Für die Seilschaft der Verflixten / für Artisten, Anarchisten / für Solisten, Nihilisten / und vermisste Pantheisten / Nicht zu scheitern, ist für Götter / und Heroismus bin ich leid! / Grenzen aber sind für Spötter / und die Sphäre der Beständigkeit / […] Ein großer Sturm ist losgebrochen / Das ist die Stimme des Begehrens / Mut in der Schlacht trotz all der Knochen / Wir werden nie vernichtet, nie zerstört.*
Das pfingstduselige Überangebot an freier Zeit nutzen ja die meisten Menschen, um der Stadt kurzzeitig den Rücken zu kehren. Wer aber in Greifswald verweilt, muss nicht befürchten, an Langeweile zu Grunde zu gehen, sondern darf sich auf ein geschmackvolles und vor allem entspanntes Wochenendprogramm einstellen: Die Hanselunken werden fünf, durchs IKUWO wird eine russische Dampfwalze donnern, es gibt Kunst satt und schließlich noch ein Open-Air zum Zurücklehnen. Eine Übersicht. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #25“ weiterlesen →
Wer in der Fleischervorstadt oder im Greifswalder Stadtzentrum wohnt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit gestern oder vorgestern einen Brief von der Stadtverwaltung gekriegt, in dem zur Teilnahme an einer Haushaltsumfrage aufgerufen wird.
Damit soll das öffentliche Interesse an neuen Verkehrskonzepten, die wegführen sollen vom motorisierten Individualverkehr, um stattdessen einen klimaschonenden Mobilitätscocktail anzubieten, erhoben werden.
GETEILTES LEID IST HALBES LEID
Auf der Homepage des vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit 14.000 Euro geförderten Pilotprojekts Soziale Stadt mobil gemacht kann bereits in Augenschein genommen werden, wie sich so eine mobile Mischung zusammensetzen könnte: klassischen umweltfreundlichen Fortbewegungsarten wie dem Fahrrad und dem ÖPNV werden neue Mobilitätsdienstleistungen zur Seite gestellt. Dazu könnten zum Beispiel ein professionelles (E-)Car- und Bikesharing gehören, das quartiersweise in sogenannten Mobilitätsstationen organisiert wird.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Die Befragung richtet sich vorwiegend an die Bewohnerinnen der Innenstadt und der Fleischervorstadt, da beide Stadtteile eine sehr hohe Einwohner- und Bebauungsdichte aufweisen — der Mangel an Parkplätzen ist hier ein chronisches Problem — und mehrere Projektpartner dort über eigene Flächen verfügen.
FRÜH BETEILIGEN STATT AM ENDE VORBEIZUPLANEN
Um nicht an den späteren Nutzerinnen vorbei zu konzeptionieren, ist ein wesentlicher Bestandteil von Soziale Stadt mobil gemacht die frühzeitige Einbeziehung der Bevölkerung in den Planungsprozess, durch die festgestellt werden soll, „ob es überhaupt eine tragfähige Nachfrage für die teilweise experimentellen Angebote gibt.“ Außerdem soll die Öffentlichkeit für umweltfreundiche Verkehrsentwicklung sowie Fragen zu Klimawandel, Stadtentwicklung und Mobilität sensibilisiert werden.
Diese Beteiligung kennt bei der Erstellung des Mobilitätskonzepts fünf Schnittstellen: die bereits vergangene Bürgerversammlung im Koeppenhaus; zwei Workshops, die am 24.5. und im Herbst 2012 durchgeführt werden; die eingangs erwähnte Haushaltsbefragung und schließlich die Homepage, auf der regelmäßig informiert wird und die eine Kommentarfunktion bereithält. Dass die Bewohner vor umfassenden Neuerungen und Baumaßnahmen involviert werden, hat sich in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Präsentation der geplanten Umgestaltungen in der Wiesen– und Gützkower Straße bewährt.
(Abbildung: Lutz Wüllner, Urbanizers)
Über die Teilnahme an der Befragung und den Workshop soll man Einfluss auf einen möglichen Standort, die Ausstattung und das Betreiberkonzept einer solchen Mobilitätsstation nehmen zu können. Die Ergebnisse der Befragung sollen zeigen, ob und in welcher Form es in Greifswald eine Nachfrage dafür gibt. Wenn das Feedback sehr positiv ausfällt, könnten im ganzen Stadtgebiet solche Stationen entstehen.
