Du magst also auch Musik, was? / Ja, ich liebe Musik / Auf was für Musik stehst du? / Alle Sorten / Also ich mag Easy-Listening / Ja, ich auch, Easy-Listening ist echt geil / Wohnst du hier in der Gegend / Ja, praktisch um die Ecke, ist ne gute Gegend zu wohnen / Ich mag es / Ich auch / Apropos, ich heiße Thomas / Hallo Thomas, ich bin Stefan / Nett dich kennenzulernen / Auch nett dich kennenzulernen*
Im Klex feiert die Indiebar eine nächtliche Wiederauferstehung, ehe an gleicher Stelle am nächsten Abend die Hamburger Oi!-Punkband Eight Balls die Menge anschreien wird. Vorher jedoch guckt unter anderem Popkultur-Experte Thomas Meinecke mal wieder vorbei und liest im Koeppen Koeppen. Theaterfreunde müssen sich zwischen einer Premiere und einer Dernière entscheiden und Frühaufsteher können Sonnabend auf der Afterhour im Roten Salon nach dem Rechten sehen. Ein Überblick. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #20“ weiterlesen →
Die Statistikstelle der Hansestadt Greifswald hat vor wenigen Tagen die aktuellen Bevölkerungsdaten für das zurückliegende Jahr 2011 veröffentlicht.
Sie belegen das ungebrochene Wachstum der Stadt um 379 Personen auf nunmehr exakt 60.822 Einwohner, die zum 31. Dezember 2011 hier gemeldet waren. Davon unterhalten 6240 Personen ihren Nebenwohnsitz in Greifswald.
Dieser Anstieg ist allerdings nicht darauf zurückzuführen, dass in Greifswald jährlich mehr Menschen geboren werden als sterben — im Gegenteil. Abgesehen von den Jahren 2001 und 2007 ist für Greifswald seit Jahren ein sogenannter Gestorbenüberschuss feststellbar, die Hansestadt liegt damit im landesweiten Trend.
GREIFSWALDER KOMMUNALPOLITIK WIRD DEM ALTER IHRER BEVÖLKERUNG NICHT GERECHT
Dass trotz dieses negativen Wachstums die Zahl der Einwohnerinnen steigen konnte, liegt an den Wanderungsgewinnen. So zogen 2011 insgesamt 379 Personen mehr nach Greifswald, als die Stadt verließen. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Studierenden um 196 Immatrikulierte auf insgesamt 12.452 Studierende. In den vergangenen 17 Jahren ist damit ihr Anteil an der gemeldeten Greifswalder Bevölkerung von 7,7% (1995) auf 20,47% (2011) gestiegen und hat sich somit beinahe verdreifacht.
Der dauerhaften Frischzellenkur durch die Universität und dem sich daraus ergebenden demographischen Standortvorteil Greifswalds steht bis heute leider keine Kommunalpolitik gegenüber, die diesen Jungbrunnen für sich zu erschließen weiß. Maßnahmen und Entscheidungen der Stadtverwaltung werden dem jungen Durchschnittsalter der Stadt nicht gerecht. Diese Malaise betrifft fast alle Verwaltungsbereiche vom Wohnen über Kultur bis zum Verkehr.
ANKLAM: TREND ZUR SELBSTAUFLÖSUNG VORLÄUFIG GESTOPPT
Ein Blick ins vorpommersche Umland verdeutlicht einmal mehr die Schrumpfung auf Raten, von der die meisten Städte und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns betroffen sind. Während die Bevölkerung in Greifswald seit 2005 wieder wächst, verlieren benachbarte Städte wie Stralsund, Wolgast oder Demmin seit der Wende kontinuierlich Einwohner.
Überraschenderweise verzeichnete die Peenestadt Anklam, die zwischen 1990 und 2009 mehr als ein Drittel ihrer Einwohnerinnen einbüßte, im Jahr 2010 erstmals wieder ein Bevölkerungswachstum und setzte damit dem Trend zur Selbstauflösung ein vorläufiges Ende. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, weil das relative Wachstum Anklams zwischen 2009 und 2010 etwa dreimal so hoch war wie in Greifswald — ganz ohne Universität.
*Update* 25.01.
