ihrer Wut auf den Sexismus der Punkszene und die gesellschaftlich vorgegebenen weiblichen Rollenmuster kurzerhand ihre eigene Szene gründeten – unter dem Schlachtruf: Revolution Girl Style Now!

Der durch  Filmausschnitte und Hörbeispiele ergänzte Vortrag findet in Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZfG) statt.

Fakten: 03.05. | 21 Uhr | IKUWO | Eintritt frei

Elegien des Abschieds: „Segmente der Wirklichkeit“

Nun schweigt es still, das alte Haus / Mir aber ist’s als schritten / Die toten Väter all‘ heraus / Um für das Haus zu bitten.*

Die Greifswalder Masterstudentin M. Kardinal lädt heute Abend zu ihrer Abschlussausstellung Segmente der Wirklichkeit. Wer vorherigen Einladungen der Künstlerin folgte und zum Beispiel die Ausstellungen Shima, Il diario di bambola oder den Hortus Conclusus in ihren privaten Räumen in der Erich-Böhmke-Straße besuchte, für den ist es nur logisch, dass auch ihre Abschlussarbeit wieder in das eigene Wohnumfeld führen wird.

Alles steht auf Abbruch 

Waren die Ausstellungen im eigenen Schlafzimmer anfangs vielleicht noch prekäre Notlösung, so wuchs mit jeder weiteren Veranstaltung der Stellenwert des immerhin 108 Jahre alten Gebäudes für Werk und Wirken der Künstlerin — für ihre Segmente spielt das alte Haus nun endlich die zentrale Rolle, die es verdient, ein Ende ist in Sicht.

Das Gebäude Zeuge gesellschaftlicher Umbrüche und überdauerte die grundlegenden Veränderungen in der Fleischervorstadt stoisch, doch die Glocken zur letzten Stunde haben bereits geschlagen. Der Erinnerungsort wird umfassend saniert, den Mietern wurde gekündigt oder sie wurden mit der Ankündigung horrender Kostensteigerungen hinauskomplimentiert. Alles steht auf Abbruch, die staubigen Vorboten sind kaum zu übersehen.

In den ausgestellten Arbeiten beschäftigt sich Kardinal mit den Themen Ort, Projektion und Erinnerung. Sie besteht aus einer Serie von Gleichbild-Aufnahmen, einer Sequenz fotografischer Selbstporträts und aus Segmenten von Laufbildern.

Altes Haus: Bis zur Geiserhaftigkeit durchdrungen

Hier lässt sich bereits erahnen, dass nicht nur die Künstlerin als letztverbliebene Bewohnerin dem Haus Leben einhaucht, sondern auch, wie sehr sie selbst vom vergangenheitsschwangeren Bau durchdrungen ist, „geisterhaft darin aufgeht“, wie es im Katalog heißt, der für die Ausstellung angefertigt wurde. Segmente der Wirklichkeit verspricht, eine der momentan besuchenswertesten Vernissagen zu werden. Noch steht das alte Haus!

Die Ausstellung ist nach der Vernissage am 21.04. und 22.04. von jeweils 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Fakten: 20.04. | 18 Uhr | Böhmke
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*(aus Das Alte Haus, Friedrich Hebbel)

Arndt revisited. Über Urgreifswalder, Bauernbefreier und Kulturbolschewisten.

Ein Gastbeitrag von Laure-Anne Weinberg

Vor kurzem hat das Sommersemester begonnen und die Universitätsstadt Greifswald füllt sich langsam wieder mit Leben und jungen Studierenden. Gefüllt mit Erwartungen und neuen Eindrücken, erkunden die Neuankömmlinge ihre Hochschule und ihren Studienort. Nichts ahnen sie von der kräftezehrenden Debatte, die vor fast genau zwei Jahren ein unrühmliches Ende nahm, nachdem sie zuvor die Studierendenschaft bewegte, entzweite und entnervte.

„DAS ERGEBNIS DER DEMOKRATISCHEN ABSTIMMUNG MUSS NUN AKZEPTIERT WERDEN“

Denn der Streit um den Namenspatron der hiesigen Universität Ernst Moritz Arndt und das rational nicht zu erklärende Festhalten der Hochschulleitung am rassistischen Namensgeber, haben zwar Spuren in der Medienlandschaft hinterlassen und Einzug in Fachliteratur gehalten — nur an der Universität in Greifswald selbst ist man weit davon entfernt, sich weiterhin mit diesem unliebsamen und beschämenden Thema auseinanderzusetzen.