BÜRGERINNEN-WORKSHOP CARSHARING
Zum sogenannten Bürger-Workshop am 24. Mai, bei dem es vor allem um Carsharing gehen wird, sind alle Interessierten eingeladen — nicht nur Bewohner der beiden Stadtteile, in denen die Befragung durchgeführt wird. Eingeladen wurden dafür außerdem mehrere Experten, zum Beispiel Willi Loose (Bundesverband CarSharing e.V.), Thomas Leuckfeld (City-Car Autovermietung GmbH / CarSharing-Unternehmer aus Neubrandenburg) und Oliver Haarmann (Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH).
Es wird darum gebeten, die seit vorgestern verteilten Fragebögen ausgefüllt bis zum 8. Juni im mitgeschickten Rückumschlag beim Quartiersbüro Fleischervorstadt oder in der Stadtinformation abzugeben. Wer in einem Haus der WVG oder der WGG wohnt, kann den ausgefüllten Fragebogen auch bequem in den Hausmeisterbriefkasten stecken.
Dem Thema Carsharing in der Hansestadt widmete sich auch kürzlich Greifswald TV:
„Die Vision lebt“ titelte die Ostsee-Zeitung am vergangenen Mittwoch, als sie darüber berichtete, wie die von CDU, FDP und Bürgerliste eingebrachte Beschlussvorlage zur Streichung der Diagonalquerung aus dem städtischen Radverkehrsplan von einer knappen Mehrheit der Greifswalder Bürgerschaft abgelehnt wurde.
(Foto: Filmstill GTV)
Zu den Lebensrettern des Verkehrsprojekts gehören zweifelsohne mehrere Bürgerschaftsmitglieder der FDP, ohne deren Abwesenheit es verdammt eng geworden wäre mit der Querung. Die wird nun zwar noch immer nicht gebaut, aber bleibt zumindest weiterhin Bestandteil des städtischen Mobilitätskonzepts. Die CDU, allen voran ihr Fraktionschef Hochschild, wird sich bei den liberalen Mandatsträgern für deren Fehlen bedankt haben.
100.00 EURO IN FUNKTIONIERENDE TECHNIK INVESTIERT — QUERUNG ZU TEUER?
Die polarisierend geführte Debatte über die Diagonalquerung geht damit in die nächste Runde, die Argumente bleiben die gleichen: Zu teuer sei der Bau und überhaupt, man sollte mit einer Baumaßnahme keine Bevölkerungsgruppe einseitig bevorteilen. Axel Hochschilds wutroten Kopf kann man indes bis Stralsund sehen, dabei sollte der Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Parkraumbewirtschaftungsgesellschaft mit dem Sparkurs im eigenen Haus beginnen.
Dort investierte man gerade rund 100.000 Euro in die seit fast 15 Jahren funktionierende — von mehreren Millionen Autofahrern problemlos genutzte — Abfertigungstechnik, um damit den Service für die motorisierten Kunden zu verbessern.
Über Kosten sollen bitte auch in Zukunft nicht diejenigen klagen, die sich jetzt allen Ernstes für eine Untertunnelung des Rycks aussprechen, um der andauernden Poller-Problematik zu begegnen.
Wer glaubt, dass solche Vorschläge schildbürgerhaft seien und nicht mal hierorts Unterstützung finden, sollte mal einen Blick auf das Ergebnis einer nichtrepräsentativen Online-Umfrage der Ostsee-Zeitung werfen und die Stirn runzeln: Sind da tatsächlich 53% der mehr als 800 Umfrageteilnehmenden dafür, dass die Stadt die einst gehegten Pläne zur Untertunnelung des Flusses wiederaufnimmt?
Bis auf weiteres wird das Thema Diagonalquerung wohl erstmal ruhen, doch in der Auseinandersetzung ging es ja nur am Rande ums Fahrradfahren. Ein Bürgerschaftsbeschluss ist eben nur ein Bürgerschaftsbeschluss ist eben nur ein Bürgerschaftsbeschluss.
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Möglicherweise kurze Wartezeiten an den Schranken, eventuell auch mal etwas Zeit zum Reden… (pbg, 14.05.12)
Bürgerschaft spricht sich knapp für Diagonalquerung aus (webMoritz, 15.05.12)
Diagonalquerung: Die Vision lebt (OZ, 16.05.12)
Ende gut, nichts entschieden (Grüne Vorpommern-Greifswald, 16.05.12)
Bürgerschaft – Diagonalquerung bleibt im Radverkehrsplan (GTV)
Die Greifswalder Band Krach feiert am Wochenende ihr fünfzehnjähriges Bestehen. Gewohnt heiter präsentieren sich die sieben Musiker seit einigen Wochen von ihren Konzertplakaten und postulieren Glückseligkeit ohne Anlass und Grund. Man ist zwar erwachsen geworden, von bierernsten Alten jedoch noch immer keine Spur.
