Vortrag: Sexpositiver Feminismus

Im Rahmen der vom AStA organisierten Aktionstage gegen Homophobie und Sexismus findet heute Abend ein Vortrag über sexpositiven Feminismus statt, der in Kooperation mit dem IKUWO und der Hedonistischen Internationalen Sektion Greifswald (HI_HGW) veranstaltet wird.

Das Thema sexpositiver Feminismus wird kontrovers diskutiert, nicht nur aufgrund der divergierenden Einstellung gegenüber PorNo!. Viele Menschen missverstehen eine antisexistische Lebensweise als grundsätzlich lustfeindlich und asexuell. Dieser Vortrag vermag vielleicht die Schnittmenge zwischen einer Bejahung von selbstbestimmter Sexualität und Feminismus aufzuzeigen.

hedonisten asta sex feminismus

Sextoys and Cliterature

Als Referentin für den Vortrag konnte Dr. Laura Méritt, ihres Zeichens sexpositive Linguistin, Sexpertin und Lachforscherin, gewonnen werden.

laura merrit sexclusivitätenSie betreibt seit nunmehr über 20 Jahren Sexclusivitäten – eine Plattform, über die sie von ökologisch-nachhaltigem Sexspielzeug bis zu erotischer Cliterature alle möglichen Artikel aus dem Lustbereich vertreibt. Nebenher bietet sie auch sehr besondere Massagen an und ist als Sexualberaterin tätig.

Mérrit ist Initiatorin der ersten feministischen Pornofilm-Preisverleihung Europas, die es seit 2009 gibt: PorYes. Unter diesem Label sollen fortan Filme zertifiziert werden, die „feministischen Kriterien entsprechen und den Reichtum sexueller Ausdrucksweisen einbeziehen„.

Achtung: Ausschnitte von Poryes-Filmen

In ihrer Arbeit und ihrem Wirken setzt sich Mérrit besonders für die Gleichstellung aller sexuellen Identitäten und Orientierungen ein.

laura merritLust und Genuss als Teil emanzipatorischer Theorie und Praxis werden bei dieser Veranstaltung im Rampenlicht stehen. Die Entstehung und feministische Einstellung der sexpositiven Bewegung soll beleuchtet und ein Überblick über das Spektrum sexueller Orientierungen gegeben werden. In sattem Abendrot wird der Vortrag mit Beispielen sexpositiver Praxis aus den Bereichen Prostitution und feministischer Pornografie zu Ende gehen.

Um ungewollte Grenzüberschreitungen zu vermeiden, weisen die Veranstalterinnen daraufhin, dass im Rahmen der Veranstaltung Ausschnitte aus PorYes-Filmen vorgeführt werden. Alle Leute, die ihre Vorurteile überwinden wollen, sind herzlichst eingeladen. Sexisten, Menschen mit Homophobie, früh-, spät- und normalpubertierende Macker sind natürlich von der Teilnahme ausgeschlossen. Diese Ansage ist mit Gewähr!

Fakten: 11.11. | 20 Uhr | IKUWO | freier Eintritt

Bilder, die lügen: Wie die NPD ihr Auto vergrößert

Bereits gestern wurde darauf hingewiesen, dass die Sympathisanten der NPD das Schlachtschiff genannte Wahlkampfmobil auf ihren Fotos etwas größer gemacht haben, als es eigentlich ist.

Stammleser Kapitulist hat sich die Mühe gemacht und seinem Kommentar noch eine bildliche Ergänzung nachgereicht:

Gleich um ein ganzes Drittel wurde das gesamte Bild in die Breite gezerrt, um das richtige “Schlachtschiff” zu bekommen! Hab’s zurückgerechnet – ist wirklich so. Mhhh, denken die echt man, merkt die Lüge nicht?

(Foto: Kapitulist)

Erinnert mich irgendwie an …
9 cm + 1/3 sind 12 cm
12 cm + 1/3 sind 16 cm
15cm + 1/3 sind 20 cm.

Krass, Danke, endlich kapiert, wer Urheber dieser blöden Penislüge ist, die ehrlichen Männern irgendwie automatisch unterstellt wird.

NPD auf Erfolgsflucht

„Das nennt man dann wohl die „Hit and Run – Taktik” der NPD. Kurz auftauchen, so viel Infomaterial wie möglich verschießen und dann schnell wieder los.“ (lokale Nazi-Seite)

Ruhelos, rastlos, mutlos

Es lag ein bißchen Western-Feeling in der Luft, als etwa 40 Antifaschisten und überraschend viele Polizeibeamte auf dem Fischmarkt der Ankunft der NPD ungeduldig entgegensahen, doch die Irrgeleiteten wollten und wollten einfach nicht auf den Platz rollen.