Das angenommene Bevölkerungswachstum relativiert sich durch die Tatsache, dass inzwischen der Ort Pelsin eingemeindet wurde und seine Einwohner nun Anklam zugerechnet werden. Im Kommentarbereich ist eine Schätzung zu finden, nach der Anklam im vergangen Jahr ungefähr 90 Einwohner verloren hätte.
_________________
Die aktuellen Bevölkerungszahlen des Statistischen Landesamtes werden leider erst später veröffentlicht, so dass bisher nur bis 2010 vorliegen. Dort werden auch nur die Einwohner erfasst, die mit ihrem Hauptwohnsitz gemeldet sind. Am Beispiel Greifswald wird allerdings deutlich, wie beträchlich der Anteil nebenwohnsitzlich gemeldeter Bürgerinnen sein kann.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache macht seit 21 Jahren auf Begriffe der öffentlichen Kommunikation aufmerksam, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder das Prinzip der Demokratie verstoßen, die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Um zu sprachkritischer Reflexion aufzufordern, kürt sie jährlich ein Unwort.
GANZE BEVÖLKERUNGSGRUPPEN WERDEN AUF EIN IMBISSGERICHT REDUZIERT
Zum Unwort des Jahres 2011 wurde der Bgriff „Döner-Morde“ gekürt, mit dem Polizei und Medien die von der rechtsextremen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübten Morde bezeichneten. In ihrer Begründung erklärte die Jury:
Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt. Damit hat Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst.
Im Jahre 2011 ist der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.
Weitere Unworte des Jahres 2011 sind „marktkonforme Demokratie“ und „Gutmensch“. „Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören.“
JURY-MITGLIEDER AUS GREIFSWALD
Die Jury der Aktion Unwort des Jahres besteht aus dem Journalisten Stephan Hebel (Frankfurter Rundschau) und den vier Sprachwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Nina Janich, Prof. Dr. Martin Wengeler, Dr. Kersten Sven Roth, Prof. Dr. Jürgen Schiewe — die beiden letztgenannten Mitglieder lehrten beziehungsweise lehren übrigens an der Universität Greifswald. Diesen fünf Juroren steht außerdem eine sechste, jährlich wechselnde Person zur Seite. Dieses Jahr war das Dr. Heiner Geißler.
Das Unwort des Jahres 2010 lautete „alternativlos“. Für das begonnene Jahr können bis zum 31.12.2012 jederzeit Vorschläge eingereicht werden. Die hierfür notwendige E-Mailadresse ist auf der Internetseite der Aktion zu finden.
_________________
Begründung Unwort des Jahres 2011 (pdf-Dokument, 0,447MB)
Nach zähem Ringen soll am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft (IPK) der Universität Greifswald eine Juniorprofessur für Politikwissenschaft mit Genderforschung installiert werden.
Die Berufungskommission, zu der neben dem studentischen Senator Erik von Malottki auch die Philosophin Dr. Barbara Muraca und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Detlef Jahn gehören, lädt zu den Vorstellungsvorträgen der vier Stellenaspirantinnen ein. In den darauf folgenden Diskussionen kann man erfahren, wie eng die Berührungen mit den Gender Studies tatsächlich sind und mit wie viel Geschlechterforschung dort zu rechnen ist.
Auf die Ansiedlung dieser Juniorprofessur am IPK wird von einigen Kritikern, die sich schon lange mit der Einrichtung einer Gender-Professur in Greifswald beschäftigen, mit der Befürchtung reagiert, dass die eingerichtete Stelle vorwiegend politikwissenschaftlicher Natur sei und mit Geschlechterforschung relativ wenig zu tun habe.
In der Stellenausschreibung wurden nicht nur sehr gute Kenntnisse quantitativer Sozialforschung gefordert, sondern auch die Bereitschaft zur Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterstudien (IZfG).