Zum Jubiläum wollte es die Band nochmal wissen und hat sich für die Klosterruine als Austragungsort ihres Spektakels entschieden. Auf dieser Bühne wird die Band nicht nur den durchaus beobachtbaren Vorläufer vorpommerscher Großväterlichkeit präsentieren, sondern sicher auch den einen oder anderen längst nicht mehr gespielten Song aus dem Archiv kramen.
Die neuen Stücke sind bereits aufgenommen und sind auf der neuen CD 15 Jahre – Grundlos Glücklich natürlich mit drauf — sonst wäre es ja auch eine merkwürdige Release Party.
KRACH wollen sich selbst ein kleines Denkmal setzen
Krach wollen sich mit diesem Abend selbst ein Denkmal setzen und sie geben sich auch alle Mühe, dieses Ziel zu erreichen. Neben aufwendiger Licht- und Videoshow wird man sich in erster Linie auf ein besonderes Konzert dieser Band freuen dürfen, die bei früheren Release Partys nie allein auf der Bühne standen, sondern interessante Kollaborationen mit befreundeten Musikerinnen in die Wege leitete.
Ihr Jubiläum hat die Band auf eigene Faust organisiert und dabei an vieles gedacht: Wer eine Vorverkaufskarte erwirbt, kann zum Beispiel die persönliche An- und Abfahrt mit dem kostenlosen Shuttle-Service erledigen, der in Kooperation mit den Stadtwerken erfolgt, um die verkehrsregelgerechte An- und Abfahrt zu ermöglichen. Außerdem gibt es mit diesem Vorabticket ein kostenloses Exemplar von 15 Jahre — Grundlos Glücklich.
Der Abend wird um 20 Uhr von der Hamburger Rockabilly-Band Pfeffer eröffnet. Vorverkaufskarten erhält man mit etwas Glück noch heute Abend im IKUWO oder am Sonnabend in der Stadtinformation oder der Brasserie Hermann. Die Veranstaltung wird bis 23 Uhr andauern, eine halbe Stunde später fährt der letzte Shuttle-Bus zurück in die Innenstadt. Ausgehempfehlung nicht nur für Lokalheroen!
Da sich jährlich zu Christi Himmelfahrt, dem sogenannten Herrentag, das gleiche Prozedere wiederholt, sollte es sich mit den dazu passenden Artikeln ähnlich verhalten. Eine wärmstens empfohlene Leseempfehlung zu diesem testosteronen Spektakel aus dem Vorjahr:
Am Herrentag haut man sich den Bauch mit Bier voll und den Kumpels mit der Pranke auf die Schulter. Kalle, Fiete, Bernd und Torben fahren ziellos durch die Landschaft, während ihre Gattinnen schon mal die Kaffeetafel herrichten. Den Grill schmeißen die Herren Bratmaxen natürlich selbst an. Und nimm das Gemüse von meinem Grill du Sau! Ich fress’ nur Totgemachtes!
In genau einem Monat beginnt das Greifswald International Students Festival (GrIStuF) und einhundert Studierende aus aller Welt strömen in die Hansestadt, um hier gemeinsam eine Woche miteinander zu verbringen, an Workshops teilzunehmen, sich auszutauschen und inspiriert wieder nach Hause zu fahren. Der Verein, der dahinter steckt, läutet dieses Festival wie gewohnt mit mehreren Countdown-Veranstaltungen ein, um die Vorfreude zu maximieren und helfende Hände zu rekrutieren.
Vor zwei Jahren wurde im Rahmen einer solchen Countdown-Veranstaltung eine Tofu-Jagd durch Greifswald veranstaltet. Dieser ausgelassene Zeitvertreib findet dieses Mal seine Wiederholung. Die Suche nach dem hinterhältigen Tofustück beginnt beim GrIStuF-Büro und wird über mehrere Stationen in die Jahnstraße zum Innenhof des Instituts für Geographie führen. Dort soll nach aufregender Rally eine unvergessliche Party warten.
Die letzte Tofu-Jagd war in der Tat ein vergnügliches Ereignis, bei dem ungefähr 50 Leute durch die Stadt tobten. Wer Zeit hat, sollte sich dieses von mobilen Soundsystemen unterstützte Zerstreuungsangebot auf keinen Fall entgehen lassen und bringt idealerweise Seifenblasen, Glitzer, bunte Kniestrümpfe, Perücken und „Dinge, die Krach machen“, mit.