Stattdessen hasteten sie über Greifswalds Straßen und verfuhren rastlos das Benzin ihrer Wähler und Wählerinnen, während sie dabei mehr oder minder schnell geortet wurden und die erwartete Verteilung des nationalen „Informationsmaterials“ und verschiedener Parteidevotionalien durch jähe Abbrüche und abermalige Standortwechsel nicht so recht in Fahrt kommen wollte.

Polizei bei NPD Stand in Greifswald

Twittern gegen Rechts

Zeitgleich deutete sich schon die Inbetriebnahme eines Tickers über den Dienst Twitter an. Die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald twitterte live vom Geschehen und unter dem Hashtag #nazishgw ließen sich Beiträge mehrer Nutzerinnen finden, die einen lebhaften Eindruck der Hatz zu liefern vermögen.

Für die Zukunft sicher eine Kommunikationsform, die im Auge behalten werden sollte.

Mit der Tieffrequenzkanone gegen das „Schlachtschiff“

Inzwischen präsentiert man stolz im Internet das Foto des — einem Bäckereifahrzeug zum Verwechseln ähnlich aussehenden — NPD-Mobils; von den Nazis liebevoll Schlachtschiff genannt. Hier wurde nochmal mächtig an der Horizontalen gezerrt, damit es seinen Namen auch alle Ehre macht.

Schade und gut überlegt zugleich eigentlich, dass sie der drohenden Schmach auf dem Fischmarkt aus dem Weg fuhren, denn Schlachtschiff wäre wohl von der noch zurückgehaltenen antifaschistischen Kavallerie, einer mit Tieffrequenzkanonen ausgestatteten Riesenmaschine, versenkt worden.

NPD Mobil in Greifswald

Es darf also konstatiert werden, dass die NPD heute vor einem politischen und propagandistischen Erfolg flüchtete; schlicht und ergreifend nicht präsent sein konnte. Und es mutet merkwürdig an, wenn eine Partei die Flucht vor Bürgerinnen und Polizei ergreifen muss. Ob die Ereignisse für zukünftige Genehmigungen der NPD-Infostände Konsequenzen  haben werden, bleibt allerdings ungewiss.

Noch mehr Einblicke in die Szene

Der Tag brachte trotz der unruhigen Melange aus Mobilisierung, Zermürbung und Amüsement auch neue Einblicke in die rechte Szene Greifswalds, die ganz offensichtlich gerade mit massiven internen Distinktionen zu kämpfen hat. Denn obgleich sich die NPD nicht mit ihrem Infostand auf den Fischmarkt traute, wagten sich die (merkbe)frei(t)en Kräfte Greifswald aus der Deckung – so wird rechts überholt!

NPD Protest Greifswald

Wenn der Anglizismus Hit & Run die neue Strategie der hiesigen Neonazi-Szene beschreiben soll, dann erinnere ich mich plötzlich an Zeiten, zu denen in Greifswald mit den rechten Infoständen genauso verfahren wurde. Ob das wirklich die von den NPD-Leute gefeierte, neue Erfolgstaktik sein soll?

Andere Beiträge zum Thema verfassten daburna und der webMoritz.

Festgehalten: die One-Man-Bigband aus Nancy

King Automatic begeisterte am 30.10. im IKUWO an Schlagzeug, Orgel, Gitarre, Mundharmonika und Gesang zugleich. Eremitisch tingelt der Franzose als einköpfige Reisegesellschaft durch die Lande, um seine ganz eigenen Vorstellungen von Schleifen, Loops und Rock’n’Roll unter die Menschen zu bringen.

(Foto: kapitulist via Flickr)

Meinungskampf im Netz — die Nationalen Sozialisten Greifswald

Montagabend startete die vom AStA Greifswald organisierte Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus mit einem Vortrag über Genderfragen in der tschechischen Literatur, gehalten vom Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Wöll.

„Gendermainstreaming ist krank!“

Leider wurde die Auftaktveranstaltung von einem Graffito überschattet, dass vor dem Audimax auf den Gehweg gesprüht wurde. Bis gestern Abend befanden sich die Botschaften Homosexuelle=Volkstod und Gender-Mainstream ist krank auf dem Trottoir und wurde noch nicht entfernt. Es ist nicht das erste Mal, dass Greifswalder Neonazis ein sehr gutes Gefühl für den richtigen Augenblick haben, so wurden zum Beispiel in der Nacht vor der Erstsemesterbegrüßung der Mensa-Bereich großflächig besprüht.

