Landtagswahlkampf: Hilfe, die Spitzenpolitiker kommen!

Nicht einmal drei Wochen sind es mehr bis zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern. Inzwischen hat die sogenannte heiße Phase begonnen und man darf nun mehr oder weniger gespannt den Auftritten der Spitzenpolitikerinnen entgegenfiebern, von deren Besuch sich die jeweiligen Parteien einen Impuls für den Wahlkampf vor Ort erhoffen.

Gregor, Cem und die Gesine 

Die LINKE durfte schon vor zwei Tagen Gesine Lötzsch empfangen und damit die zweite Visite der Wegbereiterin zum Kommunismus binnen zweier Monate veranstalten. Ende August guckt auch Gregor Gysi nochmal vorbei. Bei den GRÜNEN vertraut man auf bewährte Konzepte und freut sich auf  Cem Özdemir, der sich bereits morgen mit der Ludwigsburger Bürgerinititative Huhnfrei trifft. Außerdem schaut Reinhard Bütikofer im August nochmal rein.

Kaffee, Kuchen und „uns Erwin“

Die Sozialdemokraten setzen dagegen ganz auf ihr amtierendes Personal: Gemeinsam mit Sozialsenator Ulf Dembski wird morgen Manuela Schwesig (Ministerin für Soziales und Gesundheit in MV, stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende) im St. Spiritus bei einem Bürgerforum zugegen sein. Montag zuvor servierte die SPD am Fischmarkt Kaffee und Kuchen  — das ließ sich auch Ministerpräsident Erwin Sellering nicht nehmen und rief zum Bürgertalk.

Im Wettbewerb um Politprominenz kann die FDP eine Veranstaltung mit Wirtschaftsminister Philip Rösler ins Feld führen — der frühere Bundeswehr-Stabsarzt wird am 19. August in Greifswald sein. Die CDU trumpft wie in den Vorjahren mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die nur fünf Tage später auf dem Marktplatz auftreten wird.

Alle sind sie da, alle kommse lang – die heiße Phase hat begonnen!

NPD-Stand in Greifswald: Ein guter Grund, früh aufzustehen

Die NPD schickt sich morgen erneut zu einer Wahlkampfaktion in Greifswald an. Für die Zeit von 9 – 12 Uhr wurde ein Infostand auf dem Fischmarkt angemeldet, Gerüchten zufolge ebenso in Schönwalde.

mahnwache npd-stand (Fotogrundlage: Greifswald wird Grün)

Im November, bei der letzten NPD-Aktivität dieser Art, kam es gar nicht erst zur angemeldeten NPD-Veranstaltung, weil zahlreiche Protestlustige bereits pünktlich vor Ort waren. Die Neonazis fuhren unentwegt durch die Stadt, wirklich Fuß fassen konnten sie dabei allerdings nicht.

MITRÖHREN: 1. GREIFSWALDER PUBLIC BUH-ING

Damit der NPD-Wahlkampf vor Ort genauso blamabel weitergeht, wie er vor zwei Wochen begann, wird dazu aufgerufen, sich pünktlich – und außerdem möglichst mobil – am Fischmarkt einzufinden, um dort ein unmissverständliches Zeichen gegen Neonazis zu setzen. So empfindet beispielsweise die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen die rechtsextreme Propaganda als „ätzend“ und nimmt die eigene Abscheu zum Anlass, das 1. Greifswalder public buh-ing zu initiieren, einen Klangteppich der Verachtung für NPD-Mannschaft und -Ideen zu präsentieren.

Bringt Flüstertüten und Pfeifen mit, ölt eure Stimmbänder und zeigt den Nazis, dass Greifswald gleich Auswärtsspiel bedeutet!

MITLEIDEN: RECHTE BAJUWAREN AM MÜHLENTOR

Wer dann noch Mitleid übrig hat, ist hiermit herzlich zum Infostand der Republikaner eingeladen. Ja, die gibt’s noch! Die hierzulande inzwischen in die Bedeutungslosigkeit abgedriftete Partei befindet sich derzeit auf Sechs-Städte-Tour in Mecklenburg-Vorpommern und bringt aus Ermangelung hiesiger Strukturen ihre Wahlkämpfer einfach mit.

Die rechts-konservative Partei wird bei der Landtagswahl die Exotenrolle schlechthin spielen: kaum jemand kennt, unterstützt oder wählt sie. Entgehen lassen sollte man sich „die Wahlkampfgruppe“ allerdings auf keinen Fall und Freitag unbedingt mal vorbeischauen – echte Bajuwaren!