Wieso auch, schließt doch der Senatsbeschluss zur Beibehaltung des Namens Ernst-Moritz-Arndt-Universität mit dem beinahe schon patzigen Satz „Dem Senatsvorsitz ist bewusst, dass die Beibehaltung des Namens in der Öffentlichkeit umstritten sein wird. Das Ergebnis der demokratischen Abstimmung muss nun jedoch akzeptiert werden.“

Dass Demokratie von der beständigen Auseinandersetzung, von Meinungspluralismus, Reflektion und Kritik lebt, scheint sich hier noch nicht rumgesprochen zu haben. Die Diskussion um Arndt und die Art, wie sie geführt wurde, brachte Hochschule und Stadt sogar einen Eintrag in die Deutschen Zustände (Folge 9) ein — jenes Buch, das Jahr für Jahr Demokratiefeindlichkeit wissenschaftlich ergründet. Doch damit nicht genug der hochnotpeinlichen Preise, die man für diesen Namenszusatz zahlen muss.

DIE UNIVERSITÄT UND DER NATIONALSOZIALISTISCHE UNTERGRUND

Die Alma Mater Gryphiswaldensis begibt sich mit ihrem Klammern an Arndt und seinem Vermächtnis in denkbar schlechte Gesellschaft. So berief sich der sogenannte Thüringer Heimatschutz, aus dem sich bekanntlich die Mördergruppe des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) rekrutierte, ebenfalls auf Ernst Moritz Arndt und sein Vaterlandslied.

Die ersten Verse des nationalistischen Gedichtes, das sich in erster Linie durch einen propagandistischen und nahezu blutrünstigen Sprachduktus auszeichnet, sind dabei nicht selten als Fronttransparent vor Demonstrationszügen der selbsternannten Heimatschützer und Neonazis hergetragen worden.

Befragt man Wikipedia zum Vaterlandslied von Arndt, bekommt man die Information, dass das Lied besondere offizielle Pflege im ersten Weltkrieg und zu Zeiten des Nationalsozialismus erfuhr. Ein verirrter Dichter, dessen Werk besonders von jenen beklatscht wurde, die Todesfabriken bauen ließen und Weltkriege entfachten, taugt im einundzwanzigsten Jahrhundert noch als Leitfigur einer Hochschule?

EINE FRAGE DER DEUTUNGSHOHEIT 

Längst ist die entscheidende Frage geworden, wer die Deutungshoheit über Arndt und seine Hinterlassenschaften besitzt.

Betrachtet man die Umstände der Namensverleihung und wirft einen Seitenblick auf die erwähnten Fronttransparente des Thüringer Heimatschutzes oder bemerkt, dass die Greifswalder Neonazis Arndts Konterfei auf ihrer Internetseite zum Markenzeichen politischer Verirrung erhoben haben, wird klar: am leichtesten fällt die Wiedererkennung in Arndt jenen, die rassistischen Wahn, Völkerhass und Antisemitismus als politische Notwendigkeit ansehen.

(Titelgrafik Nationale Sozialisten Greifswald)

Eine offensive und kritische Auseinandersetzung mit dem Nazi-Idol Arndt und seinen Schriften wäre bei der getroffenen Senats-Entscheidung absolut notwendig gewesen und von einer Universität als Hort der Wissenschaft auch irgendwie zu erwarten, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Hochschule ging vielmehr verschämt aus der Debatte und verharrt in dieser geduckten Haltung, die sie gegenüber einigen besonders laut jaulenden grauen Wölfen eingenommen hat — bis heute. Dabei hätte die Universitäts- und Hansestadt, der „Leuchtturm der Region“ (CDU), noch einiges an Strahlkraft gewinnen können.

Eine Hochschule, die sich nach fast 80 Jahren von ihrem rassistischen und judenfeindlichen Namenspatron löst, den ihr die Nazis 1933 aufgezwungen haben, das hätte mit Sicherheit viel positives Echo gegeben, zumal doch die hiesige Region schon lange als Hochburg der Rechtsextremen gilt.

ES GING NIE NUR UM ARNDT

Tatsächlich lässt sich jedoch die These aufstellen, dass es in all den Debatten der letzten 20 Jahre nie nur um Arndt ging. Es ging nie wirklich darum, ob Arndts Werk tauglich ist, identitätsstiftend für junge Menschen in der akademischen Ausbildung zu wirken. Natürlich taugt es dazu nicht, diese Frage wurde schon früh relativ schnell beantwortet. Es ging in erster Linie auch immer darum, progressiven Entwicklungen Einhalt zu gebieten, den Jungen, den vermeintlich Fremden, den imaginierten Linken den Kampf anzusagen.