Dr. Dorian Woods (Universität Tübingen) Rekalibrierung und der Wandel des Staates – Erklärungsansätze mit Genderperspektive
19.01. | 08 Uhr
Dr. des. Anne Jenichen (Universität Bremen) Frauenrechtspolitischer Wandel in internationalisierten Nachkriegskontexten
19.01. | 09.45 Uhr
Dr. Heike Brabandt (Universität Bremen) Gender und Internationale Normen: Der Umgang mit geschlechtsspezifisch Verfolgten in Großbritannien und Deutschland
19.01. | 11.30 Uhr
Dr. Eva Maria Hinterhuber (Fernuniversität Hagen) Engendering Civil Society. Deliberative Governance, Zivilgesellschaft und Geschlecht
19.01. | 14.30 Uhr
Die Vorträge sind öffentlich und können von allen Interessierten besucht werden. Sie finden im Konferenzraum im Hauptgebäude der Universität (Domstraße 11, Eingang 2) statt.
„Probieren sie einmal, als Studentin oder Student eine kleine Wohnung zu bekommen. Das Angebot in Greifswald ist außerordentlich bescheiden. Oft muss nach Stralsund oder gar Rostock ausgewichen werden. Studieren wird dadurch ganz einfach viel teurer. Der Zeitverlust für die Studenten ist enorm, doch wir werden das ändern.“*
Vor 15 Monaten brannte in der Soldmannstraße 16/17 der leerstehende Gebäudekomplex nieder, der einst das Chemische Institut beheimatete. Einige Monate später ist die Frage, wer die mutmaßliche Brandstiftung zu verantworten hat, noch immer nicht zufriedenstellend aufgeklärt — zu vage mutet die bislang verbreitete These an, dass das Feuer bei der Zusammenkunft einer okkulten Gruppe durch das Abbrennen von Teelichtern ausgelöst worden sei.
Noch immer eine rentable Wertanlage: studentisches Wohnen
Inzwischen gibt es jedoch endlich Gewissheit darüber, was mit dem Objekt passieren wird. Schon kurz nach dem katastrophalen Feuer kaufte die Berliner Firma Select Werthaus GmbH & Co KG den niedergebrannten Komplex und begann mit den Bauarbeiten für ein in Greifswald noch immer höchst rentables Investment: luxuriöse Studentenwohnungen.
Die entstehenden Studentenappartments wurden mit versprochener „Top-Rendite“ und „hoher Denkmalabschreibung“ bereits auf den Markt geworfen. Nur in einem der drei Teilkomplexe stehen noch Wohnungen zum Verkauf. „Wandeln Sie Ihre Steuern um in Immobilieneigentum“, lautet die Offerte der Immobilienhändler, denn immerhin sind nicht weniger als 84% der Baukosten steuerlich absetzbar. Finanziert wird der Bau mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Im denkmalgeschützten Backsteinbau und der Villa des einstigen Institutsdirektors sollen nach Angaben der Ostsee-Zeitung bis zum 30. März 2012 — und damit pünktlich zum Semesterstart, wenn die studentische Wohnungsnot in Greifswald ihren halbjährlichen Höhepunkt erreicht — insgesamt 129 Wohnungen entstehen, deren Kaltmieten nicht unter 10 EUR/m² liegen werden.
YOUNIQ-Derivat mit ökologischem Anstrich
Den dritten Teil des entstehenden Ensembles wird Bioniq, ein YOUNIQ-Derivat mit ökologischem Unterbau, bilden. Hier sollen nochmal 112 luxuriös ausgestattete Wohnungen auf vier Etagen entstehen. Im Prospekt für die bewohnbare Wertanlage wird der ökologische Anspruch des Projekts betont. So würde bevorzugt Holz beim Bau des Gebäudes zum Einsatz kommen; alle bei Bioniq verwendeten Baustoffe sollen zu 100% recyclebar sein. Eine geothermische Heizung ist ebenso geplant wie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und die Nutzung aufgefangenen Regenwassers. Ziel sei die Errichtung eines CO²-neutralen Hauses.
Der Öffentlichkeit sollen in der Soldmannstraße zukünftig zwei Einkehrstätten zugänglich sein: der alte Hörsaal wird denkmalgerecht saniert und in ein „originelles Café“ umgewandelt, während eine Etage tiefer das Mira einen Neuanfang starten soll.