_____________________

Wer die NPD sieht, sich an den kollektiven Eindrücken beteiligen will oder auf der Suche nach Infos ist, sollte sich den Hashtag #nazishgw zur Brust nehmen.

Fakten:

10.08. | 9-12 Uhr | Fischmarkt (NPD-Stand)

10.08. | ab 14 Uhr | Schönwalde (NPD-Stand) *Gerücht*

12.08. |  10-14 Uhr | Am Mühlentor (REP-Stand)

Aufarbeitungspläne in Greifswald: Uni unterm Hakenkreuz

Die Schweriner Volkszeitung berichtete heute, dass an der Universität Greifswald die NS-Vergangenheit der Hochschule aufgearbeitet werden solle. Die Forschungen sollen bis 2013 am Historischen Institut stattfinden.

burschenschaften greifswald nazideutschland

Nach Auskunft des Historikers Dr. Dirk Alvermann stünden dabei „die Gleichschaltung, die sogenannte personelle Säuberung und spätere Mobilisierung der Universität durch die Nazis“ im Fokus. Herauszufinden gelte es weiterhin, welche Rolle die Hochschule im Krieg spielte, ob auch Greifswalder Wissenschaftler für die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde arbeiteten und welchen Inhalt die 20 Aufträge hatten, die die Wehrmacht nach Greifswald delegiert habe.

Dringliche Fragen, deren Beantwortung reichlich spät in Auftrag gegeben wird.

APROPOS AUFARBEITUNG

Während der Greifswalder Debatte um Ernst-Moritz-Arndt, die im März 2010 zugunsten der Nichtablegung des Namens endete, wurde darüber nachgedacht, eine Forschungsstelle zum umstrittenen Namenspatron einzurichten, um eine differenzierte Auseinandersetzung mit seinem Werk anzustoßen, das von Arndt-Gegnern als zum Teil antisemitisch, aggressiv-nationalistisch und fremdenfeindlich kritisiert wird.

Schade, dass die Aufarbeitung in Sachen Arndt ebenso wenig in Fahrt zu kommen scheint, wie die universitätseigene Forschung zur Rolle der Hochschule in der ehemaligen DDR. Über Parteibücher, Stasi-Aktivitäten und personelle Konsequenzen in den zwei Jahrzehnten vor 1989 ließe sich genug zutage fördern, um schon heute über 2013 hinausgehende Mittel zu beantragen und Stellen zu sichern, denn bekanntlich entstehen ja erst im Blick zurück die Dinge.

______________________________

Universität Greifswald arbeitet eigene NS-Vergangenheit auf (Schweriner Volkszeitung, 08.08.2011)

Intern: Bitte editieren Sie!

In den vergangenen Monaten wurde regelmäßig Kritik an der fehlenden Möglichkeit laut, auf dem Fleischervorstadt-Blog abgegebene Kommentare nachträglich editieren zu können. Nach endloser Wartezeit darf in Reaktion auf diesen Wunsch eine zaghafte Entwicklung protokolliert werden: Ab jetzt ist es für anonyme Nutzer möglich, abgegebene Kommentare binnen fünf Minuten nach dem Absenden zu verändern.

kommentare editierbar

Wer hier an seiner gepflegten Netzidentität festhält und seinem Pseudonym treu bleibt, kann diese Editierungen auch noch nach Ablauf der fünfminütigen Frist vornehmen. Registrierte Nutzerinnen müssen in der Regel nicht auf die Freischaltung ihrer Kommentare warten und können außerdem nachträglich ihre Angaben über E-Mail-Adresse und Homepage ändern.

Umgesetzt wird diese Funktion übrigens über das Plugin WP Ajax Edit Comments. Wenn das Editieren nicht funktionieren sollte, bin ich für das Posten entsprechender Hinweise natürlich sehr dankbar.

Dokumentation: Die NPD im Schweriner Landtag

In ihrer Dokumentation Die neuen Nazis. Ein Jahr NPD im Schweriner Landtag (2007) beobachten die beiden NDR-Redakteure Anke Jahns und Felix Pankok die 2006 in den Schweriner Landtag gewählte NPD-Fraktion und portraitieren deren Vorsitzenden, Udo Pastörs.