Die Art und Weise wie Sebastian Jabbusch, Initiator von Uni ohne Arndt, in der Debatte vor zwei Jahren an den medial-öffentlichen Pranger gestellt wurde, war unwürdig und demaskierend zugleich. Plötzlich wurde die Ebene der sachlichen Argumentation, die so oft von der Uni-ohne-Arndt-Gruppe eingefordert wurde, mit Leichtigkeit verlassen. Plötzlich ging es nicht mehr um Ernst Moritz Arndt, den angeblichen Bauernbefreier und Kampflieddichter, plötzlich ging es um Sebastian Jabbusch, den angeblichen Ausschläfer und Langzeitstudenten.

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Kumpelei im Diskolicht — die Nacht der Möglichkeiten

Das Sommersemester hat begonnen und die Ersti-Woche zu Ehren jener, die ihr Studium gerade nach Greifswald verschlagen hat, ist so gut wie geschafft. Der Markt der Möglichkeiten, auf dem vorwiegend studentische Vereine und Gruppen um neue Mitglieder buhlten, ist längst abgebaut. Das große Willkommen ist vorüber und wird heute Abend mit der Nacht der Möglichkeiten für beendet erklärt.

SCHAUMWEIN, SOUNDS UND SEILSCHAFTEN 

Dieser alternativ geprägte Gegenentwurft zu seinem spätnachmittaglichen Pendant kommt in Gestalt einer Party daher und ist vornehmlich an Erstsemester adressiert. Veranstaltet wird er von mehreren Greifswalder Gruppen, wie zum Beispiel dem Arbeitskreis Kritischer Juristinnen (AKJ), der Antirassistischen Initiative, Greenpeace, dem Greifswald International Students Festival (GrIStuF), der Hedonistischen Internationalen Sektion Mensch und Sound im Kollektiv (M.u.S.i.K.) oder Medizin und Menschenrechte. Außerdem sind der Nordsorbische Kulturverein (i.G.) und Viva Con Agua an der Party beteiligt.

Die Nacht der Möglichkeiten bietet die einzigartige Gelegenheit, diese Gruppen unkompliziert kennenzulernen und sofort Schnittstellen für das eigene ehrenamtliche Tag- und Nachtwerk aufzutun — gerade für Neuankömmlinge eine absolute Empfehlung, um schnell Kontakte in Greifswald zu knüpfen.

Das kulturelle Rahmenprogramm wird auf zwei Floors ausgedehnt. Bestritten wird es von den HI_All_No_Stars, die ihre Programm zur griffigen wie wortkargen Formel „elektro-indy-hip-hop-ghett​o-funk-deep-teck-house-reg​gea-techno und Schlager“ verdichteten, sowie Captain Planet und der Magic Moustache Gang, die mit Balkan- und Globalbeat, Russendisko und Ska direkt auf die Beine der Gäste abzielen.

Fakten: 04.04. | 21 Uhr | Klex (Lange Str. 14) | 2 EUR (Erstis frei)

Stellenausschreibung: langfristige studentische Hilfskraft bei Greifswalder Ethikkommission werden

jobs arbeitFür die Ethikkommission der Greifswalder Universitätsmedizin wird ab sofort eine studentische Hilfskraft gesucht, die bei der Vor- und Nachbereitung der Kommissionssitzungen hilft und Bürotätigkeiten wie die Dokumentation und Archivierung von Ethikanträgen und den damit verbundenen Schriftverkehr erledigt.

aristotelesFür die Besetzung dieser Stelle werden explizit Studierende im ersten Studienjahr gesucht, die diesen Job nach Möglichkeit bis zum Ende ihres Studiums ausüben sollen. Diese sollten nicht nur Pharmazie, Medizin oder Rechtswissenschaften studieren, sondern auch über gute Englischkenntnisse verfügen und mit Microsofts Office-Paket umgehen können.

Das Arbeitspensum dieser Stelle beläuft sich auf 20 Monatsstunden. Der Stundenlohn einer studentischen Hilfskraft beträgt in Greifswald gegenwärtig 8,56 Euro.

Bewerbungen sind mit den üblichen Unterlagen per E-Mail bis zum 15. April 2012 einzusenden (karen.salje [at] uni-greifswald.de).

(Foto: Eric Gaba via wikimedia, CC-Lizenz)