Der Club musste 2010 sein altes Domizil in der früheren Reichsbahndirektion (Anklamer Straße) räumen, weil die Firma Select Werthaus, unter deren Federführung nun der Komplex Alte Chemie wiederaufgebaut wird, dort vor einigen Jahren einen ähnlich renditefreudigen, studentischen Wohnkomplex entwickelte.
Der Verkauf und die Sanierung beziehungsweise der Neubau der einzelnen Gebäude wäre ohne den damaligen Großbrand sicherlich nicht so schnell abgewickelt worden, wie es jetzt der Fall war. Über die ominöse Satanisten-Gruppe, ihre vermeintlich schwarzen Messen und die gewagte These eines suizidalen Gebäudes lässt sich allerdings in diesem hervorragenden Nachruf zur Alten Chemie eines Beteiligten mehr erfahren.
____________________
Seit heute informiert die Universität Greifswald über ihre Rolle während des Nationalsozialismus. Die Aufarbeitungspläne wurden zu Jahresbeginn in Absprache mit den Dekanen vom Rektorat beschlossen und sehr zügig umgesetzt.
Herausgekommen ist eine Darstellung des aktuellen Forschungsstands zur Greifswalder Universitätsgeschichte zwischen 1933 und 1945 und eine Konkretisierung der Aufarbeitungslücken.
(Screenshot ns-zeit.uni-greifswald.de)
WIE STARK WAREN UNI-ANGEHÖRIGE IN DAS NATIONALSOZIALISTISCHE HERRSCHAFTSSYSTEM INTEGRIERT?
Die bislang versammelten Informationen und viele digitalisierte Quellen werden, sowohl thematisch als auch chronologisch sortiert, auf einem übersichtlichen Online-Portal angeboten. Ergänzt wird die Darstellung um eine Mediathek, in der Publikationen wie zum Beispiel Vorlesungsverzeichnisse oder Universitätstaschenbücher abgerufen werden können, zahlreiche Fotos illustrieren die Texte.
Entsprechend dreier zeitlich-inhaltlicher Phasen, Gleichgeschaltete Universität (1933-1935), Mobilisierte Universität (1936-1939) sowie Universität im Krieg (1939-1945), kann sich der Nutzer darüber informieren, wie sich nationalsozialistische Machtpolitik und Ideologie auf das universitäre Leben auswirkten und auf welche Art Professoren, Dozenten, Universitätsmitarbeiter und Studierende in das nationalsozialistische Herrschaftssystem integriert und verstrickt waren.
Über Verweise wird dabei immer wieder auf vorhandene Forschungspublikationen und Quellen verwiesen.
RASSENHYGIENE UND WEHRMACHTSFORSCHUNG
An der Universität Greifswald waren etwa elf Prozent des Lehrkörpers von den „personellen Säuberungen“ betroffen, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten durchgeführt wurden. Kurz vor Augang des Jahres 1933 wurde das Institut für menschliche Erblehre und Eugenik gegründet und die sogenannte „Rassenhygiene“ auch in Greifswald als wissenschaftliche Disziplin etabliert.
Geforscht wurde aber auch direkt für die Wehrmacht: 1942 waren an nicht weniger als 14 Einrichtungen der Hochschule Aufträge vergeben: „Das Physikalische Institut war mit nahezu allen Mitarbeitern in derartige Forschungen einbezogen.
(Screenshot ns-zeit.uni-greifswald.de)
Sie betreuten Arbeiten für Marine, Luftwaffe, Nachrichtentruppe etc.. Die Physik galt wie das Chemische Institut als Wehrmachtsbetrieb und unterstand dem Rüstungskommando.“ Werbung
Unter der wissenschaftlichen Leitung des Historikers Dr. Dirk Alvermann soll in den kommenden drei Jahren systematisch weitergeforscht werden. Auch das Archiv wird sich noch verändern und in den nächsten Monaten um weitere Dokumente erweitert.
Die Digitalisierung der Quellen, ihre strukturierte Verknüpfung und ihr offener Zugang auf dem Web-Portal sind die großen Stärken bei der Umsetzung dieses längst überfälligen Projekts, das einen facettenreichen Eindruck vom Hochschulwesen unter der nationalsozialistischen Herrschaft vermittelt.
Diese Website benutzt Cookies. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.AkzeptierenZur Datenschutzerklärung