(Fotoausschnitt: Patrice Wangen / webMoritz)

Antifa: „Anstieg neonazistischer Aktivitäten in Greifswald“

Die Antifa Greifswald informierte unlängst in einer Pressemitteilung darüber, dass rechte Schmierereien zunähmen:

„In der Vergangenheit konnten wir Mitglieder der „Nationalen Sozialisten Greifswald“ dabei beobachten, wie sie ihre Parolen an Wände schrieben. Da diese sich mit den zahlreichen Sprühereien der vergangenen Monate im Schriftbild und der Farbe gleichen, gehen wir von denselben TäterInnen aus. Dafür spricht auch, dass immer häufiger die Internetseite der Gruppierung gesprüht wird.“ (Pressemitteilung)

Diese Beobachtung bestätigt zum Beispiel das vor etwa zwei Monaten in der Mehring-Straße beschmutzte Banner der Verkehrswacht:

Nazischmiererei: Greifswald Info

Doch was steckt hinter dieser ominösen Webseite, auf die die Neonazis immer und immer wieder hinweisen müssen?

Andere Sachen mit dem Gegnere machen (Ihr wisst schon…)

Auf der Weltnetzseite greifswald-inpo.tk werden Themen lokaler und überregionaler Relevanz verhandelt, seien es die angekündigten Flüchtlinge, die dieser Tage in Greifswald ankommen werden, die Abgrenzung von anderen hiesigen rechten Gruppen oder die von Halloween ausgehende Gefahr für die Wehrhaftigkeit eines wie auch immer beschaffenen Volkes:

Wahre Nazionalisten reden nicht mit „GAYs“ sondern machen andere Sachen mit denen (ihr wiSSt schon).

Mann wehrt sich vehement und auf flachem Niveau gegen die Negertivierung von Stärke und Stolz.

Demonstration Greifswalder Neonazis

(Foto: greifswald-inpo.tk)

Verweise auf Arndt und die Schulhof-CD der NPD

Daneben erstrahlt die Sidebar des Blogs im üblichen Bilde des Spektrums, wird über die Schulhof-CD der NPD genauso infomiert wie über den umstrittenen Namenspatron der Greifswalder Universität, Ernst Moritz Arndt. Neben einer Selbstdarstellung ist dann auch noch Platz für ein Fotoarchiv mit Graffiti und Paste-Ups.

Außerdem steht auf der Webseite ein Terminenplan bereit, um stets über aktuelle Zusammenkünfte informiert zu sein. Dort wird zum Beispiel auch auf die beiden Infostände der NPD am 10. November hingewiesen.

NPD Plakat

Verrückterweise legen die Nazis inzwischen nicht nur die Scheu vor Anglizismen ab (Gendermainstream), sondern verweisen mit den entsprechenden Buttons auch noch gleich auf das soziale Netzwerk Facebook, um dort die publizierten Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine deutsch-nationale Alternative mit vergleichbaren Nutzerinnenzahlen gibt es eben nicht.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Macher der Seite weiterhin so emsig ihre Webadresse in der Stadt verbreiten, ob sie ihre Publikationsfrequenz halten werden und welche Themen sie zukünftig verklären. Spaß macht das Lesen in diesem speziellen Fall ungemein und gäbe es ein funktionierendes RSS-Feed, ich hätte es bereits abonniert.

Hier findet man die Seite der Nationalen Sozialisten Greifswald. Das komplette Programm der Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus ist beim AStA zu finden.

Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt

Ein Gastbeitrag von Stan

So oft wie am vergangenen Sonntag habe ich bisher selten regelmäßig die Nachrichten im Radio verfolgt. Und dass ich um Freunde und Bekannte so besorgt bin wie im Augenblick, ist auch bereits reichliche zwei Jahre her. Was damals der G8-Gipfel in Heiligendamm war, ist gegenwärtig die Situation in und um Dannenberg und Gorleben.

NEUE GEWALTBEREITSCHAFT ANGREIFENDER AKTIVISTEN

Nachdem ich am vergangenen Samstag zum ersten Mal selbst das Wendland und den Protest dort auf der Auftakt-Kundgebung erlebt habe, erzürnt mich heute so manche Aussage und Stellungnahme öffentlicher Bedenkenträger oder selbstverliebter Zeitungsartikelkommentaroren umso mehr. Und es erschreckt mich die kognitive Dissonanz, mit der zum Teil (zehn)tausenden von Menschen, die ihrem Willen und Sehnen Ausdruck verleihen, der Stempel der Gewaltbereitschaft, der Verharmlosung von Straftaten oder der Ignoranz demokratischer Entscheidungen aufgedrückt wird.

Nachdem ich gestern erlebt habe, wie bunt, gesellschaftlich heterogen und um jeden Preis friedlich die Demonstrant_Innen aufgetreten sind, habe ich mich heut so manches Mal verwundert gefragt, ob dieselbe Demo und dieselben Menschen gemeint sind, wenn Polizeisprecher_Innen von einer neuen Eskalationsstufe der Gewaltbereitschaft und von angreifenden Aktivist_Innen sprechen. Sämtliche Aufrufe und Planung zum Widerstand gegen den Castor sind im Vorfeld und auch auf der samstäglichen Kundgebung unter der strikten Vereinbahrung der Gewaltlosigkeit erfolgt. „Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt“ weiterlesen