PASTÖRISIERUNG STÖSST SAUER AUF

Die Autorinnen bemühen sich redlich, die Doppelgesichtigkeit der NPD zwischen Parlament und Straße abzubilden, zum Beispiel, wenn Udo Pastörs im Landtag das Mikrofon abgeschaltet wird und er dort Ordnungsrufe für seine relativistischen Provokationen kassiert. Auf Kundgebungen, Parteitreffen oder Demonstrationen spricht der frühere Juwelier agressiver – noch agitatorischer – und macht keinen Hehl aus seiner Absicht, das System der BRD aus den Angeln heben und die parlamentarische Demokratie abschaffen zu wollen.

udo pastörs greifswald

Der in einigen rechten Internetforen als „gelungene Werbung“ bewertete Film dokumentiert unter anderem NPD-Auftritte in Stralsund, Rostock und Neubrandenburg und zeigt, wie sich vereinzelt sogar Mitglieder der CDU in die Demonstrationen der Neonazis einreihen.

NPD-VERBOT NICHT MEHR ALS SYMBOLISCHE DISKUSSION DER SPITZENPOLITIK?

Leider kommt mit Toralf Staud (Moderne Nazis) nur ein einziger Experte zu Wort. Hier liegt die Schwäche der Dokumention, denn angesichts der immer zahlreicher werdenden Publikationen zum Thema — und nicht zuletzt aufgrund des Vorhandenseins akademischer und zivilgesellschaftlicher Ansprechpartnerinnen vor Ort — wurde die Chance vergeben, sich differenziert mit der parlamentarischen Präsenz der NPD, den daraus folgenden finanziellen Implikationen und einem möglichen Verbot der Partei auseinanderzusetzen.

Staud hält die Verbotskontroverse eher für eine „symbolische Diskussion der Spitzenpolitik als ein taugliches Mittel im Kampf gegen Rechtsextremismus“ und liegt damit ganz auf der Linie der Filmemacherinnen:

Die NPD muss nicht verboten werden, sondern widerlegt, damit ihr Ziel, unsere Demokratie abzuschaffen, nicht Wirklichkeit wird.

__________________________________

Weitere hier verfügbare Dokumentationen zum Thema:

Stellenausschreibung: Kampagnenleitung für GETIDOS

Die an der Uni Greifswald und am Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung angesiedelte Forschungsgruppe GETIDOS ist auf der Suche nach einer wissenschaftlichen Hilfskraft (Magister/Master/Diplom), welche ab 1. Oktober 2011 die auf ein Jahr befristete Leitung einer bundesweiten Kampagne übernehmen soll.

getidos big jumpIm Rahmen des europäischen Flussbadetags sollen sich auch im nächsten Jahr wieder Menschen in ihre heimischen Gewässer stürzen, um auf die Bedrohung und den Wert intakter Gewässer aufmerksam zu machen. Dazu veranstaltet GETIDOS gemeinsam mit anderen Organisationen (Deutsche Umwelthilfe, Grüne Liga, Viva con Agua, betterplace lab) und dem Europäischen Flussnetzwerk (European Rivers Network) einen Ideenwettbewerb für Schülerinnen und Schüler, für dessen Umsetzung noch personelle Unterstützung benötigt wird.

(Foto: daniel stricker/pixelio.de)

CAMPAGNIERAS AUS GREIFSWALD ODER BERLIN GESUCHT

Gesucht werden Bewerber „diverser Fachrichtungen“, die sich bereits mit Social Entrepreneurship und Nachhaltigkeit befasst haben, ein Interesse für Gewässerschutz mitbringen und im Idealfall sogar Kampagnenerfahrung vorweisen können. Der Arbeitsort ist wahlweise Greifswald oder Berlin. Die Tätigkeitsfelder werden wie folgt beschrieben:

  • Aktive Mitarbeit bei der Planung und Durchführung des Wettbewerbs
  • Koordination des Wettbewerbs, Kontaktpflege der Projektpartnerorganisationen
  • Zusammenarbeit mit SchülerInnen und LehrerInnen
  • Öffentlichkeitsarbeit (Print und social media)
  • Community- und Plattformmanagement der Webseite
  • Unterstützung bei weiteren organisatorischen Aufgaben

Die monatliche Arbeitszeit der bis zum 30. September 2012 befristeten Stelle beträgt 80 Stunden. Die Bewerbungsfrist endet am 5. September. Interessierte sollten bis dahin ihren Lebenslauf mit einem kurzen Anschreiben versehen und via E-Mail an GETIDOS senden.

getidos greifswald

Weitere Informationen zur Bewerbung sind in der offiziellen Stellenausschreibung zu finden. Auf der Seite bigjump2012.net ist mehr über das Projekt zu erfahren und ein Video zum Ideenwettbewerb gibt es auch.

http://www.youtube.com/watch?v=SiY8nMeo4Gk